Die jährliche Feier des Weihnachtsfestes führt uns, wenn wir ernsthaft darüber nachdenken, wieder klar die Tatsache vor Augen, daß das Kommen des Christus ein täglicher und stündlicher Vorgang ist. Wenn wir die Christliche Wissenschaft bei unseren täglichen Aufgaben praktisch anwenden, mögen wir uns sehr stark der Offenbarwerdung von Gottes Macht und Liebe bewußt werden. Die Gegenwart des heilenden Christus wird dann die Freude und Inspiration unseres täglichen Lebens.
Wenn wir den Christus richtig als die göttliche Idee Gottes definieren, als die Botschaft der Wahrheit und Liebe, die heilende Macht des göttlichen Prinzips, dann vermögen wir zu erkennen, warum das Kommen des Christus mehr als eine jährliche Erfahrung ist. Die Geburt Jesu feiern heißt den Botschafter, den höchsten menschlichen Vertreter des Christus ehren, den, der sich mehr als alle anderen Menschen als Sohn Gottes identifizierte. Den Christus anzuerkennen bedeutet weit mehr als einer menschlichen Person zu gedenken; es bedeutet, die vitale, lebendige Beziehung zwischen Gott und dem Menschen als Vater und Sohn zu fühlen.
Wenn man von Krankheit oder Sünde geheilt, vom göttlichen Gemüt in seinen persönlichen Beziehungen oder Geschäftsproblemen geführt, von der göttlichen Liebe geschützt oder in seiner höchsten Not getröstet worden ist, hat man das Kommen des Christus erlebt. In einem Kirchenlied heißt es:
Der Christus kommt mit heil'ger Macht
Zu führen uns ins lichte Land ;
Der Kranke, Sünd'ge wird geheilt,
Wie einst an Galiläas Strand. Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 34;
Nichts kann den Platz des Christus in unserem täglichen Leben widerrechtlich einnehmen. Die Feier des Weihnachtsfestes ist in vieler Beziehung mißverstanden, materialisiert worden und hat seine wahre Bedeutung verloren. In gleicher Weise ist die heilende Macht des Christus mißverstanden und mit Hilfe der Materie gesucht worden. Diese falsche Auffassung hat die wahre Bedeutung und die praktischen Aspekte der Religion verdunkelt und hat das Heilen von seinem natürlichen Platz in der Kirche vertrieben. Infolge der Entdeckung der Christlichen Wissenschaft durch Mrs. Eddy ist die wahre Bedeutung und Funktion des Christus wieder erfaßt und in die Praxis umgesetzt worden.
Wenn die Vitalität, die lebenspendende Macht des Christus nicht von der Kirche erkannt und widergespiegelt wird, wird die Religion oberflächlich und bedeutungslos. Diese Tatsache wird bereits in gewissem Grade anerkannt, und es gibt einige christliche Kirchen, die anfangen, die wahre Bedeutung der Worte Jesu in etwas zu verstehen: „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue.“ Joh. 14:12; In dem Verhältnis, wie das geschieht, werden die Menschen zu der Gegenwart des Christus erwachen und Heilung und Freiheit verwirklicht sehen.
Mrs. Eddy sagt im Lehrbuch: „Alles, was die Gottesverehrung materialisiert, hindert das geistige Wachstum des Menschen und hält ihn davon ab, seine Macht über den Irrtum zu demonstrieren.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 4; Jeder kann sich dies vor Augen halten, wenn er Weihnachten feiert, und einsehen, daß nichts ihn hindern kann, zu der natürlichen Erkenntnis der geistigen Bedeutung, die das Kommen des Christus hat, heranzuwachsen.
Der Materialismus in all seinen Formen widerspricht dem Geist des Weihnachtsfestes. Die Weihnachtszeit versinnbildlicht das Kommen einer geistigeren Daseinsauffassung — des Bewußtseins von der Substanz des Geistes und der Macht der geistigen Mittel, die Nöte der Menschheit zu stillen. Nur wenn die materiellen Auffassungen herausgefordert werden, beginnen wir in den Geist des Christus einzudringen.
Mrs. Eddy schreibt: „In dem Maße, wie eine materielle, theoretische Lebensbasis sich als eine falsche Daseinsauffassung erweist, dämmert dem menschlichen Gedanken das geistige und göttliche Prinzip des Menschen auf und führt ihn dahin, ,wo das Kindlein war‘ — zu der Geburt der neualten Idee, zu dem geistigen Sinn des Seins und alles dessen, was das Leben in sich schließt.“ S. 191.
Der Geist der Weihnacht mag für viele Menschen vielerlei bedeuten — angefangen beim gröbsten Materialismus bis zur höchsten Selbstlosigkeit. Das Weihnachtsfest ist durch Werbemittel von den Weltlichgesinnten herabgewürdigt worden. Aber in Wahrheit wird es stets die Kundwerdung der Liebe Gottes zu den Menschen bedeuten. Die Liebe, die bewirkte, daß Jesus auf dem menschlichen Schauplatz erschien, war ihrem Ursprung nach göttlich. Nur der Geist der Wahrheit und Liebe kann mit Recht als der Geist der Weihnacht erklärt werden.
Die wahre Auffassung von Weihnachten ist nicht zu geistig, zu übersinnlich, um von allen Menschen verstanden und in die Tat umgesetzt werden zu können. Sie bekundet sich als Freude über das Freisein von Sünde und Begrenzung, von Krankheit und Mangel. All diese Kundwerdungen sind von Jesu heilendem Wirken nicht zu trennen und sind der natürliche Ausdruck von dem Kommen des Christus.
Das Weihnachtsfest sollte stets nach dem Vorsatz und Beispiel des Meisters der Christen beurteilt werden. Wie verherrlichte Jesus die Gegenwart des Christus? Stets durch den Beweis der Heilung und Erneuerung. Die Freude der Erfüllung und die Befreiung vom Materialismus waren die Gaben, die im wahrsten Sinne das Kommen des Christus darstellten.
Man mag sich sehr wohl fragen: „Wird der Versuch gemacht, die geistige Idee aus meiner Erfahrung zu verdrängen?“ Der Versuch mag gemacht werden, und zwar durch das Gewicht, das auf materielle Dinge gelegt wird, oder auch durch all die Unruhe und die gesellschaftlichen Verpflichtungen. Wir müssen unser Denken mit hingebungsvollem Gebet erfüllen, um die falschen Sinne zum Schweigen zu bringen und die Engel singen zu hören.