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Kann Christentum wissenschaftlich sein?

Aus der Februar 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Viele Menschen Meinen, daß Wissenschaft und Religion Gegensätze sind. Sie bringen die Wissenschaft mit beweisbarem Wissen in Verbindung und die Religion mit Dogmen, die sich nur glauben, aber kaum beweisen lassen.

Einerseits gibt es in den Wissenschaften sehr viele unbewiesene Annahmen oder Hypothesen, die man glauben muß. Ja — was noch viel wichtiger ist — die Wissenschaften sind ohne Glauben an grundlegende Axiome nicht denkbar. Ohne Inspiration wäre man beim Forschen hoffnungslos verloren.

Andererseits sind die Dogmen vieler Glaubensrichtungen kein schlüssiger Beweis gegen die Folgerichtigkeit des Christentums Jesu. Viele Religionen, ganz besonders das Christentum, bedienen sich in gewisser Weise wissenschaftlicher Methoden. Ohne folgerichtiges Denken kann eine Religion schnell zum okkulten Mystizismus werden.

Betrachtet man Wissenschaft und Christentum unvoreingenommen, so wird man tatsächlich einige wichtige Gemeinsamkeiten feststellen. Beide suchen nach Wahrheit — auf oft sehr unterschiedlichen Wegen. Aber wie sieht der wissenschaftliche Weg zur Wahrheit eigentlich aus?

Am Anfang steht oft eine Vermutung (eine Annahme), die über irgendwelche Zusammenhänge theoretisiert. Eine Überprüfung dieser Vermutung kann im weiteren dazu führen, daß man sie wieder verwirft oder daß sie einem immer wahrscheinlicher wird. Bringt man sie dann mit anderen Regeln und Umständen in einen Zusammenhang, so kann die Vermutung zur Hypothese werden.

Eine Hypothese ist allerdings noch kein festes Wissen. Sie stellt gewissermaßen eine vermutete, aber noch nicht lückenlos bewiesene Gesetzmäßigkeit dar. Erst wenn sie sich durch wiederholte Anwendung auf bekannte oder neue Probleme und Umstände immer wieder bestätigt, wird die Hypothese allgemein als gesichertes Wissen betrachtet und kann in Regeln und Gesetzen zum Ausdruck kommen.

Bei der Entdeckung der Christlichen WissenschaftChristian Science (kr'istjen s'aiens) durch Mary Baker Eddy ist es ganz ähnlich zugegangen. Es war im Februar 1866. Schwer verletzt durch einen Sturz, hatte sie „nach ihrer Bibel verlangt und gebeten, alleine gelassen zu werden. Sie schlug eine der Heilungen Jesu auf und begann zu lesen. Jahre später konnte sie sich nicht mehr genau erinnern, welchen Abschnitt sie gelesen hatte, aber während sie ihn las, durchfluteten die Worte Jesu ihr Denken: ,Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater denn durch mich.' Und ganz plötzlich war sie von der Überzeugung erfüllt, daß ihr Leben in Gott war — daß Gott das einzige Leben war, der einzige Ich bin. In dem Augenblick war sie geheilt." Robert Peel, Mary Baker Eddy: The Years of Discovery (Boston: The Christian Science Publishing Society, 1966), S. 197.

Dieses Erlebnis war für sie, was der fallende Apfel für Newton gewesen war. Es eröffnete den Weg zu einer göttlichen Offenbarung. Für sie schien es zu beweisen, daß das gleiche heilende Gesetz, das im Wirken Jesu zum Ausdruck gekommen war, immer noch gültig war. Obwohl sie dieses Gesetz noch nicht in allen seinen Einzelheiten kannte, wollte sie herausfinden, warum sie plötzlich geheilt worden war.

Die Antwort wurde ihr klarer, als sie in den folgenden Jahren systematisch die Bibel durchforschte, um das heilende Verfahren zu finden und zu verstehen, durch das sie gesund geworden war. Jesu Leben — die Bergpredigt, seine Gebete, seine Werke — wurde ihre Arbeitsgrundlage.

Mrs. Eddy fing an, die Richtigkeit ihrer Ideen und Einsichten in der Praxis — durch das Heilen anderer Menschen — zu überprüfen. Ihr Erfolg beim Heilen bestätigte, daß die Kraft Jesu ein göttliches Gesetz war, das genauso wie zu seiner Zeit auch heute noch gültig und wirksam ist. Jesus selber hatte gesagt: „Die Zeichen aber, die folgen werden denen, die da glauben, sind diese: in meinem Namen werden sie böse Geister austreiben, in neuen Zungen reden, Schlangen mit den Händen hochheben, und wenn sie etwas Tödliches trinken, wird's ihnen nicht schaden; auf Kranke werden sie die Hände legen, so wird's besser mit ihnen werden."

Mrs. Eddy's Beweggrund, ihre Entdeckung der Menschheit mitzuteilen, war die Liebe, deren Wissenschaftlichkeit im höchsten Sinne sie demonstriert hatte. Von dieser Liebe bewegt, begann sie, ihre Erkenntnisse an andere Menschen weiterzugeben. Sie nahm Schüler an. Als Schüler kam fast jeder in Frage, der bereit war, das christliche Heilen zu erlernen. Zunächst interessierten sich meist sogenannte einfache Menschen für ihren Unterricht, zum Beispiel Arbeiter einer Schuhfabrik. Es erwies sich, daß auch diese Menschen heilen konnten, wenn sie die Gesetze der Lehren Christi Jesu anwandten. Und im Jahr 1875 veröffentlichte sie in ihrem Buch Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift das, was ihr über das heilende System, das sie Christliche Wissenschaft nannte, offenbart worden war.

Die Wissenschaftlichkeit des Christentums ist seitdem für viele Menschen zur Gewißheit geworden, weil sie gelernt haben, die Lehren Christi Jesu konsequent anzuwenden. Die Heilerfolge bestätigen ihnen, daß das Christentum eben kein Dogma ist, das man trotz vieler Widersprüche einfach glauben muß. Immer wieder beweisen ihnen die Heilungen durch die Christliche Wissenschaft, daß Gott völlig gut ist und daß das, was Er geschaffen hat, nur gut sein kann. Der Widerspruch, der in der Annahme liegt, daß ein guter Gott Seinen Kindern Leiden und Probleme schicken kann, weicht der logischen Wahrheit vom himmlischen Vater, der Seine Schöpfung nicht nur vollkommen gemacht hat, sondern sie auch so erhält. Wenn man das in Form von Heilungen erlebt, kann man beginnen, an Gott zu glauben, und wenn das immer wieder geschieht, wird dieser Glaube zum Wissen.

Dieses Wissen von der immergegenwärtigen Güte Gottes wirkt sich im Leben so ähnlich aus — zumindest bis zu einem gewissen Grade — wie die Anwendung eines mathematischen Gesetzes auf die Lösung eines Problems. Und genauso wie es in der Mathematik Aufgaben gibt, deren Lösung etwas länger dauert, weil man die Regeln noch nicht beherrscht, so können uns auch im Leben Probleme begegnen, deren Lösungen nicht so offensichtlich sind, weil wir Gottes Güte und Allmacht noch nicht gründlich genug begriffen haben.

Doch die Ausübung der Christlichen Wissenschaft ist mehr als eine rein intellektuelle Tätigkeit. Durch die Ausübung wächst unsere Liebe zu Gott und unseren Mitmenschen. Auch lernen wir Gott als Liebe und immer gegenwärtige Hilfe kennen. Wir fürchten nicht mehr, daß Gott eine veränderliche, unzuverlässige Gottheit ist, die sowohl Böses als auch Gutes schickt. Der Glaube an einen vermenschlichten Gott, der auf unerklärliche Weise Gutes und Böses schickt, ist nichts anderes als mystisches Heidentum. So etwas findet man nicht in den Lehren Jesu. Das von ihm gelehrte Christentum ist konsequent in seiner Theologie und Anwendung.

So gesehen, ist die Wissenschaftlichkeit ein natürlicher Teil des Christentums. Und wenn man noch einen Schritt weiter geht, so kann man sagen, daß die Gesetze Gottes, der göttlichen Wahrheit, des göttlichen Lebens und der göttlichen Liebe, die Wissenschaft in ihrer reinsten Form bilden. Deshalb sagt Mrs. Eddy auch im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit: „Die Bezeichnung Wissenschaft, richtig verstanden, bezieht sich nur auf die Gesetze Gottes und auf Seine Regierung des Weltalls, einschließlich des Menschen."

Auch wenn das Wort Wissenschaft in Mrs. Eddys Entdeckung gleichberechtigt neben dem Wort Christlich steht, so heißt das nicht, daß es sich hier um eine kalte, berechnende Form des Christentums handelt. Die Christlichkeit braucht die Wissenschaftlichkeit, und umgekehrt. Wenn wir Gott als göttliches Prinzip, Liebe, erklären, wird Er dadurch nicht zu einer unpersönlichen Theorie. Er ist der liebevolle Vater, an den wir uns immer wenden können. Seine Liebe kommt uns entgegen, umfängt uns und versorgt uns mit Trost und mit allem, was wir benötigen, wenn wir uns nur vertrauensvoll an Ihn wenden. Christus Jesus schildert dieses Verhalten Gottes eindrucksvoll in seinem Gleichnis vom verlorenen Sohn. Und als ihn seine Jünger fragten, wie sie beten sollten, lehrte er sie das Gebet, das noch heute alle Christen vereint und das mit den Worten beginnt: „Unser Vater, der Du bist im Himmel."

Die Ausübung der Christlichen Wissenschaft kann die christlichen Kirchen dazu führen, die Lehren Jesu folgerichtiger anzuwenden, und die Wissenschaften dazu anregen, sich auf die eine geistige Ursache des Lebens und Daseins zu besinnen. Und wenn sich jeder von uns bemüht, die Wissenschaft des Christus zu leben, tragen wir zum Fortschritt und zur Heilung der Menschheit bei.

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