Eine Schlagzeile auf der ersten Seite einer großen Tageszeitung erregte meine Aufmerksamkeit. Sie lautete: „300 000 Jugendliche unter 18 Jahren als Alkoholiker registriert“. Ein Ärztekongreß hatte zu dieser Schlagzeile angeregt. Diese Statistiken sagen nichts über die nicht erfaßten Tragödien aus; aber selbst in ihrer Unvollständigkeit weisen sie auf ein sehr alarmierendes Symptom der Gesellschaft hin, auf die sie Bezug nehmen.
Ich fragte mich, welche Möglichkeiten die Christliche Wissenschaft uns gibt, um diesem Problem heilend entgegenzutreten. Auf der Suche nach Antworten erinnerte ich mich an die Zeit, als ich mich entschloß, aktiv in der christlich-wissenschaftlichen Bewegung mitzuarbeiten, und mich mit dem Mitgliedsantrag einer Christlich-Wissenschaftlichen Hochschulvereinigung auseinandersetzen mußte. Ich hatte unter anderem zu bestätigen, daß ich frei war von dem Genuß von Alkohol.
Ich erinnere mich, daß ich mich mit dem Gedanken beschäftigte, dies könnte ein Eingriff in meine persönliche Freiheit sein. Da jedoch mein Respekt und meine Dankbarkeit für die Christliche Wissenschaft und ihre Entdeckerin und Gründerin, Mrs. Eddy, so groß waren, wurden meine restlichen Zweifel zurückgedrängt — selbst wenn es darum ging, auch nur ein Glas zurückzuweisen. Es gab Situationen, wo ich mit meiner konsequenten Haltung auffiel, keinen Tropfen Alkohol zu trinken. Aber ich lernte sie zu meistern, indem ich wußte, daß der Respekt, den wir jemandem zollen, eine Eigenschaft ist, die von Gott kommt und tatsächlich allen Menschen angehört. Nichts und niemand konnte mich daran hindern, Gott gehorsam zu sein, oder mich auf meinem Weg zu größerem geistigem Verständnis aufhalten. Es gab auch Gelegenheiten, wo sich Kollegen dankbar an mich hielten, weil ich meistens als erster erkundet hatte, wo es alkoholfreie Getränke gab.
Jede Verweigerung eines Glases Wein, Sekt oder Bier hilft, die scheinbare Attraktivität des Alkohols abzubauen. Ein „Nein danke" zu einem angebotenen Glas Alkohol ist ein aktives Eintreten für die Wahrheit, daß in der Materie keine wirkliche Freude ist. Und wenn wir bei allem, was wir denken und tun, bewußt an dieser Wahrheit festhalten, wirkt dies für alle befreiend, die darum ringen, von dem Verlangen nach Alkohol frei zu werden. Ist es dann nicht viel lohnender, unser Gewicht in die geistige Waagschale zu legen? Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „In dem Verhältnis, wie das menschliche Gemüt weniger Gewicht in die materielle oder fleischliche Waagschale und mehr Gewicht in die geistige Waagschale legt, arbeitet es stärker an der Aufhebung der Disharmonien der Materie und der Übel des Fleisches.“Wissenschaft und Gesundheit, S. 155;
Die Christliche Wissenschaft hat es sich hauptsächlich zum Ziel gesetzt, alle materiellen Disharmonien aufzulösen. Diese Wissenschaft macht es deutlich, daß sie keine wahre Existenz oder Existenzberechtigung haben. Gott ist unendlicher Geist, und Seine Schöpfung ist geistig, völlig gut. In Wirklichkeit gibt es keine Materie oder Disharmonie. Demut und Gehorsam sind zum Verständnis dieser Wahrheit hilfreich. Sie lassen uns auch erkennen, wie weise die Forderung nach völliger Abstinenz ist und daß es ein Gebot der Nächstenliebe ist, diese Forderung zu erfüllen.
Manchmal ist viel selbstlose Liebe und Hingabe an Gott, Wahrheit, nötig, um Bequemlichkeit und Gleichgültigkeit gegenüber der Geistigkeit zu überwinden. Christus Jesus brachte in seinem Heilungswerk die unendliche Liebe Gottes zu den Menschen zum Ausdruck, und alle seine Nachfolger sind aufgerufen, dasselbe zu tun, damit Gottes heilende Gegenwart und Macht sichtbar werden möge.
Das blinde Streben nach mehr materiellen Gütern, materieller Befriedigung, materieller Macht trägt viele schädliche Elemente wie Neid und Haß in sich. Diese führen oft zu Alkoholismus, der manchmal auch als „Selbstmord auf Raten“ bezeichnet wird. Die Liebe, die die göttliche Liebe zum Ausdruck bringt, befreit von Haß und Neid; Liebe erlöst von der Gefangenschaft des gnadenlosen Wettbewerbs, weil sie uns den Weg zu den wahren Wertvorstellungen zeigt.
Im ersten Brief des Johannes lesen wir: „Darin ist erschienen die Liebe Gottes unter uns, daß Gott seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen.“ 1. Joh. 4:9. Die Liebe Gottes ist es, die das Bedürfnis nach Liebe und Geborgenheit stillt und Freiheit von Alkoholismus bringt. Heute, wie zu biblischen Zeiten, ist diese Liebe in uns aktiv, und die Christliche Wissenschaft zeigt uns, wie wir diese unendliche Macht der göttlichen Liebe in unserem Leben wirksam werden lassen können.
Wir müssen erkennen, daß Liebe auch Prinzip ist; es wird also von uns verlangt, daß wir unser Denken beherrschen und die Gebote halten. Wir tun gut daran, unser Denken zu prüfen, um festzustellen, inwieweit wir bequemen Ansichten in bezug auf gesellschaftliche Gepflogenheiten, sexuelle Moral, Geschäftsmoral usw. zum Opfer gefallen sind. Großzügigkeit ist hier sehr oft ein anderes Wort für Gleichgültigkeit oder Egoismus. Beide Begriffe sind der Liebe und des Prinzips bar. Die göttliche Liebe jedoch gibt uns die Wachsamkeit und Bereitschaft, böse Argumente und Einflüsterungen zu erkennen und abzuweisen.
Wachsamkeit und Disziplin schützen die Qualität unserer Liebe und lassen uns klarer die göttliche Liebe widerspiegeln. Gelegenheiten, die heilende Liebe Gottes gezielt auszudrücken, werden uns durch die Einrichtungen der Kirche Christi, Wissenschafter, gegeben. Es ist die Aufgabe dieser Kirche, die Menschheit von der Unwissenheit über Gott zu befreien, die sich in Form von Sünde, Krankheit und Tod zeigt.
Wir brauchen uns nie zu fürchten, konsequent die Regeln, die die Christliche Wissenschaft uns gegeben hat, zu lehren und ihnen gemäß zu leben. Die Liebe zur geistigen Freiheit siegt immer über materielle Gefangenschaft. Wir können freudig wissen, daß durch das Wirken des Christus, der Wahrheit, Gottes Stimme überall gehört wird und alle Menschen zur Erkenntnis ihres wahren Seins als Gottes Kinder erweckt werden. Dieses Wissen ist eine positive, heilende Antwort auf die Herausforderung der Schlagzeile über den Alkoholismus.
