Jeder steht zuweilen dem Bösen gegenüber und ist sich klar, daß er es überwinden muß. Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. vermittelt eine heilende Einstellung in jeder Lage, ob bedeutsam oder unbedeutend, weltumfassend oder den einzelnen betreffend. Weil diese Wissenschaft absolut christlich ist, ist ihre Einstellung voll gütigen Erbarmens. Weil sie absolut wissenschaftlich ist, ist ihre Einstellung exakt und ordnungsgemäß. Es ist das Anliegen des Christlichen Wissenschafters, wie das des Meisters Christus Jesus, zu heilen, was geheilt werden muß. Das verlangt von dem einzelnen, zu der Tatsache zu erwachen, daß Gottes Reich gegenwärtig ist. Jesus definierte sein Vorhaben und die Mittel und Wege zu dessen Erfüllung, als er sagte: „Wenn ich ... die bösen Geister durch den Geist Gottes austreibe, so ist das Reich Gottes zu euch gekommen.“ Matth. 12:28;
Jeder, der einen Schimmer von Gottes Reich erhascht hat, wenn die Wissenschaft den verhüllenden Nebel der materiellen Lebensauffassung teilte, weiß, daß der Himmel für den geistigen Sinn ebenso greifbar ist, wie es die Materie für die physischen Sinne ist. Es ist dieser greifbare Augenschein von dem wirklichen Universum, dem Reich des Lichts und des Friedens und der Freude — uns so nahe —, was den Wissenschafter von dem Vorhandensein ewiger Harmonie überzeugt.
Vor diesem Augenschein verlieren Sünde und Krankheit — die „bösen Geister“, wie Jesus sie nannte — ihren Anspruch auf Existenz und schwinden aus dem Denken. Dann ist das Opfer des Bösen erbarmungsvoll geheilt.
Es bringt keinen Gewinn, in einen Zustand persönlicher Geringschätzung, Rachsucht oder beißender Kritik zu verfallen, wenn doch eine himmlische, die Sünde zerstörende Wahrheit zur Hand ist, durch die eine Situation geheilt werden kann. Die innere Einstellung, die einen Menschen veranlaßt, nachtragend und über jemanden empört zu sein, verrät nur die wissenschaftliche Unreife des Empörten. Die Menschen müssen geheilt werden, nicht belastet durch die Geringschätzung und Mißbilligung derjenigen, die sich Christen nennen. Der wirkliche Christliche Wissenschafter zeichnet sich durch die Fähigkeit aus, jede Beleidigung auf der Grundlage zu vergeben, daß der Mensch in der Wissenschaft vollkommen ist.
Mary Baker Eddy sagt von ihrer großen Entdeckung: „Diese Wissenschaft hat den Flügelschlag der Wahrheit. Bei ihrer tätigen Anwendung ist das Wissen von göttlich Übersinnlichem notwendig, ja unentbehrlich, um die Menschheit segnen, die Kranken heilen, die Sünder erleuchten und bekehren zu können.“ Vermischte Schriften, S. 38;
Bedenkt man die Möglichkeiten für das Heilen durch den „Flügelschlag der Wahrheit“, der für die wissenschaftliche Einstellung zu einem Problem richtunggebend ist, dann wird man sich bewußt, wie schrecklich und traurig es ist, daß Bosheit oft der Antrieb zum Handeln ist, daß man Irrtümer in Erinnerung behält, während absolute, heilende Wahrheiten vergessen werden.
Manchmal berichtigt eine einfache Erklärung menschliche Spannungen. Manchmal geschieht dies, wenn man sich im stillen an die Wissenschaft wendet. Wenn der Irrtum, der sich eines Menschen bemächtigt, hartnäckig ist und ihn in ein Stadium der Selbstrechtfertigung oder Ehrlosigkeit drängt, ist manchmal eine starke Zurechtweisung nötig. Wenn das Ziel jedoch Heilung ist, so entspringt die Zurechtweisung der Liebe, nicht der Erbitterung.
Die Wechsler und diejenigen, die im Tempel kauften und verkauften, erkannten die aufs Heilen gerichtete Absicht des Meisters wahrscheinlich nicht als Liebe, als er eine Geißel aus Stricken schwang, um sie damit von dem Ort zu vertreiben. Die Schriftgelehrten und Pharisäer nahmen vielleicht das Heilungswerk nicht wahr, das zu ihrem Besten vor sich ging, als Jesus sie Heuchler, blinde Führer, Schlangen und Otterngezüchte nannte. Aber er unternahm damit einen notwendigen Schritt zur Vernichtung des Bösen, das beanspruchte, das Erscheinen der Christus-Idee vor der Menschheit zu verhüllen. Der Beweggrund zu seinem Verhalten war stets zu heilen.
Mrs. Eddy schreibt: „Obwohl das Leben Jesu von Liebe erfüllt und ein Beweis der Liebe war, erschien es dem fleischlichen Gemüt oder dem sterblichen Denken seiner Zeit als Haß. Er sagte:, Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert‘“ S. 214; Das Schwert der Wahrheit bedeutet die Zerstörung des Irrtums.
Das Heilen moralischer Auswüchse mag starke Worte der Zurechtweisung erfordern, damit die Wissenschaft die Übel ausrotten kann. Aber hinter der Strenge und dem kompromißlosen Vorgehen muß der stetige „Flügelschlag der Wahrheit“ sein, der aufrührt, während er erneuert, der das Herz mit einem Strom versöhnlicher Liebe erfüllt, während noch die unangenehme Aufgabe der Berichtigung vor sich geht.
Zu Zeiten internationaler Spannungen gibt es Menschen, denen keine Maßnahmen brauchbar erscheinen, außer Gewalttat und der Anwendung physischer Kraft. Für diese Menschen ist eine andere Einstellung zu den Problemen unfaßbar. Sie sind nicht bereit, geduldig zu warten, während Schritte ehrlicher Diplomatie Vorteile mit sich bringen oder die Gefahr verringern, ohne Feindseligkeit wachzurufen. Gute Diplomatie zeigt die Reife einer Nation in Verhandlungen mit anderen, wohingegen die Forderung nach scharfem Vorgehen um jeden Preis für klägliche Unreife spricht.
Als an Mrs. Eddy die Frage gerichtet wurde, ob internationale Schwierigkeiten durch das Mittel friedlicher Staatskunst und Diplomatie beigelegt werden sollten, antwortete sie: „Ich möchte sagen, ich sehe keinen anderen Weg, Schwierigkeiten zwischen einzelnen und Nationen beizulegen, als durch das Mittel ihrer zweckmäßigen Gerichtshöfe, unparteiischen Gesetze und gut fundierten, richtig eingehaltenen Verträge.“ The First Church of Christ, Scientist, and Miscellany, S. 277;
Es ist zu hoffen, daß die Zeit vorüber ist, wo Unstimmigkeiten zwischen den Nationen durch andere Mittel als diejenigen der friedlichen Staatskunst und Diplomatie beigelegt werden. Auf große Führer und Soldaten vergangener Tage werden zweifellos Staatsmänner und Diplomaten folgen, die jede Anstrengung machen werden zu heilen, anstatt zu bestrafen oder zu besiegen.
Das Erscheinen der Christlichen Wissenschaft, der endgültigen Offenbarung der Wahrheit für die Menschheit, ruft die Zeit herbei, wo es möglich wird, jede menschliche Schwierigkeit, von der geringsten zur größten, durch Gebet zu heilen. Die fortschrittliche Einstellung ist die christusgemäße Einstellung. Nicht zu besänftigen, nicht zu entschuldigen, nicht zu kämpfen, sondern zu heilen ist allein die bewegende Kraft dieser Einstellung. Und sie ist machtvoller in ihrer Wirkung als alle durch menschliche Erfindung entwickelte Gewalt der Materie.
Es ist bedeutungsvoll, daß die Blätter des Baumes des Lebens im letzten Kapitel der Offenbarung „zur Heilung der Völker“ Offenb. 22:2. bestimmt waren. So wird die Botschaft der Bibel folgendermaßen zusammengefaßt: Die heilende Einstellung zu allen Problemen findet ihre Vollendung in der Christus-Wissenschaft, die von dem Meister unter den Christen als der Geist der Wahrheit prophezeit wurde.