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Vergeistigung des Denkens durch moralische Macht

Aus der Oktober 1974-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Der Durchschnittsmensch versteht wahrscheinlich unter „moralisch“ lediglich die Fähigkeit, zwischen recht und unrecht zu unterscheiden, insbesondere im Hinblick auf sexuelles Verhalten. Aber eines der interessantesten Themen beim Studium der Christlichen WissenschaftChristian Science; sprich: kr´istjən s´aiəns. ist die Entfaltung moralischer Kraft. Ihre Möglichkeiten sind unendlich. Wenn man dann noch in der Bibel und in den Schriften Mary Baker Eddys mit Hilfe der Konkordanzen forscht, stellt man schnell fest, daß moralische Kraft etwas Fundamentales ist. Sie ist eine Voraussetzung für die Erlangung alles Guten, das wir uns wünschen, ganz gleich, ob es sich um Gesundheit, Einkommen, bessere zwischenmenschliche Beziehungen, wahres Glück oder sogar um bessere Verhältnisse in der Welt handelt.

Wo heute jedoch so viel von ehelichen, vorehelichen und außerehelichen Beziehungen die Rede ist, verdient der sexuelle Aspekt des Themas Moral eine aufmerksame Prüfung durch die Christlichen Wissenschafter, obwohl es damit noch lange nicht erschöpft ist.

Jedesmal, wenn sich der Lebensstil ändert, wird auf die Menschen ein Druck ausgeübt, oft ein starker Druck, ihre Wertvorstellungen neu festzulegen, ihre Maßstäbe den gängigen Auffassungen anzupassen, damit sie ohne Gewissensbisse oder Kritik von seiten derer, die sie vielleicht lieben und respektieren, das tun können, was andere tun. Wenn sie diesem Wandel der Wertvorstellungen nicht bereitwillig zustimmen, lastet ein anderer Druck auf ihnen, nämlich diese Werte in Frage zu stellen: Sind unsere Maßstäbe nicht veraltet? Wer kann sagen, was recht und unrecht ist? Hat ein Stück Papier, das wir Heiratsurkunde nennen, einen wirklichen Wert?

Es ist nichts daran auszusetzen, wenn jemand Fragen stellt. Die Christliche Wissenschaft wäre heute vielleicht nicht hier, wenn die Menschen im Laufe der Jahrhunderte nicht Fragen gestellt hätten. Es ist jedoch falsch, sich mit Vernunftgründen zufriedenzugeben, anstatt mit dem Fragen fortzufahren, bis Forschung und Gebet uns zu stichhaltigen und befriedigenden Antworten führen.

Hier setzt die Entfaltung von Ideen ein. Und nichts ist anregender, als die Idee der Moral zu verfolgen, wie sie sich durch die ganze Bibel hindurch und in Mrs. Eddys Schriften entfaltet.

Interessanterweise kommen die Wörter „moralisch“ und „unmoralisch“ nicht in der Bibel vor. Aber der Konflikt, der zwischen den beiden Begriffen besteht, kann durch das Studium solcher Wörter wie „Ehebruch“, „Wollust“ und „Unzucht“ verfolgt werden.

Diese Begriffe werden in der Bibel mit übertriebener Befriedigung der Sinne, mit Lüsten, Schwelgerei, Götzendienst, Zauberei und Baal-Anbetung, ja mit jedem übermäßigen Verlangen nach Materialität in allen ihren Formen in Verbindung gebracht. Und wenn solche Tendenzen vorherrschten, mußten die Menschen leiden. Sie verloren ihre Kriege, gerieten in Gefangenschaft, erlebten Hungersnöte und anderes Unheil. Sie schienen von Gott abgeschnitten zu sein. Aber wenn sie sich von diesen Fehlern abwandten, ging es ihnen gut. Mose hatte versucht, ihnen durch die Einsetzung von Gesetzen der Mäßigung zu helfen. Alle Propheten predigten gegen jenes falsche Treiben.

Aber es war Jesus, der die Moral grundlegend über das rein physische Verhalten emporhob und ihre geistigen Aspekte enthüllte. Seine Lehren weisen darauf hin, daß Reinheit des Denkens vonnöten ist, und durch die Seligpreisungen mit ihrem Segen gewinnen wir eine Vorstellung von der Kraft, die durch die Betätigung geistiger statt materieller Eigenschaften erzeugt wird. Jesus machte es jedoch klar, daß er nicht gekommen war, um das von Mose eingeführte Gesetz aufzuheben.

Paulus gewährt uns in seinem Brief an die Römer noch einen weiteren Einblick in die moralische Kraft. Im 7. Kapitel beschreibt er auf wunderbare Weise das Gesetz und den Kampf, der im Menschen vor sich geht, wenn dieser die Suggestionen der Materialität, das tierische Wesen, überwinden will. Paulus beklagt den Versuch des menschlichen Willens, des fleischlichen Willens, die Menschen in materieller Gefangenschaft zu halten, und er betrachtet das mosaische Gesetz, obwohl es die Sünde aufzeigt, die sonst unerklärt bliebe, als unfähig, von sich aus den Kampf zu beenden. Die Erlösung muß von Gott selbst durch den Christus kommen. Und im 8. Kapitel schreibt Paulus ausführlicher über jene Erlösung, die gekommen ist, um die volle Befreiung von Sünde zu bringen, ohne auch nur die geringste Verdammung. „So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind. Denn das Gesetz des Geistes, der da lebendig macht in Christus Jesus, hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes.“ Röm. 8:1, 2; Alle Fehler der Vergangenheit sind aufgehoben, wenn das christliche Wesen von ganzem Herzen anerkannt und ausgedrückt wird.

Wenn wir die Christliche Wissenschaft als Richtschnur für unser Leben gewählt haben, wenn wir uns auf sie zur Befriedigung unserer Bedürfnisse verlassen und wenn wir mit Hilfe ihrer Lehren danach streben, aus den materiellen Begrenzungen zu einer klareren Wahrnehmung unseres geistigen Selbst zu gelangen, müssen wir auf ihre Weisungen achten.

In Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift gibt uns Mrs. Eddy auf Seite 115 die „wissenschaftliche Übertragung vom sterblichen Gemüt“, und das zweite Stadium dieser Übertragung wird als „moralisch“ beschrieben. Es schließt die Eigenschaften „Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Herzenswärme, Erbarmen, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit“ ein.

Wie Jesus hat auch Mary Baker Eddy, die Entdeckerin und Gründerin der Christlichen Wissenschaft, die Moral als Richtschnur für unser Verhalten offenbart, als eine notwendige Bedingung zur Erlangung von Geistigkeit. Sie ist viel weiter gegangen, als nur einen Unterschied zwischen recht und unrecht zu machen. Die Moral ist das A und O unseres Lebens. Ja, Mrs. Eddy betont immer wieder, daß wir ohne die moralischen Eigenschaften nicht darauf hoffen können, daß unsere Gebete erhört, unsere Bedürfnisse gestillt werden. „Um ein körperliches Gebrechen zu heilen, sollte jedes übertretene moralische Gesetz in Betracht gezogen und der Irrtum zurechtgewiesen werden.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 392;

Durch das Studium dieses Themas beginen wir zu verstehen, daß alle Kraft, die wir zum Ausdruck bringen, im Verhältnis zu unserer Güte steht. Diese Kraft wirkt durch das Gesetz, das moralische Gesetz. Es wird offensichtlich, daß alles, was wir haben, und alles, was wir zu erlangen hoffen, von unserer Befolgung dieses Gesetzes abhängt.

Aber die Entfaltung hört hiermit nicht auf. Wenn wir uns mehr in die Bibel und Mrs. Eddys Schriften vertiefen, verstehen wir, was Paulus sah — daß der wahre moralische Antrieb eine Kraft ist, die ihren Ursprung im Geist hat. Mrs. Eddy sagt: „Das Gesetz Gottes ist das Gesetz des Geistes, eine moralische und geistige Kraft des unsterblichen und göttlichen Gemüts.“ Vermischte Schriften, S. 257.

Mit dieser Erkenntnis tritt moralische Macht in Erscheinung. Sie schließt nichts Physisches mehr in sich. Sie ist von geistiger Beschaffenheit, eine Kraft des göttlichen Gemüts. Sie ist nicht etwas, worum die Menschen ringen. Sie ist keine persönliche Tugend, die wir uns aus eigener Wahl aneignen. Sie ist eine geistige Kraft, die in uns und in der Welt am Wirken ist. Mit ihrer Hilfe kann das Böse schließlich überwunden und beseitigt werden. Und weil die moralische Macht dem Gemüt angehört, wird sie durch unsere geistige Identität widergespiegelt. Sie ist Teil unserer wahren Natur. Und wo immer sie sich in unserem menschlichen Wesen zeigt, muß sie genährt und gepflegt werden.

Nun, wie läßt sich all dies auf unsere gegenwärtige Situation anwenden? Wie beantwortet es die anfangs gestellten Fragen: Sind unsere Maßstäbe nicht veraltet? Wer kann sagen, was recht und unrecht ist? Hat ein Stück Papier, das wir Heiratsurkunde nennen, einen wirklichen Wert?

Wir wissen, daß ein Verständnis von unserer geistigen Identität unser menschliches Leben und alles, was uns widerfährt, beherrscht und formt. Wenn es unser Ziel ist, immer mehr von diesem wirklichen Selbst zum Ausdruck zu bringen, müssen wir darauf achten, daß dieses menschliche Leben immer weniger von der Materialität mit all ihren Trieben und Suggestionen beherrscht wird.

In Wissenschaft und Gesundheit wird uns dieses hohe Ziel klar dargelegt. Uns wird darin nicht nur erklärt, daß es keine Krankheit und keinen Tod gibt, obwohl wir dies noch nicht bewiesen haben mögen, sondern ebenso, daß die Ehe ein Symbol geistiger Einheit ist und der Geschlechtsakt nur der Fortpflanzung dient. Doch die in diesem Buch enthaltenen Lehren sind nicht so absolut, als daß sie das menschliche Bedürfnis außer acht ließen, als daß sie nicht anerkennen würden, daß nicht alle von uns diese Endziele erreicht haben. Sie fordern uns auf, auf diese Ziele hinzuarbeiten, indem wir die materiellen Triebe beherrschen und die Ansprüche der Materie leugnen, um uns durch die moralische Macht immer mehr geistig zu erheben.

Die Frage, was wir nun tun oder nicht tun sollten, wird in der Bibel und in Mrs. Eddys Schriften beantwortet. Machen diese es nicht klar, daß die Christliche Wissenschaft den Ehestand befürwortet, bis die biblische Verheißung eingetreten ist, nach der wir nicht freien noch uns freien lassen? Diese Wissenschaft erhält das Gesetz aufrecht, das voreheliche oder außereheliche Beziehungen oder Homosexualität verbietet. Sie betrachtet die Ehe als die gesetzliche Vorkehrung zum Schutze und zur Sicherheit der Rechte zweier Partner, die sich entschlossen haben, gemeinsam durchs Leben zu gehen. Sie verlangt, daß die bei der Trauung abgelegten Gelübde eine geistige Bedeutung von Liebe und Ehre in ihrem höchsten Sinn bekommen. Dann wird Gehorsam uns Befreiung verschaffen; Mäßigung wird uns Freiheit bringen, und die Liebe zum Guten, zur Moral, wird uns Kraft und Herrschaft verleihen.

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