Die Menschen Im allgemeinen glauben, daß das Leben materiell ist: das heißt, daß sie einen physischen Körper haben, der mit Leben erfüllt worden ist. Mit dieser Annahme kommt die Erwartung, daß, weil alles Materielle endlich ist, auch dieser Körper einmal ein Ende nehmen muß. Diesen Vorgang nennt man Tod.
Ist eine solche begrenzte Daseinsanschauung richtig? Ist das die einzig mögliche Auffassung vom Leben?
Der Psalmist sagt: „Ich habe gesehen, daß alles ein Ende hat, aber dein Gebot bleibt bestehen." Es gibt also doch etwas, was Bestand hat, nämlich das, was in Gottes Gebot eingeschlossen ist. Dieses Gebot oder das Wort Gottes hat alles gemacht, was gemacht ist. Solch eine Schöpfung kann nicht materiell und organisch sein. Sie besteht aus Ideen. Da Gott Geist ist, sind Seine Ideen geistig.
Der Mensch, die Idee Gottes, ist zu Seinem Ebenbild geschaffen. Daher kann der Mensch nur das besitzen und zum Ausdruck bringen, was Gott besitzt. Dieser Mensch, das Ebenbild Gottes, spiegelt Ihn immerdar wider. Daher ist er kein Sterblicher, der nur ein kurzes Erdendasein hat; er ist das unsterbliche Kind Gottes. Gott, Seele, ist sündlos; daher ist Seine Widerspiegelung kein elender Sünder. Er bringt die Schönheit und Integrität der Gottesschöpfung zum Ausdruck. Gott ist ewiges Leben. Daher bringt der Mensch ewiges Leben zum Ausdruck. Er lebt im zeitlosen Sein; er ist todlos und vollkommen.
Unsere Erfahrung mag uns aber ein ganz anderes Bild zeigen: ein Leben in Angst, Krankheit und Disharmonie. Wie ist das mit dem Menschen vereinbar, der die Widerspiegelung Gottes ist?
Solange wir einen falschen Begriff von unserem Leben hegen — solange wir uns für materielle Wesen halten —, wird unsere wahre Natur als Gottes Mensch nicht erkannt. Doch unser Sehnen nach Erlösung von der Materialität kann durch den Christus, die Wahrheit, gestillt werden.
Dieser erlösende Christus ist uns heute durch das geistige Verständnis des göttlichen Gesetzes zugänglich, das der von Christus Jesus verheißene Tröster ist. Die Wissenschaft Christi zeigt uns also, wie wir die Sünde überwinden und unsere Gotteskindschaft demonstrieren können. Dies geschieht, wenn wir eine neue — eine geistige — Geburt und Auferstehung erleben. Die neue Geburt ist das Ablegen der falschen Annahmen von einem materiellen Dasein mit seinen Leiden und falschen Freuden. Die Auferstehung ist die Erhebung des Bewußtseins zu den geistigen Tatsachen unseres Seins und die Erkenntnis, daß wir in Gott, Seele, leben. Wenn wir diese geistigen Tatsachen in unserem Leben erfahren, wird uns deutlicher bewußt, daß der Tod uns unmöglich das Leben, Gott, nehmen kann.
In der Offenbarung des Johannes lesen wir jedoch von einem „zweiten Tod". Dort heißt es: „Selig ist der und heilig, der teilhat an der ersten Auferstehung. Über diese hat der zweite Tod keine Macht." Was ist dieser zweite Tod? Ich habe lange Zeit geglaubt, daß er die Wiederholung der Todeserfahrung im Jenseits ist. Doch das ist nicht der Fall. Die Bibel schildert ihn als den „Pfuhl ..., der mit Feuer und Schwefel brennt", in dem die Ungläubigen und Sünder ewige Qualen erleiden. Manchmal lassen wir uns einreden, daß auch wir diese Qualen erleiden müssen!
Kann Gott den Menschen so grausam behandeln? Durch die Lehren der Christlichen Wissenschaft lernen wir, daß Gott allumfassende Liebe ist. Die göttliche Liebe ist erbarmungsvoll und gibt ihren geliebten Kindern nichts Böses. Der Mensch ist das geliebte Kind Gottes und spiegelt immer Seine Liebe wider. Daher ist es nicht der Gottesmensch, sondern das gefälschte Bild — ein sogenannter Sünder —, der im zweiten Tod vernichtet wird. Dr. Martin Luther nennt ihn den „andern Tod", denn er ist ganz anders als der physische Tod. Er bedeutet vollständige Auslöschung. Luthers Übersetzung lautet: „Und der Tod und die Hölle wurden geworfen in den feurigen Pfuhl. Das ist der andere Tod" (Textfassung von 1912). Es wird also nicht der Mensch vernichtet, sondern die falschen Annahmen von einem materiellen, von Gott getrennten Dasein mit all den Irrtümern, die damit verbunden sind — Hölle genannt —, sowie der Tod selbst.
Die Vernichtung dieser falschen Annahmen — vor allem der Sünde — wird je nach der Hartnäckigkeit unseres Glaubens an die Sünde schnell oder langsam vor sich gehen. Der Mensch, das Bild und Gleichnis Gottes, wird von diesen Phasen nicht berührt. Und wir bringen dieses Gleichnis zum Ausdruck, indem wir ein geläutertes Leben führen, indem wir alle Irrtümer besiegen und nach Geistigkeit streben.
Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit: „Von den Geistiggesinnten sagt die Heilige Schrift: ,Über solche hat der zweite Tod keine Macht.' " Und weiter unten auf derselben Seite geht sie näher auf diesen Punkt ein und sagt: „Die Sünde und der Irrtum, die uns in dem Augenblick des Todes gefangenhalten, hören mit diesem Augenblick nicht auf, sondern dauern bis zum Tode dieser Irrtümer an."
Solange die Irrtümer noch nicht überwunden sind, bestehen sie weiter und werden wiederholt werden, bis sie überwunden sind. Sollten wir uns daher nicht ernsthaft bemühen, im Erkennen der Wahrheit Fortschritte zu machen, damit wir die Wissenschaft des Seins erreichen?
Wissenschaft und Gesundheit erklärt das trügerische, vergängliche Wesen des materiellen Daseins und wie wir es Schritt für Schritt überwinden. In diesem Buch lesen wir: „Bis die Wissenschaft des Seins erreicht ist, bleibt das Dasein eine Annahme des körperlichen Sinnes. Hier sowie hiernach bringt der Irrtum seine eigene Selbstzerstörung mit sich, denn das sterbliche Gemüt schafft seine eigenen physischen Zustände. Der Tod wird auf der nächsten wie aud der jetzigen Daseinsebene vorkommen, bis das geistige Verständnis Leben erreicht ist. Dann und nicht eher wird es demonstriert werden, daß ,der zweite Tod keine Macht' hat."
Dieses Verständnis vom Leben erhebt uns zur Erkenntnis des todlosen Seins. Es zeigt uns, daß der Mensch — als das Ebenbild seines Schöpfers — zugleich mit Gott besteht. Als meine geliebte Frau weiterging, half mir diese Erkenntnis, Gedanken der Trauer zu überwinden. Der Trennungsschmerz war sehr groß. Aber ich hielt an der Wahrheit fest, daß sie im ewigen Sein weiterlebt. Dankbarkeit für die segensreichen Jahre, in denen wir gemeinsam den Weg in der Christlichen Wissenschaft gegangen sind, half mir, den Trennungsschmerz zu überwinden. Die Christliche Wissenschaft was für mich in der Tat der Tröster, „der Geist der Wahrheit", der mir über die schweren Stunden hinweghalf.
Wir können unserer Führerin, Mrs. Eddy, nicht dankbar genug sein, daß sie uns diesen Tröster offenbart hat. Sie hat uns mit der Christlichen Wissenschaft den Weg zur Unsterblichkeit bereitet. Es liegt an uns, diesen Weg zu gehen, um den Glauben an den Tod zu überwinden.