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Denker sind vonnöten

Aus der April 1963-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


In ihrem Aufsatz „Jugend und frühes Mannesalter“ schreibt Mrs. Eddy: „Lieber Leser, rechtes Denken, rechtes Empfinden und rechtes Handeln — Ehrlichkeit, Reinheit, Selbstlosigkeit — in der Jugend führen zu Erfolg, Verstandeskraft und Glück im Mannesalter“ (The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 274).

Es ist bedeutsam, daß unsere Führerin Verstandeskraft zusammen mit Erfolg und Glück als eine der Belohnungen für Rechtschaffenheit aufführt. Das kann sich offensichtlich nicht auf den trockenen und anmaßenden Intellektualismus beziehen, der sich zur Geistigkeit in Gegensatz stellt. Diese Verstandeskraft muß mit der Demut, der Liebe und der Kindlichkeit in Einklang stehen, die allein die großen Wahrheiten der geistigen Offenbarung und Erlösung in sich aufnehmen können.

Von welcher Art von Verstandeskraft kann dann der Christliche Wissenschafter erwarten, daß er sie als ein Element seiner wissenschaftlichen christlichen Jüngerschaft demonstrieren wird? Das ist keine akademische Frage. Sie hat direkt und wesentlich mit unserer individuellen Erlösung und mit dem Erscheinen des Reiches Gottes in jedem Bereich der menschlichen Erfahrung zu tun.

Wir wollen einen einfachen Vergleich zwischen dem menschlichen Intellekt und dem menschlichen Körper anstellen.

Die Christliche Wissenschaft lehrt uns, daß der Mensch völlig geistig ist, die Widerspiegelung oder Kundwerdung des Geistes, Gottes. Der endliche, sterbliche Begriff vom Menschen, der sich in einem physischen Körper kundzutun scheint, ist lediglich eine falsche Auffassung vom wirklichen, geistigen Menschen. In dem Grade, wie die wahren Tatsachen des Seins im menschlichen Denken aufdämmern, verschwindet nach und nach dieser falsche sterbliche Begriff, und der vollkommene Mensch der Gottesschöpfung kommt immer mehr ans Licht.

Dies führt jedoch nicht eher zum Verschwinden des physischen Körpers, als bis schließlich, wie in Christi Jesu Himmelfahrt, auch die letzte Spur von Sterblichkeit in dem Bewußtsein des einzelnen ausgelöscht ist und das Menschliche ganz und gar dem Göttlichen Raum gibt. Bis diese Stufe der Entwicklung erreicht ist, scheint es sehr notwendig zu sein, einen menschlichen Körper als einen vorübergehenden, aber nützlichen Diener bei unseren täglichen Verrichtungen zu haben, obwohl ein Christlicher Wissenschafter sich darüber klar ist, daß dieser Körper nur ein begrenzter, materieller Begriff von seiner wahren Identität ist, von dem Körper, der völlig geistig ist. Ja, in dem Maße, wie er den Glauben an einen substantiellen materiellen Körper durch das Verständnis seiner gottgegebenen geistigen Identität ersetzt, ist die Wiederherstellung und Kräftigung des Körpers und dessen fortschreitende Befreiung von materiellen Begrenzungen das nach außen hin sichtbare Zeichen. Dies ist der Gedankenzustand der Auferstehung, und auf der gegenwärtigen Daseinsebene war es nur unser Meister, der über diesen Zustand hinaus zur Demonstration der völligen Freiheit von aller Materialität gelangt ist.

Angenommen, wir verglichen den menschlichen Intellekt mit dem menschlichen Körper. Wir sehen ihn dann als einen endlichen, sterblichen Begriff von der unendlichen göttlichen Intelligenz, die der Mensch als das Kind Gottes widerspiegelt. Aber diese Erkenntnis vertreibt den menschlichen Intellekt nicht sofort, genausowenig wie sie sofort den menschlichen Körper ausschaltet. Statt dessen erneut und stärkt sie den Intellekt; sie macht ihn zu einem willfährigeren und gehorsameren Diener des geistigen Sinnes, sie befreit ihn von den falschen Ansprüchen der Materialität oder der Annahme von Gemüt in der Materie und bringt ihn allmählich dazu, der alleinigen Wirklichkeit des einen göttlichen Gemüts völlig Raum zu geben.

Mit anderen Worten, die Vergeistigung des Denkens erhöht und bereichert unsere Verstandestätigkeit, anstatt sie zu vermindern. Aber dieses Ergebnis kann nicht das eigentliche Ziel eines geistig gesinnten Christlichen Wissenschafters sein, genausowenig wie körperliche Gesundheit um ihrer selbst willen erstrebt werden kann.

Es sollte uns befremden, einen Christlichen Wissenschafter zu finden, der sein Denken vorwiegend auf seinen Körper richtet, dem körperkultur und Sportlichkeit wichtiger sind als seine ernsthaften Bemühungen, Gott besser zu erkennen und zu gehorchen, den alten Menschen „abzulegen“ und den neuen „anzuziehen“. Genausowenig kann es sich ein Christlicher Wissenschafter leisten, den Intellekt zu seinem Herrn, anstatt zu seinem Diener werden zu lassen, zu einem Ziel, anstatt zu einem Werkzeug. Eine derartige Anbetung eines falschen Gottes bringt vielmehr Intellektualismus hervor anstelle einer gesunden Verstandestätigkeit, die das Ergebnis einer geistigen Bildung ist. Keine noch so bestechende Gedankengymanstik kann die geistige Armut eines solchen Intellektualismus verbergen, der auf dem persönlichen Sinn beruht. Selbst in seinem höchsten Streben ist er nur eine Parodie auf die freie, lebendige, fruchtbare und freudevolle Tätigkeit der göttlichen Intelligenz.

Da das sterbliche Gemüt immer dazu neigt, sich in Extremen zu bewegen, warnt uns unsere Führerin Mrs. Eddy vor den Gefahren, die in beiden Richtungen liegen. Einerseits schreibt sie in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift“ (S. 452): „Besser das einfache intellektuelle Mahl mit Zufriedenheit und Tugend, als der Luxus der Gelehrsamkeit mit Egoismus und Laster.“ Andererseits schreibt sie in „The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany“ (S. 211) unter Hinweis auf die Wirkungen des tierischen Magnetismus auf diejenigen, die ihm nicht widerstehen: „Andere Gemüter schläfert er ein, und das Opfer befindet sich in einem Zustand der Halb-Individualität, verbunden mit einem unklaren Denken, das weder intellektuelle Kultur noch geistiges Wachstum zuläßt.“

Auf diese Weise führt Mrs. Eddy ihre Nachfolger zwischen den beiden Fallgruben des Intellektualismus und der mentalen Trägheit hindurch und weist sie zu allen Zeiten auf das eine göttliche Gemüt als die Quelle der Intelligenz hin.

Es ist wichtig, in diesem Zusammenhang zu erkennen, daß auch der bescheidenste und am wenigsten gebildete Mensch nicht von dem heilenden Einfluß oder der mitfühlenden Berührung der Christlichen Wissenschaft ausgeschlossen ist. In der Tat haben viele Menschen, die sich durch ein Gefühl bildungsmäßiger Unterlegenheit niederdrücken ließen, in der göttlichen Wissenschaft den heilenden und erlösenden Tröster in dieser wie in anderer Hinsicht gefunden. Sie haben erfahren, daß die Wissenschaft ihr Leben bereichert, ihre Interessen erweitert, neue Zuversicht in ihr Denken bringt und ihnen alle Schätze des unendlichen Gemüts zugänglich macht.

Vor einer Reihe von Jahren kannte ich eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft, die eine solche Möglichkeit lebendig veranschaulichte. Infolge von Krankheit während ihrer Kindheit hatte sie nur eine sehr mangelhafte Erziehung genossen, ja, es fehlte ihr selbst die einfachste Ausbildung auf gewissen allgemeinen Wissensgebieten. Dies belastete sie sehr, besonders als sie durch ihre Heirat mit hochgebildeten Menschen in Berührung kam. Aber in der Christlichen Wissenschaft fand sie die Lösung für ihr Problem. Obwohl sie in keiner Weise je intellektuell war, bewies sie eine forschende, anpassungsfähige Intelligenz, die manche Menschen vermuten ließ, sie habe eine außergewöhnlich gute Hochschulbildung genossen. Das Lesen des Christian Science Monitors war ihr eine große Hilfe, und intuitiv wurde sie zu den Büchern, Menschen und Quellen geführt, durch die sie sich am schnellsten und wirksamsten diejenigen Grundkenntnisse aneignen konnte, die sie für ihre Arbeit benötigte.

In zunehmendem Maße erlebte sie, daß sich junge Intellektuelle an sie um Hilfe wandten, Studenten, Gelehrte, Künstler, im Berufsleben stehende Männer und Frauen. Sie sagte ihnen niemals ins Gesicht, daß sie an Intellektualismus litten, obwohl das bei manchen von ihnen der Fall war! In der Erkenntnis, wie sehr diese Leute des heilenden Christus bedurften, übte sie große Geduld mit ihren verstandesmäßigen Zweifeln und Einwänden; und indem sie sich an das göttliche Gemüt um Führung wandte, konnte sie ihre Fragen vernünftig und treffend beantworten. Bei dieser Arbeit fühlte sie, wie wichtig es für die Welt ist, Christliche Wissenschafter zu haben, die eine echte geistige Gesinnung mit hervorragenden Leistungen auf den verschiedenen Gebieten intellektueller Tätigkeit vereinen. Daher ermutigte sie diese jungen Männer und Frauen zu erkennen, daß eine kindliche Hingabe an den Christus nicht bedeutet, intellektuelle Integrität oder Lebendigkeit zu opfern.

Nach den Maßstäben der Welt hatte auch unser geliebter Meister keine glänzende Erziehung genossen, und doch setzte er im Alter von zwölf Jahren die Gelehrten im Tempel in Erstaunen und veranlaßte später die verwunderten Juden zu der Frage: „Wie kann dieser die Schrift, so er sie doch nicht gelernt hat?“ (Joh. 7:15.) Andererseits konnte Gott aber auch den Apostel Paulus, einen Mann von hervorragender Bildung, als Werkzeug für ein machtvolles Vorhaben benutzen, nachdem sein intellektueller Stolz der geistigen Offenbarung gewichen war.

In der verwirrenden Welt von heute sind Apostel jeder Art vonnöten, um das heilende Evangelium der Christlichen Wissenschaft nicht nur den Kranken, den Armen und denen, die zerbrochenen Herzens sind, zu bringen, sondern auch allen denen, die eifrig und manchmal verzweifelt nach der Wahrheit suchen, in den Versammlungen der Gelehrten, in den Schulen und Laboratorien, auf dem Gebiet der Kunst und der Wissenschaften, in allen jenen Gedankenbereichen, aus denen die Ideen strömen, die dazu beitragen, einem Zeitalter das Gepräge zu geben.

Die Christliche Wissenschaft nimmt den ehrlichen Sucher an, wo immer sie ihn findet, und beginnt sofort, ihm die unmittelbare Freiheit des geistigen Seins zu entfalten. Für ihre erfolgreichste Verbreitung und Ausübung braucht sie jedoch eine Öffentlichkeit, die eine gesunde Achtung vor Büchern, vor der freien Forschung und vor einer höheren Bildung hat, eine Öffentlichkeit, die willens ist, sich mit neuen Ideen auseinanderzusetzen und nach der tieferen Bedeutung zu forsche, denn die Ausbildung in der Christlichen Wissenschaft selbst beruht auf Büchern, nämlich der Bibel und Mrs. Eddys Schriften, die wir gründlich durchdenken und lange und hingebungsvoll studieren müssen, damit sich uns ihre größten Schätze auftun.

Von der allerersten Seite an macht es „Wissenschaft und Gesundheit“ klar, daß Denker vonnöten sind. Das Denken, das durch dieses große Buch erleuchtet wird, versöhnt göttliche Offenbarung und menschliche Vernunft, und führt unvermeidlich zum praktischen Beweis. Der geistig-wissenschaftliche Gedanke geht von einer völlig neuen Basis aus und reicht in jede Phase des Daseins hinein. Er heilt sowohl die intellektuelle Eitelkeit als auch die Selbstzufriedenheit der Unwissenheit. Er rüttelt auf, fordert heraus und belebt, während er zugleich tröstet, segnet und heilt. Er ist die Christus-Intelligenz, die in den menschlichen Angelegenheiten offenbar wird, und er macht uns in physischer, moralischer und intellektueller Hinsicht frei, während er jeden Bereich unseres Lebens strahlend umgestaltet.

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