Skip to main content Skip to search Skip to header Skip to footer

Die Kunst des christlichen Heilens

Aus der September 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Die Festigkeit Im Rechnen und die manuelle Gewandtheit eines meiner früheren Mathematiklehrer waren verblüffend. Ihm beim Lösen komplizierter Algebraaufgaben an der Tafel zuzuschauen wäre unterhaltsam gewesen, wenn nicht die Zensuren auf dem Spiel gestanden hätten! Seine Schüler staunten nur, wie er mit einer Hand verwickelte Gleichungen anschreiben konnte, während er mit der anderen schon wieder das auslöschte, was er gerade geschrieben hatte. Dennoch blieben viele nicht in seinem Kurs, weil sie nie genau die Zusammenhänge verstanden, die er darlegte.

Ein anderer Lehrer dagegen, der das gleiche Fach lehrte, war dafür bekannt, daß er die Kunst des Lehrens beherrschte. Er nahm sich der Schüler an, die in dem anderen Kurs nicht mitkamen, und brachte ihnen den Lehrstoff nahe, der sie zuvor verwirrt hatte. Er verband Fachwissen mit Einfühlungsgabe und verstand sich darauf, wie man es anderen am besten vermitteln konnte.

Fachwissen ist bekanntlich auf jedem Gebiet notwendig. Beide Lehrer besaßen es. Aber zugleich ist mehr erforderlich als nur reine Fakten oder Sachinformationen.

Beinahe jedes Bestreben kann zu einer Kunst werden. Ob man einen Haushalt führt, einen freien Beruf ausübt oder einer erlernten Tätigkeit nachgeht, man kann den Punkt erreichen, der über reines Fachkönnen hinausgeht. Dafür lassen sich Beispiele aus der Bibel anführen.

Betrachten wir einmal das vierte Gebot. Das hebräische Gesetz war unkompliziert. Der Sabbat sollte von normaler Arbeit frei sein, damit die Israeliten Gottes schöpferischen Werkes und Seiner zentralen Bedeutung für ihr Leben und Gemeinwesen gedachten. Dann aber finden wir die Beschreibung eines ganz anderen Sabbats im 13. Kapitel des Lukasevangeliums. Eine Frau ist seit achtzehn Jahren verkrümmt. Sie kommt zu Christus Jesus, während er in der Synagoge lehrt.

Alle, auch der religiöse Vorsteher, beobachten gespannt, wie der Meister reagieren wird. Jesus heilt die Frau. Daraus entwickelt sich ein Disput, denn einige glauben, daß diese Tat im Widerspruch stehe zu dem Gebot, das Arbeit am Sabbat verbietet. Der Vorsteher der Synagoge, der Jesus zur Rede stellte, kannte zweifellos den Buchstaben oder die einzelnen Vorschriften des mosaischen Gesetzes. Aber Jesus kannte den Geist des Gesetzes und verstand, wie sein Zweck — die Ehrung Gottes schöpferischen Werkes — durch das göttliche Gesetz untermauert wurde, das Krankheit überwindet. Man könnte sagen, das ist ein vortreffliches Beispiel für die Kunst des geistigen Heilens im Gegensatz zu der bloß sachlichen oder buchstäblichen Kenntnis des Gesetzes Gottes.

Was nun die Kunst geistigen oder christlichen Heilens angeht, so ist es interessant, einen Blick in das Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift von Mary Baker Eddy, zu werfen. Darin finden wir ein Kapitel mit der Überschrift „Die Betätigung der Christlichen Wissenschaft“. Es befindet sich zwar erst in der zweiten Hälfte des Buches, aber hier wird die Kunst oder die sachkundige Ausübung des christlichen Heilens beschrieben. Anhand von Beispielen wird gezeigt, wie man die metaphysische Wahrheit, daß Gott allmächtig ist, praktisch anwendet auf die Behandlung menschlicher Krankheit und das Überwinden von Sünde. In dem Kapitel wird gezeigt, wie geistiges Gebet Gesundheit wiederherstellt.

Eine kurze Stelle aus Wissenschaft und Gesundheit zeigt die Möglichkeiten auf: „Haß entfacht die tierischen Triebe. Schlechten Motiven und Zwecken nachgehen macht einen jeden Menschen, der über dem niedrigsten Typus des Menschentums steht, zu einem hoffnungslos Leidenden.“

Diese beiden Sätze haben einem Mann geholfen, als er sich von einer Unfallverletzung erholte. Beim Gebet stieß er auf die Worte, und er dachte darüber nach, was sie für ihn bedeuten könnten. Er betete um die Erkenntnis, wie er sein Leben mehr mit Gottes Gesetz und Liebe in Übereinstimmung bringen konnte. Dabei erkannte er, daß er gegen einen Kollegen, der bei einem Geschäftsabschluß unfair gehandelt hatte, einen tiefen und anhaltenden Groll hegte. Sofort machte er sich daran, diesen Haß durch Gebet zu überwinden. Er sah ein, daß Haß mit der vollen Anerkennung der Macht Gottes einfach nicht vereinbar war, und er betete, um besser zu verstehen, daß ihn die Macht Gottes harmonisch regierte. Er begann mehr von Gottes Schöpfung, dem geistigen Ausdruck der Güte und Vollkommenheit Gottes, zu sehen. Seine Schmerzen ließen bald nach, und kurz darauf waren die Unfallfolgen geheilt. Der langempfundene Groll war ebenfalls verschwunden.

Dieser Mann war empfänglich gewesen für den christlichen Geist und die göttliche Wirklichkeit, die im Mittelpunkt von Wissenschaft und Gesundheit stehen. Er war nicht nur mit der buchstäblichen Bedeutung der Worte dieses Buches vertraut; er erschaute darüber hinaus den christlichen Geist, auf den sich die Kunst des geistigen Heilens stützt. Wissenschaft und Kunst sind in der Christlichen Wissenschaft vereint. Sie stehen ungefähr im gleichen Verhältnis zueinander wie Weisheit zu Wahrheit.

Die sachkundige Ausübung der Christlichen Wissenschaft unterscheidet sich von materieller Sachkenntnis darin, daß materielle Fertigkeiten erlernt und angewandt werden können, ohne daß es dabei viel auf die Motive des Lernenden oder seine Lebenseinstellung ankommt. Bei der Ausübung der Christlichen Wissenschaft muß die göttliche Liebe das Gebet durchdringen, und dann werden wir geistig wissen und unmittelbar selber erfahren, daß der Mensch von Natur aus Gottes Kind ist.

Christi Jesu Leben ist in dieser Beziehung wegweisend; es macht deutlich, daß die göttliche Liebe den Menschen regiert. Das Heilen war für Jesus keine Zurschaustellung einer ungewöhnlichen, personenbezogenen Kraft oder Fertigkeit, wie sie jener Mathematiklehrer besaß, der mit beiden Händen gleich geschickt war. Vielmehr beruhte die Heilkraft, die Jesus demonstrierte, auf seiner Empfänglichkeit für Gott, auf der Wahrheit, daß der Mensch das geistige Kind Gottes ist.

Letztendlich wird die Praxis des christlichen Heilens dadurch gefördert, daß auch wir so leben und Gott widerspiegeln. Die Christliche Wissenschaft kann menschlichen Nöten wirksam abhelfen — kann Krankheit heilen und uns in die Lage versetzen, gewalttätige sterbliche Neigungen zu überwinden, die Leid verursachen —, weil der Mensch seiner grundlegenden Natur nach Gottes Ausdruck ist. In dem Maße, wie uns das Wesen des Menschen als Gottes Sprößling deutlicher bewußt wird, wird unsere eigene aktive geistige Neigung zur Güte und Gesundheit besser verstanden und erlebbar werden. Wir werden eine neue Kunst entwickeln — die Kunst des christlichen Heilens, die uns mit Gott, der göttlichen Liebe, in Einklang bringt.

Bittet den Herrn der Ernte,
daß er Arbeiter in seine Ernte sende.

Matthäus 9:38

Wenn Sie mehr Inhalte wie diese erforschen möchten, können Sie sich für wöchentliche Herold-Nachrichten anmelden. Sie erhalten Artikel, Audioaufnahmen und Ankündigungen direkt per WhatsApp oder E-Mail. 

Anmelden

Mehr aus dieser Ausgabe / September 1991

  

Die Mission des Herolds

„... die allumfassende Wirksamkeit und Verfügbarkeit der Wahrheit zu verkünden ...“

                                                                                                                            Mary Baker Eddy

Nähere Informationen über den Herold und seine Mission.