Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Videokonferenz am 8. Dezember 1984: „Für die ganze Menschheit leben“

Aus der April 1985-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Diese Videokonferenz wurde vom Originalgebäude Der Mutterkirche in Boston über sechs Satelliten in fünfundzwanzig Länder ausgestrahlt. In ungefähr hundertachtundvierzig Lokalitäten hatten sich Teilnehmer eingefunden. Mitglied des Vorstands der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr’istjən s’aiəns), führte in das Programm ein. Den Sprechern in Boston folgte eine Diskussionsrunde aus Greenwich, England. Jedem deutsch sprechenden Mitglied Der Mutterkirche wird eine Kopie dieser Ausgabe des Herolds kostenlos zugesandt.

[Das Treffen wurde mit einem kurzen Film eröffnet, der Luftaufnahmen von Boston und abschließend Die Mutterkirche zeigte. Hier folgen Auszüge aus der Versammlung.]

In Neuengland, der Heimat Mary Baker Eddys, gibt es die jahrhundertealte Tradition der sogenannten „town meetings“. Diese Treffen haben den Zweck, alle Bürger des Gemeinwesens am Entscheidungsprozeß und Geschehen zu beteiligen. Wir haben uns heute an diese Idee angelehnt und sie zu einem weltweiten Bürgerschaftstreffen erweitert. Unter dem wachrüttelnden Thema „Für die ganze Menschheit leben“ bitten wir Sie, Zeit und Raum zu überbrücken, die uns trennen, und gemeinsam mit uns sowohl über die Gefahren nachzudenken, die es zu überwinden gilt, wie auch über die Prophezeiungen zu sprechen, die zu erfüllen sind.

Hier nun aus Boston Harvey Wood, Mitglied des Vorstands der Christlichen Wissenschaft.

Harvey Wood: Vielen Dank, John. Ich würde gern wissen, was der eine oder andere von Ihnen in jenem Eröffnungsteil gesehen oder aus ihm herausgehört hat. Rob Nelson, was dachten Sie, als Sie von diesem Treffen erfuhren?

Harvey, mich bewegte die Forderung nach größerer Liebe und Bescheidenheit in meinem Verständnis von Kirche. Denn es ist doch so: Der Glockenklang und die Symbole der Kirche bedeuten, daß mitten im Gemeinwesen, inmitten allen Lebens, allen Lebens überall — daß genau dort die geistige Autorität gegenwärtig ist, daß die Gegenwart Gottes bei uns ist, die Vater- und Mutterschaft Gottes bei allen Seinen Kindern.

Harvey Wood: Vielen Dank, Rob. Lassen Sie mich einiges dazu sagen. Als wir Ihnen allen schrieben und Sie zu dieser Versammlung einluden, entwickelte sich ein wunderbarer Dialog zwischen dem Feld und dem Schriftführer Der Mutterkirche. Dieser Dialog ist, soviel ich weiß, noch immer im Gange. Bea, als Schriftführer Der Mutterkirche sagen Sie uns doch bitte, was sich hier getan hat.

Ja, es war einfach überwältigend, ein freudiger Dialog. Da ist ein Brief, den ich Ihnen gern vorlesen würde: „In einer jüngsten Ausgabe des Monitors fanden wir eine Botschaft vom Vorstand der Christlichen Wissenschaft, in der die Mitglieder für den 8. Dezember weltweit zu einem Tag des Gebets aufgerufen werden — zu dem Gebet, daß sie für die ganze Menschheit leben mögen. Wir sind Abonnenten und treue Leser des Christian Science Monitors, sind aber nicht Mitglieder der Kirche. Wir gehören der amerikanischen presbyterianischen Kirche an. Wir sprechen dem Vorstand für diesen weltweiten Aufruf zum Gebet unsere Anerkennung aus. Wir werden uns an jenem Tag in christlicher Gemeinschaft mit Ihnen im Gebet vereinen.“

Harvey Wood: In ihren veröffentlichten Schriften hat Mrs. Eddy ihre Anhänger immer wieder dazu aufgefordert, ihre Verantwortung gegenüber der Welt, gegenüber der Menschheit, anzuerkennen und sich ihr nicht zu entziehen. Als Beispiel kommt mir hier eine Stelle in den Sinn, in der Mrs. Eddy den Ruf als „ernst“ und „gebieterisch“ bezeichnet. Sie erinnern sich vielleicht daran, es ist die Stelle, in der Mrs. Eddy ihren Anhängern eine Frage stellt — wollt ihr etwas „ablegen“? „Wollt ihr eure Lauheit ablegen und wirkliche, hingebungsvolle Streiter werden?“ (Vermischte Schriften, S. 177.) Ein anderer Aufruf ist der, dem das Motto für dieses Treffen entnommen ist. Hier definiert Mrs. Eddy, was es bedeutet, ein Christlicher Wissenschafter zu sein: „Er lebt für die ganze Menschheit. . .“ (Verm., S. 294.) Zugegeben: Wenn man das tut, muß man es mit einigen Feinden im Hinterhalt aufnehmen — d.h., man muß sich einigen Gefahren stellen. Doch der entscheidende Punkt ist: Man kann sich ihnen stellen. Und wenn man das tut, übersteigen die Verheißungen für die Menschheit jede Vorstellung.

In diesem Treffen geht es um Leben. Es geht um Menschen und Menschlichkeit, um den Christus, der durch einzelne, die die Wahrheit leben, zum menschlichen Bewußtsein spricht. Es geht um Herzen, die zu Herzen sprechen, und um großherzige Herzen, die lernen, wie sie noch großherziger sein können.

Wie Sie wissen, ist Gleichgültigkeit gegenüber unserem Nächsten und seinen Nöten ein sicheres Zeichen für Kleinmütigkeit und Kleingeisterei. Mary Baker Eddy mußte man nicht erst sagen, daß es eine Welt gab, die in Not war. Sie spürte den geistigen Drang, die Offenbarung, die sie von Gott empfangen hatte, mit anderen zu teilen, und sie wurde geistig geheilt. Sie stellte fest, daß sie ein Element des Christentums gefunden hatte, das verlorengegangen war, und so brachte sie es anderen nahe.

Durch harte Arbeit lebte sie immer mehr ihr Leben für die Welt. Die Bestätigung dafür finden Sie überall in ihren Schriften. Sie ist eine Prophetin. Sie sieht immer die große Verheißung für die Menschheit voraus. So sagt sie z. B. an einer Stelle: „Für den Sieg über eine einzige Sünde sagen wir Dank und erheben den Herrn der Heerscharen. Was werden wir von der mächtigen Besiegung aller Sünde sagen?“ (Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, S. 568.) Das ist eine Prophezeiung. Und wenn die Christlichen Wissenschafter für die Menschheit leben, werden wir die Erfüllung dieser Prophezeiung erleben. Ja, Mrs. Eddy war eine Prophetin — im wahrsten Sinne dieses Wortes. Ein Leitartikel in einer unserer Zeitschriften hat mich besonders beeindruckt. Und ich möchte Bill Moody, einen unserer Mitschriftleiter, bitten, die wesentlichen Punkte jenes Artikels mit uns zu teilen, sie für uns zusammenzufassen.

: Harvey, der Artikel verweist u. a. auf das, was wir in den nächsten Jahren erwarten sollten. Wie wir wissen, sagt Mrs. Eddy in Kanzel und Presse voraus, daß im zwanzigsten Jahrhundert die christlichen Kirchen überall das geistige Heilen ausüben werden. Doch sie stellte auch klar, daß eine wichtige Bedingung eingehalten werden muß, ehe sich diese Prophezeiung erfüllt: Treue zur Wahrheit, die sich im Leben der Christlichen Wissenschafter bezeugt. Mrs. Eddy schreibt (Kanzel, S. 22): „Ich sage voraus, daß, wenn das Leben der Christlichen Wissenschafter ihre Treue zur Wahrheit bezeugt, im zwanzigsten Jahrhundert jede christliche Kirche in unserem Lande und einige in entfernten Ländern sich dem Verständnis der Christlichen Wissenschaft genügend nähern werden, um die Kranken in seinem Namen zu heilen.“

So ergeht denn der Ruf an jeden einzelnen von uns, darauf zu achten, daß wir in unserem Leben, in unseren Motiven, unseren Wünschen tatsächlich dem Christus treu sind. Wenn wir das bezeugen, wenn unsere Treue zur Wahrheit unverfälscht ist, werden wir in der Welt immer mehr Beweise für ein tieferes Verständnis der Wissenschaft des Christus sehen, ein Verständnis, das groß genug ist, um geistig zu heilen.

Doch Mrs. Eddy verweist noch auf etwas anderes, was unsere Zeit betrifft. In ihren Schriften setzt sie sich an zwei Stellen sehr spezifisch mit den Gefahren auseinander, die die Menschheit im zwanzigsten Jahrhundert konfrontieren würden. Vergessen Sie nicht, daß sie das um die letzte Jahrhundertwende geschrieben hat, so wie es viele andere Denker auch taten. Und jene abschließenden Jahre eines Jahrhunderts sind typischerweise Jahre großer Intensität — einer Intensität von Ideen und Idealen sowie sorgfältiger Überlegungen, wo die Menschheit stand und wie sie sich weiterentwickeln wird. Siehe Hinweis im Zeitungsausschnitt in Kanzel 23:20–27. Mrs. Eddy dachte tief über die Dinge nach. An einer Stelle in ihren Schriften wies sie auf die Gefahren hin, die uns durch „Imperialismus, Monopolisierung und ein schlaffes Religionswesen“ drohen (siehe Die Erste Kirche Christi, Wissenschafter, und Verschiedenes 129:3–5). Und woanders sagt sie, daß die Gefahren „in Ritualismus, in Glaubensbekenntnissen und Konzernen anstelle der goldenen Rege]" bestehen (siehe Verschiedenes 266:3–12) — jener Regel, die uns Jesus gab: „Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!“ (Matth. 7:12.)

Harvey, meines Erachtens liegt in dieser einfachen Regel eine enorme wissenschaftliche Auswirkung für uns und unsere Welt. Schließt nicht das, was wir anderen tun, das innigste Gebet ein, daß wir die Menschheit, die ganze Menschheit, so sehen, wie der Mensch wirklich ist — als das reine Ebenbild des Gemüts, des Geistes? Und das bedeutet, tief in die Wirklichkeit hineinzuschauen und dort die innige Liebe zu entdecken, die dieser geistigen Schau entspringt. So sehen wir den Menschen in der Wissenschaft. So heilte Jesus. Es verändert buchstäblich die Welt — Herz um Herz.Siehe William E. Moody, „Looking to the future: Signs of the times, spiritual progress, and the Golden Rule“, Christian Science Sentinel, 16. August 1982, S. 1400–1404.

Harvey Wood: Mrs. Eddys Interesse am Wohlergehen der Menschheit zeigt sich u. a. darin, daß sie den Vortragsrat gründete, der zur Menschheit spricht. Einige Mitglieder des Vortragsrates sind heute hier. Clem Collins, sind Sie nicht gerade aus Europa zurückgekehrt?

Nein, Harvey, aus dem Nahen Osten. Erst vor drei Tagen kamen meine Frau und ich aus Kairo zurück. Und dort fanden wir eindrucksvolle Beweise der Zusicherung unserer Führerin, daß es „Millionen vorurteilsfreier Gemüter" gibt, die auf das Christus-Licht „harren und warten“Wissenschaft und Gesundheit (S. 570): „Millionen vorurteilsfreier Gemüter — schlichte Sucher nach der Wahrheit, müde Wanderer, in der Wüste verschmachtend — harren und warten der Ruhe und der Erquickung. Gib ihnen einen Becher kalten Wassers in Christi Namen, und fürchte niemals die Folgen.“. Über fünfundsiebzig Prozent der Besucher dieser Vorträge waren keine Christlichen Wissenschafter.

Nach den Vorträgen kamen zwei Tage lang Leute zu mir, die wissen wollten, wie sie diese Wissenschaft studieren und in die Tat umsetzen können. Ein Geistlicher einer blühenden Christengemeinde in Alexandria und Kairo suchte mich auf; er wollte herausfinden, wie er seinen Gemeinden das christliche Heilen nahebringen könne. Er erwartet jetzt eine Sendung mit Exemplaren von Wissenschaft und Gesundheit.

Harvey Wood: Neben dem Vortragsrat hat auch das Komitee für Veröffentlichungen eine sehr „pflegerische“ Aufgabe: es pflegt den Kontakt zur Öffentlichkeit. Nathan Talbot ist hier. Nathan, was bedeutet all das für Sie?

Es ist gar keine Frage, Harvey, daß wir Gefahren überwinden müssen. Und ich meine, wir müssen den Mut aufbringen und uns diesen Gefahren auf realistische Weise stellen. Mrs. Eddy sprach z. B. von einem „schlaffen Religionswesen“. Ohne unsere Geistigkeit, ohne diesen Reichtum an Geistigkeit und ihre Stärke wird die Menschheit den Tröster nicht so leicht erkennen. Er wird falsch dargestellt und mißverstanden werden. Meines Erachtens müssen wir genug Nächstenliebe haben, das Wohlergehen unseres Mitmenschen muß uns so sehr am Herzen liegen, daß wir die Geistigkeit seines Denkens stärken — ihn zur Geistigkeit anregen —, damit er sie erkennen kann.

Mrs. Eddy spricht von „Monopolisierung“. Es gibt heute die verschiedensten Monopole. Eine Art der Monopolisierung ist, wie wir für uns selber sorgen — wie wir auf materielle Weise für uns sorgen. Den vielleicht aggressivsten Aspekt dieses Monopols stellt heutzutage die materielle Medizin dar. Das geistige Heilen geht der materiellen Medizin ganz und gar gegen den Strich. Es rüttelt das menschliche Denken auf, und der Grund hierfür liegt meines Erachtens darin, daß das geistige Heilen diese beharrliche Behauptung, wir müßten uns der Materie statt dem Geist zuwenden, wenn wir erlöst und geheilt werden wollen, mitten ins Herz trifft. Aber ich betrachte dieses Aufrütteln als ein wunderbares Zeichen.

Mrs. Eddy sprach auch vom „Imperialismus". Regierungen greifen in das Leben des einzelnen ein, in sein geistiges Leben.

Doch ich glaube, Harvey, wir müssen vor allem daran festhalten, daß wir — alle, die wir hier rund um die Erde versammelt sind — diesen Gefahren entgegentreten können und daß wir es mit geistigem Gleichmut und tiefer geistiger Überzeugung tun können, und zwar so, wie David den Goliath besiegte. In der Bibel wird berichtet, daß er Goliath eilends entgegenlief und ihn überwand. (Siehe 1. Sam. 17:48–50.)

Harvey Wood: Ich gebe jetzt Hal Friesen, unserem Vorstandsmitglied, und Jack Hoagland, dem Geschäftsführer der Christlich- Wissenschaftlichen Verlagsgesellschaft, das Wort.

John Hoagland: In den letzten Wochen haben wir häufig daran gedacht, daß dies nicht das erste Mal ist, daß Christliche Wissenschafter nachdrücklich dazu aufgefordert wurden, Gott inniger und wirksamer zu lieben, indem sie ihrem Nächsten, der ja in Wirklichkeit Gottes geliebtes Kind ist, eine effektivere Liebe entgegenbringen. Ich weiß, Hal, wir beide haben über jene bemerkenswerten hundert Tage im Jahre 1908 viel nachgedacht, als — ähnlich wie heute — von Mrs. Eddy der Ruf an ihre Mitarbeiter erging, eine Tageszeitung zu gründen und damit sofort zu beginnen. Es sollte eine Zeitung sein, die die ganze Menschheit segnen würde.

Das wurde mir sehr lebhaft in einem Leitartikel vor Augen geführt, den Archibald McLellan für den Christian Science Sentinel geschrieben hatte, und zwar fünf Wochen vor Erscheinen der ersten Ausgabe (siehe Sentinel, 17. Oktober 1908, S. 130). Er sprach darin über die Aufgabe der Zeitung, ihren Zweck, und dann machte er eine wunderbar umfassende Aussage über den Leserkreis. Er schrieb, daß der Monitor „überall gute Männer und Frauen, die sich für die Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen ... interessieren, ansprechen“ werde. Dies ist eine wunderbare Beschreibung unserer Leser. Und sie sind überall zu finden, in mehr als hundertfünfzig Ländern — jene Menschen, die sich mit Herzenswärme und Nächstenliebe für die Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen einsetzen. Ich weiß, Sie haben viel darüber nachgedacht und mir während der letzten beiden Jahre viele gute Gedanken darüber mitgeteilt, wie der einzelne mit diesen Motiven den Monitor wirksam und systematisch nutzen kann.

Nun, wir alle kennen zwei Tätigkeiten: Wachen und Beten. Mrs. Eddy benutzt diese beiden Wörter „wachen“ und „beten“ sehr häufig zusammen. Und der Monitor bietet uns die Möglichkeit, effektiv und regelmäßig zu wachen und zu beobachten, was in der Welt vor sich geht. Wir können uns über die mentalen Einstellungen informieren und darauf achten, daß sie uns nicht überwältigen, daß wir sie im Gebet handhaben — idealerweise, noch ehe sie sich festsetzen.

Es ist unsere metaphysische Aufgabe, zu erkennen, daß sich allein das göttliche Gesetz festsetzen kann und daß sich diese falschen Annahmen nicht einnisten können. Beziehen wir die Welt nicht in unser Denken ein, dann wird uns die Welt in ihr Denken einschließen. Unsere inspirierten Gedanken segnen. Doch sterbliche Annahmen bieten niemandem etwas Gutes. Wenn wir wirklich erkennen wollen, daß Ereignisse nur Gedanken sind, und wenn wir diese Ereignisse verbessern wollen, müssen wir die Gedanken verbessern.

Sie erinnern sich vielleicht: Vor ein paar Jahren unterhielten wir [einige Mitarbeiter der Verlagsgesellschaft] uns mit einer Reihe von Monitor-Lesern, insbesondere mit denen, die sich offensichtlich für die Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen engagierten, wie Archibald McLellan es formulierte. Durch alle Antworten lief ein roter Faden — nämlich der Gedanke, daß der Monitor seinen Lesern hilft, jene illusorischen Barrieren der Hilflosigkeit oder Hoffnungslosigkeit zu durchbrechen. Zwei Antworten hatten mich besonders beeindruckt. Die eine kam von dem Herausgeber einer bekannten literarischen Zeitschrift, der einen großen Teil seiner Karriere in den Dienst des Weltfriedens gestellt hat. Er sagte folgendes über den Monitor: „Der Christian Science Monitor untermauert den Glauben, daß die Menschen sich nicht dem Gefühl der Hilflosigkeit hinzugeben brauchen.“

Und dann die Anwort eines südafrikanischen Autors, der sich in den Dienst der Rassengleichheit und der menschlichen Freiheit gestellt hat. Seine Worte hatten mich damals sehr bewegt: „Der Monitor macht kurzen Prozeß mit jedem Glauben an die unverbesserliche Verderbtheit des Menschen und die Sinnlosigkeit menschlichen Strebens. Es ist eine Zeitung, die für nüchterne und von Verantwortung getragene Hoffnung eintritt.“

Hal Friesen: Wenn die Korrespondenten und die Leser ihre Augen nicht vor den wahren Nöten der Welt verschließen, wenn sie bewußt auf die Christus-Botschaft lauschen, wenn sie bereit sind, die Wahrheit furchtlos zu äußern, dann — und dessen bin ich mir sicher — werden sich die Ereignisse ändern. Wir werden feststellen, daß die Welt geheilt wird.

John Hoagland: Sie erwähnten die Korrespondenten. Es erwartet uns etwas ganz Besonderes. Wir überqueren jetzt den Atlantik und gehen nach England, wo sich im Old Royal Observatory in Greenwich, einem wunderbaren Ort, Redakteure und Korrespondenten des Monitors zu einer Diskussionsrunde zusammengefunden haben. Wir schalten jetzt um zu unserem Gastgeber in England, John Parrott.

Ich begrüße Sie alle recht herzlich im Namen aller unserer Zuhörer hier in London sowie im Namen der Teilnehmer an unserer Diskussionsrunde hier im Oktagonsaal. Wir haben unsere Gesprächspartner gebeten, Fragen zu behandeln, die jeden einzelnen überall betreffen, und sie für uns klar und deutlich zu definieren. Zunächst möchte ich Ihnen jedoch unsere Gesprächsteilnehmer vorstellen.

Links sitzt David Winder. David berichtet aus London über das Geschehen in Großbritannien und Nordirland. Neben David sitzt Charlotte Saikowski. Sie ist die Leiterin unseres Washingtoner Büros. Auf der anderen Seite sehen Sie David Willis, unseren Korrespondenten für die dritte Welt oder die Entwicklungsländer. Elizabeth Pond ist unsere Europakorrespondentin in Bonn. Und unser Moderator ist Dick Nenneman, geschäftsführender Redakteur des Christian Science Monitors.

Vielen Dank, John.

Bill Moody verwies bereits auf zwei Äußerungen, die Mrs. Eddy gegen Ende des letzten Jahrhunderts in bezug auf das künftige Jahrhundert machte — das zwanzigste Jahrhundert. Ich möchte aus dem Buch Verschiedenes (S. 266) jene Stelle zitieren, in der Mrs. Eddy einige Gefahren nennt, die sie für die Welt voraussah. Wie sie sagt, bestehen die Gefahren u. a. in den „Ansprüchen Ansprüchen von Politik und menschlicher Macht, industrieller Versklavung und in unzureichender Freiheit für ehrlichen Wettbewerb sowie in Ritualismus, in Glaubensbekenntnissen und Konzernen anstelle der goldenen Regel: ,Alles nun, was ihr wollt, daß euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch!' “

Mrs. Eddy schien besorgt zu sein, daß irgendwelche politische, wirtschaftliche oder religiöse Kontrolle den einzelnen daran hindern könnte, seine geistige Freiheit als Gottes Kind zu beweisen. Wir werden in unserer Diskussion auf einige der Systeme und Gedankenzustände in der Welt zu sprechen kommen, die vielleicht die Freiheit des einzelnen beeinträchtigen oder dort, wo Freiheit herrscht, zum Mißbrauch dieser Freiheit führen.

Beb, Sie haben für den Monitor über mehrere Runden von Abrüstungsverhandlungen berichtet, und es sieht so aus, als ob 1985 eine neue Runde beginnt. Wie würden Sie den Gedankenzustand beschreiben, der in den letzten Jahrzehnten dem Wettrüsten zugrunde liegt?

Meines Erachtens beschreibt Mrs. Eddys Hinweis auf die Ansprüche der Politik und der menschlichen Macht den Gedankenzustand, der dem Wettrüsten, der atomaren Gefahr, zugrunde liegt, sehr treffend. Ja, die Materie wird zerstörerisch und erreicht „ihren sterblichen Höhepunkt in der Illusion“ (siehe Wissenschaft und Gesundheit 97:13-16), und wie! Diese Vorstellung, daß der Mensch verwundbar sei, daß sein Leben in einem Augenblick ausgeblasen werden könne, daß Macht immer die Kraft der Zerstörung sei und nicht die der Liebe und daß die Menschheit gespalten und angesichts dessen hilflos sei, ist eine gotteslästerliche Parodie, eine entsetzliche Farce.

Haben wir es im Grunde nicht mit Eigenschaften des Denkens zu tun? Mit anderen Worten: Das eigentliche Problem ist nicht die materielle Bombe selbst, ganz gleich, wie zerstörerisch sie ist. Die Wurzeln des Problems liegen in den negativen Eigenschaften des Denkens, in den rohen Gefühlen, die zu Konflikten führen. Sie müssen also im Bewußtsein des einzelnen ausgemerzt werden. Die Aussicht auf atomare Vernichtung braucht niemanden in Schrecken zu versetzen, denn wir können uns immer an unser eigenes Denken wenden. Die Herausforderung richtet sich an das individuelle Bewußtsein. In dem Maße, wie wir z. B. Selbstsucht, Feindschaft, Neid oder Ungeduld in uns überwinden können, zerstören wir sie nicht nur für uns selbst, sondern wir helfen der ganzen Welt, diese Irrtümer auszurotten.

Richard Nenneman: David, Sie und David Winder haben für uns in den letzten Jahren aus der dritten Welt berichtet, und wir freuen uns, daß Sie beide heute bei uns sein können. Außer der Furcht und anderen Eigenschaften, die dem Wettrüsten zugrunde liegen, und abgesehen von den Problemen der dritten Welt, wie z. B. Hunger oder Überbevölkerung, über die Sie berichteten und in diesem Jahr eine Artikelserie schrieben, mit welchen Gedankenzuständen der Menschen oder Regierungen müssen wir uns Ihrer Ansicht nach auseinandersetzen?

Ich möchte mit Äthiopien beginnen, denn ich bin gerade von dort zurückgekehrt, und diese Situation beschäftigt die Menschen sehr. Mir scheint, daß die Hungersnot, über die wir so viel lesen, im Grunde ein Hunger nach Ideen ist. Die Wüste, in der ich stand, war meines Erachtens buchstäblich die Wüste oder „Einöde menschlicher Hoffnungen“, über die Mrs. Eddy schreibt (siehe Wissenschaft und Gesundheit 566:1-10). Diese Wüste muß mit der Inspiration eines jeden von uns bewässert werden.

Richard Nenneman: Damit sagen Sie sicherlich nicht, daß wir diese Menschen nicht mit Nahrungsmitteln versorgen müssen.

David Willis: Natürlich nicht. Ich will damit sagen, daß wir zunächst in unserem Denken die Grundlage schaffen, von der aus wir dann die inspirierten menschlichen Maßnahmen ergreifen können, deren wir alle fähig sind. Ich will damit sagen, jeder von uns muß seine Aufgabe individuell erfüllen — im Denken und dann im menschlichen Tun, das davon ausgeht.

Richard Nenneman: Eine große Schwierigkeit für die Welt liegt gewiß darin, ein Kommunikationsnetz, ein Netzwerk von Verbindungen, auszuarbeiten, das jeder Entwicklungsstufe angemessen ist. Ich denke dabei an das Wort „Nationalismus“, denn meines Erachtens sehen wir in der dritten Welt Beispiele dafür, daß der Nationalismus sich sowohl positiv auswirken als auch Uneinigkeit schaffen kann. Könnten Sie uns ein Beispiel dafür geben?

David Winder: Ich glaube, wir müssen hier hervorheben, daß der Nationalismus heute für die Welt eine der größten Gefahren darstellt. Und Sie haben den kritischen Punkt berührt, als Sie sagten, daß er Uneinigkeit schafft. Er schafft Uneinigkeit, weil er so engstirnig ist, weil er sich bei seiner Suche nach einer bestimmten Identität so ausschließt, daß dies notwendigerweise auf Kosten anderer Länder geschieht.

David Willis: David, ich möchte nochmals auf einen Punkt zurückkommen, den Sie berührten. Wer in jüngster Zeit in Äthiopien war, ist sich bewußt, daß es dort drei Arten von Nationalismus gibt, die sich bekämpfen: Wir haben die Zentralregierung und die Provinzen Eritrea und Tigre. Und wenn man die Schlagzeilen über Sri Lanka liest, stellt man fest, daß sich dort zwei nationalistische Strömungen gegenüberstehen.

Richard Nenneman: Ja, das stimmt. Wir sollten nun über die Herausforderung sprechen, die die kommunistische Ideologie darstellt.

Nun Dick, eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist gewiß die Beziehung zwischen den zwei Supermächten und auch die Natur des sowjetischen Systems, das dem des Westens und vielen Teilen der Welt feindlich gegenübersteht. Es handelt sich hier um ein kommunistisches Land, in dem der einzelne dem Staat untergeordnet ist, in dem die politische und wirtschaftliche Freiheit sehr begrenzt ist, in dem der Bürger kaum seine Religion ausüben kann. Zudem ist es ein Staat, der imperialistische Ziele verfolgt.

Richard Nenneman: Ich glaube, Charlotte, viele von uns können verstehen, daß die Menschen als einzelne sehr wohl in der Lage sind, sich zu ändern. Doch fragen wir uns, ob sich das sowjetische System oder irgendein anderes System, das mehr oder weniger totalitär ist, ändern kann.

Aber gewiß! Man denke nur an die Veränderungen, die sich seit Stalins Zeiten in der Sowjetunion vollzogen haben, oder an die Veränderungen im sowjetischen Imperium in Osteuropa. Oder man denke an den Wandel in China, der in nur zehn Jahren zwischen der Kulturrevolution und dem System wirtschaftlicher Anreize, die wir heute sehen, stattfand. Gewiß, es ist schwierig; es ist in jedem System schwierig. Es ist schwierig, ein System tief verwurzelter Gedanken zu ändern, sei es im Westen oder im Osten. Doch gibt es ermutigende Beispiele, wo gerade das geschehen ist.

Richard Nenneman: Den letzten Punkt unserer Diskussionsrunde haben wir den Sättigungsgrad des Materialismus genannt. In weiten Teilen des Westens sind die Menschen so reich geworden und ihr Leben ist so mühelos, daß sie anscheinend nicht mehr wissen, worum es bei dieser Freiheit ursprünglich ging. Wir haben uns bereits ein wenig darüber unterhalten, und ich glaube, alle Gesprächsteilnehmer möchten sich hieran beteiligen. David Winder, würden Sie den Anfang machen?

: Zunächst einmal müssen wir vorsichtig sein, wenn wir von Saturiertheit sprechen, dem Gefühl, daß es uns allen noch nie so gut ging wie heute, denn wir haben in Europa Millionen Arbeitslose. Und diese haben offensichtlich große Furcht. Doch man findet zweifellos ein Übermaß an Materialismus. Der Gedanke „Wir wollen, was wir wollen, wenn wir es wollen“ grassiert geradezu wie eine Krankheit in der westlichen Gesellschaft. Er nährt Gier, Selbstsucht und Selbstzufriedenheit.

[Katherine W. Fanning (Kay), Redakteur des Christian Science Monitors, und Allison W. Phinney, Jr. (Skip), Schriftleiter der christlich-wissenschaftlichen Zeitschriften, haben inzwischen auf dem Podium in Boston Platz genommen.]

Ich möchte unserer Gesprächsrunde in London sehr herzlich danken. Sie waren wunderbar. Wir müssen nun nach Boston zurückschalten, doch hoffe ich, daß wir uns wieder einmal über Satellit begegnen werden.

Die Korrespondenten und Redakteure des Monitors geben sich die größte Mühe, sowohl den Siegen wie auch den Tragödien im Leben der Menschen und in den Verhältnissen, in denen sie sich befinden, Gewicht beizumessen. Doch Mrs. Eddy wählte die Namen, die sie ihren Zeitschriften gab, mit großer Sorgfalt. Der Name „Monitor“ war für sie sehr wichtig. Und dem Wörterbuch gemäß hat ein Monitor die Aufgabe, zu warnen oder zu unterrichten. So könnte man in gewissem Sinne sagen, daß der Monitor uns dabei hilft, die Tagesordnung für unsere Gebete aufzustellen. Skip, haben Sie in Ihrer Abteilung für das Journal, den Sentinel und den Herold eine Tagesordnung, wie z. B. die fünf Punkte, die gerade in London diskutiert wurden?

Kay, ich weiß, daß diese Woche recht turbulent für Sie war, doch gestatten Sie mir, Sie auf den Sentinel vom 10. Dezember aufmerksam zu machen! Die gesamte Ausgabe ist dem Thema „Frieden“ gewidmet. Ein Artikel trägt den Titel „Internationale Spannungen heilen“. O ja, wir haben dieselbe Tagesordnung. Das kann gar nicht anders sein. Wir sind überzeugt, daß Gebet die Tagesordnung bestimmt.

Kay, als Sie sprachen, mußte ich an Mrs. Eddys Erklärung denken, wo sie von der „Kette des wissenschaftlichen Seins“ Wissenschaft und Gesundheit (S. 271): „Das Christentum Christi ist die Kette des wissenschaftlichen Seins, das zu allen Zeiten wiedererscheint, sich in seiner unverkennbaren Übereinstimmung mit der Heiligen Schrift behauptet und alle Zeiten in dem Plan Gottes vereinigt.“ spricht.

Ja, stellen Sie sich vor, die Christlichen Wissenschafter (und nicht nur die Christlichen Wissenschafter, sondern die Welt) würden in ihren Gebeten die Furcht vor einer atomaren Kettenreaktion gegen Liebe austauschen, gegen eine Kette der Liebe, die rund um die Erde reicht. Wie würde das doch alles verändern! Und wissen Sie — um nochmals auf unsere Leser zurückzukommen —, die Einheit von Lesern und Korrespondenten des Monitors, und dasselbe gilt sicher auch für Ihre Zeitschriften, ist eine wesentliche Voraussetzung, um Mrs. Eddys Zweck, den sie ihren Zeitschriften gab, erfüllen zu können, nämlich „die ganze Menschheit zu segnen“. Dazu sind Leser und Korrespondenten erforderlich.

Allison Phinney: Die Tatsache, daß sich Mrs. Eddy in jenem frühen Stadium der Berichterstattung für Nachrichten aus aller Welt interessierte und natürlich daß sie den Monitor gründete, gibt uns meines Erachtens einen Hinweis. Ich glaube, wir können daraus ersehen, daß sie nicht befürchtete, die Welt würde die Christlichen Wissenschafter auf irgendeine Weise negativ beeinflussen. Ja, sie war fest davon überzeugt, daß die neue geistige Perspektive, die die Christliche Wissenschaft bot, die Welt beeinflussen würde. Von Anbeginn war sie von einer absoluten Gewißheit durchdrungen. Wissen Sie, Kay, das erinnert mich an Jesu Gebet, an das, was er sagte, als er mit Gott sprach, als er über die Kreuzigung, über die Auferstehung und die Himmelfahrt hinaus an die Zukunft seiner Jünger dachte. Er betete: „Ich bitte nicht, daß du sie von der Welt nehmest, sondern daß du sie bewahrest vor dem Bösen“ (Joh. 17:15).

Wir haben während dieser Versammlung viel über die Welt gesprochen, und vielleicht sollten wir jetzt einen Moment innehalten und Bilanz ziehen und sehen, was wir meinen. Ich frage mich, ob nicht das, was wir sagen, das menschliche Bewußtsein ist. Als Christliche Wissenschafter erwarten wir, daß der Christus, die Wahrheit, ein immergegenwärtiger Einfluß im menschlichen Bewußtsein ist. Und wenn wir das tun, erwarten wir auch, den Beweis dafür zu sehen, die Durchsäuerung des Denkens, den Fortschritt im Denken. Und wenn wir das nicht tun, sollten wir unsere geistigen Maßstäbe prüfen, um herauszufinden, warum wir das nicht erwarten. Interessanterweise finden wir auf der Umschlagseite einer jeden Ausgabe des Christian Science Sentinels Jesu Worte, die das Motto des Sentinels sind: „Was ich aber euch sage, das sage ich allen: Wachet!" Wenn wir geistig wachsam und auf der Hut sind, kann uns nichts auf Erden davon überzeugen, daß sich das Gute nicht entfalte oder daß das Kommen des Trösters keinen entscheidenden Wandel gebracht habe. Sein Kommen veränderte die Welt enorm.

Wenn wir geistig unseren Mann stehen — und Christliche Wissenschafter würden sagen, wenn wir metaphysisch unseren Mann stehen —, dann beginnt sich der Nebel aufzulösen, und der Schlachtendampf verzieht, und wir erkennen, was wirklich vor sich geht. Wir sehen immer klarer den Einfluß des Christus im menschlichen Denken. Und wir erlangen unsere geistige Schau wieder, die wir so sehr brauchen und die für uns so natürlich ist und uns vorwärts trägt.

Hal Friesen: Damit haben wir viele Denkanstöße bekommen. Niemand, der hört und sieht, was heute vor sich geht, kann sagen, die Christlichen Wissenschafter täten nichts für die ganze Menschheit, sie lebten nicht für die ganze Menschheit. Wir tun viel. Doch wir müssen noch mehr tun. Geistige Eile ist geboten.

Jetzt scheint der rechte Augenblick gekommen, daß wir innehalten und uns im stillen Gebet vereinen. Danach werden wir gemeinsam mit dem Ersten und Zweiten Leser Der Mutterkirche das Gebet des Herrn mit seiner geistigen Auslegung aus dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft (Wissenschaft und Gesundheit, S. 16) sprechen. [James Spencer und Essie A. Diggs leiteten die Versammlung im Gebet.]

Anschließend an das Gebet folgte ein kurzer Film, der den Vorstand der Christlichen Wissenschaft bei der Arbeit im Direktorenzimmer zeigte:

Harvey Wood: Gestern abend, als ich mich auf die heutige Versammlung vorbereitete, schlug ich das Wort „momentum“ [Schwung, Bewegkraft, Antrieb] nach, um zu sehen, wie Mrs. Eddy dieses Wort gebraucht. Sie benutzte es, glaube ich, nur an einer Stelle in Wissenschaft und Gesundheit, und zwar im Kapitel „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“. In dem betreffenden Abschnitt führt sie zunächst kurz an, wie sie vor vielen Jahren ihre geistige Entdeckung machte, der eine Fülle wissenschaftlicher Beweise folgte. Dann sagt sie mit prophetischem Blick: „Allmählich wird dieses Beweismaterial an Nachdruck [Schwung, Bewegkraft, Antrieb]. .. gewinnen. . .“ Wissenschaft und Gesundheit (S. 380): „Vor vielen Jahren machte die Verfasserin eine geistige Entdeckung, deren wissenschaftliche Augenscheinlichkeit zu dem Beweis anwuchs, daß das göttliche Gemüt Gesundheit, Harmonie und Unsterblichkeit im Menschen erzeugt. Allmählich wird dieses Beweismaterial an Nachdruck und Klarheit gewinnen, bis es seinen Höhepunkt der wissenschaftlichen Behauptung und des wissenschaftlichen Beweises erreicht.“

Was verleiht eigentlich heute die Antriebskraft, was begann 1866 und hat sich all die Jahre hindurch vollzogen? Diese Kraft ist das Heilen; es ist die Demonstration christlich-wissenschaftlichen Heilens im Feld, die diesen Antrieb bewirkt hat, der uns dorthin brachte, wo wir heute sind. Und meines Erachtens wäre es sehr hilfreich, wenn wir erkennen würden, daß die Heilarbeit nicht ausschließlich von einer elitären Gruppe innerhalb unserer Kirche vollbracht wird, die wir Ausüber nennen.

Obgleich wir ihnen sehr dankbar sind.

H. Dickinson Rathbun: Absolut. Doch ich möchte auf dieser Versammlung an etwas erinnern, was uns Mrs. Eddy im Kirchenhandbuch über das Heilen sagt. Sie erklärt: „Mein Rat ist, daß jedes Mitglied dieser Kirche danach streben soll, durch seine Praxis zu demonstrieren, daß die Christliche Wissenschaft die Kranken rasch und völlig heilt, und dadurch zu beweisen, daß diese Wissenschaft dem Wert, den wir ihr beimessen, vollständig entspricht“ (Art. XXX Abschn. 7).

Alle, die wir hier versammelt sind, haben, so wie Sie da draußen, eine tiefe, tiefe Liebe zu unserer Sache. Und noch etwas: Wir wenden uns tagtäglich an dieses Kirchenhandbuch, dieses Handbuch Der Mutterkirche, um uns von ihm leiten zu lassen, genauso wie Sie es tun. Es ist wunderbar, wenn man bedenkt, welch großes Vertrauen die Verfasserin dieses Kirchenhandbuchs in Gottes Macht hatte, in die Macht des ursprünglichen Christentums, daß sie mit diesem bescheidenen kleinen Büchlein für eine Organisation sorgte, die selbst bescheiden und einfach ist. Und diese Bescheidenheit verleiht der Kirche ihre große Stärke, denn es veranlaßt uns alle — mich, Sie, jeden —, uns an Gott zu wenden, um Seine Kraft zu empfangen, die Kraft Seines Christus.

Hier endete der Film, und die Vorstandsmitglieder setzten ihre Diskussion fort.

Ruth Elizabeth Jenks: Es erfüllt mich mit Freude, wenn ich mir die heilende Kette der Liebe vorstelle, die heute die ganze Welt umspannt. Ich denke an Sie in Lagos, Nigeria, an Ihre Gesichter, die von Liebe erstrahlen, und an Sie in Dublin, Stockholm, Mexiko, São Paulo und Honolulu. Jeder einzelne ist an seinem Platz ein wichtiges Glied in jener Kette der Liebe. Und in dem Maße, wie wir die Vorstellung von unserer Zuneigung erweitern, werden auch unsere eigenen Familienbande gestärkt werden. Mit dieser Stärkung erwacht in uns der Wunsch, für die ganze Menschheit zu leben, indem wir uns bereitwillig — individuell in unserem eigenen Leben — mit jenen wichtigen Fragen auseinandersetzen, von denen wir heute gehört haben.

Nehmen wir z. B. die Frage der Monopolisierung. Glauben wir, daß wir als Christliche Wissenschafter ein Monopol auf das Gute haben? Glauben wir, daß der Imperialismus, der sich in persönlicher Vorherrschaft zeigt, notwendig ist? Daß Gott nicht jede Idee in Seiner wertvollen Schöpfung führen kann? Und wie steht es mit dem schlaffen Religionswesen? Haben Kompromisse unsere moralische Kraft geschwächt? Hat der Übergriff des Materialismus auf unsere Zeit das Studium und Gebet auf einen uns angenehmen Zeitpunkt verbannt — anstatt ihnen Vorrang zu geben? Ja, in dem Maße, wie wir täglich in unserem eigenen Leben mit diesen Fragen ringen, werden wir uns mehr für die Menschheit engagieren. Wir werden die Würde, den Wert, eines jeden Menschen erkennen. Und wir werden verstehen lernen, daß keine Idee von ihrem Vater-Mutter Gott getrennt sein kann. Dies wird unsere Familie stärken. Wir tun etwas für unsere Kinder, um sie für den erhabenen Zweck vorzubereiten, den jedes zu erfüllen hat.

Ja, wir leben in einer Zeit großer Intensität des Denkens und tiefgehender Forschung; ein Jahrhundert geht zu Ende. Aber diese Jahrhundertwende ist etwas Besonderes. Sie ist das Ende eines Jahrtausends, des zweiten Jahrtausends seit der Ankunft des Messias. Wir können sicher sein, daß ein tiefes, geistiges Forschen einsetzen wird — ein Forschen im Herzen der Menschen. Unsere Führerin sagt es folgendermaßen:, „Die Zeit für Denker ist gekommen“ (Wissenschaft und Gesundheit, S. vii).

Harvey Wood: Es freut mich, daß wir noch einmal auf diesen Punkt der mentalen Energie zurückkommen, die sich gegen Ende eines Jahrhunderts freisetzt. Ich denke an einen sehr guten Freund von mir, der die letzte Jahrhundertwende als junger Mann erlebte. Er war Christlicher Wissenschafter, und er sagte, daß zu jener Zeit viel über das Wachstum, das rapide Wachstum, der christlich-wissenschaftlichen Bewegung in den Zeitungen stand. Doch gingen damit viele Spekulationen darüber einher, wie schnell die gesamte Bewegung wohl wieder verschwinden würde, sobald ihre dynamische Führerin nicht mehr da sei. Er berichtete weiter: Als ihn die Nachricht erreichte, daß unsere Führerin weitergegangen war, konnte er in jener Nacht nicht einschlafen, bis er sich die Frage stellte: Nun, was wirst du jetzt tun? Und dann, so sagte er, sei ihm die Antwort klar gewesen. Er gab seinen Beruf auf, ging nach Chikago und eröffnete ein Büro als Ausüber der Christlichen Wissenschaft. Und ich meine, vielleicht können wir über eine derartige energiegeladene Antwort heute auch nachdenken.

Wissen Sie, diese Geschichte weckt auch in mir vertraute Erinnerungen. Es ist schon Jahre her. Ich hatte damals den innigen Wunsch in der Heilarbeit tätig zu sein. Ich wünschte mir so sehr, anderen Menschen zu helfen. Doch niemand bat mich um Hilfe. Und so richtete ich mir einen winzigen Raum ein. Er befand sich im Obergeschoß des Hauses, in dem wir damals wohnten. Ich richtete ihn mir als Arbeitszimmer ein und ging jeden Tag dorthin und gab Behandlungen.

Aber wie konnte ich das ohne Patienten tun? Ich hatte Patienten. Und wer waren sie? Ein Begriff ist heute mehrmals gefallen — die Tagesordnung für das Gebet: Ich benutzte den Monitor. Der Monitor machte mich auf Situationen aufmerksam, die nach meinem Gebet verlangten. Und so begann die Praxis. Binnen einer Woche hatten mich zwei Leute um Hilfe gebeten, und der Zustrom hat nie aufgehört.

Hai Friesen: Ich möchte nur eins hinzufügen: Wenn wir auch auf diesem Treffen sehr viel über unsere Zeitschriften gesprochen haben, so ist es doch kein Treffen zur Zeitschriftenförderung. Es ist eine problemorientierte Versammlung. Die Probleme werden uns vorgelegt, und uns stehen die Mittel zur Verfügung, sie zu handhaben, und zwar mit dem, was wir in unserem Vierteljahrsheft empfangen, durch unseren Sentinel, unser Journal, die Herolde, den Monitor, die verschiedenen Möglichkeiten, die unsere Führerin vorgesehen hat.

Michael Thorneloe: Mrs. Eddy behandelt in ihren Schriften das Thema Frieden auf vielfältige Weise. Die für mich klarste Antwort, die unsere Führerin gibt, gab sie hier in ihrer ersten Ansprache in diesem wunderbaren Kirchengebäude. Es war an einem Sonntag im Mai 1895. Sie betrat dieses Podium, und in ihren Bemerkungen, die sie an jenem Tag vor der Gemeinde aus dem Stegreif machte, sind diese wenigen Worte enthalten, die für mich klar und präzise die Frage beantworten: Wie kann ich für die ganze Menschheit leben? Sie sagte: „Lebt so, daß euer Leben eure Aufrichtigkeit bezeugt und Sein Lob widerhallen läßt.“ Verm. (S. 106): „Seit langem ist es eine Frage von ernster Bedeutung: Wie soll die Menschheit den höchst Anbetungswürdigen und am wenigsten Angebeteten verehren, und wo soll das Lob beginnen, das niemals enden darf? Mir ist, als hörte ich von allen Seiten Engel lieblich und sanft flüsternd antworten: ,Lebt so, daß euer Leben eure Aufrichtigkeit bezeugt und Sein Lob widerhallen läßt.' “ In dieser Aufforderung liegt eine freudige Dringlichkeit. Jeder von uns kann ihr nachkommen. Jeder von uns kann sein Teil dazu beitragen, die Prophezeiungen unserer Führerin zu erfüllen. Jeder von uns kann und muß für die ganze Menschheit leben.

Nun, warum können wir dieser dringenden Aufforderung unserer Führerin schon jetzt folgen? Wegen der Werke unseres Meisters Christus Jesus. Er war buchstäblich der Friedefürst. Er zeigte der ganzen Menschheit, daß Frieden eine gegenwärtig erreichbare Wirklichkeit ist. Frieden ist nicht langweilig, keine statische Leere, in der nichts vor sich geht. Frieden ist voller Freude, voller Heiterkeit. Er ist lebenswichtig. Er ist sanft, gnadenvoll. Er ist voller Leben. Wie Liebe, so fordert auch Frieden aktive Zeugen.

Wenn immer ich an den Frieden denke, werde ich an Weihnachten erinnert. Die reine Freude des Christfestes ist der ständige Hinweis, die gegenwärtige Erklärung, daß der Frieden hier und jetzt, zu allen Zeiten bei uns ist. Die Weihnachtsbotschaft ist zugleich die Botschaft der Auferstehung und der Himmelfahrt. Der Frieden des Weihnachtsfestes ist jeden Tag bei uns. Er bringt Heilung und Erlösung. Er bringt der ganzen Menschheit Befreiung. In dem Maße, wie Sie und ich für den Christus empfänglich sind, muß Frieden das unausweichliche Ergebnis sein — Frieden in seiner allgemein anerkannten Form der Brüderlichkeit unter den Nationen.

Wir danken Ihnen allen, daß Sie zu dieser Bürgerschaftsversammlung, diesem Familientreffen, gekommen sind. Es ist ein Geschenk der Liebe von Der Mutterkirche, Ihrer Mutterkirche. Wir sind dankbar für alles, was Sie tun. Wir sind dankbar für Ihre Liebe zu Gott, für Ihre Treue zu unserer Führerin und ihrer Sache. Ja, wir alle können an den Früchten teilhaben, die jener wunderschöne Weihnachtssegen aus der Bibel verheißt: „Friede sei mit dir und deinem Hause und mit allem, was du hast!“ (1. Sam. 25:6.)

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / April 1985

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.