Eltern fragen sich oft, ob es richtig sei, Kinder, wenn sie noch sehr klein sind, die Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft zu lehren. Christus Jesus wußte, daß der vorurteilsfreie Gedanke eines Kindes für die Wahrheit empfänglich ist. Tatsächlich wies er seine Zuhörer darauf hin, daß sie nicht in das Reich Gottes kommen könnten, wenn sie nicht wie die Kinder würden. Die kindlichen Eigenschaften der Reinheit, Arglosigkeit und Demut fördern die Empfänglichkeit für die Wahrheit. Als seine Jünger einmal die Leute davon abhalten wollten, kleine Kinder zu ihm zu bringen, schalt Jesus diese gedankliche Einstellung, indem er sagte (Mark. 10:14): „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht; denn solcher ist das Reich Gottes.“ Und der biblische Bericht fährt fort: „Und er herzte sie und legte die Hände auf sie und segnete sie“.
Nehmen nicht auch wir zuweilen die Haltung der Jünger ein, wenn wir die kleinen Kinder für sterbliche Menschen halten, die sich im Anfangsstadium einer materiellen Entwicklung befinden, oder wenn wir glauben, sie seien noch zu unreif, ja nicht intelligent genug, die Lehren der Wissenschaft des Christus zu begreifen? Solch eine Auffassung steht in geradem Gegensatz zu diesen Lehren, die den Menschen als das Bild und Gleichnis Gottes, als die vollkommene Idee des göttlichen Gemüts enthüllen.
Als die Idee des Lebens, Gottes, ist der Mensch ewig und zugleich bestehend mit Gott. Er hat sich nicht aus einem Embryo entwickelt, noch ist er sterblichen Lebensstadien wie Geburt, Reife, Alter, Verfall und Tod unterworfen. Als das ewige Gleichnis seines Schöpfers spiegelt der Mensch die Unendlichkeit des Geistes, die Unsterblichkeit der Seele, das unbegrenzte Erkenntnisvermögen des göttlichen Gemüts wider. Und dies ist die Wahrheit über unsere Kinder — daheim und in der Sonntagsschule.
Wenn wir kleine Kinder mit Erfolg lehren wollen, dürfen wie sie nicht mit sterblichen Maßstäben messen. Wir müssen wissen, daß sie dasselbe göttliche Gemüt widerspiegeln wie wir, daß sie dieselbe gottgegebene Intelligenz ausdrücken wie wir und daß Gott sie wie uns mit allen Eigenschaften und Fähigkeiten ausstattet, um in der Allgegenwart des Vater-Mutter Gottes ein glückliches und vollkommenes Leben zu leben.
Ein kleiner vierjähriger Junge, ein eifriger Schüler der christlich-wissenschaftlichen Sonntagsschule, kam eines Abends zu seiner Großmutter und klagte über Schmerzen im Nacken. Die Großmutter sagte liebevoll zu ihm: „Du weißt, was du in der Sonntagsschule gelernt hast. Du bist Gottes vollkommenes Kind, und du kannst immer zu Gott beten, wenn dich irgend etwas bedrückt. Wir dürfen den Irrtum nicht in unser Denken einlassen, sondern wir müssen ihn abweisen.“
Der kleine Junge begann dann, das Gebet zu sprechen, das unsere Führerin, Mrs. Eddy, für die kleinen Kinder vorgesehen hat (Vermischte Schriften, S. 400):
Vater-Mutter Gott,
Der mich liebt,
Wenn ich schlafe, mich umgibt,
Leite meine Füßchen mir
Hinauf zu Dir.
Da er sich nicht wohlfühlte, wenn er saß, ging er in der Küche auf und ab und wiederholte diesen Vers mehrmals mit großem Ernst, bis sein Denken von dem Wahrheitsgehalt der Worte ganz durchdrungen war. Dann erklärte er nachdrücklich: „Ich bin ein Kind Gottes. Hebe dich hinweg von mir, Irrtum! Du hast nichts bei mir zu suchen.“
Nach einer Weile setzte er sich an den Tisch und sagte: „Nun ist alles wieder gut, und ich bin gesund.“
Seine Großmutter freute sich mit ihm über diese schnelle Heilung, und später bemerkte sie den Eltern des Kindes gegenüber, daß es für sie eine heilige Erfahrung gewesen sei, zu beobachten, wie dieses Kind imstande war, sich mit Hilfe der einfachen Wahrheiten zu heilen, die es zu Hause und in der Sonntagsschule gelernt hatte.
Für Eltern wie für Sonntagsschullehrer ist es hilfreich, die wissenschaftliche Definition von „Kinder“ zu studieren, die Mrs. Eddy im Glossarium von „Wissenschaft und Gesundheit“ gibt. Sie lautet (S. 582): „Die geistigen Gedanken und Vertreter von Leben, Wahrheit und Liebe.“ Auf diese Definition läßt Mrs. Eddy die materielle Bedeutung von „Kinder“ folgen: „Sinnliche und sterbliche Annahmen; gefälschte Bilder der Schöpfung, deren bessere Urbilder Gottes Gedanken sind, nicht im Embryo, sondern in der Reife; materielle Voraussetzungen von Leben, Substanz und Intelligenz, der Wissenschaft des Seins entgegengesetzt.“
Wir können dem Gebot unseres Meisters: „Lasset die Kinder zu mir kommen und wehret ihnen nicht“, nur gerecht werden, wenn wir die Kinder nicht als „sinnliche und sterbliche Annahmen“ oder als „gefälschte Bilder der Schöpfung“ ansehen, sondern als vollkommene Ideen Gottes, als „die geistigen Gedanken und Vertreter von Leben, Wahrheit und Liebe“.
Beim Unterrichten der Kinder müssen wir daran denken, daß wir die Lehren der Wissenschaft des Seins zu dem Erfahrungskreis der Kinder in Beziehung bringen, und wir müssen ihnen zeigen, wie sie das, was sie gelehrt werden, praktisch anwenden können. Wenn wir zum Beispiel mit ihnen über die Zehn Gebote sprechen, ist es oft hilfreich, die Gebote jeweils mit einer Geschichte in der Bibel in Verbindung zu bringen. Dadurch prägen sie sich ihnen besser ein, und sie sehen die praktische Anwendbarkeit der Lehren der Bibel. Sie erkennen so, daß der Gehorsam gegen die Zehn Gebote reichen Segen bringt und sie stets „unter dem Schirm des Höchsten“ (Ps. 91:1) erhält — in der beschützenden Macht der göttlichen Liebe.
Wenn wir kleine Kinder unterweisen, genügt es jedoch nicht, nur ein rechtes Bild von den Kindern zu haben. Wir müssen auch uns selbst im Lichte der Wahrheit als vollkommene Ideen Gottes erkennen. Als Eltern oder Sonntagsschullehrer dürfen wir nicht von uns selbst als einer menschlichen Persönlichkeit denken, die sich vergeblich bemüht, die rechten Antworten auf die Fragen der Kinder zu finden. Wir müssen wissen, daß Gott durch uns die rechte Antwort entfalten wird, wenn wir selbst die kindlichen Eigenschaften widerspiegeln wie Reinheit des Denkens, Empfänglichkeit für die Wahrheit, frohe Erwartung des Guten und die Bereitschaft, uns vom Christus leiten zu lassen.
Kleine Kinder in den Wahrheiten des Seins zu unterrichten ist eine lohnende, freudige Aufgabe, die nicht nur den Kindern selbst, sondern auch Eltern und Sonntagsschullehrern reichen Segen bringt. Allen, die in dieser Arbeit stehen, mag der Rat des Apostels Paulus an Timotheus als Richtschnur dienen (2. Tim. 2:15): „Befleißige dich, vor Gott dich zu erzeigen als einen rechtschaffenen und unsträflichen Arbeiter, der da recht austeilt das Wort der Wahrheit.“
Diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzest oder auf dem Wege gehst, wenn du dich niederlegst oder aufstehst.—5. Mose 6:6, 7.
