Zuweilen möchte der Fremdling, der im Begriff steht, zieh zögernd mit der Christlichen Wissenschaft zu befassen, wissen, welchen Einfluß sie auf ihn ausüben würde, wenn er ihr Studium wirklich aufnähme. Da er die alten, materiellen Auffassungen über Substanz und Gesundheit, über die Freuden und Genugtuungen des Lebens angenommen hat, fragt er sich, wieviel von all diesen er nun aufgeben muß. Dieser Wunsch, Gewißheit zu bekommen über die Auswirkungen der Christlichen Wissenschaft, ehe man irgend etwas von ihrer eigentlichen Substanz versteht, ist in manchen Fällen verständlich und verdient eine klare und verständnisvolle Antwort.
Hier kann festgestellt werden — mit einer Bestimmtheit, die sich auf die gesamten Erfahrungen von nahezu neunzig Jahren gründet — daß der Einfluß der Christlichen Wissenschaft auf ihre Anhänger im wahrsten Sinne des Wortes segensreich ist. Das materialistische Zeitalter, das seine Auffassungen auf seinen Glauben an die physische Wirklichkeit gründet, die die Erscheinungsformen materieller Substanz, materieller Intelligenz und materiellen Lebens annehmen, gesteht der geistigen Wahrheit nicht die allmächtige Kraft zu, die sie sowohl im physischen wie auch im mentalen Reich besitzt. Daher widersetzt es sich den Lehren der Christlichen Wissenschaft, die auf die rein geistige Natur der Wirklichkeit gegründet ist.
Die Christliche Wissenschaft klärt diese Gedankenverwirrung auf durch die Gewißheit, die sie dem neuen Anhänger mit der wissenschaftlichen Wahrheit und dem praktischen Wert der Lehren Christi Jesu hinsichtlich der einzigen Wirklichkeit und Macht des geistig Guten bringt. Diese Lehren, die für die Welt des zwanzigsten Jahrhunderts durch die Christliche Wissenschaft von neuem dargeboten werden, haben bewiesen, daß sie imstande sind, für ihre Anhänger — heute ebenso wie zu Jesu Zeiten — körperliches und geistiges Wohlbefinden als Ausdruck des Wesens der absoluten Wirklichkeit auf der menschlichen Daseinsebene herzustellen oder wiederherzustellen.
Die Wissenschaft des Seins, die bewiesen werden kann, hat einen überwältigenden Einfluß auf die herkömmlichen materialistischen Annahmen über das Dasein, die nur einer endlosen Wiederholung und einer vernunftlosen Überheblichkeit fähig sind. Die Christliche Wissenschaft wirkt dem unaufhörlichen falschen Einfluß dieser Annahmen entgegen, indem sie dem Menschen ein Bewußtsein von seiner Unabhängigkeit von den überlieferten dogmatischen Annahmen verleiht, die das gesamte sogenannte materialistische Wissen ausmachen.
Weil die Christliche Wissenschaft die einengenden abergläubischen Annahmen hinsichtlich des Ursprungs und der Natur des Lebens und der — Intelligenz wie auch hinsichtlich der Natur aller Ursächlichkeit überhaupt — zerstört, ist ihr Einfluß im höchsten Grade befreiend. Dadurch, daß sie die Furcht vor den Drohungen der Materie verscheucht, wirkt sie von Natur aus wiederherstellend und kräftigend. Und weil sie der Einfluß der Wahrheit ist, wirkt sie erhebend und ist stets anwendbar. Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, faßt die endgültige Auswirkung ihrer Entdeckung in folgenden Worten kurz zusammen (Wissenschaft und Gesundheit, S. 338): „Die Christliche Wissenschaft, richtig verstanden, führt zu ewiger Harmonie.“
Dieser geistige Einfluß wurde von Christus Jesus demonstriert, und er wird in der Christlichen Wissenschaft in seiner ganzen Fülle offenbart. Wie zur Zeit des Meisterchristen jedoch, so ist es auch heute nicht ein blindes Annehmen der Wissenschaft des Christus, sondern das tatsächliche geistige Verständnis von derselben, was den Anhänger unter ihren segensreichen Einfluß bringt, denn erst das Verständnis macht das Annehmen wirklich. Außerdem erweckt das Studium dieser Religion den Anhänger zu der Vergegenwärtigung seines geistigen Vermögens, durch das er die Dinge Gottes verstehen und sich zu eigen machen kann.
Der Einfluß, den Christus Jesus auf seine Nachfolger ausübte, war weder persönlich noch menschlich; es war die Auswirkung der Christus-Wahrheit, der göttlichen Botschaft, die er ihnen von der geistigen Idee Gottes und der Gotteskindschaft des Menschen brachte. Mrs. Eddy spricht von den körperlichen und sittlichen Heilungen, die eintreten, wenn diese Botschaft von Wahrheit und Liebe angenommen wird, und erklärt (ebd., S. xi): „Heute wie damals sind diese mächtigen Werke nicht übernatürlich, sondern im höchsten Grade natürlich. Sie sind das Zeichen des Immanuel oder ‚Gott mit uns‘ — sie sind ein göttlicher Einfluß, der im menschlichen Bewußtsein immer gegenwärtig ist, sich wiederholt und heute kommt, wie vor alters verheißen ward:
Zu predigen den Gefangenen [des Sinnes], daß sie los sein sollen,
Und den Blinden das Gesicht
Und den Zerschlagenen, daß sie frei und ledig sein sollen.“
Der tiefgehende und anhaltende Einfluß des Lebenswerkes Jesu rührte nicht nur von der Tatsache her, daß seine Lehren stets unmittelbar von dem praktischen oder sichtbaren Beweis begleitet wurden, sondern auch daher, daß er durch seinen Charakter ein so vollkommenes Beispiel gab von der Sohnschaft, die er lehrte. Dies ist der Einfluß, der heute von der Wissenschaft des Christus, der Christlichen Wissenschaft, ausgeht, deren Lehre durch Beweise bestätigt wird und deren christliche Glaubenssätze wunderbar im Einklang stehen mit dem Leben und dem Charakter der geliebten Führerin der Bewegung der Christlichen Wissenschaft, Mrs. Eddy.
Das Verständnis der Christlichen Wissenschaft wirkt wie eine Herausforderung an den Anhänger, ihre Erklärungen durch Heilungsbeweise zu bestätigen, und es verleiht ihm die nötige Inspiration, dies erfolgreich tun zu können. Das Studium dieser Wissenschaft reinigt und vergeistigt das menschliche Bewußtsein und veranlaßt es dadurch, sich die Richtschnur für den wahren Charakter des Menschen zu eigen zu machen, wie sie von Christus Jesus in seiner Bergpredigt dargelegt wurde. Es ist unerläßlich für denjenigen, der diese Wissenschaft erforschen will, sich dessen bewußt zu sein, daß Mrs. Eddy die Bergpredigt als das Wesen dieser Wissenschaft bezeichnet. Nur wenn man deren Richtschnur für das Leben gewissenhaft befolgt, kann man mit der geistigen Kraft zu heilen angetan werden.
Je mehr der Anhänger dieser Wissenschaft das Wesen Gottes, des wahren Schöpfers oder des göttlichen Prinzips des Menschen, verstehen lernt, desto größer wird sein Verlangen sein, nur Seine Eigenschaften auszudrücken und Wache zu stehen gegen die tief verwurzelten sterblichen Impulse, die seiner Widerspiegelung der göttlichen Natur zu widerstehen scheinen. Er wird hierin erfolgreich sein im Verhältnis zu der Aufrichtigkeit seiner Bemühungen und seiner verständnisvollen geistigen Wertschätzung der göttlichen Schönheit der Christus-Wahrheit, wie sie sich ihm entfaltet.
Unter den ersten Lektionen, die der Anhänger zu lernen hat, ist die, daß der Urquell aller wahren Intelligenz Gott ist, das unkörperliche göttliche Gemüt, und daß die menschliche Bekundung dieser Intelligenz, wie sie in rechtem oder wahrhaftigem Denken zum Ausdruck kommt, in der geistigen Widerspiegelung der Ideen Gottes durch den einzelnen besteht. Er lernt verstehen, daß alles Denken, das mit menschlichen Gefühlserregungen verbunden zu sein scheint, nicht der Ausdruck der geistigen Intelligenz ist, sondern materieller Empfindungen, der Gewohnheit, sich dem Irrtum einer materiellen Gesinnung und materiellen Beweggründen hinzugeben.
Auf diese Weise lehnt die Christliche Wissenschaft ganz natürlich bloß menschliche Gefühlserregungen ab und fördert und unterstützt die Entfaltung von Mitgefühl, wahrer Freundlichkeit, verständnisvoller Hilfsbereitschaft und der Fähigkeit, geistig klar zu denken, unbehindert durch die verwirrenden Suggestionen der Furcht, der Selbstsucht, ererbter Veranlagungen, menschlicher Willenskraft und ungezügelten menschlichen Begehrens. Dieses höhere, wahrhaftigere Denken befähigt den Anhänger, den Problemen des täglichen Lebens intelligent und erfolgreich entgegenzutreten, ohne sich durch sie einschüchtern zu lassen. Es wird auch in einem bemerkenswerten Maße die spontane Entfaltung seiner Fähigkeiten bewirken und seine Augen öffnen für die größeren Gelegenheiten, diese Fähigkeiten in der rechten Weise einzusetzen, die sich ihm nun weit mehr, als er je erwartet hat, darbieten.
Unter dem Einfluß der Christlichen Wissenschaft wird der Wahrheitssucher dazu geführt werden, zu erkennen und zu empfinden, daß die herrlichen Verheißungen des Psalmi- sten eine völlige und praktische Gültigkeit für ihn besitzen; und er wird in seinem eigenen Leben die Erfüllung dieser Verheißungen erfahren: „Der Herr wird's für mich vollführen“ (Ps. 138:8); „Du tust deine Hand auf und erfüllest alles, was lebt, mit Wohlgefallen“ (Ps. 145:16); „Er heilt, die zerbrochnes Herzens sind, und verbindet ihre Schmerzen“ (Ps. 147:3); „Der Herr ist allen gütig und erbarmt sich aller seiner Werke“ (Ps. 145:9).
