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Die Pensionierung — ein verlockender Köder?

Aus der Oktober 1977-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wenn man sich dem Lebensabschnitt nähert, den Geschäftsunternehmen und die Gesellschaft als das Pensionsalter bezeichnen, könnte man versucht sein, der Pensionierung mit ungeduldiger Erwartung entgegenzusehen. Die auf diesen Personenkreis zielende Werbung weist in verlockender Weise auf die Freuden des Reisens, der Erholung und anderer Vorzüge hin, die die Versetzung in den Ruhestand mit sich bringt.

Was ist die Lebensaufgabe des Menschen? Sie besteht darin, das Leben, das Gott ist, zum Ausdruck zu bringen, zu verherrlichen. Und diese Aufgabe erfüllen wir unser ganzes Leben lang. Sie fordert nie nachlassende Aktivität und Hingabe ebenso wie Inspiration und Freude. Wir verherrlichen Gott, der Liebe ist, nicht dadurch, daß wir für unsere eigene Annehmlichkeit und Bequemlichkeit sorgen, sondern indem wir das Wohlergehen all derer im Auge behalten und fördern, mit denen wir zu tun haben, und indem wir Gottes Willen für uns gehorsam sind.

Manchmal erfüllen sich die auf den Ruhestand gesetzten Erwartungen nicht so, wie wir es geplant oder erhofft haben. Dennoch ist es unsere Bestimmung, zu höheren und größeren Dingen vorwärtszuschreiten, nicht lediglich zu wachsen, zu reifen und dann allmählich zurückzufallen, abzunehmen und sich zurückzuziehen. Christus Jesus legte die Tätigkeit seines himmlischen Vaters und seine eigene in der folgenden präzisen Erklärung dar: „Mein Vater wirket bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.“ Joh. 5:17; Die Gesetze Gottes, des göttlichen Prinzips, belohnen nicht das Streben nach Annehmlichkeit in der Materie; vielmehr fordern sie, daß wir jederzeit von einer so notwendigen geistigen Grundlage aus denken und leben.

Die Christliche Wissenschaft zeigt, daß der Ruhestand eine wunderbare Gelegenheit für uns sein kann, unserem Leben eine andere Richtung zu geben, indem wir unsere Prioritäten von einem geistig-wissenschaftlichen Standpunkt aus überprüfen — alte Ziele aufgeben und neue verfolgen. Wie können wir wissen, welchen Zielen wir zustreben sollen? Wir können Samuels Antwort an Gott ins Auge fassen: „Rede, denn dein Knecht hört.“ 1. Sam. 3:10; Und Mrs. Eddy sagt folgende weise Worte: „Seid gewiß, daß Gott euren Weg bestimmt, dann beeilt euch, unter allen Umständen zu folgen.“ Vermischte Schriften, S. 117; Beständiges Forschen in der Bibel und in den Schriften Mrs. Eddys kann dazu beitragen, daß wir für Gottes Führung empfänglich werden.

Wir können begeistert und erwartungsvoll in den Ruhestand treten. Wenn wir dies tun, können wir in erfreulicher Weise aus der früheren täglichen Routine herauswachsen und uns zu der höheren Tätigkeit erheben, Gott zu erkennen und verstehen zu lernen. Dadurch nähern wir uns nicht nur dem ewigen Leben, sondern wir erleben es, denn Jesus sagte: „Das ist aber das ewige Leben, daß sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“ Joh. 17:3. Er sagte nicht, daß das ewige Leben eines Tages jenseits des menschlichen Gesichtskreises oder nach dem Ablauf des menschlichen Lebens gefunden werden würde. Es muß jetzt in unserem Denken und Leben wahrgenommen und erlebt werden. Wenn jemand sich etwas vorgenommen hat, dann schaut er nicht zurück, sondern folgt eifrig dem Pfad, der vor ihm liegt. Es kommt ihm nicht in den Sinn, sich auf die vergangenen Jahre als auf „die gute alte Zeit“ zu beziehen oder der Zukunft mit Bangen entgegenzusehen. Jedes Vorhaben ist eine gegenwärtige, fortdauernde Erfahrung.

Oft haben diejenigen, die sich dem Pensionsalter nähern, ein beträchtliches Maß an Weisheit erlangt und ihre Talente außerordentlich entwickelt. Sie haben anderen viel, sehr viel zu geben. Wie unlogisch ist es dann, anzunehmen, daß wir, wenn wir an Jahren zunehmen, uns zurücklehnen, uns die Zeit so angenehm wie möglich vertreiben sollten und zuschauen, wie die übrige Welt an uns vorüberzieht. Wir sollten mehr denn je aktiv sein, denn es gibt viel zu tun. Wir können ein Betätigungsfeld für die Talente, die Weisheit, das Verständnis und das allgemeine Know-how finden, die wir uns im Laufe der Jahre erworben haben. Auch hier müssen wir vor allem auf Gottes Führung lauschen, Gottes Herrschaft anerkennen und in zunehmendem Maße für den göttlichen Antrieb empfänglich sein.

In dem Verhältnis, wie wir geistig Fortschritte machen, indem wir immer mehr das göttliche Wesen zum Ausdruck bringen, sehen wir, daß Wohlbehagen in der Materie, selbst Hobbys oder rege Beteiligung an anderen weltlichen Vorhaben, nicht die volle Zufriedenheit bringt, die die physischen Sinne versprechen. Da Gott, das göttliche Gemüt, Alles und überall ist, ist die Materie nichts, nirgendwo. Wir müssen unseren mentalen Blick erheben, aufwärts schauen und entdecken, daß wahre, bleibende Befriedigung nur durch geistiges Leben gewonnen wird.

Ich glaube, daß ich dies bis zu einem gewissen Grade in meinem Leben erreicht habe. Seit meiner Pensionierung bin ich in der Lage gewesen, rechten Gebrauch von Eigenschaften zu machen, die sich im Laufe der Jahre entwickelt hatten. Das Erfreuliche an alledem ist, daß ich in Verlegenheit gerate, wenn jemand mir gegenüber das Wort „Ruhestand“ erwähnt, denn ich beziehe diesen Ausdruck in seiner herkömmlichen Bedeutung nicht auf mich. Ich kann den Ruhestand in keiner Weise als Teil meines Lebens betrachten, und ich glaube auch nicht, daß es einmal dazu kommen wird.

Aber noch etwas anderes ist zutage getreten. Ich stelle fest, daß ich das Verlangen habe, mehr Rücksicht und mehr Liebe zum Ausdruck zu bringen. Tatsächlich können wir uns niemals von der Notwendigkeit zurückziehen, geistige Ziele zu verfolgen, Gott und unsere Mitmenschen umfassender zu lieben. Das göttliche Gesetz zwingt und veranlaßt uns, dies zu tun — unablässig.

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