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Grenzen öffnen

Aus der November 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Einer Meiner Bekannten wuchs in der Nähe der Grenze zu einem Nachbarland auf. Zwischen den beiden Ländern bestand Freizügigkeit, und es gab ein lebendiges Hinüber und Herüber. Als Folge davon sprach mein Bekannter zwei Sprachen und lernte noch eine weitere.

Jemand anders, den ich kenne, ist ein ausgesprochen kluger Kopf, hält es aber für unmöglich, eine andere Sprache zu erlernen. Da er kaum mit Menschen zu tun gehabt hat, die nicht seine eigene Sprache sprechen, meint er, die Möglichkeit, daß er eine andere Sprache lerne, sei ebenso fernliegend wie die Möglichkeit, daß er zum Mond fliege.

In diesen sehr unterschiedlichen Einstellungen meiner beiden Bekannten findet sich eine gewisse Parallele dazu, wie geistiges oder christliches Heilen erlebt wird. Wenn dieses Heilen nicht Teil des eigenen Lebens gewesen ist oder wenn man etwa als Kind eine solche Heilung erlebt hat, sich aber als Erwachsener nicht darum bemüht hat zu verstehen, wie sie zustande gekommen ist, dann kann diese Art zu heilen ebenso unerreichbar scheinen wie die Beherrschung einer anderen Sprache. Und doch erwarten wir von Kindern, daß sie die Grundlagen ihrer Muttersprache beherrschen, noch bevor sie in die Schule kommen.

Jeder von uns hat außerordentliche geistige Fähigkeiten, die aber verborgen bleiben, wenn sie nicht entwickelt werden. Wenn wir wenig darüber nachgedacht haben, wie der Mensch als Gottes geistiges Kind beschaffen ist, betrachten wir uns vielleicht als rein materiell. In diesem Fall können wir äußere und intellektuelle Begrenzungen erfahren, die wir selbst aufgerichtet haben.

Lehrer haben ständig mit solchen Begrenzungen bei ihren Schülern zu tun. Und die besten Lehrer sind diejenigen, denen es gelingt, ihre Schüler zur Erkenntnis ihrer Möglichkeiten zu führen und in ihnen das Sehnen nach Erfüllung und den Wunsch zu lernen wachzurufen. Ich weiß noch, wie ich mich dafür zu interessieren begann, eine Fremdsprache zu lernen, nachdem ich zwei Jahre lang in Latein sehr schlecht gewesen war. Ein Freund von mir lernte Spanisch, und so entschloß ich mich, es auch einmal damit zu versuchen. Doch was mein Interesse wirklich weckte, war die Begegnung mit Menschen aus spanischsprachigen Ländern. Mit einem Mal erhielt das Lernen einen konkreten Hintergrund: Ich merkte, daß es für mich und meine Beziehung zu meinen neuen Bekannten wirklich wichtig war, und mein Interesse stieg rapide.

Wenn es darum geht, unsere geistige Identität als Kinder Gottes zu entdecken — und das ist es ja, was dem christlichen Heilen zugrunde liegt —, brauchen wir auch einen konkreten Zusammenhang, der uns die Wirklichkeit Gottes und unsere unmittelbare Beziehung zu Ihm erkennen läßt. Die Menschen, die in dieser Zeitschrift über ihre Heilungen berichten, stehen für viele, die diesen konkreten Zusammenhang gefunden und erlebt haben.

Ich erinnere mich an solch eine Begebenheit aus der Zeit, als meine Frau und ich noch nicht verheiratet waren. Sie war, wie ich, nicht in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen, und der ganze Komplex des geistigen Heilens, obwohl offensichtlich ein Bestandteil der Bibel, hatte in ihrem Leben nie eine praktische Rolle gespielt. Sie stand der Sache skeptisch gegenüber, so wie ich es getan hatte.

Eine immer wieder auftretende Krankheit, unter der sie schon lange litt, zeigte sich eines Abends erneut. Bis dahin hatten wir gelegentlich über die Christliche Wissenschaft gesprochen, doch die Möglichkeit, tatsächlich durch Gebet geheilt zu werden, schien für sie sehr fernliegend zu sein. Doch jetzt fragte sie, ob ich ihr durch Gebet, so wie es in der Christlichen Wissenschaft angewendet wird, helfen könne. Ich war zwar selbst schon durch die Christliche Wissenschaft geheilt worden und hatte Freunden, die in der Christlichen Wissenschaft aufgewachsen waren, geholfen, wenn sie krank waren oder sich verletzt hatten, doch dies war das erste Mal, daß mich jemand um heilendes Gebet ersuchte, der mit den Lehren der Christlichen Wissenschaft noch nicht vertraut war.

Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, finden wir folgende Aussage über Gott: „Gott ist individuell, unkörperlich. Er ist das göttliche Prinzip, Liebe, die universale Ursache, der einzige Schöpfer, und es gibt keine andere Selbstexistenz. Er ist allumfassend und wird von allem Wirklichen und Ewigen widergespiegelt und von nichts anderem. Er erfüllt allen Raum, und es ist unmöglich, sich eine solche Allgegenwart und Individualität anders, denn als unendlichen Geist oder unendliches Gemüt vorzustellen."

Wir saßen ruhig beieinander, und die geistige Betrachtung Gottes und des Menschen in dieser Aussage in Wissenschaft und Gesundheit begann die Richtung meines Gebets zu leiten. Meine Sicht vom Menschen — von meiner Frau und mir selbst — wurde freier, weniger durch Furcht eingeengt, und ich erhielt einen Schimmer vom tatsächlichen Wesen des Menschen als geistigem Ausdruck Gottes, der göttliche Liebe, göttlicher Geist und göttliches Gemüt ist. Die Krankheit stand im Widerspruch zu Gott, ohne Beziehung zu Ihm, und in einem tiefen geistigen Sinne, so erkannte ich, war sie nicht eigentlich Teil der Existenz des Menschen. Innerhalb weniger Minuten war die Krankheit verschwunden.

Geistiges Heilen, das aus dem Verständnis erwächst, daß Gott der einzige Ursprung des menschlichen Seins ist und der Mensch die Widerspiegelung Gottes, ist wie das Öffnen einer lange geschlossenen Grenze. Heilen verleiht eine nie gekannte Freiheit — an die man vorher vielleicht nicht einmal zu denken wagte, da man sich den materiellen Einschränkungen und den vielfältigen Arten mentaler Versklavung und Furcht unbewußt untergeordnet hatte.

Der Apostel Paulus sprach häufig von der Freiheit, die durch Christus kommt — die geistige Idee, die uns Jesus von der heilenden und erlösenden Macht Gottes gab. Dem gegenüber steht die Materialität als eine Form der Versklavung und Verdammung, die unser Verständnis von unserer wahren geistigen Identität als Kinder Gottes beschneidet.

Paulus verstand dies. Er hatte die einschneidenden Fesseln von Materialität und Dogma verspürt, mit denen Unwissenheit über Gott und über den Menschen als Sein Kind uns bindet. Doch konnte er in seinem Brief an die Christen in Rom erklären: „Das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus, hat dich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes... Aber fleischlich gesinnt sein ist der Tod, und geistlich gesinnt sein ist Leben und Friede."

Das geistige Verständnis, durch das wir Gott als das wahre Gemüt und das wahre Leben des Menschen erkennen, kann uns nicht vorenthalten werden. Es entspricht unserer geistigen Natur, Gott zu erkennen und zu verstehen, daß wir so sind, wie Er uns erschaffen hat. Aus diesem geistigen Selbst entspringt unser Streben nach Freiheit, Liebe, Selbstachtung und Güte. Auch wir können uns eine neue Freiheit erschließen, können Grenzen öffnen und entdecken, daß wir die Freiheit besitzen, Gott zu verstehen und zu erkennen, daß wir vollkommen fähig sind, Seiner Güte Ausdruck zu geben.

Alle Täler sollen erhöht werden,
und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden,
und was uneben ist, soll gerade,
und was hügelig ist, soll eben werden;
denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbart werden,
und alles Fleisch miteinander wird es sehen;
denn des Herrn Mund hat's geredet.

Jesaja 40:4, 5

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