Nach der menschlichen Auffassung ist das Leben ein Besitz des materiellen Körpers, das in ihm eingeschlossen und von ihm abhängig ist, den Gefahren ausgesetzt, die den Körper von innen und außen bedrohen. Dieser Auffassung zufolge, die zwar allgemein gehegt wird, jedoch gänzlich falsch ist, können materielle Heilmittel die Krankheit nur durch den Körper erreichen und das Leben nur durch ihn retten.
Da der Körper für den menschlichen Sinn sowohl eigene Entschlußkraft als auch aus sich die Fähigkeit besitzt, sich einer medizinischen Behandlung entweder zu widersetzen oder günstig darauf zu reagieren, ist die Anwendung materieller Heilverfahren beständig von einer Mischung aus Hoffnung und Furcht in bezug auf die Reaktion des Körpers begleitet.
Je nach der Art dieser Reaktion und dem Ausmaß der eigenen Furcht hat die medizinische Annahme die Krankheiten schon immer in heilbare und unheilbare eingeteilt, jedoch hat sie die Aufzählungen unter diesen Überschriften geändert, je nachdem sich ihre eigenen Annahmen änderten. Dieser unbeständige Sinn hat seine eigenen Vorstellungen und Befürchtungen hinsichtlich der Gefährlichkeit der verschiedenen Krankheitsansprüche auf das allgemeine menschliche Denken übertragen. Auf der Grundlage ihrer Beweise befreit die Christliche Wissenschaft die Menschheit von dem bedingungslosen Annehmen dieser furchterregenden, schwächenden Meinungen.
Die Christliche Wissenschaft stellt eine entschlossene Abkehr von der ganzen alten Anschauung über Krankheit und Körper dar, da sie sich entschlossen von der uralten, rein materiellen Auffassung vom Leben, vom Menschen, von Substanz, Macht und Ursächlichkeit abwendet. Sie ist die tatsächliche Wissenschaft der Heilungswerke Christi Jesu, die zeigt, daß die Grundlage der furchtlosen Haltung des Meisters selbst den schwersten Formen von Krankheit gegenüber sein klares Verständnis ihrer gänzlichen Unwirklichkeit war.
Jesus gebrauchte keine materiellen Heilmittel, noch empfahl er sie; und doch heilte er die verschiedenartigsten menschlichen Gebrechen, die sogar noch heute vom medizinischen Denken als unheilbar angesehen werden. Und er erwartete, daß diejenigen, die seine Lehren verstanden und den Christus, die Wahrheit, lebten, wie er es tat, fähig sein würden zu heilen, wie er es tat. Er erklärte (Joh. 14:12): „Wer an mich glaubt, der wird die Werke auch tun, die ich tue, und wird größere als diese tun, denn ich gehe zum Vater.“ Die Tatsache, daß viele seiner Heilungswerke in den vergangenen hundert Jahren wieder und wieder in der Christlichen Wissenschaft wiederholt worden sind, sollte die Denker veranlassen, ihre blinde Zustimmung zu dem Urteilspruch der materiellen Medizin hinsichtlich der unheilbaren Natur gewisser Krankheiten zurückzuhalten.
Die Christliche Wissenschaft lehrt, daß der materielle Körper Teil der Annahme ist, daß der Mensch, das geistige, unsterbliche Wesen, ein materieller Sterblicher sei. Daher wird das korrekte oder fehlerhafte Funktionieren, und somit Gesundheit oder Krankheit, die diese trügerische Auffassung vom Menschen einschließt, durch den Körper zum Ausdruck gebracht werden, der die äußere Kundwerdung dieser Auffassung ist. Man sollte jedoch eingedenk sein, daß die Kundwerdung ebenso unwirklich ist wie der falsche Begriff, den sie verkörpert. Aber das sterbliche Gemüt, das sich seiner eigenen Unwahrheit nicht bewußt ist, glaubt, daß Krankheit ein Zustand des materiellen Körpers sei, den es als etwas außerhalb seiner selbst wahrnimmt. Das sterbliche Gemüt gibt dann seinen eigenen verkörperten Bildern Namen, unterwirft sich ihnen und fürchtet sie.
Unsere Führerin Mrs. Eddy faßt dieses Thema in „Wissenschaft und Gesundheit“ zusammen, wo sie schreibt (S. 411): „Die bewirkende Ursache und Grundlage aller Krankheit ist Furcht, Unwissenheit oder Sünde. Krankheit wird immer durch einen falschen Begriff herbeigeführt, der mental beherbergt statt zerstört wird. Krankheit ist ein verkörpertes Gedankenbild. Der mentale Zustand wird ein materieller Zustand genannt. Alles, was im sterblichen Gemüt als physischer Zustand gehegt wird, bildet sich am Körper ab.“ Bezeichnenderweise lautet die Randüberschrift dieses Abschnittes „Furcht als die Grundlage“.
Da Krankheit, ob sie nun für heilbar oder für unheilbar gehalten wird, Teil der irrigen Vorstellung vom Sein ist, besitzt das Verständnis in der Christlichen Wissenschaft von der Wahrheit des Seins volle Macht, diesen falschen Begriff zu berichtigen und sein körperliches Echo zum Verschwinden zu bringen. Es gibt keine Ausnahmen von dieser Regel, denn es gibt keine Finsternis, die das Licht nicht vertreiben wird. Da das menschliche Denken durch den Christus, die Wahrheit, berichtigt werden kann, braucht es in der menschlichen Erfahrung keine unheilbaren Krankheiten zu geben.
Was Krankheit in dem vermeintlichen Reich des Physischen darstellt, ist Sünde im Reich der Moral und des Charakters. Sünde ist die Folge der unwissenden Annahme, daß man etwas Gutes erlangen könne, wenn man entsprechend den Einflüsterungen des Bösen handele.
Die traurigen Folgen dieses Irrtums bewirken oft eine Umwandlung bei dem Sünder. Wenn er jedoch die Warnungen seines Gewissens außer acht läßt und die üblen Gewohnheiten beibehält, kann sein falscher Begriff von dem Gutsein des Bösen einen solch mesmerischen Einfluß auf sein Denken gewinnen, daß er rein menschlichen Bemühungen, ihn zu erlösen, Trotz bietet. Doch sogar in dieser späten Stunde kann ihn die geistige Erleuchtung der Christlichen Wissenschaft vor der Selbstzerstörung retten, denn für das Licht des Christus, der Wahrheit, ist es niemals zu spät, sich mit der Endgültigkeit seiner Macht der Annahme vom Bösen gegenüber zu behaupten.
Die Kranken fürchten sich vor dem Bösen, und der Sünder wird von ihm angezogen. Unsere Führerin zeigt uns den Weg, wie wir beide heilen können (ebd., S. 392): „Das Austreiben des Bösen und der Furcht befähigt die Wahrheit, das Übergewicht über den Irrtum zu erlangen.“ Dies ist eine uneingeschränkte Behauptung, die dem sogenannten unheilbar Kranken neue Hoffnung, dem hoffnungslosen Sklaven des Irrtums frischen Mut geben sollte. Mrs. Eddy gibt folgende bestimmte Unterweisung an beide, wenn sie weiter sagt: „Das einzige Verfahren ist das, allem entgegenzutreten, was der Gesundheit, der Heiligkeit und der Harmonie des Menschen, des Bildes Gottes, entgegengesetzt ist.“ Es liegt in der Fähigkeit eines jeden, ungeachtet seines Zustandes, dieses geistige Verfahren tatsächlich anzuwenden und sich in seinem Denken dazu durchzuringen.
Der Kranke kann dies tun, ohne eine Hand zu rühren, denn die Schlacht zwischen der aggressiven Drohung der Sterblichkeit und dem inneren geistigen Annehmen des eigenen wahren, unsterblichen Seins wird nicht im Körper, sondern im eigenen Bewußtsein ausgefochten. Und wenn dort die Schlacht gewonnen ist, wird der Kranke genesen. Unsere Führerin versichert uns (ebd., S. 194): „Eine Veränderung in der menschlichen Annahme ändert alle physischen Symptome und entscheidet zugunsten oder zuungunsten eines Falles.“
Der Sünder kann an der Wahrheit festhalten, daß er der reine Ausdruck der göttlichen Liebe ist und daß keine lügenhafte Versuchung des Bösen, wie sehr es sich auch hinter einer Maske des Guten verstecken mag, in seinem Herzen einen Widerhall finden kann.
Beide, der unheilbar Kranke und der verstockte Sünder, sollten daran denken, daß Mrs. Eddy durch das Verständnis des Christus, das sie uns im Lehrbuch offenbart hat, Schwindsucht im letzten Stadium, bösartige Diphtherie, Knochenfraß, Krebs sowie Blindheit und Taubheit geheilt hat. Wieder und wieder erklärt sie, daß diese gesamte Wissenschaft des geistigen Heilens, die zuerst durch Christus Jesus demonstriert worden ist, in „Wissenschaft und Gesundheit“ gefunden werden kann.
Das inspirierte Studium dieses Buches, das voller Vertrauen in seine bewiesene Heilkraft unternommen wird, und die getreuliche Anwendung seiner Lehren in unseren innersten Gedanken, wird jede Zustimmung zu den Einflüsterungen der Unheilbarkeit mit ihren Bedrückungen und Befürchtungen zerstören und wird in uns die Wahrheit von des Menschen gegenwärtiger unantastbarer Vollkommenheit als Gottes eigenes Bild und Gleichnis aufrichten.
