„Herberget gerne.“ Röm. 12:13; Wir finden diese direkte und deutliche Aufforderung im Brief des Paulus an die Römer. Derselbe Ruf ergeht noch einmal im Hebräerbrief: „Gastfrei zu sein, vergesset nicht.“ Hebr. 13:2; Und der Prophet Jesaja fordert in bezug auf das Fasten, an dem Gott Wohlgefallen hat: „Brich dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus!“ Jes. 58:7; Selbst heute mag sich jedes Kirchenmitglied von Jesu Jünger mit folgenden Worten als „Hausherr“ angesprochen fühlen: „Der Meister läßt dir sagen: Wo ist das Gemach, darin ich das Osterlamm essen kann mit meinen Jüngern?“ Luk. 22:11; Das Lukasevangelium berichtet, daß Christus Jesus hinzufügte: „Und er wird euch einen großen Saal zeigen, der mit Polstern versehen ist; daselbst bereitet es.“
Wir sollten über diese Bibelstellen nachdenken, denn wir alle kommen bei unserer Beschäftigung — sei es im öffentlichen Leben oder als Hausherr, Hausfrau oder als Kirchenmitglied — häufig in die Lage, als Gastgeber zu wirken. Und sollten wir nicht vielmehr fortwährend Gastgeber sein und ohne Unterlaß die Eigenschaften eines guten Gastgebers ausdrücken?
Was kennzeichnet einen guten Gastgeber? Er ist freundlich im Umgang mit seinen Mitmenschen, er ist wohlwollend, gütig. Er ist seinem Nächsten gegenüber aufgeschlossen, nicht gleichgültig, er bringt ihm Interesse und Hilfsbereitschaft entgegen, er zeigt Einfühlungsvermöen, das taktvoll und unaufdringlich ist. So wird er Gäste anziehen; man kommt gerne zu ihm.
Er ist sorgfältig und weise in der Vorbereitung auf den zu erwartenden Besuch. Er empfängt einen Gast mit echter Freude und Wärme und bietet ihm großzügig das Allerbeste an, „herberget gerne“, ist selbstlos und liebevoll. Seine Gäste fühlen sich bei ihm wohl; sie verlassen ihren Gastgeber beglückt und bereichert mit dem Wunsch, wieder bei ihm einzukehren. Es ist klar, daß alle diese Eigenschaften eines guten Gastgebers von der göttlichen Liebe, von Seele, vom Gemüt, herstammen. Gottes Idee, der Mensch, spiegelt die göttlichen Eigenschaften wider und bringt sie zum Ausdruck.
Wenn sich jeder als eine Idee der Liebe erkennt, so wird seine Gastfreundschaft tätige Nächstenliebe sein. Christi Jesu letztes Abendmahl veranschaulicht auf eindrucksvollste Weise diese vergeistigte Gastfreundschaft und vollendete Nächstenliebe. Er brach das Brot und reichte den Kelch; er speiste die Menschheit mit geistiger Wahrheit, selbstlos und für alle Zeiten.
In der ganzen Welt werden Vorträge über die Christliche Wissenschaft gegeben. Wie nützlich, ja sogar notwendig ist es, bei solchen Gelegenheiten erneut über den biblischen Befehl „herberget gerne“ nachzudenken und ihm zu gehorchen. Jedes Kirchenmitglied ist Gastgeber und muß sich der geistigen Eigenschaften, die ihm als göttliche Widerspiegelung innewohnen, bewußt werden und muß sie in noch größerer Gastfreundschaft ausstrahlen. Mrs. Eddy sagt uns: „Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde Wanderer in der Wüste verschmachtend — harren und warten der Ruhe und der Erquickung. Gib ihnen einen Becher kalten Wassers in Christi Namen und fürchte niemals die Folgen.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 570;
Laßt uns diese Millionen mit dem unvoreingenommenen Blick eines geübten Gastgebers betrachten, sie mit christlicher Warmherzigkeit und Hilfsbereitschaft an uns ziehen — wie Mrs. Eddy es ausdrückt: „Die geistig Reichen helfen den Armen in einer großen Brüderschaft, und alle haben dasselbe Prinzip oder denselben Vater, und gesegnet ist der Mensch, der seines Bruders Not sieht und ihr abhilft und das eigene Gute in dem des anderen sucht.“ S. 518;
Wir sind jedoch nicht nur anläßlich eines Vortrages Gastgeber, sondern bei jedem Gottesdienst, ja, täglich und stündlich tragen wir die Christliche Wissenschaft in unserem Bewußtsein mit uns, bereit, sie Gästen anzubieten, bereit zu helfen. Wahre Gastfreundschaft und Nächstenliebe sind niemals zeitlich oder örtlich beschränkt, sondern sie sind eine Lebenshaltung, ein Bewußtseinszustand, immer tätig und unbegrenzt. Ist nicht das Wachstum unserer Kirche und Bewegung aufs engste damit verknüpft?
Wir wollen auf den Segen achten, den der Prophet Jesaja dem verheißt, der die Hungrigen speist und sie in sein Haus führt: „Dann wird dein Licht hervorbrechen wie die Morgenröte, und deine Heilung wird schnell voranschreiten, und deine Gerechtigkeit wird vor dir hergehen, und die Herrlichkeit des Herrn wird deinen Zug beschließen... Und du wirst sein wie ein bewässerter Garten und wie eine Wasserquelle, der es nie an Wasser fehlt.“ Jes. 58:8–11;
Wir wissen, daß es letzten Endes Gottes grenzenlose Gnade und Liebe ist, die durch uns wirkt, wenn wir als gute Gastgeber die Hungrigen speisen und aufnehmen. In Demut wollen wir Mrs. Eddy in der Erkenntnis der von ihr dargelegten Tatsache folgen: „Fremdling, du bist der Gast Gottes.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 254.