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Geistiges Lauschen — unerläßlich für unsere Bildung

Aus der November 1980-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Haben Sie sich schon einmal gewünscht, Sie könnten den ganzen Inhalt eines Vortrags behalten, ohne auf Notizen zurückgreifen zu müssen? Oder bei einer Ansprache guten Blickkontakt mit Ihrem Publikum aufrechterhalten — anstatt ständig auf Ihre schriftliche Vorlage schauen zu müssen? Notizen sind ein nützliches Hilfsmittel, aber die Furcht, etwas zu vergessen, kann uns zu ihren Sklaven machen. Sie kann das aufmerksame Lauschen verhindern, das die Wirksamkeit der Ansprache auf eine höhere Stufe hebt. Je mehr wir unseren Professoren und einander zuhören, um so besser können wir lernen und auf das Gehörte eingehen.

Aber es gibt eine höhere Art des Zuhörens, die die uns innewohnende Fähigkeit erweckt, Einsicht zu gewinnen. Christus Jesus übte diese Art des Zuhörens. Er sagte zu den Juden: „Ich kann nichts von mir selber tun. Wie ich höre, so richte ich, und mein Gericht ist recht; denn ich suche nicht meinen Willen, sondern den Willen des, der mich gesandt hat.“ Joh. 5:30; Ein andermal sagte er: „Es steht geschrieben in den Propheten: ‚Sie werden alle von Gott gelehrt sein.‘ “ 6:45; Dieses Vermögen, auf die Stimme Gottes zu lauschen, befähigte Jesus, in der Synagoge zu lehren. Wir lesen im Johannesevangelium: „Und die Juden verwunderten sich und sprachen: Wie kennt dieser die Schrift, obwohl er sie doch nicht gelernt hat?“ 7:15;

Wieviel mehr könnten wir in unserer Schul- und Ausbildungszeit lernen und verstehen, wenn auch wir erkennen würden, daß wir „alle von Gott gelehrt“ werden.

Mary Baker Eddy schreibt: „Schulprüfungen sind einseitig; wir werden nicht so sehr durch akademische Erziehung wie durch moralische und geistige Bildung gehoben.“ Wissenschaft und Gesundheit, S. 235; Und in dem Abschnitt in Wissenschaft und Gesundheit, der die Überschrift „Wissenschaftliche Übertragung vom sterblichen Gemüt“ trägt, nennt sie die moralischen Eigenschaften, die in der Erziehung des sterblichen Gemüts den Übergang zum geistigen Verständnis bilden: „Moralisch. Menschlichkeit, Ehrlichkeit, Herzenswärme, Erbarmen, Hoffnung, Glaube, Sanftmut, Mäßigkeit.“ ebd., S. 115;

Wenn wir diese Eigenschaften pflegen, können wir besser lauschen und verstehen. Sind wir z. B. ehrlich, entwickeln wir unsere eigene Fähigkeit, ursprüngliche Gedanken direkt zu empfangen, anstatt sie von anderen zu übernehmen und dadurch unsere eigene Inspiration einzubüßen. Wenn wir mit Liebe an unser Studium herangehen, werden wir mit neuen und befriedigenden Ergebnissen belohnt. Wenn wir unserem Nächsten erbarmungsvolles Verständnis entgegenbringen, hören wir uns an, was er zu sagen hat, und versuchen, ihm zu helfen. Sind wir sanftmütig und gläubig, können wir bereitwillig auf neue Ideen lauschen und wissen, daß sie nützlich sein werden. Mäßigkeit in unseren Lebensgewohnheiten hält uns wachsam und rege, so daß wir gute Einsichten und neue Erkenntnisse gewinnen und weiterverfolgen können; während Drogen, einschließlich Alkohol und Zigaretten, unsere Sinne abstumpfen, besonders unseren geistigen Sinn. Dadurch, daß wir moralische Eigenschaften pflegen, werden wir in zunehmendem Maße geistig gebildete Personen.

Die letzte Stufe der wissenschaftlichen Übertragung vom sterblichen Gemüt ist das Erlangen von Verständnis. Mrs. Eddy führt die folgenden Elemente auf: „Geistig. Weisheit, Reinheit, geistiges Verständnis, geistige Kraft, Liebe, Gesundheit, Heiligkeit.“ ebd., S. 116.

Wenn wir moralisch gesehen richtig denken und handeln, begeben wir uns in eine höhere Sphäre des Denkens, die Erfindungsgabe, hervorragende künstlerische Leistungen und ausgezeichnete Rhetorik und Analyse fördert. Was noch wichtiger ist, wir kommen dem geistigen Verständnis der wirklichen Natur allen Seins näher. Ist das nicht das Ziel aller Bildung?

Ich kenne einen in der Redekunst ausgebildeten Christlichen Wissenschafter — er ist ein erfolgreicher Disputant, Jurist und Lehrer —, der festgestellt hat, daß er sich über die feste Grundlage seiner akademischen Ausbildung, die ihm zur zweiten Natur geworden ist, erheben kann. Bevor er eine öffentliche Rede hält, erforscht er das Thema hinreichend, aber wirkliche Einsichten gewinnt er dadurch, daß er auf das göttliche Gemüt lauscht. Er konzentriert sich dann auf mehrere Hauptpunkte, die er herausstellen möchte, und hält die Rede ohne Vorlage; die ganze Zeit über lauscht er darauf, was Gemüt ihm für den betreffenden Augenblick und die betreffende Zuhörerschaft offenbart. Er hat Freude daran, weil er jedesmal neue Einsichten gewinnt und das Publikum eine frisch inspirierte Rede hört.

Ich kenne einen anderen Christlichen Wissenschafter — einen Luftfahrtingenieur —, der es sich zur täglichen Gewohnheit machte, an seinem Reißbrett zu beten. Zuerst dankte er Gott für Seine Fürsorge und Güte und machte sich klar, daß er selbst die Widerspiegelung der göttlichen Intelligenz war. Er stellte seine mathematischen Berechnungen an und lauschte darüber hinaus auf die geistigen Ideen, die in sein Denken einströmten. Mehrmals war er imstande, durch diese höhere Form der Bildung äußerst schwierige technische Probleme zu lösen.

Während meiner eigenen akademischen Laufbahn gab es Zeiten, wo ich mich nach sorgfältigem Quellenstudium von ganzem Herzen dem göttlichen Gemüt zuwandte, um auf seine Führung zu lauschen. Dabei erreichte ich jene Gedankenhöhe, wo die Ideen, mit denen ich arbeitete, sich selbst auf intelligente Weise ordneten. Nichts läßt sich mit der Befriedigung vergleichen, die ich empfand, als bei solcher Gelegenheit einmal ein Professor ausrief: „Jetzt haben Sie es verstanden. Sie sind ein richtiger Literaturkritiker!“

Nach meinem ersten Hochschuljahr beschloß ich, meiner geistigen Bildung den Vorrang zu geben. Ich wurde nach Abschluß der Sonntagsschule in einer Zweigkirche Christi, Wissenschafter, tätig und trat der Christlich-Wissenschaftlichen Hochschulvereinigung an einer ausgezeichneten Universität bei. Meine akademischen Leistungen, einschließlich der Fähigkeit, logisch und synthetisch zu denken und den Lernstoff im Gedächtnis zu behalten, verbesserten sich. Die Folge davon war, daß mein Stipendium jedes Jahr erneuert wurde, so daß ich mein Studium schuldenfrei abschließen konnte. Als ich einige Jahre später an die Universität zurückkehrte, erhielt ich eine Lehrerausbildung, und später bot sich mir die Gelegenheit, meinen Doktor zu machen. Daraufhin wurde mir eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule angeboten. Jedem Schritt vorwärts ging das Verlangen voraus, auf die Führung des göttlichen Gemüts zu lauschen und ihr zu folgen, sowie das Bemühen, mehr Intelligenz, Demut, Selbstlosigkeit und Hingabe zum Ausdruck zu bringen. Als ich weiter auf die Führung des göttlichen Gemüts lauschte, eröffneten sich mir neue Gelegenheiten, anderen geistig zu helfen. Durch meine Arbeit habe ich Studenten kennengelernt, die auch geistig lauschen und bereichernde Erfahrungen machen, wozu akademischer Erfolg, befriedigende berufliche Beschäftigung und gute Kameradschaft gehören.

Ich bin überzeugt, daß alle, die eine umfassende Bildung besitzen, diese durch geistiges Lauschen erworben haben, dadurch, daß sie nicht nur verstehen, was andere denken, sondern auch erfassen, was das göttliche Gemüt offenbart. Auf diese Weise erlangen sie geistiges Verständnis, die höchste Form der Bildung.

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