Die Regierung „durch das Volk“ wird oft als die höchste Form politischer Ordnung beschrieben. Sie sieht volle Teilnahme der Regierten an Beschlußfassungen vor, die das Wohlergehen der Allgemeinheit betreffen. Doch selbst bei Regierungsformen, die verfassungsmäßig aufgebaut sind, die Wahrung der Menschenrechte zusichern, regelmäßig Volksabstimmungen ermöglichen und den Bürgern reichlich Gelegenheit zur Beteiligung bieten, werden „die Verantwortlichen“ zuweilen des Machtmißbrauchs verdächtigt — z. B. der Veruntreuung öffentlicher Mittel oder der Begünstigung bei der Vergabe von Aufträgen.
Die Christliche Wissenschaft trägt dazu bei, Unklarheiten in bezug auf die Tätigkeiten der Regierung zu beseitigen, indem sie dem Begriff Regierungsgewalt eine metaphysische Perspektive verleiht. Sie beantwortet von einer geistigen Grundlage aus die Fragen: Wer regiert tatsächlich? Welche Beziehung besteht zwischen dem Regierenden und dem Regierten?
In ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit legt Mrs. Eddy dar, daß der Mensch immer von seinem Schöpfer, Gott, regiert wird und die göttliche Herrschaft allumfassend ist: „Das unendliche Gemüt erschafft und regiert alles, vom mentalen Molekül bis zur Unendlichkeit.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 507;
Wenn wir die Tatsache erkennen, daß das göttliche Gemüt der einzige wahre Herrscher ist, tragen wir dazu bei, Furcht und Frustration in bezug auf menschliche Regierung zu beseitigen. Anstatt uns und alle anderen als hilflose Opfer egoistischer Interessen, der Habgier oder übler Motive zu betrachten, können wir uns als geistige Ideen sehen, die vom Gemüt, unserem gütigen Herrscher, regiert werden.
„Verlaßt euch auf den Herrn immerdar“ Jes. 26:4;, lesen wir im Buch des Propheten Jesaja. Die Seher des Alten Testaments, einschließlich Moses, Josephs, Davids und der Propheten, wurden ständig geprüft, ob sie Gott treu ergeben waren. Jeder von ihnen mußte Versuchungen widerstehen und sich von ganzem Herzen auf Gott verlassen, um Krisen zu meistern.
Christus Jesus, dessen Heilungswerke beispiellos sind, verließ sich ausschließlich auf das göttliche Gesetz. Der Meister wies die falsche, universale Annahme zurück, daß der Mensch sterblich sei, verhängnisvollen materiellen Gesetzen unterstehe und den Handlungen anderer Sterblicher ausgesetzt sei. Er verstand das göttliche Gesetz, das er lehrte, und konnte sich dadurch über Unterdrückung und Haß erheben. Auch wir können uns der Regierung Gottes unterstellen, indem wir christliche, auf Geist gegründete Gedanken hegen. Und wir können diejenigen durch Gebet wirksam unterstützen, die die notwendigen und rechtmäßigen Schritte unternehmen, um Änderungen herbeizuführen.
Die in der täglichen Ausgabe des Christian Science Monitors s. The Christian Science Monitor vom 9. September, 18. November, 23. Dezember 1977 (Nachdruck in englischer Sprache erhältlich); erschienene Serie „A Nation of Neighborhoods“ veranschaulicht, wie Bürger zusammenarbeiteten, um schlechte Gesetze zu ändern; wie sie ihren Einfluß auf neue Gesetzgebung geltend machten, um ihre Wohngegenden zu verbessern; wie sie Gefahren sozialer und technologischer Art für die Gemeinwesen beseitigten und ein neues Bewußtsein dafür erweckten, wie wichtig es ist, daß sich alle an diesen Aktionen beteiligten. Die Serie enthielt eine Reihe von Beispielen, die zeigten, wie Benachteiligte oder „der kleine Mann“ die Furcht vor bürokratischer Unterdrückung überwanden und auf rechtmäßigem Weg Reformen herbeiführten.
Es ist ermutigend zu sehen, daß eine gute Regierung nicht unmöglich ist, und ehrliche menschliche Bemühungen, die Regierung für die Bedürfnisse der Menschen zugänglich zu machen, sind lobenswert. Wenn wir jedoch solche Bemühungen wirklich erfolgreich unterstützen wollen, muß unser Denken und Handeln in einer klaren Auffassung von dem Ursprung und dem Wesen wahrer Regierung fest verankert sein. Mrs. Eddy ermahnt ihre Nachfolger: „Tyrannei, Unduldsamkeit und Blutvergießen, wo sie sich auch finden, erwachsen aus der Annahme, daß der Unendliche nach dem Muster sterblicher Persönlichkeit, Leidenschaft und sterblichen Impulses gebildet sei.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 94;
Wir können jeden Tag damit beginnen, daß wir Gottes Herrschaft beanspruchen und im öffentlichen und privaten Leben Gutes erwarten. Wenn wir unseren unsterblichen Status — unter göttlicher Herrschaft — akzeptieren, wappnen wir uns gegen Gleichgültigkeit, Ungerechtigkeit, Behördenwillkür und dergleichen. Es ist nicht unsere Absicht, eine rosige, naive Anschauung von Regierung, besonders im Hinblick auf Verbrechen und Unehrlichkeit, zu verbreiten, sondern es gilt, den geistigen Ursprung und das Wesen wahrer Regierung zu erkennen und dadurch die menschliche Situation zu heilen. Wir müssen uns vom falschen, materiellen Bild abwenden und die geistige Wirklichkeit — einen vollkommenen Gott als Herrscher des vollkommenen Menschen — klar sehen.
Machtmißbrauch und ungerechte Behandlung sind Gott, Liebe, unbekannt. Unter Seiner Regierung sind sie unmöglich. Durch Gebet — durch vertrauensvolles Anerkennen der Allmacht Gottes, unseres Herrschers — können wir dazu beitragen, dies zu demonstrieren. In Übereinstimmung mit Mrs. Eddys Anweisung im Handbuch Der Mutterkirche beten wir täglich: „‚Dein Reich komme‘; laß die Herrschaft der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe in mir aufgerichtet werden und alle Sünde aus mir entfernen; und möge Dein Wort die Liebe der ganzen Menschheit bereichern und sie beherrschen!“ Handb., Art. VIII Abschn. 4.
Dadurch, daß wir uns auf Gott als unseren einzig wahren Herrscher verlassen, können wir eine Regierung erwarten und erlangen, die erfolgreich, dynamisch und ehrlich ist.
