Stellen Sie sich einmal einen erwachsenen Menschen vor, der auf seinen Knien einen Mülleimer wie wahnsinnig nach einer zerknüllten Zigarettenpackung durchwühlt, die er vorher in einem Augenblick der Selbstbeherrschung weggeworfen hatte. Er sieht die weggeworfene Packung, doch er sucht nach einer unzerbrochenen Zigarette, die er rauchen kann. Sobald er eine gefunden hat, zündet er sie hastig an und inhaliert gierig den giftigen Rauch.
Hört sich das wie ein Ausschnitt aus einem billigen Roman an? Das könnte schon sein. Bestenfalls ist es ein Bild der Versklavung. Eine ausgesprochene Sucht! Und es ist traurig, dies feststellen zu müssen — eine Sucht, unter der viele Menschen in unterschiedlichem Maße leiden.
Ich war der Mann in dem anfangs beschriebenen Bild; und jahrelang ging es mir immer wieder so, bis ich vor fast zwanzig Jahren ganz und gar von dieser Sucht frei wurde.
Jeder, der sich in solch einer Lage befindet, kann erlöst werden! Der Anfang ist gemacht, wenn man sich der Tatsache bewußt wird, daß man allein mit menschlichem Willen die Süchtigkeit nicht überwinden kann. Durch Gehorsam gegen den göttlichen Willen kann und wird man es aber schaffen! Zwischen Gottes Willen und jedem Bemühen, reiner und gottähnlicher zu werden, besteht ein Zusammenhang. Wenn wir in Übereinstimmung mit den Gesetzen Gottes leben, Seinen Geboten gehorchen, die mit dem Gebot beginnen: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir“ 2. Mose 20:3;, befolgen wir Gottes Willen. Umgekehrt ist das, was uns glauben machen möchte, Glück, Zufriedenheit oder Erfüllung seien in der Materie oder durch materielle Dinge zu finden, menschlicher Wille.
Viele Menschen versuchen alles mögliche, um ein erfüllteres Leben zu führen, Zuversicht zu gewinnen und mehr Männlichkeit oder Weiblichkeit zum Ausdruck zu bringen. Einige glauben dies durch Mittel und Wege zu erreichen, die im allgemeinen in der Gesellschaft akzeptiert werden, wie z. B. das Rauchen oder Trinken. Wer das tut, läßt sich dazu verleiten, seine Identität dort zu suchen, wo sie in Wirklichkeit gar nicht existiert, nämlich in der Materie und in materialistischem Denken und Handeln.
Was mich betraf, so dachte ich, daß ich durchs Rauchen meine Männlichkeit beweisen könne. Mit dreizehn war ich ein hoch aufgeschossener, kräftiger junger Mann, und aufgrund familiärer Verhältnisse arbeitete ich schon. Daher war ich oft mit Jungen zusammen, die viel älter waren als ich. Da ich von ihnen akzeptiert werden wollte, zwang ich mich, anders zu sein, als ich es in Wirklichkeit war.
Selbst damals hatte ich tief im Innern das Gefühl, daß etwas nicht in Ordnung war. Heute weiß ich, daß dieses Gefühl durch ein angeborenes Verlangen nach Reinheit hervorgerufen wurde — einer Reinheit, die, wie ich mittlerweile erkannt habe, alle Menschen ganz natürlich zum Ausdruck bringen. Ja, ich kann mich daran erinnern, daß ich als kleiner Junge in Tränen ausbrach, als ich meine Mutter zum ersten Mal eine Zigarette rauchen sah. Selbst in diesem Alter hatte ich schon das Gefühl, daß Rauchen die Menschen irgendwie herabwürdigte und nicht gut war.
Rückblickend glaube ich, daß es dieses tiefe Verlangen nach Reinheit war, das mich zur Christlichen Wissenschaft geführt hat. Als ich vierzehn war, gab mir ein Freund Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy. Als ich zum erstenmal in dem Buch las, war es drei Uhr früh — ich hatte mit Freunden die Nacht durchgefeiert und war gerade nach Hause gekommen. Ich lag quer auf dem Bett, qualmte eine Zigarette und las im ersten Kapitel „Gebet“. Ich gewann einen Schimmer von der Reinheit der geistigen Wahrheiten, von denen ich las, und ich sehnte mich nach mehr Reinheit, als mir mein damaliger Lebenswandel gab, zu dem neben dem Rauchen auch das Trinken gehörte.
Das Verlangen nach Reinheit, das ein Ausdruck von Gottes Willen ist, vermag jedes andere Verlangen in den Hintergrund zu drängen. In Wahrheit ist der Mensch das sündlose Kind Gottes, und es ist diese ursprüngliche, makellose Vollkommenheit, der wir uns alle bewußt werden können. Die geistige Natur des Menschen — selbst wenn sie nur schwach wahrgenommen wird — veranlaßt uns, nach dem Guten zu streben, und diese wahre Natur nimmt schließlich den Vorrang in unserem Leben ein. Wir lernen verstehen, daß Reinheit die Grundlage der Geistigkeit ist.
Aber erst viele Jahre später befaßte ich mich ernsthaft mit der Christlichen Wissenschaft, und es dauerte lange, bis ich das Rauchen ganz aufgeben konnte. Ich hatte schon so oft versucht, nicht mehr zu rauchen.
Als ich die Christliche Wissenschaft ernsthaft zu studieren begann, las ich im Christian Science Sentinel und im Christian Science Journal Zeugnisse von Menschen, die plötzlich nicht mehr das Verlangen hatten zu rauchen und davon geheilt worden waren. Ich hatte den brennenden Wunsch, davon frei zu werden. Während dieses Ringens um Erlösung wurde ich oft von Entmutigung und Verzweiflung überwältigt. Aber ich betete mit dem Psalmisten: „Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz, und gib mir einen neuen, beständigen Geist.“ Ps. 51:12; Als ich an diesem Punkt angelangt war, merkte ich, daß ich nicht einfach herumsitzen und darauf warten konnte, daß plötzlich irgend etwas geschehe. Ich mußte den toten Punkt überwinden und damit anfangen, meinen Gebeten entsprechend zu leben. Ich mußte mich erheben und die Kontrolle über mein Denken gewinnen. Mrs. Eddy schreibt: „Die Kraft des menschlichen Willens sollte nur in Unterordnung unter die Wahrheit ausgeübt werden, sonst wird sie das Urteil irreführen und die niederen Triebe entfesseln.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 206;
Eines der Gedichte Mrs. Eddys, das auch ein Kirchenlied ist, erklärt:
Die Zeiten gehn, Gott bleibt bestehn
In Herrlichkeit;
In Ihm stets find, o Gotteskind,
Zufriedenheit.Liederbuch der Christlichen Wissenschaft, Nr. 160;
Meine früheren bewußten Anstrengungen, das Rauchen aufzugeben, wurden in ein geistiges Verlangen umgewandelt, christusähnlich zu sein — frei von den Ansprüchen der Materie. Dann kamen Engel zu mir, die Mrs. Eddy folgendermaßen beschreibt: „Gottes Gedanken, die zum Menschen kommen; geistige Eingebungen, die rein und vollkommen sind; die Inspiration der Güte, Reinheit und Unsterblichkeit, allem Bösen, aller Sinnlichkeit und aller Sterblichkeit entgegenwirkend.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 581. Das Verlangen zu rauchen verließ mich schließlich, gerade drei Tage nachdem ich wirklich den entscheidenden Punkt erfaßt hatte, daß sich der menschliche Wille Christus, Wahrheit, unterordnen muß.
Schlechte Gewohnheiten wie das Rauchen können durch ein christlich-wissenschaftliches Verständnis von dem überwunden werden, was Gott ist und was den Menschen als Seine Widerspiegelung ausmacht. Dies gibt den Betreffenden gerade das Selbstvertrauen, das sie durch die Sucht oft verloren haben. In der Christlichen Wissenschaft werden vor allem Beweise verlangt, und dieses Erfordernis hilft uns auf unserem Weg zum Geist weiter. Da der Mensch die Widerspiegelung Gottes, des Guten, ist, können wir beginnen, Ihn zum Ausdruck zu bringen — wir können in unserem täglichen Leben die wirkliche geistige Einheit herausarbeiten, die zwischen Gott und dem Menschen besteht.
