Die Christliche Wissenschaft leistet zu Fragen in bezug auf das Bewußtsein einen einzigartigen und heilenden Beitrag, indem sie zeigt, was es ist, wie es funktioniert, und ob es eine versteckte, tieferliegende Schicht hat, das Unterbewußtsein. Psychologie, Psychiatrie und Psychoanalyse, die in diesem Jahrhundert viel Aufmerksamkeit auf sich ziehen, schließen im allgemeinen die Theorie ein, daß unbewußte mentale Vorgänge vorrangige Faktoren seien, die das Leben und die Erfahrung jedes einzelnen von uns weit mehr bestimmen, als wir bemerken.
Auch Mrs. Eddy erkannte, daß es — der sterblichen Annahme nach — einen unbewußten Bereich des Denkens gibt, der Disharmonie hervorrufende Annahmen verbergen könnte. Sie schreibt von einigen Fällen körperlicher Disharmonie: „Die Annahme, die diese Wirkung hervorruft, mag dem einzelnen völlig unbekannt sein, denn sie liegt tief verborgen im unbewußten Denken, eine latente Ursache, die die Wirkung hervorbringt, die wir sehen.“ Christliches Heilen, S. 6;
Aber die Christliche Wissenschaft beläßt die Situation nicht im Bereich des Scheins, des unbewußten Denkens. Sie lenkt unsere Wachsamkeit hierauf als auf einen falschen Anspruch, der vielleicht unserer spezifischen Verneinung bedarf, wenn wir Krankheit in der Christlichen Wissenschaft mental behandeln. Und wir können diese Verneinung von der Grundlage der Einheit des göttlichen Gemüts und des Bewußtseins aus vornehmen. Durch Mrs. Eddys Schriften gewinnen wir das Verständnis dieser geistigen Tatsachen und lernen, wie wir sie beim Heilen von Krankheiten beweisen können, ganz gleich, welche Formen diese annehmen mögen.
Zu populären Theorien über die menschliche Mentalität ist man im allgemeinen über die Beobachtung von Denkvorgängen, Verhaltensweisen und der individuellen Vergangenheit gekommen — von Träumen, von Beziehungen und Begebenheiten in der Kindheit. Die Christliche Wissenschaft, oder die Wissenschaft des Gemüts, beginnt mit Gott, wendet den geistigen Sinn an, um die Tatsachen Gottes, des Gemüts, sowie des Menschen zu begründen, und zieht abweichende, aber praktische Schlußfolgerungen, die uns helfen, Frieden und ein Verständnis unser selbst zu finden. Mrs. Eddy betont: „Der Ausgangspunkt der göttlichen Wissenschaft ist, daß Gott, Geist, Alles-in-allem ist, daß es keine andere Macht und kein anderes Gemüt gibt — daß Gott Liebe ist und daß Er daher das göttliche Prinzip ist.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 275;
Diese demonstrierbare Wissenschaft baut auf der Grundlage, daß das unendliche Gemüt das einzige Ich oder Ego ist. Gemüt ist Gott, und Gemüt ist göttlich. Das einzige Bewußtsein, das es gibt oder je geben kann, ist das göttliche Bewußtsein. Jede andere Art von Bewußtsein, die es zu geben scheint, ist nicht eine Art von Bewußtsein, sondern eine selbstzerstörerische Lüge — ein Versuch des sterblichen Gemüts (das selbst ohne Ursache ist), eine Wirkung zu beanspruchen. Das Bewußtsein ist genauso unbegrenzt wie das göttliche Gemüt, aus dem es hervorgeht. Da es keinen Ort gibt, wo das unendliche Gemüt nicht ist, gibt es keinen Ort, wo das göttliche Bewußtsein nicht ist. Gemüt und sein Wissen stimmen überein. Daher gibt es keine Bewußtlosigkeit, kein Unterbewußtsein, keinen Tod, keine Unwissenheit, keine versteckte Beeinflussung.
Gott, Gemüt, ist der einzige bestimmende Faktor im Leben des Menschen, und Er läßt keinen Raum für unheilvolle oder abwegige Gedanken und Handlungen. Es gibt im Bewußtsein kein Kellergeschoß mit mysteriösen Schatten und Impulsen unterhalb des göttlichen Bewußtseins: in bezug auf das Gemüt gibt es nicht so etwas wie „unterhalb“ oder „außerhalb“. Das Wissen des Gemüts ist die einzige Tätigkeit, die es gibt. Gemüt ist der große — der einzige — Urheber; daher ist alle wahre Tätigkeit intelligent, wohltätig und bedeutungsvoll. Der Mensch führt die Anordnungen des Gemüts aus, und diese führen immer zur Vollkommenheit hin und gehen von ihr aus. Die Individualität des Menschen ist geistig, unpersönlich.
Die Selbsterkenntnis, die wir durch das Sinnenzeugnis erlangen, ist sehr irreführend. Sie bringt uns zu dem Schluß, daß der Mensch ein endlicher Sterblicher sei, mit einem örtlich festgelegten Gemüt und einer fehlbaren Persönlichkeit. Diese Ansicht führt Begrenzung und Verwirrung herbei. Sie ist die Quelle allen menschlichen Leidens. Aber die Selbsterkenntnis, die wir durch den geistigen Sinn erwerben, hat schließlich zur Folge, daß wir ausgeglichener sind und ein erfüllteres und reicheres Leben führen. Der Mensch, den der geistige Sinn offenbart, ist keine sterbliche Persönlichkeit, sondern eine geistige Individualität. Der wirkliche Mensch, der geistige Sprößling Gottes, hat weder ein absonderliches noch ein gesundes Bewußtsein, das im Gehirn enthalten ist, von wo aus es auf das Nervensystem, das Verhalten und die Charakterfestigkeit einwirkt.
Christi Jesu Heilung der Geistesgestörten war nicht das Ergebnis davon, daß ein sterbliches Bewußtsein ein anderes, menschlichen Hypothesen gemäß, analysierte. Er behandelte das Problem nicht als einen sterblichen, bewußten Zustand und ließ sich nicht auf eine Untersuchung der Abneigungen oder Enttäuschungen aus der Kindheit ein.
Eine nachhaltige Heilung war nicht das Resultat der Behandlung eines endlichen Bewußtseins durch ein anderes. Das göttliche Gemüt vielmehr, das als die einzige Quelle des Bewußtseins anerkannt wurde, heilte den Anspruch eines gestörten persönlichen Bewußtseins. Wie Paulus die Wahrheit darlegte, die Christus Jesus bewies: „Got hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und eines gesunden Gemüts.“ 2. Tim. 1:7 [n. der engl. Bibel].
In Wahrheit gibt es im Bewußtsein weder einzelne Schichten noch Millionen von Fragmenten, ungeachtet der Annahme des sterblichen Sinnes, daß dem so sei. Was falsch ist, befindet sich eigentlich nie in einem endlichen Bewußtsein; das Problem ist das Eingeständnis unsererseits, daß es ein endliches Bewußtsein gäbe. Das wirkliche Bewußtsein offenbart die Ordnung und Ruhe, die Stetigkeit und Zielbewußtheit des einen Gemüts, Gottes. Das Bewußtsein wird vom Gemüt geformt und ist daher nie mißgestaltet. Es ist frei von sterblichen Komplexen und krankhaften Ängsten wie auch von unrechtmäßiger Unterdrückung und Behinderung. Das wahre Bewußtsein des Menschen befindet sich in vollkommener Einheit mit dem Gemüt, dem Vater-Mutter Gott, und kann nie das Opfer einer falschen Beurteilung oder Mißhandlung seitens der Eltern oder einer falschen Erziehung sein. Das wahre Bewußtsein wird nicht von Sterblichen geformt.
Das göttliche Gemüt, Gott, das immer die Wohnstätte des wahren Bewußtseins ist, erhält das Bewußtsein vollkommen, frei und furchtlos. Dies ist der große Beitrag jener Psychologie, die die Wissenschaft des Gemüts, Gottes, ist.
