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Geistige Empfänglichkeit

Aus der Juli 1963-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Empfänglichkeit, wie das Wort in der Christlichen Wissenschaft gebraucht wird, ist nicht Leichtgläubigkeit; sie ist mehr als die Bereitschaft zu glauben, mehr als ein demütiges oder kritikloses Annehmen dessen, was einem gesagt wird, und ganz gewiß mehr als blinder Gehorsam und grundlegend verschieden von ihm. Empfänglichkeit für die geistige Wahrheit ist unsere spontane, innere Übereinstimmung mit den Ideen des geistig Guten; sie ist ein Bewußtseinszustand, der unwillkürlich dem Christus Einlaß gewährt.

Wie können wir diesen Bewußtseinszustand erreichen, der für das geistige Heilen so wichtig ist? Zuweilen durch unsere Erfahrungen. Sie lehren uns oft, daß die Widersprüche, irreführenden Suggestionen und die Befürchtungen des menschlichen Gemüts sowie deren unglückselige Auswirkungen nicht durch die Mittel und Wege des menschlichen Gemüts aufgelöst werden können. Durch die Entdeckung dieser Tatsache mögen wir sehr wohl zu der Schlußfolgerung gelangen, daß die alten Begriffe von einem persönlichen Gott, vom materiellen Menschen und allgemein gesprochen vom Bösen als einer Wirklichkeit falsch sind. Sie können daher niemals das Mittel sein, durch das wir Heilung oder wahre Freude und sichere Befriedigung im Leben finden können, sondern sie sind die Ursache aller menschlichen Wechselfälle.

Über diesen Punkt schreibt Mrs. Eddy (Wissenschaft und Gesundheit, S. 258): „Eine sterbliche, körperliche oder endliche Auffassung von Gott kann die Herrlichkeiten des grenzenlosen, unkörperlichen Lebens und der grenzenlosen, unkörperlichen Liebe nicht umfassen. Daher das ungestillte menschliche Sehnen nach etwas Besserem, Höherem, Heiligerem, als die materielle Annahme von einem physischen Gott und einem physischen Menschen zu bieten vermag.“ Und an anderer Stelle schreibt sie (ebd., S. 323): „Wenn die Kranken oder die Sünder erwachen, um zu erkennen, was sie benötigen, aber nicht besitzen, dann werden sie für die göttliche Wissenschaft empfänglich sein, die zur Seele hinund vom materiellen Sinn fortstrebt, die den Gedanken vom Körper ablenkt und sogar das sterbliche Gemüt zur Betrachtung von etwas Besserem erhebt als Krankheit und Sünde.“ Dieses Sehnen nach etwas Höherem als der Materialität, dieses Erwachen zu dem Bedürfnis nach einer Berührung mit dem Christus, bereitet das menschliche Bewußtsein vor, die kostbare Saat der Wahrheit aufzunehmen.

Doch die Empfänglichkeit für geistige Ideen braucht nicht durch Not und Bedrängnis zu kommen; sie kann, wie das so oft geschieht, durch geistige Inspiration und Erkenntnis kommen. Als Bartimäus, der als Bettler am Wegesrande gesessen hatte, sich erhob und sich voller Eifer dem Meister näherte, muß er bereits eine Erkenntnis von der Macht des Christus gehabt haben. Christus Jesus erkannte sofort dieses hohe Maß an geistiger Empfänglichkeit, das sich in dem bedingungslosen Glauben des blinden Mannes zeigte, denn er erklärte (Mark. 10:52): „Gehe hin; dein Glaube hat dir geholfen.“ Die spontane geistige Empfänglichkeit war es, die Bartimäus befähigte, augenblicklich auf das heilende Denken des Meisters zu reagieren.

Selbst eine einzige Idee des Christus kann von dem Bewußtsein eines Menschen Besitz ergreifen, der nicht geistig empfänglich zu sein scheint. Diese Idee wird wie das Aufdämmern eines neuen Lichtes sein, das ihn dazu führt, Dinge zu sehen, die er zuvor nicht gesehen hat. Es wird seine Einstellung zu den Dingen des Geistes wandeln und durch weitere Entfaltung sein ganzes Leben auf eine höhere Stufe heben.

Die Empfänglichkeit des Denkens für die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft regiert die Reaktion des Körpers auf christlichwissenschaftliche Behandlung; man kann die beiden nicht so ansehen, als wirkten sie getrennt voneinander. Furcht vor dem Körper, die sich aus der Annahme ergibt, die Materie — der Körper — berge die Ursache ihrer eigenen Disharmonien in sich, ist eines der Hindernisse, die sich der unmittelbaren Empfänglichkeit für die Wahrheit entgegenstellen. Das Denken, das an die Materie gefesselt ist, fürchtet sich, seinen Halt daran fahren zu lassen, fürchtet sich, materielle Heilmittel aufzugeben, weil es nicht wagt, der heilenden Macht der geistigen Wahrheit zu vertrauen.

Ein hartnäckiges Festhalten an unseren eigenen Auffassungen, alten Vorurteilen und allgemeinen materiellen Annahmen ist ein weiteres unnötiges Hindernis, das dem freudigen Aufnehmen der heilenden Wahrheit im Wege steht, die sonst ohne weiteres durch den geistigen Sinn erkannt werden würde.

Weil man eine Idee nicht gewahren kann, solange man sie leugnet, hilft sogar ein bloßes intellektuelles Eingeständnis, daß die Lehren der Christlichen Wissenschaft vielleicht doch nicht zu gut sind, um wahr zu sein, das menschliche Denken für die Erkenntnis der Wahrheit zu öffnen. Dies trifft besonders dann zu, wenn solch ein Eingeständnis von dem leisen Verdacht begleitet ist, daß wir vielleicht doch nicht alles wissen. Wenn auch solch ein Eingeständnis zuerst zögernd und unter Vorbehalten gemacht werden mag, so kann es doch den einzelnen dazu führen, von seinem geistigen Sinn Gebrauch zu machen.

Ein weiteres Hindernis für die Empfänglichkeit ist intellektueller Stolz. Solch ein Stolz ist oft von einer unzureichenden Wertschätzung der Intelligenz anderer Menschen begleitet. Es ist daher nicht Verstandeskraft oder Gelehrsamkeit, sondern übermäßiger Stolz darauf, was einen Hilfesuchenden von der Einfachheit des Christus, von den Wahrheiten des göttlichen Gemüts abwendet, hin zu den vergänglichen Errungenschaften und leeren Versprechungen des menschlichen Gemüts. Mrs. Eddy schreibt (Wissenschaft und Gesundheit, S. 142): „Vergebens erzählen Krippe und Kreuz dem Stolz und dem Bombast ihre Geschichte. Sinnlichkeit lähmt die rechte Hand und veranlaßt die linke, ihren Halt am Göttlichen fahren zu lassen.“

Wenn wir in der Christlichen Wissenschaft zu der Erkenntnis gelangen, daß alles wahre Sein, alle wahre Intelligenz und aller wahre Wert von Gott her widergespiegelt werden und nicht unsere eigenen Schöpfungen sind, geben wir Stolz ganz natürlich auf, denn wir lernen den anderen als den Ausdruck Gottes erkennen und uns selbst als in Gottes Augen nicht wertvoller und Ihm nicht näher als unser Nächster.

Bloßes intellektuelles Umreißen der Wahrheit und ihrer Wirkungsweise kann leicht zu einer Blindheit gegen die Wahrheit werden, zu einer Blindheit gegen Gottes Absicht und Lohn. So lange wie Naeman darauf bestand, daß seine Heilung von Aussatz in der Weise zustande kommen müsse, wie er es wollte — durch Baden in den Flüssen seines eigenen Heimatlandes und nicht in den verachteten Wassern Israels —, war sein Denken gegen die Wahrheit verschlossen, und er blieb krank. Als aber seine anhaltende Bedrängnis und ein Gefühl der Aussichtslosigkeit seinen Stolz überwanden, wurde er empfänglich für das demütige Bitten seiner Diener und führte die Anweisungen Elisas bereitwillig aus. Dann wurde er geheilt. Es war ihm möglich, zu dem Propheten zurückzukehren, demütig vor ihn hinzutreten und zu sagen (2. Kön. 5:15): „Siehe, ich weiß, daß kein Gott ist in allen Landen, außer in Israel.“

Es gibt einige Menschen, die — obgleich sie der segensreichen Hilfe der Christlichen Wissenschaft, die sie heilen würde, in hohem Maße bedürfen — unduldsam gegen die Erklärungen dieser Wissenschaft sind und nicht bereit, sie zu erforschen. Wenn sie nur ihr Angesicht Gott zuwenden wollten, und sei es auch nur mit einem Körnchen von Demut und Ehrfurcht, so würden sie erfahren, daß sie auf das zärtliche Drängen der göttlichen Liebe reagieren, das mit der unwiderleglichen Logik der geistigen Wahrheit verbunden ist.

Gott kennt den Menschen als Seine Widerspiegelung, als Sein Bild und Gleichnis. Diese Kenntnis wiederum wird vom Menschen als das Bewußtsein von seiner Gotteskindschaft widergespiegelt und, auf der menschlichen Ebene, durch unsere Fähigkeit, Ihn zu erkennen und uns Ihm zu nahen. Daher ist geistige Empfänglichkeit die natürliche Fähigkeit eines jeden von uns.

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