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Standhaftigkeit und Fortschritt

Aus der Dezember 1960-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Das Bestreben, sich die Dinge Gottes zu eigen zu machen, muß unbeirrbar sein, um zum Erfolg führen zu können. Es kann nicht etwas Zufälliges oder Sprunghaftes sein. Es muß ein standhaftes Bemühen sein. Wohl mögen ohne Standhaftigkeit einige sporadische Erfolge erzielt werden, doch da sie der Stetigkeit ermangeln, werden sie kaum bedeutsam genug sein, um als Meilensteine des geistigen Fortschritts dienen zu können.

Wahre Standhaftigkeit in der Anwendung der Christlichen Wissenschaft im täglichen Leben ist nicht eine Angelegenheit menschlichen Willens oder menschlicher Entschlußkraft, sondern des Glaubens an die Wahrheit ihrer Lehren. Doch schon ehe dieser Glaube stark genug wird, um einen stetigen Einfluß auszuüben, ist ein rechter Entschluß, die hohen moralischen und ethischen Maßstäbe der Christlichen Wissenschaft zu befolgen, höchst wünschenswert. Die einem solchen Entschluß zugrunde liegende Stärke ist die Macht der geistigen Liebe.

Der wachsame Christliche Wissenschafter ruht niemals auf seinen Lorbeeren aus und verläßt sich hinsichtlich seines Fortschritts niemals nur auf den Impuls, den er durch frühere Bemühungen erhalten hat. Er mag zuweilen zurückschauen auf den Weg, den er mit Hilfe der Stetigkeit seiner Hingabe bisher hat zurücklegen können, und sein Denken in stiller, demütiger Dankbarkeit zu Gott erheben für das Maß des Fortschritts, das er schon demonstriert hat. Doch er kann.es sich niemals leisten, seine Arbeit zu unterbrechen oder sein hohes Ziel aus den Augen zu verlieren: Die Vergeistigung seines Charakters und seiner Auffassung von Gott und von seinem eigenen Ursprung, seiner eigenen Natur und Bestimmung.

Der Mensch, der das beste Vorbild für standhaftes Festhalten an einem geistigen Ideal — für unbeirrbare Zielstrebigkeit — darstellte, war Christus Jesus. Weder der Unglaube, der beißende Spott noch der auf ihn gerichtete Haß seiner Feinde, ja, nicht einmal die Androhung körperlicher Gefahr veranlaßten ihn, in seiner ihm von Gott übertragenen Mission einzuhalten. Keine weltliche Versuchung vermochte ihn von der getreulichen Erfüllung seiner Lebensaufgabe abzubringen, deren Bedeutung er in seiner unvergleichlichen Antwort an Pilatus zusammenfaßte (Joh. 18:37): „Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, daß ich für die Wahrheit zeugen soll.“

Das einnehmende Wesen einer strahlenden Persönlichkeit, die intellektuellen Errungenschaften, denen es an geistiger Zielstrebigkeit und Wärme fehlt, blendender materieller Erfolg oder eine eindrucksvolle Erledigung gewisser Verpflichtungen beweisen nicht unbedingt eine standhafte Hingabe an den Christus, die Wahrheit; diese kommt nur durch die Entfaltung unserer geistigen Selbstheit zum Ausdruck. Eine solche Selbstheit wirkt anziehend durch ihre Güte, geistige Zuneigung, Intelligenz, Bescheidenheit und heilende Kraft.

Eigensinn ist nicht gleichbedeutend mit Standhaftigkeit, sondern ist sinnlose sterbliche Willenskraft. Unempfindlichkeit ist nicht Standhaftigkeit, sondern passive Teilnahmslosigkeit. Standhaftigkeit ist geistig rege und findet ihren eigenen Weg zu fortschrittlichen geistigen Errungenschaften. Sie entstammt der Liebe zu einem Ideal, einer Liebe, die zu unbeirrbarem Dienst führt und als eine Schutzwehr gegen die Versuchungen des Fleisches wirkt.

Standhaftigkeit sucht keine schnellen materiellen Belohnungen oder sofortige weltliche Anerkennung; sie bedarf nicht der vergänglichen, antreibenden Wirkungen dieser Illusionen, sondern findet vollen Lohn in ihrem hohen Ziel, in geistigem Wachstum und in dem natürlichen und rechtzeitigen Erscheinen der sie begleitenden reichen und beglückenden Segnungen.

Der Mensch, der einen Schimmer von der Schönheit und Wahrheit der Christlichen Wissenschaft und ihrer unabsehbaren Bedeutung für die Menschheit erlangt hat, wird imstande sein, bereitwillig voranzuschreiten, ohne sich durch Schwierigkeiten abschrecken zu lassen, gleichermaßen gefeit gegen Schmeichelei oder kleinliche Kritik. Sein Denken und Handeln wird nur durch die geistige Liebe bestimmt; nur durch sie wird er aufrechterhalten.

Die so gewonnene Inspiration befähigt den Anhänger der Christlichen Wissenschaft die selbstsüchtige Vorstellung von seinem eigenen Wirken und seinen eigenen Fähigkeiten und Wünschen zu überwinden und so das Haupthindernis zu beseitigen, das das kurzsichtige weltliche Denken benutzen möchte, um seinen Fortschritt zu verzögern oder ihn vom Wege abzubringen und ihn für die große Sache der Christlichen Wissenschaft unbrauchbar zu machen. Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin dieser Religion, sagt (Vermischte Schriften, S. 282): „Bedenkt, daß es das Persönliche oder die Person- haftigkeit und die Vorstellung von Gott oder dem Menschen als Person ist, was den Menschen begrenzt.“

Der Christliche Wissenschafter, der dies erkennt, wird sich und sein Wirken stets im Hinblick auf die ganze Bewegung betrachten, dessen eingedenk, daß die Christliche Wissenschaft nicht ein persönlicher Besitz ist, der hauptsächlich im Dienste seines eigenen Interesses benutzt werden, sondern ein ihm anvertrautes Gut, das zum Wohl der ganzen menschlichen Familie gefördert werden muß. Selbstsucht wird dann einer ausströmenden Liebe, Ungeduld der Überlegtheit und kurze Ansätze zur Arbeit einem standhaften, ruhigen, vom Glauben inspirierten Bestreben weichen.

In dem folgenden kurzen Satz gibt uns Mrs. Eddy eine Andeutung von der Standhaftigkeit und Zielstrebigkeit, deren sie bedurfte, während sich ihr die ganze Tragweite ihrer revolutionären Entdeckung zuerst entfaltete (Anfangsgründe der Göttlichen Wissenschaft, S. 17): „Die Entdeckerin dieser Wissenschaft könnte von Zaghaftigkeit, Mangel an Selbstvertrauen, Freundlosigkeit, Mühe, Seelenangst und Siegen berichten, angesichts derer sie einer wundersamen Erleuchtung als Halt bedurfte, als sie die ersten Schritte in dieser Wissenschaft unternahm.“

Alle ihre Nachfolger mögen sich zu Herzen nehmen, was sie im Lehrbuch „Wissenschaft und Gesundheit“ unter der Randüberschrift „Unsre Fußtapfen himmelwärts“ schreibt (S. 426): „Die Entdeckerin der Christlichen Wissenschaft findet den Weg weniger schwierig, wenn sie das hohe Ziel beständig vor Augen hat, als wenn sie ihre Fußtapfen zählt in ihrem Bemühen, dieses Ziel zu erreichen. Ist das Ziel begehrenswert, dann beschleunigt die Erwartung unsern Fortschritt. Das Ringen nach Wahrheit macht uns stark anstatt schwach und bringt uns Ruhe anstatt Ermüdung.“

Von dem Augenblick ihrer großen Offenbarung im Jahre 1866 an arbeitete sie unermüdlich, über einen Zeitraum von nahezu 45 Jahren im Dienste ihres Ideals, bis sie trotz unglaublicher Schwierigkeiten die Bewegung der Christlichen Wissenschaft auf Erden begründet, uns unser kostbares Lehrbuch und ihre anderen Schriften gegeben, und die Kirche Christi, Wissenschafter, gegründet hatte, die heute in ihrem Wirken die ganze Welt umfaßt. Das Beispiel ihres Zielbewußtseins, ihres unerschrockenen Mutes, ihrer durch Gebet vollbrachten Leistungen und wunderbaren geistigen Gesinnung erinnert uns an ihre Stellung in der christlich-wissenschaftlichen Bewegung und ist eine ständige Inspiration zu selbstlosem, selbstvergessendem Dienen.

Sie bewies, daß die wahre Standhaftigkeit sich am besten angesichts von schweren Bedrängnissen und Widerständen zeigt. Aus ihnen lernt man, den Weg zu beschreiten, der zum Siege führt. Ein wirklich hingebungsvoller Mensch hat keine Zeit für Selbstbedauern oder selbstsüchtigen Kummer. Die Fehler der Vergangenheit lehren ihn nur die Lektionen, die ihn stärken. Standhaftigkeit ist nicht eifersüchtig auf den Fortschritt anderer, sondern freut sich daran.

Ein sich über alles hinwegsetzender Glaube an die Allmacht Gottes und ein nicht zögernder Gehorsam dem Christus gegenüber können uns sicher durch Zeiten des Zweifels und scheinbaren Stillstands hindurchbringen. Wenn wir uns unsere innere Freude nicht nehmen lassen, selbst wenn alles verkehrt zu gehen scheint, und an der Immergegenwärtig- keit der leitenden, schützenden Ideen Gottes festhalten, dann wird auch eine sichtbare Bekundung des Guten ans Licht kommen.

Die Inspiration wird uns befähigen, standhaft an der Wahrheit festzuhalten, wenn körperliche Probleme nicht schnell zu weichen scheinen. Wenn wir auch stets sofortige Ergebnisse von einer gründlichen Handhabung der Ansprüche des Bösen erwarten sollten, so müssen wir doch Standhaftigkeit und unerschütterliche Ausdauer besitzen, um in Schwierigkeiten an der Allheit der Wahrheit und ihrer Kundwerdung festzuhalten und die illusorische Natur der irrigen Vorstellung zu erklären, von welcher die körperliche Disharmonie nur der materielle Ausdruck ist. Dann wird die falsche Vorstellung mitsamt ihrem Ausdruck unweigerlich verschwinden. Wenn der Irrtum hartnäckig zu sein scheint, dann darf es uns nicht an moralischem und geistigem Mut fehlen, um in unserem Bewußtsein an der vollständigen Harmonie des Menschen festzuhalten, an der unwandelbaren Wirklichkeit des vollkommenen Gottes und Seines vollkommenen geistigen Ebenbildes.

Die Verheißung, daß Gott ein getreues Festhalten an der Wahrheit kennt und belohnt, kommt zu uns allen in den ermutigenden Worten des Apostels Paulus (1. Kor. 15:58): „Darum, meine lieben Brüder, seid fest, unbeweglich, und nehmet immer zu in dem Werk des Herrn, sintemal ihr wisset, daß eure Arbeit nicht vergeblich ist in dem Herrn.“

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