Die Betrachtung einer Landschaft durch ein Fernglas, dessen Objektiv falsch eingestellt ist, hat noch niemand dazu veranlaßt zu glauben, daß die Konturen der betrachteten Gegend in Wirklichkeit verzerrt seien. Die sofortige Reaktion des Betrachters ist, das Objektiv richtig einzustellen, nicht aber die Landschaft zu korrigieren.
Die Betrachtung des Lebens durch das Objektiv der materiellen Sinne, das immer falsch eingestellt ist, verzerrt unsere Anschauung vom Leben und läßt es unvollkommen und unharmonisch erscheinen. In diesem Fall ist der Betrachter oft versucht, das vermeintlich unvollkommene materielle Bild zu verbessern, oder er akzeptiert es als scheinbar nicht zu ändernde Umstände, anstatt so lange die Korrektur an seiner mentalen Einstellung vorzunehmen, bis er die Vollkommenheit in der göttlichen Wissenschaft erschaut.
Die Menschheit hat noch nicht völlig die Tatsache erkannt, daß Gott Seinen Christus, die Wahrheit, in die Welt gesandt hat, um sie von dem falschen Augenschein eines materiellen Zerrbildes zu erlösen. Jesus demonstrierte den Christus und wies den Weg zur praktischen Anwendung und Nutzbarmachung der Wahrheit über Gott und den Menschen als Sohn Gottes. Er sagte: „[Ihr] werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen.“ Joh. 8:32; Durch die Anerkennung und Anwendung des Christus, der geistigen Idee der Gottessohnschaft, wird der Augenschein der materiellen Sinne korrigiert und die Erlösung von begrenzenden Annahmen verwirklicht.
Der Verfasser befand sich einmal in einer Situation, in der er gezwungen war, etwas zu tun, was seines Erachtens völlig falsch war. Da er sich in bezug auf die Ursache dieser Situation frei von Schuld fühlte, empfand er es als ungerecht, die Konsequenzen daraus ziehen und für die Sünden anderer leiden zu müssen. Er hegte Groll gegen jene, die die Situation verursacht hatten.
Als Christlicher Wissenschafter bemühte er sich jedoch, das Problem geistig auszuarbeiten, und erkannte dabei alsbald, daß es seine Aufgabe war, den Groll zu überwinden. Dies gelang ihm erst nach langem Ringen, dann aber war sein Bewußtsein nur von Liebe für alle Menschen erfüllt. Er mußte deshalb nicht das Böse als gut ansehen. Seine grundlegende Einstellung zu dieser Situation erwies sich später als richtig. Er hatte gelernt, den Irrtum von der Identität zu trennen und das Böse als einen unpersönlichen, falschen Anspruch ohne Grundlage zu sehen.
Durch das Überwinden seines Grolls kam er auf wunderbare Weise aus dieser Situation heraus und wurde zu einer Tätigkeit geführt, die für seine spätere Entfaltung von großem Nutzen war. Die Führung der göttlichen Liebe war unverkennbar. Sie ist immer unfehlbar. Damit wir jedoch die Umstände beherrschen können, muß die göttliche Liebe in unserem Bewußtsein Aufnahme finden.
Täglich stehen wir vor der Aufgabe, den unvollkommenen Augenschein der physischen Sinne zu korrigieren. Wir wenden uns immer wieder von dem falschen Augenschein ab und stellen uns auf die Inspiration des Geistes ein, der dem falschen Zeugnis widerspricht. In dem Maße, wie wir eine richtige Einstellung haben, überwinden wir jede Art des Bösen und jede Annahme von Krankheit. Mrs. Eddy schreibt: „Die Christliche Wissenschaft zeigt unwiderleglich an, daß Gemüt Alles-in-allem ist, daß die einzigen Wirklichkeiten das göttliche Gemüt und die göttliche Idee sind. Diese große Tatsache wird jedoch nicht durch wahrnehmbare Beweise sichtbarlich unterstützt, bis ihr göttliches Prinzip durch Heilen der Kranken demonstriert und dadurch als absolut und göttlich bewiesen wird.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 109;
Wenn unsere Einstellung richtig ist, werden wir die uneingeschränkte Vollkommenheit und Vielfalt der Schöpfung wahrnehmen, denn sie ist unermeßlich. Mit dieser geistigen Einstellung werden wir den Menschen als zugleichbestehend mit der gesamten vollkommenen Schöpfung, in seiner wahren Wesenheit als die vollkommene Idee des göttlichen Gemüts, als geliebtes Kind eines liebenden Vater-Mutter Gottes erblicken.
Mrs. Eddy sagt: „Wenn die Sterblichen richtigere Anschauungen über Gott und den Menschen erlangen, werden zahllose Dinge der Schöpfung, die bis dahin unsichtbar waren, sichtbar werden. Wenn wir uns vergegenwärtigen, daß Leben Geist ist, nie in, noch von der Materie, so wird sich dieses Verständnis zur Selbstvollendung erweitern und alles in Gott, dem Guten, finden und keines anderen Bewußtseins bedürfen.“ S. 264.
