Ihr Materialisten! Ihr erzählt uns, daß alles zu Ende sei, wenn dieser Körper sterbe. Woher wollt ihr das wissen? Wißt ihr es wirklich? Ihr sagt, es gebe keinen Beweis dafür, daß das Leben weitergehe. Wenn ihr in einem Haus ohne Fenster aufwachsen würdet, aus dem ihr nie hinausschaut, würdet ihr dann sagen, es gibt keinen Beweis dafür, daß eine Außenwelt vorhanden ist?
Gibt es Werte, die unsterblich sind? Die Christliche Wissenschaft besteht darauf, daß es sie gibt. Jeder kann den Beweis sehen, aber man muß über die materielle Auffassung vom Leben hinausschauen. Der Materialist mag protestierend behaupten, daß es unwissenschaftlich sei, über die Materie hinauszuschauen, weil die Sinne nur die Materie erkennen können. Seiner Meinung nach befaßt sich die Wissenschaft nur mit dem, was durch die physischen Sinne wahrgenommen werden kann. Was geschieht aber, wenn es tatsächlich etwas außerhalb dieser Sinne gibt? Und was dann, wenn es wirklich geistige Sinne gibt, die einem jeden von uns genauso sicher gehören wie die materiellen Sinne, die zu uns zu gehören scheinen — Sinne, mit denen wir den Beweis vom unsterblichen Leben sehen können?
Christus Jesus brachte der Menschheit eine klare Auffassung vom Leben, wie es wirklich ist. Leben ist Gott, göttliche Liebe, und in dem Verhältnis, wie wir diese vollkommene Liebe zum Ausdruck bringen, leben wir. Das Leben und die Mission Jesu ehrlich und ohne Vorurteil zu betrachten bedeutet, aus dem materiellen Haus hinauszuschauen. Wenn wir in unserer Suche nach der Wahrheit ehrlich genug sind, um dieses Leben und seine Mission als eine Möglichkeit zu erwägen, bezweifeln wir gewissermaßen die Tatsache, daß die Materie die einzige Substanz oder Quelle des Bewußtseins ist. Und wenn wir wissenschaftlich genug sind, das Materielle in Zweifel zu ziehen, werden Beweise von der geistigen Wirklichkeit des Seins zu erscheinen beginnen. Warum? Weil solch ein Bezweifeln des eigenen materiellen Selbsts Demut ist, und Demut ist der Anfang des Sinnes, der geistig sieht.
Als Jesus das geistige Wesen des Menschen demonstrierte, versetzte er die Materialisten seiner Tage in Wut. Ihre Wut steigerte sich schließlich so sehr, daß sie ihn nicht mehr dulden konnten, und sie kreuzigten ihn. Aber dies gab ihm nur die Gelegenheit, für alle Zeiten — für diejenigen, die die geistige Liebe, die er zum Ausdruck brachte, in ihre Herzen einließen — die Unsterblichkeit und Unzerstörbarkeit der Liebe, die das Leben des Menschen ist, zu veranschaulichen. Lukas berichtet, daß Jesus, als er gekreuzigt wurde, sagte: „Vater, vergib ihnen; denn sie wissen nicht, was sie tun!“ Und nach der sechsten Stunde „verlor die Sonne ihren Schein, und der Vorhang des Tempels zerriß mitten entzwei“ Luk. 23:34, 45;.
Mary Baker Eddy sagt: „Der letzte Akt der Tragödie auf Golgatha zerriß den Vorhang der Materie und enthüllte den Sterblichen das große Vermächtnis der Liebe: Liebe, die ihren Feinden vergibt. Dieser große Akt krönte das Christentum und krönt es noch jetzt: er befreit die Sterblichen; er erläutert die Liebe; er gibt im Leiden Inspiration, gibt zu Geduld Erfahrung, zu Erfahrung Hoffnung, zu Hoffnung Glauben, zu Glauben Verständnis und zu Verständnis siegreiche Liebe.“ Vermischte Schriften, S. 124.
Der Beweis von der göttlichen Liebe ist auch der Beweis von dem unsterblichen Leben. Aber dieser Augenschein ist viel mehr als ein Beweis für ein Leben im Jenseits; er ist der Beweis von einem unsterblichen Leben, das niemals begann, das aber zugleich Ursprung und Vollendung, der Mittelpunkt und das All des Seins ist. Wenn wir nur an ein Leben nach dem Tode glauben, dann kann es sein, daß wir genauso materiell eingestellt sind wie vorher; und während uns dies veranlassen könnte, an die zukünftigen Folgen unserer gegenwärtigen Handlungen zu denken, führt es uns doch nicht notwendigerweise dazu, göttlich liebevoller zu sein und uns mit größerer Bereitwilligkeit für andere aufzuopfern.
Der Materialist behauptet, daß Liebe dann beginnt, wenn jemand einen anderen liebt, daß sie aber stirbt, wenn diese Liebe aufhört. Die Christliche Wissenschaft behauptet, daß Liebe die direkte Substanz des Seins ist; Liebe ist Leben, und ohne Liebe gibt es kein Leben. Wir denken vielleicht, wir leben in einem materiellen Sinne des Selbst, aber genau genommen kennen wir das Leben nicht, wenn wir nicht die göttliche Liebe kennen und mit der Liebe lieben, die niemals anfing und niemals endet.
Christlich-wissenschaftliches Heilen ist der Ausdruck der göttlichen Liebe. Wie diese Liebe die geistige Wirklichkeit der Substanz demonstrierte, als Jesus sie zum Ausdruck brachte, so geschieht dies auch heute, wenn eine Heilung eintritt, wie Jesus sie vollbrachte. Der Christliche Wissenschafter verwirft materielle Heilmethoden, und zwar nicht, weil er auf die leichtere Weise geheilt werden will oder weil er sein Leben im Jenseits schützen will, sondern weil er über den materiellen Daseinsbegriff hinausgeschaut und den Beweis des unsterblichen Lebens gesehen hat, das unsterbliche, göttliche Liebe ist.
Ihr Materialisten, wir stimmen mit euch überein, daß es vom Standpunkt der physischen Sinne keinen anderen Beweis vom Leben gibt, als daß es mit der Geburt beginnt und mit dem Tode endet. Wir bitten euch aber, euch umzusehen. Es gibt einen geistigen Beweis. Er offenbart das Leben als ewig und unzerstörbar. Und ein wirklicher Lichtblick von diesem Leben hat moralische und physische Heilung zur Folge.
