Von frühester biblischer Zeit an war Frieden das wesentliche Ziel der vollkommenen Gottesverehrung. Melchisedek, der von Abraham als ein Priester des wahren Gottes erkannt wurde, war König von Salem, das uns jetzt als Jerusalem bekannt ist. Und Salem bedeutet Frieden. Obwohl die Geschichte der Hebräer oft alles andere als friedlich war, so war doch Frieden das Ziel der Religion, die den Messias hervorgebracht hat.
Als Jesus in Bethlehem geboren war, lautete die so angemessene Botschaft der himmlischen Heerscharen, die seine Geburt verkündeten: „Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Luk. 2:14; Jahrhunderte vorher hatte Jesaja in seine prophetische Beschreibung des Messias den Namen „Friede-Fürst“ Jes. 9:5; eingeschlossen.
Christus Jesus lehrte, und die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. wiederholt seine Lehre, daß es das endgültige Ziel christlichen Lebens ist, das Himmelreich zu erlangen, und der Himmel ist ein Zustand des Friedens, der absoluten Harmonie. Mary Baker Eddy gibt in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, folgende Definition von „Himmelreich“: „Die Herrschaft der Harmonie in der göttlichen Wissenschaft; das Reich des unfehlbaren, ewigen und allmächtigen Gemüts; die Atmosphäre des Geistes, in der Seele allerhaben ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 590;
Jesus kam, um zu verkünden, daß das Himmelreich mitten unter uns ist. Man braucht nicht zu sterben, um es zu finden, denn es ist ein Zustand des Gemüts, der sich jetzt und immerdar im Bewußtsein des einzelnen ausdrückt und nur ans Licht gebracht zu werden braucht. Die physischen Sinne sind es, die den Himmel zeitweilig hinter der Wolke der materiellen Empfindungen verbergen. Der Christus, den Jesus verkörperte, das wahre individuelle Bewußtsein, zerstört diese falschen Empfindungen, und der zu Gottes Gleichnis geschaffene Mensch wird als das einzige wahre Selbst offenbart.
Allzuoft versuchen die Menschen, von einer materiellen und menschlichen Basis aus Frieden zu schaffen — Frieden mit ihrem Körper, mit ihrer Umgebung, mit gegnerischen Rassen und mit wenig freundlich gesinnten Nationen. Aber sie sollten mit Gott Frieden schaffen, oder vielmehr, sie sollten den Frieden beweisen, der zwischen dem Menschen und Gott ewiglich besteht. Bei unserem Studium der Christlichen Wissenschaft stellen wir fest, daß dieser Frieden die Grundlage für alle menschlichen Friedensbestrebungen sein muß. Nichts als wahre, geistige Gottesverehrung kann dauernden Frieden aufrichten.
Im Materialismus gibt es keinen echten Frieden. Menschliche Bemühungen, Frieden durch Übereinstimmung auf materiellem Gebiet zu erlangen, sind vergeblich, denn der Christlichen Wissenschaft zufolge ist die Materie eine Illusion der physischen Sinne, und es gibt so viele Meinungen darüber, wie es Menschen gibt. Die Materie ist häufiger Gegenstand eines Gerichtsverfahrens, als sie Mittel zum Frieden ist.
Christus Jesus erkannte, wie nutzlos der Versuch ist, Materie und Geist, Gott, miteinander zu versöhnen oder das materielle, sogenannte Dasein und das geistige Dasein zueinander in Beziehung zu setzen. Er sagte: „Ihr sollt nicht wähnen, daß ich gekommen sei, Frieden zu bringen auf die Erde. Ich bin nicht gekommen, Frieden zu bringen, sondern das Schwert.“ Matth. 10:34, 36; Und ein wenig später fügte er hinzu: „Des Menschen Feinde werden seine eignen Hausgenossen sein.“ Er machte einen scharfen Unterschied zwischen der Schöpfung des Fleisches und der Schöpfung des Geistes, als er zu Nikodemus sagte: „Was vom Fleisch geboren wird, das ist Fleisch; und was vom Geist geboren wird, das ist Geist.“ Joh. 3:6;
Dies waren absolut wissenschaftliche Aussprüche, die von seinen Zuhörern nur wenig verstanden wurden. Die Christliche Wissenschaft macht sie verständlich. Sie erklärt, daß es keine Möglichkeit für einen Frieden zwischen den körperlichen Sinnen, oder dem Fleisch, und den geistigen Sinnen gibt, die keine Beziehung zum Fleisch haben und die nur die unsichtbare Substanz des Guten erkennen — Rechtschaffenheit, Reinheit, Intelligenz, Weisheit und zahllose andere Elemente des Geistes. Mrs. Eddy erklärt die wissenschaftliche Kluft folgendermaßen: „Das mutmaßliche Gegenteil des göttlichen, unendlichen Geistes ist die sogenannte menschliche Seele oder der menschliche Geist, mit anderen Worten die fünf Sinne — das Fleisch, das gegen den Geist streitet. Diese sogenannten materiellen Sinne müssen dem unendlichen Geist, den wir Gott nennen, Raum geben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 200;
Jesus, der größte Heiler, den die Welt gekannt hat, legte durch einfache Beispiele beständig Nachdruck auf diese grundlegende Lektion der Trennung. Wir sollen die Spreu vom Weizen trennen, die Schafe von den Böcken, die Trauben von den Dornen, die Feigen von den Disteln. Dann sollen wir uns als Gottes vollkommener Sprößling identifizieren und in unserem Leben ausdrücken, was diese wahre Kindschaft in sich schließt, nämlich „Frieden untereinander“ Mark. 9:50; haben. Äußerer wie auch innerer Frieden wird denen zuteil, die diese wissenschaftliche Trennung und Identifizierung vornehmen. Das Gemüt und der Körper werden still, und beunruhigende Symptome schwinden aus dem Denken.
Heilung kommt oft zustande, wenn die Unterscheidung zwischen den fünf Sinnen und der wirklichen Identität gemacht und das wirkliche Selbst anerkannt worden ist. Ohne diesen Vorgang gründen die Menschen ihre gebetvolle metaphysische Arbeit oft auf die zweifache Annahme von einem Menschen, der sowohl materielle wie geistige Sinne hat. Aber der wissenschaftliche Ausgangspunkt muß Gott und der von Ihm geschaffene vollkommene Mensch sein. Dann haben wir etwas Wirkliches, das es zu beweisen gilt, und es ist beweisbar.
Wenn die ganze Welt Frieden haben soll, muß selbstverständlich zunächst der einzelne den Frieden betätigen. Tief im Herzen muß er die herrlichen Elemente des Friedens empfinden: Demut vor der Wahrheit von Gottes Allheit, Wohlwollen gegen jedermann, Christlichkeit, die nicht um die Materie streitet, Gerechtigkeit, Versöhnlichkeit, Reinheit. Dies sind die Eigenschaften, von denen schließlich die Kirchen, die Schulen, die Regierungen, die Nationen der Welt beherrscht werden müssen. Wenn Frieden von allen Völkern als von höchster Wichtigkeit betrachtet wird — nicht ein Frieden, der widerstrebenden Nationen eine unerwünschte Ideologie aufdrängen möchte, sondern ein Frieden, der es den Menschen überläßt, die Wahrheit auf ihre Weise zu finden —, dann werden die Schwerter zu Pflugscharen gemacht werden und die Streitigkeiten in der Welt aufhören.
Jedes aufrichtige Bemühen, Frieden zu erlangen, wie geringfügig es auch sein mag, führt die Menschheit einer bessern Zeit entgegen, wo das neue Jerusalem erscheinen wird und die Prophezeiung von dem Salem, das Frieden ist und von dem die Heilige Schrift von Anfang an berichtet, in Erfüllung gehen wird. Mrs. Eddy gibt uns im Glossarium des Lehrbuches folgende Definition für „Das neue Jerusalem“: „Die göttliche Wissenschaft; die geistigen Tatsachen und die geistige Harmonie des Universums; das Himmelreich oder die Herrschaft der Harmonie.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 592.
 
    
