Virginia lernte gern etwas Neues. In der Schule hatte sie lesen, schreiben, zuzählen und abziehen gelernt, obwohl ihr das Rechnen schwer erschien. Eines Tages war sie voller Freude, weil sie nähen lernen sollte. Sie lief schnell die Straße zum Hause ihrer Großmutter hinunter, mit ihrem Nähkörbchen am Arm. Darin befanden sich Nadeln und Garn, eine richtige Schere, ein Fingerhut für sie ganz allein und ein Stück bunten Kattuns. Sie wollte sich eine Schürze nähen.
Ihr könnt euch daher vorstellen, daß sie ein wenig enttäuscht war, als die Großmutter sagte: „Also, Virginia, zu allererst werden wir lernen, eine Nadel einzufädeln.“
„Aber Großmuttchen“, rief Virginia, „ich weiß, wie man eine Nadel einfädelt!“, und sie riß einen Faden ab und zog ihn stolz durch das Nadelöhr.
Die Großmutter lächelte und sagte: „Mach ein paar Stiche und sieh, was geschieht.“ Virginia zog den Faden ein- oder zweimal durch den Stoff, aber er •knotete und verwickelte sich, und sie wandte sich verzweifelt an ihre Großmutter.
„So, mein Liebes, jetzt fangen wir einmal richtig an. Wenn Deine Nadel richtig eingefädelt ist, kannst Du leicht und gut nähen, ohne daß es knotet oder sich zusammenzieht.“ Dann zeigte Großmutter der Virginia, daß es beim Baumwollfaden einen Anfang und ein Ende gibt, so wie er von der Garnrolle kommt. Wenn die Nadel sorgfältig mit dem vorderen Ende eingefädelt wird, wird der Faden nicht so leicht knoten und sich verwickeln.
Virginia war ein nachdenkliches kleines Mädchen. Sie wußte von der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule her, daß man aus ganz gewöhnlichen Erfahrungen etwas lernen kann. Als sie still mit ihrer Arbeit beschäftigt war, dachte sie an ihre erste Lektion im Nähunterricht.
„Großmuttchen“, bemerkte sie, „wenn wir richtig anfangen, fangen wir mit Gott an, nicht wahr?“
„Ja, Liebling“, antwortete die Großmutter.
„Und wenn wir mit Gott anfangen, geht alles leicht, nicht wahr? Als Jesus den Blinden heilte und die Menge speiste, ging er mit Gott daran, war es nicht so?“
Die Großmutter nahm die Bibel vom Tisch, und sie lasen zusammen Jesu Worte (Joh. 5:30): „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern des Vaters Willen, der mich gesandt hat.“
Während der darauffolgenden Tage dachte Virginia oft über die Lektion von der Nadel und dem Faden nach. In jener Woche hatte sie als Aufgabe für die Sonntagsschule die Synonyme für Gott zu lernen, die Mrs. Eddy uns gegeben hat. Als sie sich mit ihnen beschäftigte, wurde ihr klar, daß etwas mit Gott anzufangen soviel bedeutet wie mit Prinzip, Gemüt, Seele, Geist, Leben, Wahrheit und Liebe anzufangen.
Virginia wußte, daß wir beweisen müssen, was wir lernen, ehe uns die Lektion ganz zu eigen wird, und sie gab sich große Mühe, ihr neues Wissen anzuwenden.
Eines Tages fing ihre Klasse in der Schule mit dem Malnehmen an. Virginia dachte bei sich: „Jetzt werde ich mit Gott anfangen und daran festhalten, daß ich richtig angefangen habe.“ Ihr fiel eine besondere Stelle aus dem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy ein. Sie kam in der Lektionspredigt für die betreffende Woche aus dem Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft vor und lautet (S. 298): „Geistige Ideen gehen, wie Zahlen und Töne, vom Prinzip aus und lassen keine materialistischen Annahmen zu. Geistige Ideen führen zu ihrem göttlichen Ursprung, zu Gott, empor und zu der geistigen Auffassung vom Sein.“
„Materialistische Annahmen“, dachte Virginia, „wären falsche Ergebnisse und falsche Regeln; wenn wir also mit Gott anfangen, werden wir keine falschen Ergebnisse zulassen, weil Gott Prinzip ist. Und weil geistige Ideen zu Gott emporführen, werden wir nur richtige Ergebnisse haben, wenn wir nur geistige Ideen haben.“
Virginia vergaß, daß ihr das Rechnen schwer erschienen war, denn jetzt verstand sie, daß ihre Arbeit in diesem Unterricht nur eine andere Art war zu lernen, daß Gott Wahrheit ist, göttliches Prinzip, die einzige Ursache aller rechten Lösungen. Die Rechenstunde verlief ohne Schwierigkeiten.
Als der Sonntag kam, hatte Virginia ihrer Sonntagsschulklasse und der Lehrerin viel zu erzählen. Sie waren sich alle einig, daß richtig anfangen heißt, mit Gott anzufangen. Wie aufmerksam hörte doch die Klasse zu, als ihre Lehrerin ihnen die Erklärung aus „Wissenschaft und Gesundheit“ vorlas (S. 275): „Der Ausgangspunkt der göttlichen Wissenschaft ist, daß Gott, Geist, Alles-in-allem ist, daß es keine andere Macht und kein anderes Gemüt gibt — daß Gott Liebe ist und daß Er daher das göttliche Prinzip ist.“
Als die Lehrerin sagte: „So, Kinder, jetzt ist es Zeit, daß wir mit der Lektion anfangen“, riefen sie: „Ja, und wir wollen richtig anfangen — mit Gott!“
