Eine der befreiendsten geistigen Tatsachen, die wir durch die Christliche Wissenschaft verstehen lernen können, ist, daß Gott das einzige Ich oder Ego ist, daß Gott die göttliche Liebe ist, der Kern alles Wirklichen. Durch geistige Inspiration sowie umfassende und tiefe Demut können wir die Tiefen dieser Wahrheiten auszuloten beginnen, die der Hauptinhalt der Offenbarung der Christlichen Wissenschaft und die Grundlage ihrer Heilungen sind.
Wenn wir erst einmal verspürt haben, daß das göttliche Sein unser eigentliches Selbst ist — daß wir zum Ebenbild des Geistes geschaffen wurden —, möchten wir uns dieses Empfinden sehr gern bewahren. Aber oft — und für die meisten von uns ist es sogar die Regel — scheint das schwierig zu sein. Und warum? Weil es scheinbar einen gegensätzlichen Einfluß gibt, der unser Denken in materiellen Annahmen verankert und verstrickt halten möchte. Dieser Anspruch ist tierischer Magnetismus. Er möchte unser Denken zur Animalität, Materialität und sterblichen Persönlichkeit herabziehen, die unserer Erkenntnis der reinen Wahrheit des Seins entgegenwirken, sie verdunkeln und es uns erschweren, dieser lauteren Wahrheit des Seins gemäß zu leben; und er möchte unser Denken auf diesem Niveau einfrieren.
Aber Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy enthüllt die Nichtigkeit dieses Einflusses und hebt ihn auf. Es heißt dort: „In der Christlichen Wissenschaft ist tierischer Magnetismus oder Hypnotismus die spezielle Bezeichnung für den Irrtum oder das sterbliche Gemüt. Er ist die falsche Annahme, daß Gemüt in der Materie ist und daß es beides ist, böse und gut; daß das Böse ebenso wirklich wie das Gute, ja noch mächtiger ist. Diese Annahme besitzt nicht eine einzige Eigenschaft der Wahrheit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 103;
Was der tierische Magnetismus tun möchte und was er tatsächlich tut, das ist — im Rahmen des Illusionären — zweierlei. Aber seine Ansprüche wie auch seine angeblichen Machenschaften bleiben immer in der Traumwelt der Selbsttäuschung eines vermeintlichen materiellen Gemüts. Als einen Schritt zur völligen Verneinung des tierischen Magnetismus als etwas, das weder Wesenheit noch Anspruch ist, können wir uns klarmachen, daß er nie unser wirkliches Sein berührt, denn in der Wissenschaft stehen wir als Ideen der göttlichen Liebe immer unter dem Schutz dieser Liebe. Das Äußerste, was der vermeintliche tierische Magnetismus je tun kann, ist beanspruchen, überreden, schwatzen, suggerieren. Er kann nie handeln. In dem Augenblick, wo wir einzusehen beginnen, daß der tierische Magnetismus nicht handeln kann, weil er immerdar ein starres, bewegungsunfähiges Nichts ist, haben wir begonnen, uns seiner zu entledigen.
Der tierische Magnetismus mag beanspruchen, unser Denken zu materialisieren, Unfälle zu verursachen und uns davon abzubringen, die Wissenschaft des Lebens weiterzuerforschen; er mag ferner beanspruchen, die Wirkung unserer christlich-wissenschaftlichen Behandlung zu verzögern oder zunichte zu machen, falsche Entscheidungen herbeizuführen und uns so einzuschläfern, daß wir für seine Täuschungen unempfindlich werden. Aber ungeachtet seiner Ansprüche kann er nichts weiter als seine eigene Selbstzerstörung zuwege bringen. Wenn der tierische Magnetismus eine Art Intelligenz wäre — und zweifellos ist er das nicht —, würde er sich wünschen, daß wir ihm glaubten und uns entsprechend verhielten. Aber in dem Maße, wie wir seine Nichtsheit und Unfähigkeit erkennen und unser Leben auf diese Erkenntnis gründen, haben wir uns gegen ihn verteidigt und uns seiner entledigt. Als Jesus von einer Phase des tierischen Magnetismus sprach, sagte er mit Bestimmtheit: „Es kommt der Fürst der Welt. Er hat keine Macht über mich.“ Joh. 14:30.
Das sterbliche „Ich“, durch das der tierische Magnetismus spricht, um sich eine Identität zu geben, ist kein „Ich“, weil Gott — das unendliche und immerwährende Gute — das einzige Ego ist. In dem Maße, wie wir uns dieser List des tierischen Magnetismus bewußt werden, lassen wir nicht mehr zu, daß das „Ich“ des sterblichen Gemüts — im Verein mit der materiellen Auffassung vom Menschen und vom Universum, die es uns aufdrängt — sich in unser Denken einschleicht und uns hypnotisiert. Im Verhältnis zu unserer Geistigkeit findet der tierische Magnetismus einfach nichts in unserem Denken, dem er sein Pseudo-Ich anhängen könnte.
Der tierische Magnetismus ist nie etwas Tatsächliches, das einen faszinieren könnte oder vor dem man erschrecken sollte. Er besteht nur als ein Anspruch, den man allerdings nicht ignorieren darf. Durch geistiges Verständnis nehmen wir ihm die Initiative, die er ergriffen zu haben behauptet. Es ist jedoch nicht genug, zu erkennen, daß er nur die Macht hat, die wir ihm geben. Wir müssen ihm auch die angebliche Macht nehmen, von der er stets behauptet hat, daß sie ein Teil seines boshaften Wesens sei.
Wir schrecken vielleicht davor zurück, uns mit dem tierischen Magnetismus auseinanderzusetzen, weil es so aussieht, als wäre das eine unangenehme, bedrückende, die Inspiration erstickende Tätigkeit. Aber woher kommt diese Suggestion? Vom tierischen Magnetismus selbst, von seinem Versuch, uns mit Lügen davon zu überzeugen, daß Leben und Intelligenz in der Materie seien — ein Anspruch, mit dem jeder von uns fertig werden muß, der es sich zum Ziel gesetzt hat, im Bewußtsein der göttlichen Liebe zu leben.
Der tierische Magnetismus selbst ist es, der uns offensichtlich manchmal dazu veranlaßt, den Ausdruck „tierischer Magnetismus“ in nachlässiger Weise zu gebrauchen, um anderen unsere Meinungen aufzuzwingen. Ein Beispiel hierfür wäre die Behauptung, „daß diejenigen, die mit der Art und Weise, wie in Kirchenangelegenheiten verfahren wird, unzufrieden (oder zufrieden) sind, vom tierischen Magnetismus an der Nase herumgeführt werden“, während es doch lediglich eine persönliche Meinung ist. Der Mesmerismus ist schon zu einem früheren Zeitpunkt wirksam geworden, als der Sprecher selbst die Suggestion eingelassen hatte, daß die Kirche eine materielle Organisation sei, die von Sterblichen verwaltet werde, und daß sowohl die Kirche als auch die anderen Kirchenmitglieder vom unendlichen Gemüt, der göttlichen Intelligenz, getrennt seien.
Der Christus, der uns die Unendlichkeit der göttlichen Liebe entfaltet und uns ihrer sicher sein läßt, ist immer am Wirken und hat die Macht, überall zu verhindern, daß der tierische Magnetismus sich Wirklichkeit, Gegenwart, Macht, Einfluß oder Wesenheit anmaßt. Der Christus zeigt, daß es in der lauteren Wirklichkeit des Geistes nirgendwo etwas Materielles oder Persönliches gibt, auf das er einwirken oder über das er falsche Vorstellungen erwecken könnte. Alles, was wirklich besteht, ist Gott, das Gute, und Seine nie endende Güte.
