Unsere Legehennen produzierten getreulich jeden Tag einen Korb voll Eier. Anscheinend sahen die Hennen auf der anderen Seite ihres Zaunes grüneres Gras. Sie gaben regelmäßig der Versuchung nach, aus ihrem Gehege herauszufliegen. Sie wurden jedoch gut versorgt, und sie waren natürlich innerhalb der Einzäunung sicherer. Wir sahen den Zaun als Schutz an. Sie sahen ihn als Begrenzung an. Von Zeit zu Zeit stutzten wir ihnen die Flügel, damit sie nicht über den Zaun fliegen konnten.
Menschen stoßen im allgemeinen auch nicht gern auf Grenzen. Das heutige Leben hat uns von vielen unnötigen Begrenzungen befreit. Die Überwindung der Grenzen von Raum und Zeit in den letzten hundert Jahren hat es vielen ermöglicht, praktisch uneingeschränkt auf der Erde umherzureisen. Schön und gut. Aber die Christliche Wissenschaft weist auf einige Gefahren hin, die das unterschiedslose Verlangen und der ständige Trieb, immer unterwegs zu sein, mit sich bringen.
Wie die Hennen befinden wir uns in besserer Obhut, wenn wir innerhalb bestimmter sicherer Grenzen leben. Unser Schutz ist die Ruhe und Stille des Gemüts. Von den Armen der unendlichen Wirklichkeit umfangen zu sein ist bestimmt nicht einschränkend. Es ist beruhigend und tröstlich.
Mrs. Eddy umreißt einige Regeln für die ordnungsgemäße Demonstration, wenn sie schreibt: „Man sollte nicht die Schwingen der göttlichen Wissenschaft durch ein Umherreisen von Ort zu Ort lähmen lassen. Gemüt demonstriert Allgegenwart und Allmacht, aber Gemüt kreist um eine geistige Achse, und seine Macht wird offenbar und seine Gegenwart fühlbar in ewiger Stille und unwandelbarer Liebe. Bei der Ausübung des Gemüts-Heilens wird über jeden Zweifel hinaus bewiesen, wie göttlich mächtig diese geistige Wirkungsweise des Gemüts ist und welches Hindernis ein materielles Umherziehen für sie darstellt.“ Rückblick und Einblick, S. 88;
Natürlich wollen wir damit nicht sagen, daß die Menschen stationär gemacht werden, daß niemand je unterwegs sein sollte. Es gibt Leute, deren rechtmäßige Tätigkeit sie um die Welt herumführt, die aber weniger ruhelos sind als andere, die selten über ihre Türschwelle hinaustreten. Aber innerhalb des Rahmens angemessenen sinnvollen Handelns können wir viel tun, um jener Unrast — sowohl mentaler wie körperlicher Art —, die uns die in geistiger Stille liegende Heilkraft nehmen möchte, die Flügel zu stutzen.
Beweglichkeit, geistig aufgefaßt, deutet auf Tätigkeit, Kontinuität, Fortschritt und Bewegung hin. Das göttliche Gemüt steht nie still, ist nie träge, sondern ewiglich tätig. Zweck der Tätigkeit des Gemüts ist jedoch nicht, die Materie zu beleben, sondern das Denken ständig geistig anzuregen. Darin besteht sinnvolle Bewegung. Und wir spüren das Ergebnis menschlich in Form von Ruhe — einem Verstummen der materiellen Sinne. Der Gegenwart und Tätigkeit des geistigen Sinnes nachzugeben bringt zwangsläufig den materiellen Sinn zum Schweigen. Der Frieden und die Ruhe, die wir erleben, sind ein Beweis für die Tätigkeit oder Bewegung des Gemüts.
Menschliches Umherreisen ohne gedankenvolle Motivation ist sinnlos. Nur wenn unsere Tätigkeit durch vergeistigtes Denken angeregt wird, findet etwas wirklich Sinnvolles statt. Wenn das Denken durch die Bewegung des Gemüts gesegnet wird, wird angemessene menschliche Tätigkeit normal vonstatten gehen. Aber dieser geistige Kern der Bewegung bringt eine heilende Ruhe in unser Leben, ganz gleich, wie angespannt oder geschäftig es sein mag.
Ein Betriebsleiter mag von einer Sitzung zur anderen eilen und sich am Ende des Tages fragen, was eigentlich außer dem Gehetze von einer Sitzung zur anderen wirklich erreicht wurde. Die Hausfrau mag den ganzen Tag über alle Hände voll zu tun haben und dennoch ein Bedürfnis nach etwas Tieferem als menschlicher Leistung verspüren.
Mrs. Eddy warnt: „Es gibt drei Arten, die Zeit zu vergeuden, von denen eine verächtlich ist: bösartig klatschen, endlose Besuche machen und bloße Bewegung bei der Arbeit, ohne dabei zu denken oder höchstens irgendein Vergnügen zu planen — mehr ein Bewegen der Glieder als des Geistes.“ Und sie fügt hinzu: „Geschäftig umherlaufen ist noch kein Beweis dafür, daß viel geschafft wird.“ Vermischte Schriften, S. 230;
Auch die Jugend steht vor der schwierigen Aufgabe, zwischen dem, was die Bewegung des Gemüts richtig widerspiegelt, und dem, was ein bloßes Umherwandern des menschlichen Gemüts ist, zu unterscheiden. Weder ein ständiges Umherreisen von Ort zu Ort ohne bestimmte feste Ziele noch eine mentale Reise, die chemisch durch Drogen oder meditativ durch das Okkulte herbeigeführt wird, gibt uns echte Hoffnung auf Erfüllung. Wenn wir das Verlangen verspüren, unterwegs zu sein und körperlich oder mental ein befriedigenderes Leben zu führen, tun wir gut daran, die Kraft, die uns antreibt, sorgsam ins Auge zu fassen.
Wenn unsere Handlungen und Bewegungen tief im Gemüt verwurzelt sind, werden wir göttlich herbeigeführte Befriedigung, Erfüllung und Stille erleben. Wenn wir merken, daß unseren mentalen und physischen Schritten keine wirkliche Bedeutung zugrunde liegt, ist es an der Zeit, unsere Werte neu festzulegen. Das sterbliche Denken wird nie damit zufrieden sein, wo es gewesen ist, noch wird es Erfüllung finden, wo es hinwandert. Von nirgendwo herzukommen und irgendwo hinzulaufen, darin liegt keine Erfüllung. Unrast, Unbeständigkeit und Unzufriedenheit sind keine Elemente des Gemüts.
Paulus mußte etwas von der wahren Beständigkeit erkannt haben, als er in bezug auf Gott sagte: „In ihm leben, weben und sind wir.“ Apg. 17:28; Die einzige wirklich vertretbare und sinnvolle Bewegung findet im göttlichen Gemüt statt. Gedankenloses menschliches Umherziehen trägt dazu bei, die heilende Wirkung des Gemüts zu verdunkeln. Wir brauchen es nicht zuzulassen, daß menschliche Begriffe von Beweglichkeit uns der so wesentlichen Stille berauben. Ein richtiger, geistiger Begriff von Bewegung stärkt und segnet.
Mrs. Eddy erinnert uns daran mit den Worten: „Die beste geistige Art, auf christusgleiche Weise das Denken der Menschen zu heben und ihnen die göttliche Wahrheit zu vermitteln, ist beharrende Kraft, Stillesein und Stärke.“ Rückbl., S. 93.
