Mrs. Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, stellt folgende wichtige Tatsache fest: „Ein jeder, der imstande ist, das Mißverhältnis zwischen Gottes Idee und der armseligen Menschheit wahrzunehmen, sollte auch imstande sein, den Unterschied zu gewahren, den die Christliche Wissenschaft zwischen dem Gottes-Menschen, der zu Seinem Bilde erschaffen ist, und dem sündigen Adamsgeschlecht macht“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. 345).
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der Gottes-Mensch von seinem göttlichen Ursprung untrennbar ist und immerdar unter der Regierung und dem Schutz des Allerhöchsten steht. Das göttliche Prinzip verbürgt des Menschen Harmonie und Ordnung. Sie sind das Gesetz seines Seins. Der Psalmist wies auf diese Tatsache hin, als er schrieb (Ps. 1:1–3): „Wohl dem, der nicht wandelt im Rat der Gottlosen noch tritt auf den Weg der Sünder noch sitzt, da die Spötter sitzen, sondern hat Lust zum Gesetz des Hern und redet von seinem Gesetz Tag und Nacht! ... und was er mach, das gerät wohl.“
Der sterbliche Mensch — das Gegenteil des freien, reich gesegneten Gottes-Menschen — bindet sich, bewußt oder unbewußt, an die vergängliche Materie und an die sogenannten physikalischen Gesetze, die Gott, Geist, nie gemacht hat und nicht kennt. Dazu glauben die Sterblichen an vielerlei Zufälligkeiten, die jenseits ihrer Kontrolle liegen und deren Opfer sie jederzeit werden können. Die fünf physischen Sinne tragen ihnen alles zu, was das sterbliche Dasein ausmacht.
Diese allgemein angenommene Daseinsauffassung ist voll krasser Widersprüche, wie Krieg und Frieden, Glück und Unglück, Gesundheit und Krankheit, Erfolg und Mißerfolg, Leben und Tod. Diese Widersprüche sollten jeden denkenden Menschen stutzig machen und ihn veranlassen, nach einem höheren Sinn des Seins auszuschauen.
Die Christliche Wissenschaft leuchtet mit einem durchdringenden Strahl in den sterblichen Wirrwarr hinein und zeigt den großen Unterschied, der zwischen dem vollkommenen Menschen der Gottesschöpfung und dem sterblichen Menschen besteht. Während der wahre Mensch die Vollkommenheit der göttlichen Natur bekundet, nimmt der sterbliche Mensch von sich an, er sei ein Gemisch von Geist und Materie, von Gut und Böse. Aber konnte Gott, der unendlicher Geist ist, Sein geistiges Ebenbild und Gleichnis in eine der göttlichen Natur widersprechende materielle Welt hineinschaffen?
Das schöpferische göttliche Prinzip, Liebe, hat weder die vergängliche Materie noch deren verderbenbringende Begleiterscheinungen — Krankheit, Schmerz, Sünde, Not, Furcht und so weiter — erschaffen. Was Gott nicht erschaffen hat, besitzt daher weder Wirklichkeit noch Leben, weder Substanz noch Macht. Das sogenannte materielle Dasein scheint zwar zu bestehen, aber vor dem Licht der geistigen Wahrheit hat es keinen Bestand.
Auf den Seiten 359 und 360 von „Wissenschaft und Gesundheit“ bedient sich Mrs. Eddy eines anschaulichen Gleichnisses, um den großen Unterschied zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen darzulegen. Sie beschreibt zwei Künstler, von denen der eine geistige, der andere materielle Ideale besitzt. Dann fragt sie: „Lieber Leser, welches Gemütsbild oder welcher verkörperte Gedanke soll für dich wirklich sein — der materielle oder der geistige? Beide kannst du nicht haben. Du bringst dein eigenes Ideal zum Ausdruck. Dieses Ideal ist entweder zeitlich oder ewig. Entweder Geist oder Materie ist dein Vorbild. Wenn du versuchst zwei Vorbilder zu haben, dann hast du tatsächlich keins. Wie ein Pendel in einer Uhr wirst du hin und her geworfen werden, dich an dem Gehäuse der Materie stoßen und zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen hin und her schwingen.“
Die Christliche Wissenschaft fordert von allen ihren Schülern, sich eindeutig für ihre gotterschaffene Selbstheit zu entscheiden und nicht länger zwischen Wahrheit und Irrtum hin und her zu schwingen. Um es mit den Worten Mose zu sagen (5. Mose 30:19): „Ich nehme Himmel und Erde heute über euch zu Zeugen: ich habe euch Leben und Tod, Segen und Fluch vorgelegt, daß du das Leben erwählest und du und dein Same leben möget.“
Wer den großen Unterschied, der zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen besteht, klar genug erkennt, hat keine triftige Entschuldigung mehr für eine weitere Verzögerung einer praktischen Nutzanwendung seiner Erkenntnis. Christus Jesus wies nicht nur auf den Unterschied zwischen Wahrheit und Irrtum hin, sondern er schied sie auch praktisch durch seine Heilungen voneinander. Er bewies, daß der Mensch keinen sogenannten physikalischen Bedingungen unterworfen und daß der Tod keine Begleiterscheinung des Lebens ist.
Des Meisters Beweisführung findet beredten Ausdruck in folgenden Worten unserer Führerin (Wissenschaft und Gesundheit, S. 30): „Als das individuelle Ideal der Wahrheit kam Christus Jesus, um rabbinischen Irrtum und alle Sünde, Krankheit und Tod zu rügen — um den Weg der Wahrheit und des Lebens zu weisen. Dieses Ideal wurde durch die ganze irdische Laufbahn Jesu demonstriert; es zeigt uns den Unterschied zwischen dem Sprößling der Seele und dem des materiellen Sinnes, dem Sprößling der Wahrheit und dem des Irrtums.“
In Jesu Gleichnis vom Unkraut zwischen dem Weizen wird schließlich das Unkraut vom Weizen geschieden. Das für die sterbliche Wahrnehmung zeitweilige Zusammenbestehen von Gut und Böse endet „zur Zeit der Ernte“ (Matth. 13:30) in der völligen Vernichtung des Unkrauts, das heißt, des Irrtums in allen seinen Erscheinungsformen.
Der Verfasser befand sich einmal auf einer Wanderung durch eine landschaftlich schöne Gegend. Als er aus einem Waldstück heraustrat, erblickte er weit vor sich eine imposante mittelaterliche Burg. Je näher er kam, um so gewaltiger erschien ihm die Burg. Aber als er unmittelbar davorstand, sah er plötzlich, daß die Burg nichts weiter als eine dünnwandige Attrappe war, die man ohne viel Mühe hätte umstoßen können. Er erfuhr, daß an dieser Stelle tagszuvor Filmaufnahmen gemacht worden waren.
Diese Erfahrung ist dem Verfasser bei der Bloßstellung und Überwindung irriger Zustände oft nützlich gewesen. Anstatt sich von alarmierenden äußeren Disharmonien irritieren zu lassen, erkannte er, daß der Irrtum weder Macht, Substanz noch Wesenheit besitzt, sondern diese nur vortäuscht. Er besitzt sie nicht, da er nicht von Gott, dem Ursprung aller Macht, Substanz und Wirklichkeit, geschaffen ist.
Anstatt zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen hin und her zu schwingen, müssen wir beide voneinander trennen. Wir müssen eine weite, unüberbrückbare Kluft zwischen ihnen sehen. Wenn wir den wahren Menschen erkennen, verlieren wir sterbliche Symptome, wie Krankheit, Mißbildung, Alter, Nöte und Sorgen aus den Augen. Wenn wir aber auf die falschen Annahmen blicken und sie in unserem Bewußtsein festhalten, verlieren wir unvermeidlich das Bild und Gleichnis Gottes aus den Augen. Wir müssen den falschen Anspruch des tierischen Magnetismus, daß das Böse ebenso wirklich und substantiell sei wie das Gute und daß Gut und Böse zusammenbestehen, zunichte machen.
Es ist notwendig, daß wir den großen Unterschied zwischen unserer gottgeschaffenen geistigen Identität und dem erdgebundenen sterblichen Menschen gewahren, von dem es in der Heiligen Schrift heißt (Jes. 2:22): „So lasset nun ab von dem Menschen, der Odem in der Nase hat; denn für was ist er zu achten?“ Der Unterschied muß zuvor wahrgenommen und festgehalten werden, ehe der das menschliche Dasein bedrängende Irrtum überwunden werden kann.
Paulus schrieb in seinem zweiten Brief an die Gemeinde in Korinth (2. Kor. 6:14–16): „Ziehet nicht am fremden Joch mit den Ungläubigen. Denn was hat die Gerechtigkeit zu schaffen mit der Ungerechtigkeit? Was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis? ... Was hat der Tempel Gottes gemein mit den Götzen? Wir aber sind der Tempel des lebendigen Gottes; wie denn Gott spricht: ‚Ich will unter ihnen wohnen und wandeln und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.‘ “
