Weitere Aspekte der Laufbahn Salomos verdienen es, betrachtet zu werden, da sie den Glanz seiner Regierungszeit, aber auch deren Unzulänglichkeiten aufzeigen.
Seine Bemühungen auf literarischem Gebiet waren zahlreich und vielgestaltig. Wie David, war auch er als Dichter berühmt; ihm wurden über tausend Lieder zuerkannt (siehe 1. Kön. 5:12). Auch schreibt ihm die Tradition das berühmte „Hohelied“ zu, was in hebräischer Redeweise „das schönste aller Lieder“ bedeutet. Obwohl es sich nicht direkt auf die Gottheit bezieht — wenn es auch allegorisch so ausgelegt wurde, wie die Überschriften in der King-James-Ausgabe der Bibel andeuten —, so enthält es doch viel Schönheit und Liebreiz, beschreibt lebhaft die Vögel, Blumen, Bäume und Weingärten in Israel und heißt das Ende des Winters und die Ankunft des Frühlings willkommen (siehe Hoheslied 2:11, 12). Besonders hervorgehoben wird ein Mädchen auf dem Lande und ihr Liebhaber, der ein junger Bauer ist und dem sie trotz ihres königlichen Freiers treu bleibt. Der Dichter ruft aus, daß „auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen ... können“ (8:7).
Salomo scheint gleicherweise wegen seiner Sprüche bekannt gewesen zu sein, und es sind ihm dreitausend zugeschrieben worden (siehe 1. Kön. 5:12). Stellen im Buch der Sprüche weisen auf „die Sprüche Salomos“ hin, aber es werden auch andere Verfasser erwähnt. Genauso wie die Überlieferung alle oder fast alle Psalmen David zuschreibt — obwohl einige vor, andere wieder deutlich nach Davids Zeit entstanden sind —, so wird Salomo offensichtlich als der unverkennbare Verfasser der Sprüche angesehen. Daß er der angebliche Autor des Buches des Predigers ist, wird heute nicht mehr allgemein akzeptiert, aber man nimmt an, daß er ein oder mehrere Bücher über Naturwissenschaft zusammengestellt hat. Er schrieb über Bäume und Pflanzen, angefangen bei der erhabenen Zeder des Libanons bis zum schlichten Ysop, „der aus der Wand wächst“ (1. Kön. 5:13); auch über Tiere, Vögel, Fische und Reptilien.
Den ungeheuerlich großen Reichtum, den Salomo angesammelt hat, erhielt er hauptsächlich durch Außenhandel, denn er schien eine große Anzahl von Schiffen in Ezjon-Geber bei Elath im Golf von Akaba gehabt zu haben. Diese Schiffe segelten wiederholt nach Ophir, das von einigen mit Indien gleichgesetzt wird und als eine reiche Goldquelle wohlbekannt war (siehe 1. Kön. 9:26–28).
Andere Schiffe Salomos segelten westwärts durch das Mittelmeer nach Tarsis, das wahrscheinlich an der spanischen Küste lag (siehe 2. Chron. 9:21). Den Außenhandel zu Lande betrieb der König zweifellos in der Hauptsache mit Hiram, dem König von Tyrus, und mit den ägyptischen Herrschern.
Als Salomo mit der Königin von Saba in Verbindung stand, war er auf dem Höhepunkt seines Reichtums und Erfolgs. Doch bald wurden die Mängel in seinem Wohlstand sichtbar. In seinen späteren Jahren vergaß er in großem Maße die hohen Ideale der Demut und des strikten Gehorsams gegen den Willen Gottes, denen er sich zu Beginn seiner Herrschaft geweiht hatte.
Im 2. Buch Mose 34:16 war dem auserwählten Volk geboten worden, niemals Frauen aus heidnischen Stämmen oder Ländern zu heiraten. Doch in schamlosem Ungehorsam heiratete Salomo selbst nicht nur die Tochter Pharaos, sondern etwa siebenhundert andere Prinzessinnen, und „seine Frauen [neigten] sein Herz fremden Göttern zu“ (1. Kön. 11: 4). Die Vergeltung folgte sehr schnell, denn als er starb, verlor sein eigener Sohn, Rehabeam, den größten Teil von dem Reich seines Vaters, so daß er nur Juda behielt.
Später konnte Christus Jesus auf „Salomo in aller seiner Herrlichkeit“ (Matth. 6:29) hinweisen, und er erklärte, daß alle Pracht Salomos es nicht mit der Schönheit der wild wachsenden Blumen Galiläas aufnehmen konnte. Jesus wußte in der Tat: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Vers 24), oder, wie Goodspeed übersetzt: „Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Geld.“