In einem Absatz unter der Randüberschrift „Leben unabhängig von der Materie“ erklärt Mrs. Eddy auf Seite 368 ihres Buches „Wissenschaft und Gesundheit“ mit Nachdruck: „Daß Leben nicht von körperlichen Bedingungen abhängt, wird bewiesen, wenn wir verstehen lernen, daß das Leben und der Mensch diesen Körper überdauern.“
Wenn die Christlichen Wissenschafter über diese aufrüttelnde Feststellung einer Tatsache nachdenken, wenden sie sich ganz natürlich ihrem Wegweiser Christus Jesus zu. Die Art und Weise seiner Geburt und die Art und Weise seiner Kreuzigung und Auferstehung, wie sie in den Evangelien berichtet werden, widersprechen den allgemeingültigen Theorien über die Erzeugung und Zerstörung des sterblichen Körpers und beweisen, daß sie falsch sind.
Christus Jesus ist der Wegweiser für alle Menschen, der den Weg aus der Knechtschaft unter einem sterblichen Körper zu dem vollen Bewußtsein von einem unkörperlichen Leben und Sein führt. Er durchlief die Stufenleiter der sterblichen Existenz — prüfte und bewies in jedem Punkt die jahrhundertealte Frage: „Wie ist es für einen Menschen möglich, ohne die physischen Vorgänge eines sterblichen Körpers weiterzuleben?“
Der Verfasser des Hebräerbriefes gibt folgenden treffenden Hinweis auf den Vorsatz des Meisters, seinen Mitmenschen den Weg zu weisen (2:14, 15): „Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er dessen gleichermaßen teilhaftig geworden, auf daß er durch den Tod die Macht nehme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel, und erlösete die, so durch Furcht des Todes im ganzen Leben Knechte sein mußten.“
Als nach der Kreuzigung Jesu Leib in das Grab gelegt wurde, war es allem Anschein nach mit Jesus und seinem Leben zu Ende. Für die körperlichen Sinne gab es keinen wahrnehmbaren Beweis, daß irgend etwas Außergewöhnliches eintreten würde. Doch es stellte sich heraus, daß Jesus nach drei Tagen mit seinen Jüngern und anderen Freunden wandelte und sprach; auf diese Weise bewies er, daß sein Leben durch diese Begebenheit nicht unterbrochen worden war. Er stellte unter Beweis, daß seine Einheit mit dem göttlichen Leben, dem Urquell seines Seins, ungestört geblieben war. Sein Vermögen, über die Materie, oder den Körper, göttliche Autorität auszuüben, war unberührt geblieben. Er bewies für sich selbst und für das Menschengeschlecht, daß Leben weder durch sterbliche Vorgänge erzeugt noch durch sie zerstört werden kann.
Mrs. Eddy sagt: „In der Wissenschaft erzeugt Gemüt weder Materie, noch erzeugt Materie Gemüt“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 544). Gemüt erzeugt keinen materiellen Körper, in dem der Mensch wohnt und von dem das Leben des Menschen abhängig ist; noch erzeugen der materielle Körper oder das materielle Gehirn die Macht, zu denken oder Bewußtsein zu besitzen. Daher ist Leben, das von Gott, dem unendlichen Leben, oder Gemüt, erzeugt wird, nicht von dem abhängig oder herzuleiten, was die Sterblichen Materie oder physischen Körper nennen. Diese wissenschaftliche Behauptung wurde von dem Vorbild der Christenheit unter Beweis gestellt, von dem wir lernen, daß Leben und der Mensch nicht nur diesen Körper überdauern, sondern auch unabhängig von ihm unaufhörlich weiterbestehen.
Das Verständnis von dieser großen wissenschaftlichen Tatsache in der Christlichen Wissenschaft heilt Krankheit. Warum? Weil Krankheit auf der Voraussetzung beruht, daß Leben durch physische Vorgänge hervorgebracht wird und daher der Zersetzung unterworfen ist, wenn die normalen Funktionen des physischen Körpers in Unordnung geraten oder gestört werden. Heilung erfolgt somit, wenn wir erkennen, daß dieser Anspruch der physischen Sinne eine Illusion ist und daß das Leben oder die Existenz des Menschen die Widerspiegelung des einen göttlichen, unkörperlichen Lebens ist, das unzerstörbar und ewig ist.
Ein weiterer Beweis für die Fortdauer des Lebens und des Menschen findet sich im elften Kapitel des Johannesevangeliums, in dem berichtet wird, wie Jesus den Lazarus, der schon einige Tage tot gewesen war, auferweckt. Wie hätte Lazarus den Ruf Jesu: „Lazarus, komm heraus!“ hören und auf ihn reagieren können, wenn Lazarus seinen Körper nicht überdauert hätte? Sein Gehorsam gegen das Gesetz Christi, das in Jesu Befehl Ausdruck fand, ließ erkennen, daß sein Zusammenbestehen mit Leben, Gott, durch die Erfahrung des körperlichen Todes und des Begräbnisses keine Unterbrechung erfahren hatte und daß es daher von einem sogenannten materiellen Körper weder abhängig noch ihm ausgeliefert war.
Tabea muß ebenfalls weitergelebt haben, obgleich ihr Körper als tot gegolten hatte, denn sie hörte den Ruf des Petrus und gehorchte seiner Anweisung aufzustehen. Im neunten Kapitel der Apostelgeschichte wird berichtet: „Da sie Petrus sah, setzte sie sich wieder. Er aber gab ihr die Hand und richtete sie auf und rief die Heiligen und die Witwen und stellte sie lebendig dar.“
Diese und andere in der Bibel berichteten Vorkommnisse beweisen wissenschaftlich, daß das Leben und der Mensch schwere mentale und körperliche Prüfungen überdauern. Die Christliche Wissenschaft, die die geistige Bedeutung der Lehren Jesu erklärt, daß nämlich das Leben und Sein des einzelnen Menschen ewig, nicht zeitlich sind, geistig, nicht körperlich, gibt uns somit Zuversicht. Diese großen geistigen Tatsachen können verstanden und nutzbar gemacht werden, wenn wir die menschlichen Irrtümer, Sünde, Krankheit und Tod genannt, als unwirklich beweisen — jene Irrtümer, von denen die menschlichen Theorien fälschlicherweise behaupten, daß sie das Leben zerstören können.
So wird das geistige Verständnis, das wir durch das Erforschen der Heiligen Schrift im Lichte der Christlichen Wissenschaft gewinnen und in unserer täglichen Erfahrung unter Beweis stellen, unser Denken öffnen, so daß wir über folgende Prophezeiung frohlocken, die auf Seite 426 von „Wissenschaft und Gesundheit“ zu finden ist: „Wenn man es begriffen hat, daß Krankheit das Leben nicht zerstören kann und daß die Sterblichen nicht durch den Tod von Sünde oder Krankheit erlöst werden, dann wird dieses Verständnis einen zu neuem Leben erwecken. Es wird entweder das Verlangen zu sterben oder die Furcht vor dem Grabe meistern und auf die Weise die große Furcht zerstören, die das sterbliche Dasein bedrängt.“
