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„Seid ... Täter“

Aus der Mai 1966-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Es gibt eine bekannte Geschichte über einen Laufjungen, der auf die Frage, welche Stellung er in der Firma innehabe, erwiderte: „Ich denke, ich bin der ‚Täter‘ “. Da der Fragende dies nicht zu verstehen schien, erklärte der Junge: „Sehen Sie, das geht so: wenn der Chef etwas gemacht haben möchte, dann sagt er es dem Büroleiter, der sagt es seinem Assistenten, dieser sagt es der Sekretärin, die sagt es mir. Und da ich niemanden unter mir habe, mache ich es eben.“

Wer die Christliche Wissenschaft studiert, weiß, daß der Mensch, der zu Gottes Bild und Gleichnis geschaffen ist, ständig Gottes Willen dadurch tut, daß er Ihn widerspiegelt. Und das müssen wir alle tun, denn in Wirklichkeit haben wir nichts anderes zu tun, als Gott widerzuspiegeln, und niemand kann es für uns tun.

Jakobus sagte in seinem Brief (1:22): „Seid aber Täter des Worts und nicht Hörer allein, wodurch ihr euch selbst betrüget.“ Er sagte auch (2:18): „Zeige mir deinen Glauben ohne die Werke, so will ich dir meinen Glauben zeigen aus meinen Werken.“

Unser Werk besteht darin, all die Eigenschaften des Göttlichen Wesens widerzuspiegeln und so dafür zu sorgen, daß unser Gebet: „Dein Wille geschehe auf Erden wie im Himmel“ (Matth. 6:10) mehr ist als nur eine Bitte oder ein Bekenntnis. Unser Gebet sollte die Bekräftigung einer wissenschaftlichen Tatsache sein, bis diese Tatsache in unserem Bewußtsein und daher in unserer Erfahrung fest begründet ist.

Um dies zu vollbringen, müssen wir Liebe durch Bekundung von Güte, Geduld, Freundlichkeit, Nachsicht, Vergebung und Mitgefühl widerspiegeln. Wir müssen diese Eigenschaften nicht nur zum Gegenstand unserer Bitten an Gott machen, sondern zur Grundregel unseres Verhaltens in der Kirche, im Büro und zu Hause.

Gleichermaßen müssen wir auch Gottes Willen dadurch zum Ausdruck bringen, daß wir die verschiedenen anderen göttlichen Attribute, wie Intelligenz und Weisheit des Gemüts, die Ordnung und Standhaftigkeit des Prinzips, die Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit der Wahrheit, die unbefleckte Reinheit des Geistes in die Tat umsetzen. Und wir müssen unser Denken ständig beobachten und darauf achtgeben, daß unsere Empfänglichkeit für die geistigen Ideen, die wir durch uns widergespiegelt sehen möchten, nicht durch die Anerkennung gegenteiliger Ansprüche des sterblichen Gemüts verdunkelt wird. Denn dieses Gemüt möchte versuchen, Gottes Gleichnis umzukehren, sich dem Wirken des göttlichen Willens zu widersetzen und uns das falsche Bild eines eigenwilligen, selbstgefälligen, habsüchtigen, verärgerten, unglücklichen, sündigen, kranken oder furchterfüllten Sterblichen zu suggerieren.

Wenn wir es unterlassen, unser Denken zu prüfen und es von allen falschen Suggestionen des sterblichen Gemüts zu befreien, können wir nicht „Täter des Worts“ sein. Es kommt nicht darauf an, ob wir dadurch einen Fehler machen, daß wir uns ärgern, oder dadurch, daß wir dem falschen Bild eines verärgerten oder gereizten Sterblichen Wirklichkeit beimessen. In jedem der beiden Fälle müssen wir sofort berichtigende Schritte unternehmen, damit wir die Wahrheit erkennen und den Irrtum dadurch zerstören können, daß wir ihn aufdecken und seine Nichtsheit erkennen.

Es ist unsere Pflicht, unser Denken zu berichtigen, sooft wir uns irgendeinem Anspruch des Irrtums gegenübergestellt sehen, sei es der Anspruch der Gegenwart von etwas, was unwirklich ist — wie Sünde, Krankheit oder Tod —, oder der Anspruch der Abwesenheit von etwas, was wirklich ist — wie Heiligkeit, Glück, Gesundheit oder Versorgung.

Ich erlebte einmal, daß sich eine unangenehme Situation sofort als unwirklich erwies, als ich mich darauf besann, ein Täter des Worts zu sein. Ich ging zu meiner Wäscherei, um ein Frackhemd abzuholen, und sah, daß die Vorderseite mit einigen ungeschickten Stichen grob genäht war. Als ich fragte, wie es geschehen sei, daß das Hemd zerrissen wurde, entgegnete die Angestellte ziemlich kurz, die ausgebesserte Stelle müsse schon vorher dagewesen sein.

Ziemlich aufgebracht über die, wie es schien, offensichtliche Unehrlichkeit verließ ich ärgerlich den Laden und ließ das Hemd dort. Doch nachdem ich ein Stück gegangen war, hatte ich mich genügend beruhigt, um die Angelegenheit im Sinne der Christlichen Wissenschaft zu durchdenken. Ich behauptete, daß die einzige Tatsache des Seins Gott und Seine Ideen ist und Seine Ideen nichts anderes als das absolut Gute widerspiegeln können, da Gott Alles und völlig gut ist. Daher konnte es nirgends auf der Welt einen unaufrichtigen oder ärgerlichen Sterblichen, oder einen mürrischen, unhöflichen oder unehrlichen Sterblichen oder überhaupt irgendeinen Sterblichen geben.

Mrs. Eddy sagt in ihrem Buch „Wissenschaft und Gesundheit“ (S. 447): „Um den Anspruch der Sünde zunichte zu machen, mußt du ihn aufdecken, ihm die Maske abnehmen, auf die Illusion hinweisen, dadurch den Sieg über die Sünde erlangen und so ihre Unwirklichkeit beweisen.“ Während ich die Situation so durchdachte, um dem Irrtum „die Maske abzunehmen“, bemerkte ich plötzlich, daß ich wieder in der Wäscherei angelangt war. Als eine natürliche Folge meiner geistigen Arbeit unternahm ich nun den notwendigen menschlichen Schritt und entschuldigte mich in liebevoller Weise bei der Angestellten wegen meiner Gereiztheit.

Dann geschah etwas Überraschendes, was mich dankbar und demütig die Vollständigkeit der Antwort Gottes auf meine geistige Arbeit gewahr werden ließ. Die Frau empfing mich mit einem glücklichen Lächeln und hielt dasselbe Hemd hoch, jedoch war es ohne Nähstiche. Nur ein paar kaum sichtbare Stellen zeigten, wo die Stiche gewesen waren. Die Angestellte sagte: „Nachdem Sie den Laden verlassen hatten, sagte ich zu mir: ‚Das kann einfach nicht sein‘, und ich trennte die Stiche auf um zu sehen, was darunter war, und fand nichts — kein Loch, nur die saubere Vorderseite des Hemds! Und wir hätten uns fast über ein Loch gestritten, das nicht einmal vorhanden war!“

Unsere Führerin betonte oft die Notwendigkeit, unsere Gebete in die Tat umzusetzen. Sie sagt (ebd., S. 9): „Das folgerechte Gebet ist das Verlangen, recht zu tun.“ Wir müssen in unserem täglichen Leben all das Gute, das wir in unseren täglichen Gebeten bekennen, wirksam ausdrücken, bevor ihre heilenden Wirkungen in unserem Bewußtsein kundwerden und in unserer Erfahrung demonstriert werden können.

Wir müssen stets darauf achten, wissenschaftlich christliche Argumentation mit entsprechenden Werken zu bekraäftigen, damit wir nicht wegen Heuchelei gerügt werden, wie Christus Jesus, unser Meister und Wegweiser, die Schriftgelehrten und Pharisäer rügte (Matth. 23:23): „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr verzehntet Minze, Dill und Kümmel und lasset dahinten das Wichtigste im Gesetz, nämlich das Recht, die Barmherzigkeit und den Glauben! Dies sollte man tun und jenes nicht lassen.“

Die Wahrheit muß gelebt werden, wenn sie demonstriert werden soll, und wir können sie nicht dadurch demonstrieren, daß wir „verzehnen Minze, Dill und Kümmel“, indem wir mit den Erklärungen der Wahrheit bloßen Lippendienst leisten, während wir „das Wichtigste im Gesetz“ zu tun versäumen, nämlich unsere Pflicht gegen Gott und den Menschen, unsere Pflicht, Gerechtigkeit. Barmherzigkeit, Liebe und andere Eigenschaften der geistigen Selbstheit des Menschen nicht nur zu bekenen, sondern sie widerzuspiegeln.

Doch wir können noch einen Schritt weitergehen, indem wir wissen, daß jeder einzelne in Wirklichkeit von Gott regiert wird, da der Mensch als Gottes Ebenbild der Täter des göttlichen Willens ist. Und in dem Maße, wie sich diese Wahrheit in jedem menschlichen Bewußtsein entfaltet, kann es nicht ausbleiben, daß Brüderlichkeit, Frieden und Gerechtigkeit unter allen Völkern, Rassen und Konfessionen aufgerichtet werden.


Deinen Willen, mein Gott, tue ich gern, und dein
Gesetz habe ich in meinem Herzen. — Psalm 40:9.

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