An einem Freitag liefen Susanne und Paul über den Schulhof. Es hatte geläutet, und die Schule war aus. „Komm, laß uns nach Hause laufen!“, sagte Susanne. „Ich kann es kaum erwarten, Mutter unsere gute Nachricht zu erzählen.“
Paul wohnte in der gleichen Straße gegenüber von Susanne, und gewöhnlich gingen beide zusammen nach Hause. Aber heute gingen sie nicht, sie rannten. Sie winkte Paul zu, lief über die Straße und nahm zwei Stufen der Eingangstreppe auf einmal.
Susanne war überrascht, ihre Mutter auf dem Sofa im Wohnzimmer liegend zu finden. Sie war gefallen und hatte sich den Fuß verletzt; sie konnte nicht laufen.
Susanne erzählte ihrer Mutter die gute Nachricht. Der Rektor hatte gesagt, daß ihre Klasse nächste Woche Freitag den Kinderzoo besuchen würde. Die Mutter freute sich darüber, sie sagte aber, daß sie die Kinder leider nicht, wie geplant, dorthin fahren könne.
„Oh, Mutti, ich wünschte, Du könntest laufen!“ rief Susanne aus.
„Ich auch, Liebling“, sagte die Mutter mit einem Seufzer. „Aber da Vater fort ist, weiß ich nicht einmal, wie ich hier zu Hause fertig werde.“
„Nun“, Susanne gab ihrer Mutter einen Kuß, „jetzt bin ich zu Hause und werde Dir helfen.“
Susanne ging in ihr Zimmer, wo die Bibel und „Wissenschaft und Gesundheit“ von Mary Baker Eddy auf dem Nachttisch lagen. Im Wohnzimmer zog sie einen Stuhl nahe an das Sofa, auf dem ihre Mutter lag, und schlug die Seite 475 von „Wissenschaft und Gesundheit“ auf. In Zeile 5 fand sie eine Frage. Diese lautete: „Was ist der Mensch?“ Die Antwort folgte. Susanne las ihrer Mutter die ersten zwei Sätze laut vor: „Der Mensch ist nicht Materie; er besteht nicht aus Gehirn, Blut, Knochen und anderen materiellen Elementen. Die Heilige Schrift belehrt uns, daß der Mensch zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist.“
Susanne und ihre Mutter unterhielten sich darüber, was die Christliche Wissenschaft lehrt: daß der wirkliche Mensch, Gottes Kind, vollkommen ist. Der Mensch ist nicht materiell. Folglich fällt er nicht unter materielle Gesetze. Susanne erklärte, daß ihre Mutter nicht durch die Materie oder materielle Gesetze verletzt sein könnte, denn in Wirklichkeit lebte sie im Geist. Was die Materie als einen verletzten Fuß zu zeigen schien, war nicht wirklich oder wahr. Sie würden ihn nicht beachten oder überhaupt nicht als eine Tatsache akzeptieren.
Statt dessen würden sie sich von dem abwenden, was die Materie für wahr hielt. Sie würden versuchen, klarer zu erkennen, was die Wahrheit über den Menschen ist. Der Mensch, der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist, muß Ihn widerspiegeln. Da Gott Geist ist, ist der Mensch geistig. Da Gott vollkommen ist, ist der Mensch vollkommen. Da Gott allgegenwärtig ist — überall —, ist der Mensch immer in der Liebe geborgen. Da Gott gut ist, kann der Mensch nur das Gute erleben.
Susanne hatte in der Sonntagsschule der Christlichen Wissenschaft gelernt, nicht das irrige Bild festzuhalten, an das die Materie uns glauben lassen möchte, sondern daß wir dem Irrtum entgegentreten müssen. Dies tat sie nun.
„Mutti, Du bist nicht materiell, Du bist geistig. Und weil Du Gottes vollkommenes geistiges Kind bist, kannst Du nicht verletzt sein.“
Susanne und ihre Mutter fühlten sich viel glücklicher, nachdem sie sich über Gott unterhalten hatten. Susanne schlug die Bibel auf und las aus den Psalmen. Zwei Verse liebte sie besonders: „Gott ist unsre Zuversicht und Stärke, eine Hilfe in den großen Nöten, die uns getroffen haben“ (Ps. 46:2), und: „... Gott ist König auf dem ganzen Erdboden; lobsinget ihm klüglich“ (Ps. 47:8).
Susanne war zum Singen zumute. Sie wußte, daß es nur eine Macht, Gott, gibt. Seine gütige, heilende Gegenwart ist immer bei uns. Christus Jesus hat dies als wahr bewiesen, als er die Kranken heilte.
Sie machte ihre Bücher zu. „Ich weiß genau, Mutti, daß Du mit uns in den Zoo gehen kannst.“
„Vielen Dank für Deine Hilfe, Liebling“, sagte die Mutter, „ich fühle mich schon viel besser. Ich glaube, ich kann jetzt aufstehen und das Essen vorbereiten.“ Und sie tat es.
Die Mutter konnte einige Tage lang nicht ihren Schuh anziehen, doch Susanne zweifelte nicht an der Wahrheit, die sie erkannt und erklärt hatte. Als der Freitag kam, war die Heilung vollständig.
Die Mutter war in der Lage, die Kinder zum Zoo zu fahren. Sie lachten alle, als Oliver, der Waschbär, sein Futter in einer Schüssel mit Wasser wusch, bevor er es fraß. Sie durften zahme weiße Kaninchen halten und Meerschweinchen streicheln.
Susanne blickte durch den Raum und lächelte ihrer Mutter zu. Sie freuten sich beide, daß die Mutter kommen konnte. Aber mehr als das, sie hatten bewiesen, daß nichts Gottes vollkommenes geistiges Kind verletzen kann.