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Diebstahl und Barmherzigkeit

Aus der November 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Mutter hörte, wie die Garagentür zuschlug, aber Greg kam nicht ins Haus.

„Er muß wohl noch einmal mit Brian weggegangen sein", dachte sie. „Schön, daß sie zusammen spielen, auch wenn Brian fünf Jahre älter ist als Greg. Beide kennen sich gut mit Baseball aus und mögen diesen Sport sehr."

Etwas später klingelte es an der Hintertür. Brian wollte wissen, ob Greg zu Hause war.

„Ich dachte, ihr wärt zusammen zum Hobbyladen gegangen, um euch die Baseball-Sammelbilder anzuschauen", sagte die Mutter.

„Ja, wir waren da", erwiderte Brian, „aber dann ist Greg weggegangen."

Die Mutter wußte, daß etwas nicht in Ordnung gewesen sein mußte, sonst hätte er das nicht getan.

„War Greg über irgend etwas böse, Brian?"

Brian war sich nicht sicher.

Er beschloß, die Straße hinunterzugehen und Greg zu suchen. Die Mutter betete und lauschte auf Gottes Rat. Ihr kam die Idee, in der Garage nachzusehen, ob Gregs Fahrrad da war. Als sie die Tür öffnete, war das Fahrrad da — und Greg auch. Er schien recht verärgert.

„Was ist denn los?"

Was immer es war, Greg konnte oder wollte es nicht sagen.

„Komm rein, Schatz, du kannst mir ruhig erzählen, was passiert ist. Egal, was es ist, wir werden das Problem lösen."

Die Mutter wußte, daß Kinder manchmal nicht über Dinge sprechen wollen, die sie bedrücken. Doch sie war bereit, zuzuhören, wenn Greg Hilfe brauchte. Sie gingen ins Arbeitszimmer der Mutter. Die Mutter dachte daran, wie Gottes Liebe uns immer umgibt. Ob das Problem groß oder klein ist, wenn wir Gott, Wahrheit, vertrauen, finden wir immer Hilfe und erkennen, daß Gottes Güte die einzige Macht ist.

Dann fiel der Mutter ein, daß Greg im Sommer die Seligpreisungen auswendig gelernt hatte.

Sie sagte: „Was es auch sei, vielleicht kann uns ein Vers aus den Seligpreisungen helfen. Du weißt, daß Christus Jesus uns verheißen hat, daß wir im Leben besser zurechtkommen, wenn wir als Kinder Gottes handeln."

Greg dachte eine Weile darüber nach. Dann sagte er, er sehe nicht, wie die Seligpreisungen ihm in diesem Fall helfen könnten. „Brian hat mir erzählt, daß Tony mein Baseball-Bild mit Don Mattingly von 1985 gestohlen hat, als er und Tony letzte Woche bei mir im Zimmer waren und mir beim Ordnen meiner Baseball-Bilder geholfen haben. Das war eins meiner besten Bilder, und er hat es einfach genommen!"

Die Mutter wußte, daß Tony in Gregs Zimmer gewesen war, was nur selten vorkam. Tony war ebenfalls recht viel älter, und deshalb hielt Greg viel darauf, daß er sein Freund war und mit ihm nach Hause kam. Das Baseball-Bild war wichtig für Greg, aber wie konnte er es zurückfordern und dann noch weiter mit den großen Jungen spielen?

Die Mutter betete still weiter. Ein gestohlenes Baseball-Bild mag keine große Sache sein. Für einen Christlichen Wissenschafter ist es jedoch wichtig, daß er dem Leben Jesu und seinen Lehren auch in kleinen Dingen folgt. Ja, für Ehrlichkeit eintreten ist sehr wichtig, aber eine gute Freundschaft auch.

Die Mutter wollte also Greg verständlich machen, wie solche Situationen durch Jesu Lehren besser werden. Es war ihr ganz klar, daß sie die Gegenwart, Hilfe und Liebe Gottes spüren konnten, selbst inmitten eines scheinbar noch so großen Problems.

„Du weißt doch, in einer Seligpreisung heißt es, daß diejenigen, die Barmherzigkeit zeigen, selbst Barmherzigkeit erleben werden (siehe Mt 5:3–12). Es sieht nun zwar so aus, als ob du das Opfer wärst und Barmherzigkeit brauchtest. Willst du aber Liebe empfinden, statt dich verletzt zu fühlen — dann mußt du zuerst lieben und vergeben."

Greg war nicht überzeugt, daß er Tony lieben könnte, aber er hörte zu.

„Barmherzig sein bedeutet, daß wir uns liebevoll und hilfsbereit zeigen, wenn jemand in Not ist. Und in gewisser Weise befindet sich Tony ja in Not. Er hat etwas gestohlen. Das Liebevollste, was wir tun können, ist also, ihm aus seinen Schwierigkeiten herauszuhelfen. Wir tun das, wenn wir wissen, warum er in Wirklichkeit schon jetzt gut ist! Da Gott alles Gute und der Mensch Sein Ebenbild ist, muß jeder con uns gut — und vollständig — sein.

Deshalb braucht oder will Tony in Wirklichkeit nichts, was ihm nicht gehört. Wenn er dieses Bild genommen hat, so war das eigentlich nicht seine eigene Idee. Es waren Gedanken, die verneinten, daß er bereits gesegnet ist. Aber das sind nicht die guten Gedanken, die von Gott kommen. Der Gedanke, daß Stehlen in Ordnung sei, könnte ein Kind Gottes nicht in Versuchung führen. Er hat keine Macht, weil er nicht von Gott kommt. Gott ist die einzige Macht, und Er ist gut. Diese Wahrheit segnet die Kinder Gottes — dich, mich und Tony."

Greg war ganz still. Ja, er wollte barmherzig sein, beschloß er.

Kurz darauf klingelte das Telefon. Es war für Greg.

„Mutti! Brian ist bei Tony, und Tony hat ihm aus heiterem Himmel gesagt, daß er mir mein Bild zurückgeben will! Brian sagt, ich soll gleich zu Tony kommen. Tschüß, Mutti!"

Die Hintertür schlug zu. Die Mutter dachte noch weiter darüber nach, wie Gott, Wahrheit, zu jedem Seiner Kinder spricht und daß wir Ihn überall hören können. Dies war ein eindrucksvoller Beweis dafür, was geschieht, wenn wir Barmherzigkeit zeigen.

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