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Selbstgerechtigkeit überwinden

Aus der Mai 1966-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Naeman war unglücklich. Er hatte Grund dazu. Er war ein bedeutender Mann, und er hatte erwartet, daß Elisa, der Mann Gottes, kommen „und den Namen des Herrn, seines Gottes, anrufen und mit seiner Hand über die Stätte fahren“ (2. Kön. 5:11) und ihn vom Aussatz heilen würde. Aber Elisa hieß ihn siebenmal in einem Fluß unterzutauchen, und es war nicht der Fluß, den Naeman gewählt hätte. Als die Selbstgerechtigkeit nachgab, gehorchte Naeman, und er wurde geheilt.

Wie oft stellen wir fest, daß wir unglücklich sind! Und mit gutem Grund. Wir haben Gottes Hilfe durch die Christliche Wissenschaft gesucht, und wir haben erwartet, daß diese Wissenschaft etwas verändern würde, vielleicht jemandes unnachgiebigen Egoismus besänftigen — nicht unseren eigenen, natürlich; daß sie vielleicht eine Änderung der Pläne bewirken würde, damit uns Unannehmlichkeiten erspart blieben, oder daß sie eine schmerzhafte Krankheit sofort beheben oder daß sich eine plötzliche, unerwartete Versorgungsquelle auftun würde.

Statt dessen aber fühlen wir uns entweder durch Liebe oder durch Leiden getrieben, in uns hineinzuschauen und uns in Demut zu ergeben — anzuerkennen, daß schon jetzt alles gut ist — und die Vollkommenheit des Lebens in der Gegenwart zu suchen. Wir mögen gegen dieses Gefühl mit dem Gedanken protestieren: Wäre es nicht eine weit bessere Demonstration, wenn es so käme, wie ich es erwartete?

Die Antwort ist: Nein. Wie im Falle von Naeman ist die äußere Heilung die geringere Demonstration. Das Wunderbare, eine wahrhaft große Darlegung der Macht Gottes ist die Heilung von Selbstgerechtigkeit.

Selbstgerechtigkeit ist Sünde. Sie ist ein Mangel an Vertrauen auf das eine Gemüt und daher ein Leugnen der Allheit des Gemüts. Mrs. Eddy schreibt auf Seite 63 ihres Buches „Rückblick und Einblick“: „Die Sünde ist als Anspruch gefährlicher als Krankheit, heimtückischer, schwerer zu heilen.“ Wenn eine Heilung ausbleibt, so könnte es sein, daß wir zu wenig suchen und zu wenig erwarten. Naemans Aussatz zu heilen war leicht. Die Schwierigkeit lag in seiner Selbstgerechtigkeit. Wir müssen die größere Heilung suchen und erwarten, wenn wir von den weniger wichtigen körperlichen und persönlichen Disharmonien geheilt werden wollen.

Diese Einstellung akzeptieren ist ein sicherer Anfang in der Richtung, Selbstgerechtigkeit zu überwinden. Wenn jemand zugibt, daß die Überwindung seiner körperlichen Schmerzen oder menschlichen Disharmonien weniger wichtig ist als die Überwindung von Selbstgerechtigkeit, kann er nicht durch und durch selbstgerecht sein. Und wenn dieses Zugeben von dem ernsten Streben nach geistiger Gerechtigkeit als Gottes Widerspiegelung begleitet ist, ist der Sieg gewiß.

Die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir die Wahrheit auf die Selbstgerechtigkeit anwenden und sie überwinden können. Die Wahrheit ist, daß Gott, die göttliche Liebe, Alles ist. Der Mensch ist kein auf sich selbst gestelltes Wesen; er ist das Ebenbild Gottes. Wenn wir auf ein Selbst, getrennt von der göttlichen Liebe, oder auf einen Willen, der getrennt von dem Willen der Liebe befriedigt werden muß, Anspruch erheben, so bedeutet dies, Gottes Allheit zu leugnen. Aber diesen falschen Anspruch aufgeben und den Status des Ebenbildes der Liebe anerkennen, heißt die Wahrheit über Gott und den Menschen bejahen.

Krankheit verschwindet, weil sie nur in dem sogenannten Gemüt besteht, das Gottes Allheit leugnet. Eine Heilung erfolgt durch Gottes Macht, Sein einwandfreies, vollkommenes Ebenbild zu erhalten.

Wer selbstgerecht ist, ist sich dessen selten bewußt, und es mag ihm selbst dann nicht bewußt werden, wenn er darauf hingewiesen wird. Wird jedoch seinem Bewußtsein das Licht der Wahrheit gebracht, so wird ihm dies die Gerechtigkeit offenbaren, und seine Ungerechtigkeit wird im Gegensatz dazu als nicht zu ihm gehörend hervortreten.

Naeman wurde durch die erleuchtenden Worte seiner demütigen Diener aufgerüttelt. „Lieber Vater“, sagten sie, „wenn dich der Prophet etwas Großes hätte geheißen, solltest du es nicht tun? Wie viel mehr, so er zu dir sagt: Wasche dich, so wirst du rein!“ (2. Kön. 5: 13.)

Offensichtlich war Naeman ein liebenswerter Mann, sonst hätten seine Diener nicht in dieser Weise mit ihm gesprochen. Und ihr kindlicher Appell fand einen Widerhall in ihm. Naemans Selbstgerechtigkeit machte nicht seinen ganzen Charakter aus. Dahinter verbarg sich Liebe.

Naeman muß in jenem Augenblick einen Schimmer der Wahrheit erhascht haben, die in einer viel späteren Zeit von Christus Jesus ausgedrückt wurde, der „ein Kind zu sich rief und es mitten unter sie stellte und sprach: ... Wer nun sich selbst erniedrigt wie dies Kind, der ist der größte im Himmelreich“ (Matth. 18:2–4).

Kindliche Liebe ist immer stärker als Selbstgerechtigkeit. Wenn wir der Selbstgerechtigkeit mit kindlicher Liebe begegnen, so reagiert sie darauf, und es zeigt sich die Macht der kindlichen Liebe. Etwas wahrhaft Großes geschieht, und das Geringere, die Heilung menschlicher Leiden, folgt ganz natürlich.

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