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„Butter und Honig wird er essen“

Aus der Oktober 1961-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Jesaja das Kommen Christi Jesu prophezeite und ein anschauliches Bild entwarf von der Fürsorge, die er als Kind empfangen würde, schrieb er (7:15): „Butter und Honig wird er essen, wann er weiß, Böses zu verwerfen und Gutes zu erwählen.“ Doch als Jesaja hierüber sprach, konnte er nicht die reichliche Versorgung mit materiellen Nahrungsmitteln im Auge gehabt haben. Er schrieb von der Nahrung der Wahrheit, die das Kind stark machen und ihm ein klares sittliches Empfinden verleihen sollte, zwischen dem Guten und dem Bösen zu unterscheiden, um das eine zu erwählen und das andere zu verwerfen. Später lesen wir im Hebräerbrief (1:9), daß Jesus darum „mit dem Öl der Freuden über [seine] Genossen“ gesalbt wurde, weil er „geliebt die Gerechtigkeit und gehaßt die Ungerechtigkeit“. Mrs. Eddy spricht gerade über diesen wissenschaftlich kritischen Sinn, wenn sie sagt (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 240): „Ich wiederhole jetzt einen weiteren Beweis, nämlich daß die Christliche Wissenschaft die höhere Kritik darstellt, weil sie das Böse, Krankheit und Tod — alles, was Gott, dem Guten, unähnlich ist — auf einer biblischen Grundlage kritisiert und, dem Worte Gottes gemäß, ihre Zustimmung gibt oder diese versagt.“

Um die Entwicklung dieses wissenschaftlich kritischen Sinnes zu unterstützen, sollten wir die Schüler in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule schon frühzeitig lehren, zu beweisen, daß Gott das Gute ist. Wir sollten den Kindern einen biblischen und wissenschaftlichen Maßstab in die Hand geben, nach dem sie in ihrem täglichen Leben beginnen können, das menschliche Denken zu beurteilen, das Böse als wertlos und unwirklich zurückzuweisen und das Gute als die einzige Wirklichkeit zu wählen. So erlangen sie ein wissenschaftliches Unterscheidungsvermögen, und daher auch eine größere Sicherheit in ihren Überzeugungen und Handlungen, und lernen nur das Gute widerzuspiegeln.

Die Zehn Gebote und die Bergpredigt werden bereitwilliger als Richtschnuren für das menschliche Verhalten anerkannt als viele andere Abschnitte in der Heiligen Schrift; aber sämtliche Bücher der Bibel können herangezogen werden, um ein moralisches und geistiges Empfinden zu entwickeln und zu stärken. Da die Bibel ein Buch von zeitlosem Interesse und unwandelbarer Anwendbarkeit ist, sollte sie durch den Unterricht zu einem regelrechten Handbuch für das tägliche Leben werden; und das kann nur geschehen, wenn ihre geistigen Lektionen zur Lösung der laufenden Probleme der Schüler in Beziehung gebracht werden. Diese Probleme, obwohl sie verworren zu sein scheinen, sind gewiß nicht schwieriger als die Probleme, denen sich Moses, Jeremia, die drei hebräischen Gefangenen oder Jesus gegenübergestellt sahen.

Wir dürfen nicht die Notwendigkeit aus den Augen verlieren, den Schülern einen Überblick von der Bibel als Ganzes zu geben, als einer Geschichte des menschlichen Fortschritts unter Gottes Führung, die darauf hinweist, daß die Menschen erhabenen Siege errangen, wenn sie zu Gott aufschauten, und Fehlschläge erlitten, wenn sie von Gott abfielen. Auf diese Weise gewinnt der Schüler eine Überzeugung, die sich auf sein zunehmendes Erfassen von dem vollen Ausmaß der geistigen Entwicklung gründet, die die Bibel darlegt — angefangen bei Moses‘ Darlegung des göttlichen Gesetzes und weiter durch mehr als zwölf Jahrhunderte bis zur Gründung des Christentums durch Christus Jesus.

Auf diese Weise erhält der Schüler einen Begriff von der Erhabenheit und Schönheit des Weges zur Erlösung, der seine wissenschaftliche Erklärung in der Christlichen Wissenschaft findet. Er wird dann anfangen die wissenschaftliche Natur jener Erklärung von der Koexistenz zu begreifen, die einige Moses zuschreiben (Ps. 90:1, n. der engl. Bibel): „Herr, Gott, du bist unsere Zuflucht gewesen von Geschlecht zu Geschlecht.“ Es sei denn, wir haben eine gewisse Wertschätzung von der Bibel als einem Gesamtwerk, so bleiben ihre Lektionen bruchstückartige, unzusammenhängende Ereignisse, statt Teile eines großen Erlösungsplanes, die alle dazu dienen, das Wirken des göttlichen Prinzips zu erklären.

Es gibt keine wäßrige Farblosigkeit in der Christlichen Wissenschaft; daher sollte unser Unterricht Schönheit, Vielseitigkeit und Überzeugungskraft ausdrücken. Wir können unseren Unterricht nicht in ein stereotypes Schema zwängen; die Wahrheit entfaltet sich unaufhörlich. Wir können den Unterricht sehr vielseitig gestalten, indem wir uns besonderen Teilen der Bibel zuwenden und deren Bedeutung für die heutige Zeit ausführlich erörtern. Was könnte zum Beispiel wirksamer sein in dieser Zeit des Wandels der menschlichen Gesellschaft und der allzu leichtfertigen Einstellung gegenüber menschlichen Verpflichtungen als die zu Herzen gehende Geschichte von Ruths selbstloser Liebe zu ihrer Schwiegermutter und den Segnungen, die sie empfing, auf Grund ihres großen Verlangens, in ihren menschlichen Beziehungen Liebe zum Ausdruck zu bringen? Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß Treue zu Gott nicht in wissenschaftlicher Weise demonstriert werden kann, wenn wir die uns von der göttlichen Liebe übertragenen Verpflichtungen mißachten.

Was könnte hilfreicher sein für einen jungen Mann, der Ausschau hält auf dem Pfad, der ihn zu menschlichen Errungenschaften führen soll, als ihn mit dem bemerkenswerten Leben Davids bekannt zu machen, der sich, obwohl er verschiedentlich in seinen Erwartungen enttäuscht wurde, durch Inspiration und unerschrockenen Mut von einer Niederlage nach der anderen wieder erhob, bis er schließlich König über Israel und der große Poet seines Volkes wurde? Es ist hilfreich, das Werk Mose mit der heutigen Zeit in Verbindung zu bringen, und es erhöht das Interesse an dem geschichtlichen Hintergrund, wenn wir darauf hinweisen, wie Moses dazu geführt wurde, Richter zu ernennen, die ihm „alle geringen Sachen“ abnahmen — obwohl sie alles, „was schwere Sachen waren,“ zu Mose brachten — und so ein Vorbild gab für einige Verfahrensregeln der heutigen Zeit (siehe 2. Mose 18:13–26).

Eine Lehrerin in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule forderte einmal ihre Schüler auf, nach eigener Wahl Leben und Werk der großen Gestalten der Bibel zu studieren — Moses, Jesaja, Paulus, Johannes und so weiter —, dabei gewöhnliche Nachschlagewerke zu benutzen und dann über ihre Feststellungen in der Klasse zu berichten. Als Folge davon zog ein Schüler einen bemerkenswerten Vergleich zwischen den frühen Erfahrungen Mose und Jesu, die beide von ihren Müttern unter Gottes Leitung gerettet wurden, damit sie als Zeugen Gottes ihr Lebenswerk vollbringen konnten. Diese vergleichende Betrachtung wurde benutzt, um eine interessante und verständnisvolle Darlegung der Wirkungsweise des tierischen Magnetismus und seiner Machtlosigkeit zu bringen.

Die Zehn Gebote sollten gelehrt werden als ein Lebenskodex grundlegender Sittlichkeit. Diese Sittlichkeit muß nachdrücklich hervorgehoben werden, um den materiellen Tendenzen einer hochentwickelten mechanisierten Zivilisation entgegenzuwirken. Gehorsam gegen die von ihnen festgelegte moralische Richtschnur führt aus dem ersten Grad in den zweiten Grad in der „Wissenschaftlichen Übertragung vom Sterblichen Gemüt“, einen Grad, der moralische oder Übergangseigenschaften umfaßt (siehe Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy, S. 115). Als die zehn Regeln für das tägliche Leben sollten sie mit den Forderungen der heutigen Zeit in Verbindung gebracht werden. So mag zum Beispiel das Gebot: „Gedenke des Sabbattags, daß du ihn heiligest“ (2. Mose 20:8) dem Kind wie eine veraltete Lehre vorkommen; wenn es aber zu der Erkenntnis geführt wird, daß es bei dem heutigen Lebenstempo wichtig ist, regelmäßig stille Stunden geistiger Besinnung zu haben, um auf die Leitung des Gemüts zu lauschen, dann kann es zumindest Zweck und Ziel dieses Gebotes begreifen und nach Gelegenheiten Ausschau halten, um es zu befolgen. Daniel, der sich als Gefangener in Babylon dreimal am Tage zurückzog, um zu beten — sein Angesicht Jerusalem zugewandt — ist eine Veranschaulichung dafür, in welchem Geist dieses Gebot befolgt werden sollte. Wenn diese Gepflogenheit heutzutage allgemeiner beobachtet würde, von Eltern sowohl wie auch von den Kindern, dann würden sie die wirkliche Bedeutung des Lebens schneller erfassen. Doch gleichviel, ob die Zehn Gebote lediglich auswendig gelernt werden oder als lebendige, moderne Lebensregeln gelehrt werden, sie müssen stets als das göttliche Gesetz dargelegt werden, das unter göttlicher Eingebung geschrieben wurde.

Ein Sonntagsschullehrer schilderte die Seligpreisungen einmal einer Klasse sehr junger Schüler als „die Glückseligkeiten“. Dadurch wurde ihr Studium zu einer spontanen, freudigen Erkenntnis, daß ihre Befolgung im täglichen Leben bedeutet, dem Christus-Weg zur vollständigen Glückseligkeit zu folgen.

Junge Menschen sind von Natur aus geneigt, Vorkämpfer für die Wahrheit zu sein; daher wird der Lehrer, der seiner Klasse gegenüber lediglich die passive Haltung eines Hüters der Wahrheit einnimmt, vergebens auf den Widerhall warten, den er erhofft. Beim Unterrichten junger Menschen können wir nicht verschroben sein, und wir dürfen keinesfalls abgedroschene Redensarten führen; wir dürfen es nicht wagen, engherzig, nichtssagend oder voreingenommen zu sein. Wissenschaftliche und geistige Unkenntnis auf seiten des Lehrers ist heutzutage absolut unzulässig. Eine wissenshungrige junge Studentin beklagte sich bei ihrer Sonntagschullehrerin, daß sie gerne Plato lesen wolle, ihre Mutter aber, die eine hingebungsvolle Christliche Wissenschafterin war, dagegen Einspruch erhöbe. Die Lehrerin erwiderte: „Wenn Sie um der intellektuellen und kulturellen Entwicklung willen lesen, dann denken Sie stets daran, daß wir in, Wissenschaft und Gesundheit‘ unser Hauptwerk haben, unseren vollkommenen Maßstab der absoluten geistigen Wahrheit; Sie müssen jeden Gedanken von diesem Standpunkt aus einschätzen lernen und erkennen, bis zu welchem Grade Plato oder irgend jemand anders ihm nahe gekommen ist, oder wie weit er von ihm entfernt ist. Und dann erwählen Sie das Geistige als das Wirkliche, und weisen Sie die bloß menschengemachte Theorie als unwirklich zurück.“ Daraufhin gab es keine Verbitterung mehr auf seiten der Schülerin, keinen Mangel an Respekt, keinen blinden Eigensinn. Die Sonntagsschularbeit wurde in harmonischer Weise fortgesetzt und ebenso die Arbeit an der Hochschule; dabei wurde jede Arbeit dem ihr zukommenden Grad der Wichtigkeit gemäß berücksichtigt.

Im Gegensatz zu dieser weisen Erwiderung steht eine Erfahrung der Verfasserin, die vor vielen Jahren, als sie an der Universität studierte, Schülerin in einer christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule war. Eines Sonntags war sie ganz fasziniert von Darwins Entwicklungstheorie, die ihr völlig neu war, und so fragte sie den Sonntagsschullehrer, was die Christliche Wissenschaft hinsichtlich der Theorie Darwins lehrte. Mit einer achtlosen Handbewegung tat der Lehrer die Frage ab und erwiderte: „Es lohnt sich nicht darüber zu sprechen!“ Dies ist ein gutes Beispiel dafür, wie man nicht unterrichten sollte! Die Frage eines Schülers sollte stets mit Achtung behandelt werden, und sogenannten wissenschaftlichen Theorien muß in verständnisvoller Weise mit der geistigen Wahrheit entgegengetreten werden.

Statt die Frage achtlos beiseite zu schieben oder törichterweise zu versuchen, materielle Theorien mit der grundlegenden geistigen Wahrheit auszusöhnen, wäre es wahrhaftig viel leichter gewesen für den Lehrer, auf die folgenden wunderbaren Erklärungen aus „Wissenschaft und Gesundheit“ — unserem inspirierten Lehrbuch — hinzuweisen, die in wissenschaftlicher Weise den ganzen Konflikt zwischen der Biologie und der göttlichen Wissenschaft entscheiden (S. 551): „Die Entwicklungstheorie beschreibt die Stufenfolgen der menschlichen Annahme, aber sie erkennt die Methode des göttlichen Gemüts nicht an, noch sieht sie, daß die materiellen Methoden in der göttlichen Wissenschaft unmöglich sind und daß alle Wissenschaft von Gott kommt und nicht vom Menschen“, und (S. 547): „Die wahre Theorie vom Universum, einschließlich des Menschen, liegt nicht in materieller Geschichte, sondern in geistiger Entwicklung. Der inspirierte Gedanke läßt die materielle, sinnliche und sterbliche Theorie vom Universum fallen und nimmt die geistige und unsterbliche an.“

Dadurch, daß die jungen Leute lernen, das Gute zu erwählen und das Böse zu verwerfen, können sie vermeiden, die Fehler zu machen, in die die Jugend ohne ein Verständnis von der Christlichen Wissenschaft verfallen könnte. Wenn wir wahre geistige Speise ausgeben, können wir erwarten, „daß unsere Söhne aufwachsen in ihrer Jugend wie die Pflanzen, und unsere Töchter seien wie die ausgehauenen Erker, womit man Paläste ziert“ (Ps. 144:12).

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