Wie wichtig ist es, daß wir „Wache an der Tür des Gedankens“ stehen, wenn wir scheinbar einer anhaltenden Folge unerwünschter und unwillkommener Gedankenbilder ausgesetzt sind, die an diese Tür klopfen. Mrs. Eddy schreibt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 392): „Steh Wache an der Tür des Gedankens. Wenn du nur solche Schlüsse zugibst, wie du sie in körperlichen Resultaten verwirklicht zu sehen wünschst, dann wirst du dich harmonisch regieren.“
Wenn wir von der Demonstration, Entfaltung, Heilung (oder wie wir es auch nennen mögen) erwarten, daß sie augenblicklich eintritt, müssen wir andererseits jede Einflüsterung von Disharmonie, Mißklang, Krankheit, Unfall, Tod, Fehlschlag, Sünde oder Begrenzung augenblicklich zurückweisen. Täglich sehen wir uns einer Flut von Gedankenbildern gegenüber, von denen einige gut, andere weniger gut oder vielleicht geradezu schlecht sind. Nehmen wir sie alle als bare Münze an, oder gebieten wir jedem einzelnen Halt und prüfen sowohl seine Herkunft als auch seine Botschaft?
Ein Stück polarisiertes Glas wird nur solche Lichtstrahlen durchlassen, die der kristallinischen Struktur des Glases entsprechen. Dies mag als hilfreicher Vergleich dienen zu der mentalen Auswahl, die wir treffen müssen, um nur solche Gedanken in unser Bewußtsein einzulassen, die dem Willen Gottes entsprechen. Auf diese Weise werden wir unwürdige Gedankenbilder fernhalten, die auf hinterhältige oder lärmende Weise Einlaß fordern. Diese Gedankenbilder mögen in Form von persönlichen Problemen oder von Familienproblemen auftreten, oder sie mögen uns einreden, daß Menschen in entfernteren Gegenden ein Unheil widerführe. Herkunft, Gegenwart oder Macht des Bösen müssen verneint werden, ganz gleich, wo die Einflüsterung herkommt.
Was ist die Grundlage für solches Verneinen? Es ist das göttliche Gesetz, daß Gott, die einzige Ursache und der einzige Schöpfer — da Er Geist und ganz und gar gut ist —, kein Erzeugnis und keine Umstände schaffen, kennen oder dulden kann, die Seiner eigenen vollkommenen Natur entgegengesetzt sind. Sein Universum muß unumgänglich Liebe und Ordnung, Freude und Gesundheit, Freiheit und Reinheit ausdrücken. Dieses geistige Reich ist nicht nur frei von allem Übel; es muß überhaupt als das einzig bestehende Universum angesehen werden, in dem beständig und ununterbrochen die Schönheit, Harmonie, Fülle und Unzerstörbarkeit offenbar werden, die seine göttliche Quelle charakterisieren. Jede Einflüsterung von Unvollkommenheit muß umgekehrt werden, ganz gleich, hinter welcher Maske sie sich auch verbergen mag, und die gegenteilige geistige Tatsache muß anerkannt werden.
Ein Studium der Lehren der Christlichen Wissenschaft [Christian Science] zeigt, wie wichtig es ist, den Irrtum umzukehren. In ihrem Werk „Vermischte Schriften“ sagt Mrs. Eddy (S. 60): „Jede materielle Annahme deutet auf die Existenz der geistigen Wirklichkeit hin, und wenn die Sterblichen über geistige Dinge belehrt worden sind, wird sich zeigen, daß durch die Umkehrung der materiellen Annahme in all ihren Kundwerdungen Urbild und Abbild unschätzbarer, ewiger Wahrheiten erschlossen werden, die unmittelbar gegenwärtig sind.“
Wenn sich bei einem Familienmitglied ein unharmonischer körperlicher Zustand zeigt, weist der Christliche Wissenschafter die Täuschung des Irrtums gewöhnlich sofort zurück und behauptet die Wahrheit von der Allheit und Güte Gottes sowie die Wahrheit, daß der Mensch das Gleichnis seines himmlischen Vaters ist. Sind wir ebenso schnell bereit, die Tür unseres Bewußtseins zu verriegeln, wenn ähnliche Symptome irgendwo anders aufzutreten scheinen? Das würde nicht bedeuten, daß wir anderen ohne ihre Einwilligung eine Behandlung geben; aber es ist richtig, jede unharmonische Situation zu verneinen, die uns das sterbliche Gemüt aufredet, und sei es auch nur eine flüchtige Suggestion, daß jemand anders in Not sei. Der geplatzte Reifen am Wagen des andern, der nächtliche Einbruch am andern Ende der Stadt, das Husten eines Fahrstuhlbenutzers, eine Todesanzeige in der Zeitung — alle diese mentalen Bilder kommen zu uns, damit sie abgewiesen werden. Wir müssen ihre Unwirklichkeit erkennen und die tatsächliche Existenz und Richtigkeit der entgegengesetzten geistigen Tatsachen behaupten.
Wie steht es mit dem Flugzeugabsturz, über den gerade im Radio berichtet wurde? Ist unsere erste Reaktion die Feststellung, daß es eine „ausländische Linie“ war, daß kein Landsmann umgekommen ist oder daß es ein anderer Flugzeugtyp war als der, den wir gewöhnlich benutzen? Versuchen wir, uns in dieser Weise vom Unglück zu distanzieren, so wie wir einen Stecker aus der Steckdose ziehen?
Wir können uns niemals vom Unheil distanzieren, wenn wir glauben, daß es woanders geschehen sei, aber nicht hier, daß es andere betreffe, aber nicht uns. Die Vollkommenheit und Ordnung des von Gott geschaffenen Universums lassen keinen Raum für Unheil irgendwelcher Art, weder woanders noch hier, und weder andere noch wir können ihm zum Opfer fallen.
Eine Werbesendung im Fernsehen, die ein klinisches Thema behandelt, mag uns veranlassen, eilends den Apparat oder wenigstens den Ton abzuschalten. Aber kehren wir darüber hinaus energisch den falschen Begriff um, daß Krankheit ein schlechtes Funktionieren des materiellen Körpers sei, das durch die Anwendung anderer, materieller Mittel gelindert werden könne? Wir mögen nicht damit einverstanden sein, daß solche Bilder über die Fernsehwellen verbreitet werden, aber es ist auch unsere Pflicht, sofort die wahre Tatsache festzustellen, daß körperliche Disharmonie unwirklich ist, weil nicht von Gott erschaffen, und daß sie in unserem Denken dadurch zerstört wird, daß wir die falsche Auffassung verneinen, der Mensch sei sterblich, materiell und der Krankheit oder dem Verfall unterworfen.
Wenn dieses Verneinen von der Erkenntnis begleitet ist, daß Gesundheit aus geistiger Unversehrtheit besteht, die das Erbe des Menschen als der vollkommenen Idee oder des Ebenbildes des vollkommenen Gemüts ist, wird sich zeigen, daß materielle Heilmittel keine Kraft und keinen Wert haben, weil die Harmonie bereits „unmittelbar gegenwärtig“ ist. Eine Heilung kommt nicht dadurch zustande, daß man die Materie verändert, sondern dadurch, daß man einen materiellen Begriff durch die geistige Tatsache ersetzt. Die geistigen Tatsachen, die anstelle des materiellen Körpers und der sterblichen Begriffe gesehen werden müssen, sind alle vollkommen, vollständig, göttlich und ewig.
Wenn eine Sirene heult, verneinen wir dann augenblicklich die Annahme, daß Feuer, Unfall, Verbrechen und Tod wirklich seien? Wir müssen jedes Ereignis, das eine zerstörende oder zersetzende Wirkung zu haben scheint, als etwas ansehen, was weder Ursache noch Prinzip hat, die dieses Ereignis hervorbringen oder seinen Anspruch auf Existenz stützen könnten. Keine Gefahr oder Krise droht in der Stadt Gottes, dem Bewußtsein des Guten. Kein Alarmzeichen, das Unfall oder Unglück verkündet, kann in der Gegenwart des Friedens und der Ruhe ertönen, die kraft des Gesetzes Gottes regieren.
Mrs. Eddy fragt im Gedanken an die Menschheit, die sich über Disharmonie wundert (Wissenschaft und Gesundheit, S. 563): „Aber warum sollten wir über dem Nichts entsetzt sein?“ Wir sollten wachsam sein und nicht in dieser Weise reagieren, wenn wir es mit Jugendkriminalität, Ansteckung, einem Orkan oder internationalen Unruhen zu tun haben. Statt dessen sollten wir sofort unerschütterlich an der entsprechenden Wahrheit festhalten, die durch geistiges Gesetz die Ansprüche dieser Irrtümer auf Wirklichkeit und zerstörende Gewalt ausschließt.
Wenn Tabak oder Alkohol andere — wenn auch nicht uns — mit ihrer falschen Verheißung von Freude in der Materie verlocken, sind wir dann eifrig bemüht, durch Umkehrung geltend zu machen, daß die einzig wahre Anziehung die des Geistes ist? Wenn Sinnlichkeit und Unmoral im geschriebenen und gesprochenen Wort durch Feder, Bild und Presse immer aufdringlicher und schamloser werden, klammern wir uns dann fest an die gegenteilige Tatsache, daß Reinheit von Gott ist, daher unantastbar und keiner Abstufung oder Entartung unterworfen?
In jeder Situation müssen wir sofort handeln, um bei jedem Gedankenbild, das von außen her auf unser Bewußtsein übergreifen möchte, an der geistigen Tatsache festzuhalten. Wenn wir klar und beständig erkennen, daß es außerhalb des göttlichen Gemüts keine Ideenquelle gibt, daß es kein von diesem Gemüt getrenntes menschliches Bewußtsein gibt, das falsche mentale Begriffe annehmen kann, machen wir jede vermeintliche Macht unwirksam, die uns — oder andere — verletzen oder irreführen könnte; denn unsere Arbeit sollte in ihrer Tragweite universal und allumfassend sein.
Die reinigende Wirkung der geistigen Läuterung, die jede Spur von Kummer, Leiden, Unglück oder Tod beseitigt, bedeutet nicht, daß man sich in den elfenbeinernen Turm der Weltabgeschiedenheit zurückzieht und die Augen gegenüber dem verschließt, was die Welt „Tatsachen“ oder noch schlimmer „höhere Gewalt“ nennt. Es ist vielmehr der Turm der Stärke, die Höhe erhabenen und heiligen Denkens, die uns über die reißenden Ströme der Unruhe und des Elends der Erde erhebt, geborgen in dem ruhigen Himmel geistiger Unversehrtheit. Dieser wahre Bewußtseinszustand ist die Erfahrung auf dem Berge, die für Christus Jesus so wirksam, ja unentbehrlich war; nur durch sie war es ihm möglich, seine mächtigen Werke zu vollbringen, durch die er die Menschheit von Sünde, Krankheit und Tod erlöste.
Paulus erkannte klar die Notwendigkeit, augenblicklich und ständig über das Denken zu wachen, denn er sagte: „Wir zerstören damit Anschläge und alles Hohe, das sich erhebt wider die Erkenntnis Gottes, und nehmen gefangen alle Gedanken unter den Gehorsam Christi“ (2. Kor. 10:5). Wenn wir uns ständig darin üben, uns ein erhobenes Denken zu erhalten, nämlich in jedem Augenblick das Materielle, das Böse und das Sterbliche zurückzuweisen und jedes dieser Gedankenbilder durch die entsprechende von Gott kommende geistige Idee zu ersetzen, so werden wir die Demonstration der Harmonie in jedem Augenblick eines jeden Tages beschleunigen. Durch sofortiges Verneinen eines jeden Begriffs, der nicht von Gott ist, und durch beständiges Behaupten des Einsseins des Menschen mit seinem vollkommenen Prinzip als dessen Ausdruck, nehmen wir in unserer eigenen Erfahrung und oft in den Angelegenheiten anderer in unserer Umgebung die heilende Berührung des Christus wahr.
