Vor etwa 20 Jahren erkrankte ich an Lungen- und Rippenfellentzündung. Zugleich verschlimmerte sich ein altes Herzleiden derart, daß mir der Arzt nur noch eine kurze Lebensfrist gab. Für eine Überführung ins Krankenhaus war ich zu schwach, und so übernahm eine Krankenschwester meine Pflege daheim. Nachdem der Arzt erklärt hatte, daß er nichts mehr für mich tun könnte, fragte sie mich, ob sie eine Ausüberin der Christlichen Wissenschaft bitten dürfte, mir beizustehen.
Da ich stets ein gutes Kirchenmitglied gewesen war, besuchte mich oft der Pastor meiner Kirche, und er wollte mich mit den Bibelworten trösten: „Welchen der Herr liebhat, den züchtigt er“ (Hebr. 12:6). Doch diese Worte vermehrten nur meine Furcht, und ich wollte nichts mehr von Gott hören. Ich konnte nicht glauben, daß ich so sündhaft sei und beständig gezüchtigt werden müßte. Ich wollte nur sterben; ich war zu müde, zu leben.
Nun gestattete ich zwar der Pflegerin, die Ausüberin kommen zu lassen, doch ich schloß meine Augen in innerer Abwehr, als diese in das Zimmer trat. Sie setzte sich schweigend an mein Bett, und als ich sie daraufhin verwundert anschaute, empfand ich den Wunsch, daß sie noch etwas länger bei mir bleiben möge. Hiernach erinnnere ich mich an nichts mehr, als daß mein Verlangen zu sterben mich plötzlich verließ und ich mich bald besser fühlte. Niemand außer der Krankenschwester, die ich bald darauf entlassen konnte, wußte von diesem Besuch, und ich vergaß dieses Erlebnis, wie es schien.
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