Nützt es etwas, wenn jemand hier auf dieser Seite der Welt für Gerechtigkeit und Frieden auf der anderen Seite betet?
Die Christliche WissenschaftChristian Science; sprich: kr’istjən s’aiəns. zeigt, daß die Macht des Gebets das empfängliche Denken erreicht, ganz gleich, wie weit der Betende von dem entfernt ist, der aus diesem Gebet Nutzen ziehen soll. Als Christus Jesus den Knecht des Hauptmanns zu Kapernaum heilte, bewies er, daß, wenn jemand die Macht Gottes anruft, dies nichts mit Entfernung zu tun hat. Jesus sagte zu dem Hauptmann: „Gehe hin; dir geschehe, wie du geglaubt hast.“ Matth. 8:13; Und die Bibel berichtet, daß sich die Heilung zu derselben Stunde vollzog, obgleich der Knecht ein gutes Stück entfernt war.
Heute, ja jeden Tag, erfolgen ähnliche Heilungen. Menschen bitten einen Christlichen Wissenschafter in einer entfernt gelegenen Stadt um Hilfe, und durch Gebet, in dem die Wissenschaft von Gott und dem Menschen anerkannt wird, so wie Jesus sie lehrte und vorlebte, kommt die Heilung zustande.
Was ist Gott, und was ist der Mensch? Das sind die Fragen, die durch eine solche Heilung aufgeworfen werden. Wählt Gott einen bestimmten Menschen aus und heilt ihn, weil wir Ihn darum bitten?
Gott ist das unendliche Gemüt, der Schöpfer alles Wirklichen. Seine Schöpfung besteht aus Ideen des Gemüts. Sie existieren nur im Gemüt. Mary Baker Eddy schreibt über den Menschen folgendes: „Er ist die zusammengesetzte Idee Gottes und schließt alle richtigen ideen in sich; der Gattungsname für alles, was Gottes Bild und Gleichnis widerspiegelt; die bewußte Identität des Seins, wie wir sie in der Wissenschaft finden, in der der Mensch die Widerspiegelung Gottes oder des Gemüts ist und daher ewig ist; das, was kein von Gott getrenntes Gemüt hat.“ Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 475.
Wer verständnisvoll betet, wird sich der Wahrheiten über Gott und den Menschen bewußt. Wenn sein Bewußtsein diesen Wahrheiten Raum gibt, sind seine Gedanken über ihn selbst und über die Menschen, für die er betet, eins mit der „bewußten Identität des Seins, wie wir sie in der Wissenschaft finden“. Das göttliche Bewußtsein und sein eigenes stimmen überein, und die Macht der göttlichen Wahrheit bestätigt, daß das göttliche Bewußtsein die Wirklichkeit ist. Was auch immer dem göttlichen Bewußtsein entgegensteht oder ihm zu widersprechen scheint, ist unwirklich, und die Wahrheit berichtigt es.
Gebet enthüllt daher nicht, daß das göttliche Gemüt einen bestimmten Menschen auswählt und heilt; es zeigt vielmehr, daß das göttliche Gemüt immer seine Ideen in seiner bewußten Vollkommenheit erhält. Und wenn sich der einzelne bewußt ist, daß das Sein eines anderen in jener göttlichen Vollkommenheit eingeschlossen ist, wird die Situation mental klargestellt. Weil sich hier jemand des Gemüts und seiner Idee bewußt wird und der Macht der Wahrheit, das Gegenteil oder eine jede Verzerrung jener Idee auszulöschen, dringt in das menschliche Bewußtsein von dem Gesamtbild eine entsprechende Erkenntnis der Wahrheit des Seins — wie ein Lichtstrahl in einen dunklen Raum.
Ganz gleich, wie drohend die Dunkelheit erscheinen mag, sie kann sich dem Licht nicht widersetzen. Ebensowenig kann das Ausmaß oder die drohende Gefahr einer Krankheit oder eines Unheils dem Bewußtsein des Menschen, der Idee des Gemüts, Widerstand leisten. Wer unter Gebet anwendet, was er von der Allheit des Gemüts, vom Gemüt als Intelligenz, als Liebe, als Gott und vom Menschen als der Widerspiegelung des Gemüts weiß, kann im menschlichen Bewußtsein einen Wandel herbeiführen, der sich auf alle Gedanken über einen bestimmten Menschen erstreckt. Wenn das Licht der Erkenntnis der Einheit des Gemüts hell genug ist, kann er auf diese Weise auch dort Veränderungen bewirken, wo es um die Gedanken von Millionen von Menschen geht. Ein Gebet hier kann die Auffassungen auf der anderen Seite der Erde und deren Folgen beeinflussen. Und es kann heilen.
Vieles in der heutigen Welt verlangt nach Gerechtigkeit und Frieden. Gerechtigkeit wird kommen, wenn die Menschen den moralischen Forderungen des Schöpfers und Beherrschers des Universums nachkommen. Die Menschen werden Rechtschaffenheit und Einigkeit zum Ausdruck bringen, wenn ihnen klar wird, daß der Mensch „kein von Gott getrenntes Gemüt hat“. Obgleich die Aussichten für eine derartige Läuterung der Motive und Gedanken trüb erscheinen mögen, brauchen wir doch nicht darauf zu warten, daß Politiker und Diplomaten die Bedingungen für Gerechtigkeit und Frieden erwirken. Wir können zu diesem Prozeß aktiv beitragen.
Haben wir erst einmal erkannt, daß das ganze menschliche Bild im Bewußtsein besteht und daß das göttliche Bewußtsein niemals lokalisiert, sondern universal ist, dann werden uns die Augen aufgehen. Wir werden unsere eigenen Möglichkeiten zu erkennen beginnen — daß uns unser Verständnis von Gott und dem Menschen befähigt, Licht in das kollektive menschliche Bewußtsein zu bringen, Gottes Licht und Gottes Liebe. Jeder von uns kann das Licht der Wahrheit bewußt erkennen und widerspiegeln, und keiner von uns steht der Dunkelheit eines menschlichen Irrtums hilflos gegenüber. Und unsere Fähigkeit, unser Verständnis durch das Studium und die Anwendung der Wahrheiten der Christlichen Wissenschaft zu stärken, ist unbegrenzt.
Wenn wir uns im Gebet darin üben, in unserem Denken die Irrtumsannahme, daß der Mensch weniger als die Idee Gottes sei, auszulöschen, werden wir besser imstande sein zu heilen. Und wenn wir erkennen, daß die Heilkraft das universale Gemüt ist, das einzige Gemüt des Menschen, wird jedes Gebet nicht nur denjenigen einschließen, der der Heilung bedarf, sondern die ganze Menschheit. Wenn dann unsere Liebe zu Gott und dem Menschen immer umfassender wird, wird unsere Fähigkeit, zu heilen, zunehmen, und unser Gebet um Gerechtigkeit und Frieden wird immer wirksamer werden.
