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Die Christliche Wissenschaft: Der Weg des Lebens

[Dies ist die letzte von vier Ansprachen, die bei der Versammlung im Erweiterungsbau Der Mutterkirche am 6. Juni 1962 gehalten wurden.]

Aus der März 1963-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Haben Sie sich schon einmal dabei überrascht, wie Sie am Sonntagmorgen vor der Kirche standen und die Kinder beobachteten, die zur Sonntagsschule kommen? Kleine, große, Jugendliche und Studenten. Warum kommen sie? Ein wesentlicher Grund besteht darin, daß sie in der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule lernen, ein rechtes Leben zu führen. Die Christliche Wissenschaft ist vor allem der Weg des Lebens. Sie lehrt die Erfüllung einer Verheißung, die einst von Christus Jesus in Jerusalem verkündet wurde. Nachdem er den Blindgeborenen geheilt hatte, sagte er von denen, die seiner Lehre und seinem Beispiel folgen würden: „Ich bin gekommen, daß sie das Leben und volle Genüge haben sollen“ (Joh. 10:11).

Ich erinnere mich des Tages, als diese Worte für mich zum erstenmal deutlich hervortraten. Sie standen in goldenen Lettern an der Wand einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, die ich als junges Mädchen besuchte. Ich dachte: „Wenn es das ist, worum es ihnen in der Christlichen Wissenschaft zu tun ist, dann bin ich für sie zu haben.“ Und ein Leben voller Genüge begehrte ich mehr denn alles andere. Den meisten jungen Leuten geht es so, glaube ich.

Warum ersehnen wir ein erfülltes Leben? Das menschliche Bewußtsein braucht dringend etwas, was vollständiger ist als es selbst, und daher sehnt es sich nach Erfüllung. Unsere Führerin Mary Baker Eddy sagt uns in ihrem Werk „Vermischte Schriften“ (S. 358): „Alle Menschen werden satt werden, wenn sie, erwachen an Seinem Bilde', und sie sollten es niemals vorher werden.“ Wenn unsere Auffassung vom Leben nicht mit der göttlichen Fülle übereinstimmt, ist es richtig, mit dem Leben unzufrieden zu sein.

Das menschliche Denken versteht dieses Sehnen oft falsch. Da es in die falsche Richtung blickt, glaubt es, daß es durch die Erlebnisse eines persönlichen Gemüts und Körpers Befriedigung finden kann. Aber wie die Christliche Wissenschaft lehrt, ist Gott das göttliche Leben, und der Mensch ist Seine volle Offenbarwerdung. Wenn unser Sehnen uns zu einem größeren Wachstum im geistigen Verständnis dieser Tatsache zwingt, wird das Leben reich an wertvollen Erfahrungen.

Was glauben die jungen Menschen zu suchen? Wenn Sie einem Jungen oder einem Mädchen diese Frage stellen, vermag vielleicht keiner von ihnen sie zu beantworten. Aber ich glaube, daß sich jeder von ihnen danach sehnt, die Freiheit zu besitzen, gänzlich er selbst zu sein und so in vollem Maße von allen seinen Fähigkeiten Gebrauch machen zu können. Nach dieser Erfahrung wird gesucht und um sie auf so viele Weise gerungen.

Das Experimentieren, der Drang, über die Stränge zu schlagen, die Widerspenstigkeit — sie alle sind oft genug die Art und Weise, in der sich dieses Verlangen ausdrückt; aber sie enden leicht in Ernüchterung und Enttäuschung, weil sie persönlich und sterblich sind. Das Leben voller Genüge, von dem Jesus sprach und das wir lehren können, ist nicht auf diese Weise zu finden. Die einzige Selbstheit, die wahrlich vollständig ausgefüllt und befriedigt ist, ist die des Kindes Gottes.

Hier liegt die große Gelegenheit der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule. Wir können einschen, wie natürlich dieser Drang zu leben ist, können ihn klar und offenherzig betrachten und uns darauf einstellen, ihm zum richtigen Ausdruck zu verhelfen. Dann können wir unsere Schüler zu dem Weg des Lebens führen, der die Christliche Wissenschaft ist.

Es gibt keine praktischere Definition der Christlichen Wissenschaft als die von unserer Führerin in ihrem Buch „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes, S. 160): „So zu leben, daß das menschliche Bewußtsein in ständiger Beziehung zu dem Göttlichen, dem Geistigen und dem Ewigen bleibt, heißt die unendliche Macht individuell zum Ausdruck zu bringen; und das ist Christliche Wissenschaft.“

Wir müssen uns fragen: „Auf welche Weise können wir dies den Schülern klarmachen? Wie können sie lernen, die unendliche Macht bei der Lösung ihrer Probleme individuell zur Anwendung zu bringen?“ Der erste Schritt wäre, sie zu lehren, wie das menschliche Denken in Beziehung zu dem Göttlichen bleibt, wie Mrs. Eddy sagt. Sie dazu zu befähigen, ist mit das Wichtigste, was ein Lehrer in der Sonntagsschule, die Eltern oder ein Freund der jungen Leute für sie tun können. Es wird für ihr Leben von großer Bedeutung sein.

Wenn das Denken „in ständiger Beziehung zu dem Göttlichen, dem Geistigen und dem Ewigen“ gehalten werden soll, dann muß man diese Begriffe verstehen. Diese Worte weisen auf die Natur Gottes hin, und es ist diese Natur Gottes, mit der ein Verständnis von der Christlichen Wissenschaft immer beginnen muß. Dann können wir dazu übergehen, die Schüler ihre individuelle Beziehung zu Ihm zu lehren und wie sie die göttliche Macht demonstrieren können, die dieser Beziehung innewohnt. Dies allein kann unseren jungen Menschen einen Richtungssinn verleihen. Und das ist eines der Dinge, die man am nötigsten braucht, wenn man heranwächst. Der Ausgangspunkt in der Christlichen Wissenschaft ist Gott. Wer es lernt, sich diese Tatsache ständig vor Augen zu halten, identifiziert sich rechtmäßig als der individuelle Ausdruck des göttliche Lebens. Er wird finden, daß der göttliche Impuls in seiner Laufbahn beständig richtunggebend ist.

Das Wort Gottes, durch das wir die Tatsachen über Gott und den Menschen verstehen lernen, steht uns in erstaunlicher Fülle zur Verfügung. Laßt uns nur an den großen Umfang der Bibel denken mit ihren geschichtlichen Berichten, ihren Ermahnungen, ihrer Dichtung, ihren Vorschriften, ihren einfachen Unterweisungen und ihrem Trost. Und dann laßt uns an die unermeßliche geistige Tiefe unseres Lehrbuches denken und an seine leuchtenden Höhen metaphysischer Erklärungen und Beispiele. Unsere Kenntnis von diesen Büchern muß ständig erweitert werden, da sie für unsere eigene Demonstration grundlegend ist, und Demonstration ist der Schlüssel zu einem erfolgreichen Unterricht.

Mrs. Eddy hat uns dies eingeschärft. Sie schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 25): „Jesus lehrte den Weg des Lebens durch Demonstration, damit wir verstehen können, wie dieses göttliche Prinzip die Kranken heilt, den Irrtum austreibt und über den Tod triumphiert.“ Unsere Führerin selbst nahm die Forderung des Christus auf sich und ließ dadurch ihr Leben umwandeln. Sie demonstrierte das Leben voller Genüge, das von dem Meister als die Auswirkung seines Kommens verheißen wurde. Für das Unterrichten in der Sonntagsschule ist es unbedingt notwendig, daß wir ihren Platz als die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft anerkennen. „Wissenschaft und Gesundheit“, das Lehrbuch, das sie der Welt gab, enthält die vollständige Darlegung der Christlichen Wissenschaft. Ihr Name kann nicht davon getrennt werden. Lauterkeit des Denkens, die für eine rechte geistige Ausbildung wesentlich ist, verlangt diese Anerkennung. Lauterkeit des Denkens, oder mit anderen Worten, klares, ehrliches Denken, wird von den jungen Menschen sehr geschätzt, wenn sie beginnen, die Dinge für sich abzuwägen. Ohne Ehrlichkeit kommt man bei ihnen nicht weit. Und das ist gut, denn aufgrund dieser Eigenschaft werden sie verstehen, daß man in Gefahr ist, die Entdeckung zu verlieren, wenn man die Entdeckerin nicht anerkennt.

Die Kirche, die unsere Führerin gründete, verlangt von jedem ihrer Mitglieder die gleiche Vitalität und Lebensfreude, die auch Mrs. Eddy aufrechterhielt, die gleiche Demonstration der vollen Genüge und Intelligenz. Die jungen Menschen beobachten die ältere Generation mehr, als uns manchmal bewußt ist. Die Eindrücke, die sie gewinnen, können sehr nachhaltig sein.

Sehen sie, wie wir die Christliche Wissenschaft für uns zu dem Weg des Lebens voller Genüge machen, wie Mrs. Eddy es tat? Oder hören sie uns darüber sprechen, ohne jedoch viel davon zu sehen? Wenn sie nur wenige Beweise dafür sehen, werden sie nicht freimütig mit uns sprechen können wie mit Freunden, denen sie vertrauen können. Und es ist für sie so nötig, uns zu vertrauen. Wir können ihnen in vielerlei Weise helfen, wenn dieses Vertrauen da ist.

Heute kommt es leicht vor, daß sich die Jugendlichen in Probleme verwickelt sehen, von denen viele von uns in den mehr behüteten Tagen unserer eigenen Jugend kaum berührt wurden. Wenn wir über die Art und Weise schockiert sind, in der die Dinge heute in Erscheinung treten und diskutiert werden, so können wir nichts zu ihrer Lösung beitragen.

Wir müssen die Ansprüche des Bösen zurückweisen und sie durchschauen, aber wir dürfen unter keinen Umständen so schockiert sein, daß unsere jungen Freunde feststellen, sie können mit uns nicht darüber sprechen. Eine bloße Weigerung, diese Probleme zu erkennen, oder mangelndes Verständnis wird niemals helfen. Was jedoch in unermeßlicher Weise hilft, ist ein Vollgefühl des Lebens, das einem zuteil wird, wenn man sich seiner Beziehung zu Gott bewußt wird. Es hilft deswegen, weil dann so klar erkannt werden kann, daß der Versuch, Befriedigung durch das vorübergehende Erlebnis der Sinne zu erlangen, diese Befriedigung nicht gibt, sondern sie verdirbt und aufschiebt. Wir müssen unsere Schüler lehren, daß sie in ihrem eigenen Sein als der Ausdruck des Vater-Mutter Gottes diese Fülle besitzen. Wenn sie das verstehen lernen, können sie vertrauensvoll darauf warten, daß in ihren menschlichen Beziehungen sowie auch in ihrem ausgeglichenen und abgerundeten Charakter Vollständigkeit demonstriert wird.

Wir können es jedoch nur in dem Verhältnis tun, wie wir das, was wir lehren, selbst demonstrieren. Das bedeutet, daß wir uns selbst prüfen müssen. Was ist unsere Auffassung von der Christlichen Wissenschaft als dem Weg des Lebens? Wie umfassend ist sie? Demonstrieren wir solch ein erfülltes Leben, daß wir „aus [unseres] Herzens Überfülle“ schenken können? (Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 139.) Wir haben vielleicht die sichtbarere, aktive Ausdrucksform des vollen Lebens hinter uns gelassen, die Art, deren sich unsere Schüler erfreuen! Aber drücken wir noch die wesentliche Kraft und Elastizität im Denken aus? Erfreuen wir uns wirklich des Lebens? Wenn nicht, warum nicht?

Wenn wir die Christliche Wissenschaft, die große Entdeckung unserer Führerin von der Wahrheit des Seins, annehmen, dann haben wir unseren Fuß auf einen Pfad gesetzt, der an jedem Tag zu einem größeren und reicheren Erleben führen wird. Das wird unausbleiblich erfolgen, es sei denn, wir selbst setzten dem Grenzen, weil wir der Möglichkeiten nicht in vollem Maße gewahr werden.

Wenn wir uns sozusagen nur mit einem halben Leben zufrieden geben, dann kommt das einzig und allein daher, daß wir uns immer noch auf irgendeine Weise von menschlicher Begrenzung gefangenhalten lassen. Wenn wir mit weniger zufrieden sind als dem vollständigen Ausdruck des Lebens, das Gott ist, wie können wir dann unsere Schüler lehren, daß Gott die Quelle aller Befriedigung ist? Es ist gesagt worden, daß der anspruchsvollste Patient, den wir je haben werden, wir selbst sind. Es ist eine gute Idee, sich selbst zu seinem eigenen Schüler zu machen und auf den Dingen zu bestehen, die man von seiner Sonntagsschulklasse fordern würde.

Wenn wir uns nicht selbst ständig Fragen vorlegen, wie können wir dann schnell genug dabei sein, die Fragen der Schüler zu verstehen und zu beantworten? Wenn wir uns nicht selbst schulen, nach den Antworten auf unsere eigenen Fragen zu forschen, wie können wir die Schüler genügend dafür interessieren, aus eigenem Willen nach der Bibel und den Werken unserer Führerin zu greifen, um selbst die Antworten zu finden? Unser Denken muß weitreichend sein, um ihren Horizont zu erweitern. Nur durch die geistige Erfüllung, die wir selbst demonstriert haben, können wir die Schüler ein erfülltes Leben lehren. Und unser größtes Gut wird ein ewiges geistiges Bewußtsein der Frische und des kindlichen Staunens über die Herrlichkeit des Universums und des Menschen der Gottesschöpfung sein.

Nun wollen wir wieder an den Sonntagmorgen denken, wie wir die Kinder beobachten, die zur Sonntagsschule gehen. Wir erinnern uns der Zeilen von John Burroughs, dem amerikanischen Dichter:

Auf ewigen Bahnen stehe ich,
und was ist mein, das kennet mich.

Diese Kinder stehen jetzt „auf ewigen Bahnen“. Wenn sie durch die Christliche Wissenschaft die Bedeutung des Lebens verstehen lernen, wird alles, was ihr Eigen ist und von ihrem Vater-Mutter Gott zu ihnen kommt, „sie kennen“. Wir können ihnen so sehr viel helfen, wenn wir ihren rechten Anspruch auf ein Leben voller Genüge anerkennen, dieses Leben selbst demonstrieren und ihnen sein liebliches Geheimnis zeigen.

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