Der Wert der Geistigkeit ist unschätzbar. Christus Jesus sagte (Joh. 6:63): „Der Geist ist's, der da lebendig macht; das Fleisch ist nichts nütze“, und Paulus erklärte (Röm. 8:6): „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede.“
Als Anhänger der Christlichen Wissenschaft lernen wir verstehen, von welch großem Wert es ist, geistig gesinnt zu sein. Wir trachten danach, unser Denken zu vergeistigen, die geistigen Wahrheiten, die beständig von dem einen und einzigen Gemüt, Gott, zu uns kommen, aufzunehmen und nutzbar zu machen. Nur geistige Gedanken sind wahre Gedanken, denn geistige Gedanken allein spiegeln die absoluten Tatsachen des wirklichen Seins wider.
Das Denken zu vergeistigen, das heißt Gott als die einzige und vollkommene Ursache und Seine geistige Kundwerdung als die einzige und vollkommene Wirkung anzusehen und anzuerkennen, übt einen bessernden Einfluß auf jeden Aspekt des menschlichen Lebens aus. Der liebende Vater verleiht nur das Gute, und je mehr wir in Dankbarkeit erkennen und anerkennen, daß Gott der einzige Ursprung unseres Daseins ist — der einzige Ursprung unserer Gedanken, unseres Charakters und alles dessen, was wirklich wahr über uns ist —, um so mehr steht unser Leben der Fülle Seiner Güte und Liebe offen. Die göttliche Liebe ist das unendliche Gute, und sie verleiht dem Menschen stets freimütig und in unbegrenztem Maße alles Gute. Vergeistigtes Denken nimmt diese Tatsache wahr und erkennt sie an.
Wenn der Irrtum behauptet, daß unsere Befähigung zu geistigem Verständnis begrenzt sei, dann laßt uns diese Fähigkeit bis zum Äußersten nutzen. Im Verhältnis, wie wir unser ganzes Verständnis eifrig, freudig und unablässig auf die menschlichen Probleme anwenden, wird sich dieses Verständnis erweitern und vervielfachen, bis wir in vollem Umfang im Besitz geistigen Wahrnehmungsvermögens, geistiger Logik und Kraft sind. Doch wenn wir unsere Talente im Materialismus begraben, in Gedankenträgheit und Untätigkeit, in Selbstsucht, im Glauben an die Materie und in der Furcht vor ihr, dann nimmt unser Wirkungsvermögen ab, und wir verzögern unseren geistigen Fortschritt.
Die Vergeistigung des Denkens ist es, die zu allen Zeiten Fortschritt möglich gemacht hat und die solch große Denker und tatkräftige Menschen wie Moses, Elia, Christus Jesus und unsere Führerin Mary Baker Eddy hervorgebracht hat. Es ist die beständig zunehmende Vergeistigung des Denkens, die uns befähigt, die Kranken in wachsendem Maße augenblicklich und endgültig zu heilen. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 95): „Wir nähern uns Gott oder Leben im Verhältnis zu unserer Geistigkeit, zu unserer Treue gegen Wahrheit und Liebe; und in demselben Verhältnis erkennen wir alle menschliche Not und sind imstande, die Gedanken der Kranken und Sündigen zu unterscheiden, um sie zu heilen.“ Alles wahre Heilen wird durch geistiges Verständnis vollbracht.
Die Geistigkeit, tiefgehend in ihrem Wahrnehmungs- und Begriffsvermögen, ist der natürliche Zustand des wirklichen Menschen. Auf die menschliche Erfahrung angewandt, erfordert diese Geistigkeit weit mehr als lediglich den Buchstaben der Christlichen Wissenschaft anzunehmen und anzuwenden. Es begreift das bewußte Streben in sich, gut zu sein und Gutes zu tun; es fordert rechte Selbstachtung, Liebe, Glauben, Tatkraft, Unerschrockenheit, Verständnis, ja eine jede Eigenschaft, die dem Geist entstammt. Geistige Eigenschaften, die im menschlichen Denken nutzbar gemacht werden, lösen den Materialismus in nichts auf. Sie zerstreuen, vertreiben, vernichten alle Ansprüche des Bösen auf eine dem Guten widerstehende Kraft.
In Wirklichkeit gibt es keine Kraft — hat es nie eine solche gegeben —, die sich der Macht reiner Geistigkeit widersetzt oder widersetzen kann. Die einzigen Kräfte, die wirklich existieren, sind die Kräfte des allmächtigen Geistes. Diese Kräfte wirken als geistiges Gesetz, um jeden Anspruch auf eine widersetzliche Kraft zu zerstören; daher ist die Geistigkeit unüberwindlich.
Unsere Führerin weist auf die mentalen Eigenschaften hin, die beanspruchen, gegen die Geistigkeit anzukämpfen, und ermahnt uns, ihnen zu widerstehen. Sie nennt diese Eigenschaften in „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 242) „das harte Gestein des Irrtums“ und schreibt: „Laßt uns in geduldigem Gehorsam gegen einen geduldigen Gott daran arbeiten, daß wir mit dem universalen Lösungsmittel der Liebe das harte Gestein des Irrtums — Eigenwillen, Selbstgerechtigkeit und Eigenliebe — auflösen, das gegen die Geistigkeit ankämpft und das Gesetz der Sünde und des Todes ist.“
In vergeistigtem Denken ist nichts hart oder halsstarrig, und wenn irgend etwas in uns selbst hart oder halsstarrig ist, dann beansprucht der Materialismus eine die Geistigkeit überragende Stätte und Gegenwart in unserem Leben. Vergeistigtes Denken besteht fest auf dem Rechten, aber es ist gütig, geduldig und freundlich. Mit der Kraft der Liebe löst es die Verstocktheit des sterblichen Gemüts auf und beweist überzeugend, daß es keinen undurchdringlichen, harten Irrtum gibt — nichts, was Wahrheit nicht auflösen könnte.
Unsere Zuflucht vor dem Materialismus und seinem Leiden liegt darin, daß wir auf die Gedanken lauschen, die von Gott zu uns kommen, und daß wir sie nutzen. Diese Gedanken leiten den wahren Ausüber in seiner gesamten Heilarbeit. Das erhobene, vergeistigte Bewußtsein verleiht eine erhobene, vergeistigte Daseinsauffassung. Dies vertreibt nicht nur den Glauben an Krankheit, sondern es gibt dem Hilfsbedürftigen seine geistige Erkenntnis wieder, daß er sich als Gottes Kind wohlbefindet.
Der selbstlose Heiler bleibt der Worte Christi Jesu eingedenk: „Der Sohn kann nichts von sich selber tun, sondern was er sieht den Vater tun“ (Joh. 5:19). Er weiß, daß es seine Erkenntnis oder sein Verständnis von Gott und der Alleingültigkeit Seines geistigen Gesetzes ist, was ihn befähigt, dieses Gesetz zu beweisen. Er weiß ferner, daß das Heilen in der Christlichen Wissenschaft nicht durch den Einfluß des einen menschlichen Gemüts auf das andere vollbracht wird, ebensowenig, wie dies beim Lösen einer mathematischen Aufgabe der Fall ist. So wie der Mathematiker die Korrektheit des Prinzips, der Regel und des Gesetzes der Zahlen bei jeder ihm vorliegenden Aufgabe beweist, so beweist der christlich-wissenschaftliche Heiler in jeder Schwierigkeit, die ihm vorgetragen wird, die Harmonie des göttlichen Prinzips, der göttlichen Regel und des Gesetzes der göttlichen Metaphysik. Wenn der Irrtum in irgendeiner Richtung als Fehler erkannt wird, dann wird das, was wahr ist, offenbar. In dieser Weise findet Berichtigung oder Heilung statt.
Je völliger das Denken des Heilers von geistiger Klarheit erfüllt ist, durch die das Licht der Wahrheit und Liebe hindurchscheint, um so gewisser kann er das gute Gesetz Gottes beweisen. Jesus sagte: „Der Vater aber hat den Sohn lieb und zeigt ihm alles, was er tut“ (Joh. 5:20). Der hingebungsvolle Ausüber, der sich der liebevollen Fürsorge und Führung Gottes bewußt ist, weiß, daß „der Vater den Sohn lieb hat“; er weiß, daß Gott ihm alles zeigt, „was er tut“. So wird ihm offenbart, daß Gottes Gesetz hier ist, daß es liebevoll wirkt und machtvoll ist und daß es allen Lebensumständen völlig angemessen ist.
Durch vergeistigtes Denken erfassen wir die Erklärung von der Wissenschaft des Seins, die unsere Führerin uns gegeben hat. Der materielle Sinn — das sogenannte materielle Denken — kann die Wissenschaft des Gemüts nicht verstehen, denn er besitzt nicht die Geistigkeit, um die geistige Wahrheit wahrzunehmen. Materialismus ist nicht Realismus, wie er so oft prahlt. Er ist eine abergläubische Annahme, die durch das geistige Verständnis zum Verschwinden gebracht wird. Nur durch Geistigkeit, durch Empfänglichkeit für Gott und Seine Gedanken, können das Prinzip und die Anwendung der Christlichen Wissenschaft verstanden werden — kann der Beweis von ihrer Heilkraft erfaßt werden.
Wir müssen uns stets bewußt bleiben, daß wir in Wirklichkeit geistig sind; daß unsere Sinne geistig sind; daß es für uns ganz natürlich ist, das Gute zu lieben. Wir sind keine materiellen Sterblichen mit Wünschen, die dem Geist fern sind. Wir leben im Geist, in dem es kein Bewußtsein von Krankheit, kein Bewußtsein von Trübsal oder Vernichtung, kein Bewußtsein von irgendeinem vergänglichen oder verderblichen Element, keinen Glauben an Degeneration geben kann. Wir leben in der Liebe und in dem seligen Bewußtsein der Allgegenwart der Liebe, in dem es keine Spur von Neid, Haß oder Rache gibt. Wir leben im Leben und im Bewußtsein der Ewigkeit des Lebens, in dem es keinen Glauben an Zeit gibt, kein Zugeben der sterblichen Erfolglosigkeit, keine Furcht vor der eiligen Wanderung von der Wiege zum Grab.
In Wirklichkeit ist der Mensch unzerstörbar und harmonisch. Geistigkeit ist das Wesen seines Seins. Diese Geistigkeit bewahrt uns vor menschlichem Leid. Sie befähigt uns zu verstehen, daß der Mensch nicht materiell ist, sondern geistig, heilig, liebevoll, furchtlos, unbegrenzt. Das geistige Bewußtsein freut sich über alles Gute und erkennt und vertreibt jeden Irrtum ebenso natürlich, nachdrücklich und wirksam, wie Licht die Finsternis vertreibt.
Mrs. Eddy wußte, welchen unschätzbaren Wert die Geistigkeit für die Menschheit hat; sie erkannte, daß sie für die Gesundheit und für alles Wohlergehen unerläßlich ist; daher ihr inniges Bemühen, dem menschlichen Denken Geistigkeit einzuflößen. Auf Seite 99 in „Wissenschaft und Gesundheit“ sagt sie: „Die ruhigen, starken Ströme wahrer Geistigkeit, die sich in Gesundheit, Reinheit und Selbstaufopferung offenbaren, müssen die menschliche Erfahrung vertiefen, bis die Annahmen des materiellen Daseins als eine armselige Täuschung erkannt werden und Sünde, Krankheit und Tod der wissenschaftlichen Demonstration des göttlichen Geistes und dem geistigen, vollkommenen Menschen Gottes auf ewig Raum geben.“
