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Es ist an der Zeit, wirklich zu leben

Aus der November 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Irgendwie Ist Es einfach unsinnig, die Leute nach der Farbe ihrer Haare zu beurteilen. Ob wir blond, braun, schwarz oder auch feuerrot sind, sagt nichts darüber aus, wie wir unser Leben nutzen — nichts über unsere Fähigkeit, zu lieben und zu geben.

Daß dies so ist, ist unbestritten, aber denken wir einmal daran, wie viele Klischees im allgemeinen an grauen Haaren festgemacht werden! (Erinnern Sie sich noch daran, wie Ihnen zumute war, als Sie im Spiegel Ihr erstes graues Haar genauer betrachten wollten — und entdeckten, daß es zwei waren?)

Vor kurzem besuchten mein Mann und ich eine alte Dame in unserer Nachbarschaft, die mittlerweile im Rollstuhl sitzt. Im Laufe unserer Unterhaltung erwähnte ich ein Bild, das sie in früheren Jahren gemalt hatte. In der Annahme, es gebe nun nicht mehr viel, womit sie ihre Tage ausfüllen könnte, ermutigte ich sie, das Malen wieder aufzunehmen.

Nie werde ich ihre Antwort vergessen. „Meine Liebe, ich kann unmöglich zum Malen zurückkehren, ich habe jetzt viel Wichtigeres zu tun." Sie setzte das Malen in keiner Weise herab! Aber es stellte sich heraus, daß sie sich aktiv dafür einsetzt, Gesetze bezüglich einer ganzen Reihe von wichtigen Umweltfragen auf den Weg zu bringen.

Was ist es, das uns, bewußt oder unbewußt, dazu bringen will, das Alter zu einem mehr oder weniger nutzlosen Stadium reinen Noch-Lebens zu degradieren? Möglicherweise hat das weniger mit unseren Vorurteilen über das Alter zu tun als mit den leblosen Kompromissen, die wir, ohne es zu merken, Tag für Tag eingehen.

Denken Sie nur einmal daran, wie oft wir unser Leben zum Stillstand kommen lassen. Wir warten darauf, daß „die Dinge besser werden", daß die Wochenenden herbeikommen, daß der Urlaub kommt oder daß wir in den Ruhestand gehen können, und das schon lange bevor wir schließlich „auf das Ende warten". Diese viel zu zahlreichen „Stillstandsphasen" mögen einfach Formen von Langeweile sein. Doch häufiger deuten sie auf ein mangelndes Selbstwertgefühl hin und auf Unwissenheit darüber, was das Leben ist oder sein sollte. Im Grunde weisen sie auf ein sehr elementares Bedürfnis hin, das wir alle haben: das Bedürfnis, mit unserem Leben wirklich etwas anzufangen.

Auch wenn dieser Punkt meistens übersehen oder nicht in seiner ganzen Bedeutung erkannt wird: das Leben und die Lehren Christi Jesu lassen nur den einen Schluß zu, daß Leben Gott ist. Das bedeutet, Gott ist nicht lediglich Teil des Lebens — und sei es ein noch so großer Teil —, Er ist die Quelle allen Lebens, alles Guten, aller Freude, aller Lebensinhalte überhaupt. Christliche Wissenschafter sind die ersten, die eingestehen würden, daß dies etwas ist, was gradweise verstanden und bewiesen wird. Doch selbst wenn es so aussieht, als würde das Leben erst eines fernen Tages geistig werden, die Christliche Wissenschaft zeigt, wie wir hier und jetzt anfangen können zu beweisen, daß Leben Gott ist.

Je mehr wir erkennen, daß Gott Leben ist, desto einleuchtender ist es, daß wir Leben höchstens gewinnen — nicht verlieren — können. Diesen Punkt wird man kaum verstehen, wenn man dabei einen materiellen Gewinn im Auge hat. Es sollte uns vielmehr um Gewinn an geistigem Verständnis und geistiger Herrschaft gehen, um mehr Frieden und Gelassenheit, mehr Liebe ohne jeden Vorbehalt, ein besseres Verständnis davon, was es heißt, ein Mann oder eine Frau zu sein. Es sollte darum gehen, unser Vermögen, für andere da zu sein, zu stärken, darum, wie wir mehr Freude, Geduld und Toleranz zum Ausdruck bringen können und wie wir heilen können. Wird Leben nicht erst dann wirklich Leben — gewinnt seinen eigentlichen Sinn und beginnt sich zu entfalten —, wenn wir in dieser Weise an die Dinge herangehen? Wird nicht erst dann die wahre Substanz unserer Individualität sichtbar?

Um jedoch zu verstehen, daß Gott Leben ist, und um diesem Verständnis gemäß leben zu können, müssen wir zerstörerische Charakterzüge und Denkgewohnheiten ablegen, die unsere wahre Individualität zu unterdrücken versuchen. Dazu zählen Haß, Verdammung, Ungeduld und Furcht. Kurz, es kann und muß etwas erfolgen, was man ein tägliches Aufgeben des Todes nennen könnte — ein Aufgeben von allem, was Gott, dem Leben, unähnlich ist. Wir müssen Eigenschaften wie Furcht, Unnachgiebigkeit, Ungeduld, Selbstsucht, Gleichgültigkeit und andere Erscheinungsformen des Materialismus aufgeben, statt uns von ihnen beherrschen zu lassen. Und der Weg, auf dem wir das erreichen, ist, unsere Liebe zu Gott zu vertiefen. Als Folge davon wird sich unser Leben buchstäblich entfalten. Wir beginnen, die Denkweise aufzugeben, die uns einengen, uns in die Tage „leblosen Lebens" zurückversetzen will, und fangen an, ein höheres — ein geistiges — Verständnis von Liebe, Freude und dem Sinn des Lebens zu entwickeln, das unsere Tage in einer Weise mit Leben erfüllt, wie nichts anderes es könnte.

Die Bibel bringt das, worüber wir hier sprechen, in hilfreicher Weise auf den Punkt, und zwar in der ungeschminkten Aussage des Apostels Paulus in seinem Brief an die Römer: „Fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede." Gerade die Unmittelbarkeit dieser Aussage macht sie so wertvoll.

Paulus sagte nicht, daß „geistlich gesinnt sein" ein wichtiger Teil unseres Lebens ist, es ist das Leben selbst. Auf der anderen Seite läßt er uns wissen, daß es das ungläubige, an den Dingen Gottes nicht interessierte materielle Denken ist, das den Tod heraufbeschwört und schließlich herbeiführt. Hier geht es nicht allein um den Tod des Körpers, sondern um den Tod der Freude, des Friedens, des Lebensinhalts und der Sicherheit — vom Tod der Ehe, des Berufslebens, der Gemeinschaft und der Umwelt ganz zu schweigen.

Daß ein Verständnis von Gott lebenspendend ist und daß es etwas ist, was für uns lebenswichtig ist, dämmerte mir zum ersten Mal, als ich in dem Buch Wissenschaft und Gesundheit von Mary Baker Eddy auf folgende Stelle stieß: „Leben ist Ursprung und Endziel des Menschen, und es wird niemals durch den Tod erlangt, sondern es wird dadurch gewonnen, daß man auf dem Pfade der Wahrheit wandelt, sowohl vor wie nach dem, was Tod genannt wird."

Diese Aussage wirft für mich ein völlig neues Licht auf das, was geistiges Studieren und Beten bedeutet. Wir tun nicht einfach nur etwas Gutes oder „Frommes", wenn wir etwas über Gott lernen; es ist unser Leben! Es ist das, was wir tun müssen, um wirklich zu leben. Dann wird jeder Tag zu einem Tag, einem Grund und einer Gelegenheit, Leben zu gewinnen, nicht, es zu verlieren. Und diese Tatsache sollte das Heute und das Morgen mit mehr ausfüllen als nur leeren Klischees.

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