Das Verlangen, mehr Gutes zum Ausdruck zu bringen, ist der Beweis dafür, daß in unserem Denken und Handeln noch viel zu berichtigen ist. Dieses heilige Sehnen befähigt uns auch, die Berichtigung vorzunehmen. Manch liebloser Charakterzug verschwindet schon nach kurzen Bemühungen. Andere scheinen unüberwindlich zu sein, doch durch die Christliche Wissenschaft können sie überwunden werden.
Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß Gott das unendliche Gute ist und daß das unendliche Gute kein Gegenteil hat, wissen wir, daß nur das Gute wirklich vorhanden sein kann. Das Böse mit all den Eigenschaften, die es begleiten, wie Lieblosigkeit, Selbstsucht und Unwahrhaftigkeit, muß dem Nichts angehören. Ebenso wie ein nächtlicher Träumer beim Erwachen seinen Traum nicht mehr für wirklich hält, so sollten auch wir, die wir unser wirkliches Sein als Ausdruck von Gottes Wesen erkennen, die negativen sterblichen Erscheinungen nicht länger für wirklich halten, und sie verschwinden aus unserem Leben.
Unsere Führerin, Mrs. Eddy, schreibt: „Das beständige Streben, immer gut zu sein, ist Beten ohne Unterlaß.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 4; Wenn wir unser Verlangen, gut zu sein, wachhalten und danach streben, die von uns erkannten Wahrheiten korrekt und gewissenhaft auf die scheinbar vorhandenen Fehler anzuwenden, können wir mit froher Gewißheit dem Schwinden dieser Fehler entgegensehen. Auf diese Weise ohne Unterlaß zu beten gibt uns die Gewißheit, daß früher oder später Liebe, Güte, Wahrhaftigkeit und Reinheit die Lieblosigkeit, Selbstsucht und Unwahrhaftigkeit völlig verdrängen und so unser Leben und unser Verhältnis zu unseren Mitmenschen bestimmen werden. Dann befolgen wir auch die Worte des Apostels: „Schaffet, daß ihr selig werdet, mit Furcht und Zittern.“ Phil. 2:12;
Die Glückseligkeit, die mit dieser Erkenntnis kommt, kann nur der beschreiben, der selbst gezwungen war, sein eigenes Denken und Handeln zu berichtigen. Laßt uns Gott dafür danken, wenn dieses Sehnen und Streben, gut zu sein, in uns erwacht, denn auf diese Weise erkennen wir, daß die Freude an materiellen Dingen ihre Wichtigkeit verliert und daß das Erlangen geistigen Verständnisses, mit dem wir unsere Seligkeit erarbeiten können, wertvoller für und wird.
Unsere Führerin schreibt: „Es ist möglich, ja, es ist die Pflicht und das Vorrecht eines jeden Kindes, Mannes und Weibes, dem Beispiel des Meisters durch die Demonstration der Wahrheit und des Lebens, der Gesundheit und der Heiligkeit in einem gewissen Grade zu folgen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 37; Unser heiliges Sehnen und Streben zum Guten hin findet in jener Demonstration Erfüllung, in der wir dem Beispiel Christi Jesu folgen. Und wir werden unterdessen dazu geführt, das Studium der Schriften unserer Führerin eifriger zu betreiben und es mehr zu lieben. Unser Bedürfnis, die Bibellektionen zu studieren, die im Vierteljahrsheft der Christlichen Wissenschaft enthalten sind, wird zunehmen. Mit diesem Studium nähren und befriedigen wir unser Verlangen, gut zu sein, und wir erweitern unsere Fähigkeit, das ersehnte Ziel zu erreichen.
Ein Erlebnis des Verfassers veranschaulicht die Wahrheit der Worte Mrs. Eddys: „Alles, was den menschlichen Gedanken auf gleicher Linie mit selbstloser Liebe erhält, empfängt unmittelbar die göttliche Kraft.“ S. 192. Vor einigen Jahren half mir mein Schwiegersohn beim Bau meines Hauses. Später baute er sich selbst ein Haus, und ich konnte ihm helfen. Eines Tages wurden ihm zum Auffüllen eines sumpfigen Geländestückes mehrere große Erdhaufen angefahren. Diese mußten bis zum nächsten Tag eingeebnet sein, um Platz für neue Fuhren zu schaffen.
Ich kam an diesem Tag recht müde nach Hause. Ich sah meinen Schwiegersohn allein vor den riesigen Erdhaufen stehen, und mir wurde klar, daß er es allein niemals schaffen würde, selbst wenn er die halbe Nacht durcharbeitete. Kurz entschlossen zog ich meine Arbeitskleider an, nahm meine Steinforke und ging, um ihm zu helfen. Ich habe selten bei einer Arbeit so viel Freude empfunden. Alle Müdigkeit war verflogen. Schwäche war unermüdlicher Kraft gewichen. Meine Forke fuhr kraftvoll in die Erdhaufen und füllte Schubkarre um Schubkarre, die mein Schwiegersohn wegfuhr. Nach zwei Stunden war dort, wo die Erdhaufen gewesen waren, nur noch eine ebene Fläche zu sehen.
Die Erinnerung an dieses Erlebnis hat mich oft bei ähnlichen Situationen das Richtige tun lassen, und immer wieder war es beglückend. Wir folgen dem Gebot der Wahrheit und der Liebe, wenn wir den Suggestionen des sterblichen Gemüts, die uns Müdigkeit, Gleichgültigkeit oder gar Schadenfreude als Wirklichkeiten erscheinen lassen wollen, kein Gehör schenken. Unser Verständnis vom wirklichen Sein des Menschen als Gottes vollkommener Widerspiegelung schließt solche Annahmen aus.
Jeder Erfolg, den wir durch das Anwenden der Christlichen Wissenschaft haben, jede Zunahme unseres Verständnisses hat ihren Ursprung in unserem Verlangen, gut zu sein. Doch sollte der Erfolg unseres Strebens nicht nur uns selbst dienen, er sollte uns anspornen, unsere geistige Kraft zu mehren, damit wir unseren Nächsten zu gleichen Demonstrationen inspirieren. Wenn wir unser Verlangen und unser Streben, gut zu sein, immer der liebevollen Führung Gottes unterstellen, fördern wir das Himmelreich auf Erden, in dem Gott, das Gute, regiert.
