Die Behauptung, daß die Erfahrung eines Menschen subjektiv ist, besagt nichts anderes, als daß seine Erfahrungen der Natur seines Denkens entsprechen. Diese Tatsache zeigt sich deutlich in den Lehren der Bibel, und sie ist natürlich eine grundlegende Lehre in der Metaphysik der Christlichen Wissenschaft. Wenn wir an ein Problem herangehen, ist es wichtig zu wissen, daß wir es nicht mit Umständen außerhalb unseres Denkens zu tun haben, sondern mit einem Bewußtseinszustand. Um eine anhaltende Veränderung in unserem Leben zu bewirken, müssen wir eine Veränderung in unserem Denken herbeiführen.
In der Christlichen Wissenschaft geschieht dies durch Gebet, durch ein Verständnis von der Wahrheit des Seins und ein ernstes Verlangen, in Übereinstimmung mit den Gesetzen Gottes zu leben. Wir lernen in dieser Wissenschaft, daß Gott vollkommenes Gemüt ist, das eine göttliche Bewußtsein, und daß Seine Schöpfung die Offenbarwerdung dieser vollkommenen Intelligenz ist und die Harmonie und Ordnung des göttlichen Prinzips widerspiegelt. Das Gemüt Christi haben bedeutet, die Schöpfung zu sehen und zu verstehen, wie Gott sie gemacht hat, den Menschen als Sein Bild und Gleichnis eingeschlossen. In dem Maße, wie wir diesen wahren Gedankenzustand erfassen, werden wir in unserem täglichen Leben Heilungen erfahren, und wenn wir dieses göttliche Bewußtsein ganz und gar erreichen, werden wir vollkommene Harmonie erleben.
Mrs. Eddy erklärt: „Die Wissenschaft erhält die Harmonie aufrecht, verneint das Leiden und zerstört es mit der göttlichen Natur der Wahrheit. Was immer materiell zu sein scheint, ist es nur für die materiellen Sinne, ist nur der subjektive Zustand des sterblichen und materiellen Gedankens.“ Vermischte Schriften, S. 102;
Wir können anfangen zu begreifen, warum es nutzlos ist, die Materie als ein Heilmittel für menschliche Übel anzuwenden, weil nämlich diese Übel nicht in erster Linie materiell, sondern mental sind. Wir können einsehen, warum es töricht ist, eine Veränderung der Umstände ohne eine entsprechende Veränderung des Denkens zu erwarten. Aus Gesundheitsgründen suchen die Leute eine Veränderung der Ernährungsweise oder des Klimas, sie ziehen in eine andere Gegend, wechseln ihre Stellung, nehmen Medizin oder behandeln den Körper — und das alles unter der irrigen Vorstellung, daß die Erfahrung außerhalb des Denkens liege und nicht davon abhängig sei. Jesus wies auf diese Sinnlosigkeit hin, wenn er sagte: „Das Reich Gottes kommt nicht mit äußerlichen Gebärden; man wird auch nicht sagen: Siehe, hier! oder: da! Denn sehet, das Reich Gottes ist inwendig in euch.“ Luk. 17:20, 21;
Es ist kein Wunder, daß Jesus, der größte Heiler aller Zeiten, in seiner Lehre mehr Nachdruck auf mentale als auf physische Zustände legte. Er lehrte seine Nachfolger zu lieben, nicht zu hassen; barmherzig zu sein, nicht rachsüchtig; großmütig und selbstlos zu sein, nicht geizig und egoistisch; geistig gesinnt zu sein, nicht in die Dinge des Fleisches verstrickt. Er wies darauf hin, daß dies der Weg ist, das Himmelreich in unserem Innern zu finden, und daher der Weg zu Gesundheit und Harmonie im menschlichen Leben.
Auch auf dem Gebiete persönlicher Beziehungen lehrte uns Jesus, daß wir das erleben, was der Natur unseres Denkens entspricht. Eine seiner Seligpreisungen lautet: „Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Matth. 5:7; Und im Gebet des Herrn lehrte er seine Jünger dieselbe grundlegende Tatsache: „Vergib uns unsere Schuld, wie wir vergeben unsern Schuldigern.“ 6:12;
Wir erleben die Regierung Gottes, des Guten, wenn wir in der Gegenwart des Guten weilen, das Wesen des Guten widerspiegeln, die Macht und Herrschaft des Guten verstehen und auf sie reagieren. Sollten wir verstehen sein zu glauben, daß wir keine Freunde haben, dann wollen wir in unser Herz schauen und sehen, ob wir eine freundschaftliche Gesinnung haben. Wenn wir versucht sind zu glauben, daß die Welt gegen uns sei, wollen wir in unser eigenes Denken schauen, um festzustellen, ob unsere Einstellung falsch ist. Wenn wir von Krankheit frei sein möchten, so wollen wir unser Denken erneuern, es von Furcht und falschen Annahmen befreien und den vollkommenen, von Gott geschaffenen Menschen erkennen. Wenn wir uns Gottes, der Wahrheit, des Lebens und der Liebe, bewußt werden und das Wirken der Liebe in unserem Herzen empfinden, dann wird unsere Erfahrung lichter, und menschliche Umstände werden von der göttlichen Führung gestaltet.
Wie aufrüttelnd ist Mrs. Eddys Erklärung: „Den körperlichen Sinnen erscheint nichts als ihr eigener, subjektiver Gedankenzustand.“ Verm., S. 105 ; Können wir die tiefe Bedeutung dieser gewaltigen Tatsache übersehen? Können wir im Hinblick auf diese Tatsache jemals sagen, daß wir das Opfer von Umständen seien?
Unsere tägliche Aufgabe ist zu beten, daß das Himmelreich in uns aufgerichtet werde. Alle Phasen unserer Erfahrung liegen im Bereich unseres gebetvollen, rechten Denkens. Hierauf beruht das Geheimnis der Herrschaft, mit der der Mensch am Anfang ausgestattet wurde.
„Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubt“ Mark. 9: 23;, sagte der Meister. Und bei einer anderen Gelegenheit sagte er: „Wer zu diesem Berge spräche: Hebe dich und wirf dich ins Meer! und zweifelte nicht in seinem Herzen, sondern glaubte, daß es geschehen würde, was er sagt, so wird's ihm geschehen.“ 11:23. Warum gebrauchte Jesus beim Lehren eine so außergewöhnliche Veranschaulichung? Könnte es nicht sein, daß er uns sagen wollte, daß Erfahrung subjektiv ist?
