Der Ausdruck „göttliche Metaphysik“ wird mit Recht auf die Christliche Wissenschaft angewandt, und der Wert dieser Wissenschaft liegt in der praktischen Art und Weise, wie sie Krankheit und anderen menschlichen Disharmonien entgegentritt, nicht von einem physischen, sondern von einem metaphysischen Standpunkt aus — einem Standpunkt, der über das Physische hinausgeht. In der göttlichen Metaphysik wird der Geist als die wirkliche Substanz angesehen, und die Materie wird als eine falsche Auffassung von Substanz erkannt.
Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft ist geübt in der Kunst des Heilens. Er ist ein Metaphysiken Der medizinische Praktiker oder Arzt befaßt sich hauptsächlich mit sichtbaren Erscheinungsformen. Der Metaphysiker befaßt sich mit der geistigen Ursächlichkeit. Er verläßt sich auf ein Verständnis der geistigen Gesetze, um das Verlangen der Menschen nach Wohlergehen zu befriedigen.
Eine Kenntnis physischer Gesetze würde ihm bei seiner Heilarbeit nichts nützen. Tatsächlich würde einen der Versuch, eine Kenntnis physischer Gesetze oder Naturvorgänge mit einem Verständnis der geistigen Gesetze zu verquicken, von der Christlichen Wissenschaft wegführen, hinein in den Bereich irgendeiner spekulativen Philosophie.
Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 111): „Das Prinzip der göttlichen Metaphysik ist Gott; die Betätigung der göttlichen Metaphysik ist die Nutzbarmachung der Macht der Wahrheit über den Irrtum; ihre Regeln demonstrieren ihre Wissenschaft.“
Da Gott der Geist ist, muß das Prinzip der göttlichen Metaphysik in geistiger Weise zum Ausdruck kommen. Es muß sich in unveränderlichen Gesetzen bekunden — Gesetzen, die, obwohl sie über dem physischen Bereich stehen, doch innerhalb desselben allerhaben sind. Dies sind die Gesetze, mit denen Christus Jesus vertraut war, Gesetze, die er in der Demonstration seiner Herrschaft über seine Umgebung wirksam werden ließ — einer Herrschaft, die als wunderbar oder übernatürlich bezeichnet wurde von denen, die sich des Prinzips und der Regeln der göttlichen Metaphysik nicht bewußt waren.
In dem Maße, wie das grundlegende geistige Gesetz des Universums besser verstanden wird, wird man die Ausübung der Christlichen Wissenschaft überall suchen; und sie wird angenommen werden als ein wirksames und machtvolles Heilmittel sowohl für Sünde als auch für Krankheit.
Alles, was wirklich besteht, leitet seine Existenz von seinem Urquell oder Ursprung her, ist von diesem untrennbar und wird von ihm regiert. In dem ersten oder geistigen Schöpfungsbericht in der Genesis wird von Gott als dem Anfang oder der Ursache gesprochen. Der Apostel Paulus spricht von Gott in seinem Brief an die Römer in den folgenden bekannten Worten (11:33, 36): „O welch eine Tiefe des Reichtums, beides, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte und unerforschlich seine Wege! ... Denn von ihm und durch ihn und zu ihm sind alle Dinge. Ihm sei Ehre in Ewigkeit!“
Und im zweiten Kapitel seines ersten Briefes an die Korinther macht Paulus einen deutlichen Unterschied zwischen der Metaphysik und der Physik, zwischen der Erkenntnis, die durch göttliche Entfaltung und der, die durch materielle Forschungen und Experimente erlangt wird. Er spricht von den Dingen, die Gott für die bereitet hat, die Ihn lieben, und die für die begrenzten körperlichen Sinne nicht sichtbar sind und sagt: „Uns aber hat es Gott offenbart durch seinen Geist.“
Dann stellt er die Weisheit der Welt der Weisheit, die von Gott kommt, gegenüber: „Nicht mit Worten, welche menschliche Weisheit lehren kann, sondern mit Worten, die der heilige Geist lehrt, und richten geistliche Sachen geistlich.“ Und er fährt fort: „Der natürliche Mensch aber vernimmt nichts vom Geist Gottes; es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen; denn es muß geistlich gerichtet sein.“
Die orthodoxe Theologie hat von alters her die Ansicht vertreten, daß Gott das Universum im allgemeinen durch Naturgesetze regiere, diese Gesetze aber gelegentlich beiseite setze und unmittelbar eingreife. Die sich hieraus ergebende Wirkung ist dann als ein Wunder bezeichnet worden. Doch seit der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft durch Mrs. Eddy vor fast einem Jahrhundert gibt es für niemanden mehr einen Grund oder eine Möglichkeit, auch weiterhin solch einem Glauben zuzustimmen. Ebensowenig gibt es einen Grund für die Annahme, daß Gott, die Lebensquelle des Menschen, die kostbare Gabe des Lebens einer Substanz einverleibt habe, die Materie genannt wird, und über die Er in solch einer unterschiedlichen und unberechenbaren Weise Herrschaft ausübe.
Der Geist bringt sich selbst im Menschen und im Universum durch verläßliches und unwandelbares Gesetz zum Ausdruck. In Wirklichkeit ist das einzige Universum das geistige Universum, das einzige Gesetz ist das geistige Gesetz, und der einzige Mensch ist der geistige Mensch.
In „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt die Verfasserin des Buches folgendes (S. 134): „Ein Wunder erfüllt Gottes Gesetz, aber es verletzt dieses Gesetz nicht. Diese Tatsache erscheint gegenwärtig geheimnisvoller als das Wunder selbst.“ Etwas weiter unten fährt sie fort: „Das Wunder führt keine Unordnung ein, sondern es entfaltet vielmehr die ursprüngliche Ordnung, indem es die Wissenschaft von Gottes unwandelbarem Gesetz bestätigt.“
Wir werden niemals durch den Todesvorgang von einem materiellen in ein geistiges Universum befördert werden. Doch in dem Maße, wie eine falsche, materielle Auffassung vom Universum verschwindet und durch die wahre Vorstellung ersetzt wird, werden wir den Himmel finden in der Reinheit und Vollständigkeit des Universums, in dem wir leben, dem Universum, das durch die Unwissenheit über Gott und Seine Gesetze falsch dargestellt wird.
„Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matth. 6:10) bezieht sich auf das geistige Gesetz, das auch auf Erden allerhaben ist. Ein Ausüber der Christlichen Wissenschaft weiht sein Leben dem Bemühen, dem menschlichen Bewußtsein diesen Willen Gottes — so wie er sich auf jede Phase unseres Lebens anwenden läßt — zu enthüllen. Er verabscheut jede Form von Manipulation mentaler oder körperlicher Art und gründet seine Demonstration auf die Wahrheit, die durch göttliche Offenbarung verkündet worden ist. Er erkennt klar, daß das Gesetz ein Ausdruck von Macht ist, und daß alle Macht Gott, dem Geist, zugehört. „Dir, Herr, gebührt die Majestät und Gewalt, Herrlichkeit, Sieg und Dank. Denn alles, was im Himmel und auf Erden ist, das ist dein. Dein, Herr, ist das Reich, und du bist erhöht über alles zum Obersten“ (1. Chron. 29:11).