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Lassen wir dieses „schwache Flattern“!

Aus der September 1991-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Wie Oft Machen wir einen großen Wirbel und unternehmen hektische Anstrengungen, weil wir einem geliebten Menschen helfen wollen oder ein Ziel verfolgen, das unsere ganze Aufmerksamkeit verlangt. Ein Schul- oder Universitätsabschluß, ein Umzug, ein neuer Arbeitsplatz. Und ach, wie stolz sind wir auf uns, wenn alles geklappt hat! Doch es mag auch Momente geben, wo alles dunkel und sinnlos erscheint — wo wir uns sehr allein fühlen und von einer Woge der Unzulänglichkeit und Hilflosigkeit davongetragen werden.

Dann müssen wir uns in tiefer Demut fragen: Was sieht Gott in all dem? Denn die Wahrheit ist: Ohne Gott gibt es überhaupt keine wirkliche Tätigkeit. Gott ist der Handelnde, das einzige Gemüt. Er ist die Quelle von allem — aber nur vom Guten. Der Mensch, Sein geistiger Sprößling, spiegelt Gottes Tun wider. Um etwas über unsere wahre Identität als Gottes Kinder zu erfahren, können wir beten, daß wir mehr Geistigkeit, mehr Liebe und Güte in unserem Leben ausdrücken. In dem Maße, wie wir das tun, verlieren wir unsere Angst vor dem Alleinsein, denn wir wissen: Gott ist immer bei uns.

Es ist beruhigend, sich das zu vergegenwärtigen. Wir können dann auf Gottes Führung lauschen, und wir erhalten Antworten direkt vom Herzen der göttlichen Liebe, unserem unendlichen Vater-Mutter Gott. Auf diese Weise werden wir, zielbewußt und inspiriert, das Rechte zur rechten Zeit tun.

Wo wir auch sind, wir können uns an unseren liebenden, allmächtigen Gott wenden; denn Er kann uns bei der Lösung jedes Problems helfen. Ganz gleich, wie groß es ist. Oder wie klein — wie ich einmal entdeckte durch ein Erlebnis, das mir viel bedeutet hat.

An einem Samstag kam ich vom Supermarkt Der Heimweg führte mich durch die Einkaufspassage des Prudential Centers in Boston. Ein Teil der passage wird von großen Glasscheiben eingefaßt. Als ich mich der Rolltreppe näherte, sah ich einen winzigen Sperling gegen die Scheiben flattern auf der Suche nach einem Weg ins Freie. Einige Male fiel er auf eine Steinbank und hockte dort japsend mit geöffnetem Schnabel. Er schien sehr verängstigt zu sein. Ich setzte meine Einkaufstasche ab und sprach ihn leise an. Dabei versuchte ich ihn auf die gegenüberliegende Seite zu locken, wo nach oben alles offen war. Doch vor mir fürchtete er sich noch mehr. Er verstand nicht, daß ich ihm helfen wollte. So betete ich zu unserem Vater-Mutter Gott, daß Er mir zeige, wie ich diesem kleinen Geschöpf helfen konnte.

Plötzlich schoß er erneut gegen das Glas. Wie betäubt fiel er hinter die Bank, wo ich ihn weder sehen noch erreichen konnte. Da wurde mir bewußt, daß ich zuviel von mir aus tun wollte, und das nützte nicht viel. Außerdem fiel mir ein, daß ich die tiefgefrorenen Lebensmittel, die ich eingekauft hatte, in mein Gefrierfach legen mußte. Also eilte ich nach Hause und betete weiter.

Nachdem ich alles verstaut hatte, stand ich in der Küche und lauschte angespannt auf die Antwort des himmlischen Vaters. Ich wußte, daß ich mich von jedem angsterfüllten Gedanken lösen und den Vogel als Gottes vollkommene, geistige Idee sehen mußte, sicher in Gottes Obhut. Mir fiel eine Zeile aus einem Gedicht von Mary Baker Eddy ein, die genau auf die Situation zuzutreffen schien: „Holde Gegenwart, die ...liebreich des Nestlings zagen Flug bewacht.“ Ganz bestimmt würde mir die göttliche Liebe, Gott, die Inspiration geben, die ich brauchte.

Mir kam der Gedanke, dem Sperling Brotkrümel zu bringen. Ich ging also dorthin zurück, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, und streute ein paar Krümel hinter die Bank. Danach setzte ich mich auf eine andere Bank und wartete.

Nach einigen Minuten wurde mein Bemühen belohnt. Er kam hervorgeflogen und ließ sich auf der Bank nieder. Er war unverletzt! Wie dankbar ich war!

Vorsichtig ging ich daran, ihn zur offenen Seite zu dirigieren, von wo aus er den Himmel sehen, sich emporschwingen und ins Freie fliegen konnte. Es funktionierte; doch als wir dem Ziel näherkamen, wurde mir klar, daß ich ja keinem Geschöpf Gottes das Denken abnehmen mußte. Gott, Geist, unser aller Schöpfer, wußte genau in jenem Moment, daß alle Seine Ideen im vollkommenen, geistigen Universum geliebt werden und sicher und frei sind. Da Geist allen Raum erfüllt, selbst dort, wo ein kleiner verwirrter Vogel und eine Frau, die ihm helfen wollte, zu sein schienen, konnte ich darauf vertrauen, daß das geistige Gesetz der Liebe wirkte. Ich wurde ruhig. Das eine Gemüt, Gott, beherrschte die Situation, davon war ich überzeugt.

Behutsam ging ich hinüber, streute ihm mehr Krümel hin und sprach beruhigend zu ihm.

Auf einmal flog er zu einem Pflanzenkübel im nicht überdachten Teil. Er schaute auf, sah nur den Himmel über sich und flog in einen kleinen Baum auf der oberen Ebene der Passage. Er war wieder im Freien! Damit war das Ziel erreicht!

Ich ging nach Hause und dankte von ganzem Herzen dem liebenden himmlischen Vater, dessen Gesetz mir und dem Vogel geholfen hatte. Ich hatte das Gefühl, daß ich viel mehr miterlebt hatte als nur die Befreiung eines kleinen Vogels — ich hatte gesehen, wie göttliche Inspiration und Intelligenz zum Ausdruck kamen.

Obwohl das nur ein kleiner Vorfall war, so sah ich doch darin eine Parallele zu etwas viel Größerem in meinem Leben. Als meine Schwester verstorben war, hatte ich im Gebet erkannt, daß ich meine Furcht aufgeben mußte. Als ich die Furcht überwunden hatte, enthüllte mir das VaterGemüt die geistige Tatsache, daß das wahre Sein meiner Schwester so unbegrenzt und frei war wie eh und je. Wie sieht Gott meine liebe Schwester in diesem Augenblick? Er sieht sie in ihrem fortdauernden Sein, so wie Er sie erschaffen hat: Seine geliebt geistige Idee, die Seine unendliche Tätigkeit auf einzigartige Weise widerspiegelt. Denn das wahre geistige Leben bedeutet Fortdauer — die sich innerhalb Gottes Allheit zunehmend entfaltet.

In Wissenschaft und Gesundheit schreibt Mrs. Eddy: „Wir müssen unserem schwachen Flattern — nämlich unseren Bemühungen, Leben und Wahrheit in der Materie zu finden — die entgegengesetzte Richtung geben und uns über das Zeugnis der materiellen Sinne, über das Sterbliche zu der unsterblichen Idee Gottes erheben“.

Jeder von uns kann sich zu der Erkenntnis seines wahren geistigen Seins erheben. Der kleine Vogel hat mir das bewußt gemacht. Wie sagte doch Christus Jesus über die Sperlinge: „Dennoch fällt keiner von ihnen auf die Erde ohne euren Vater“.

Da uns die göttliche Liebe führt, können wir alle nach dem Verständnis unserer ewigen geistigen Freiheit streben und den Frieden erleben, den dieses Verständnis uns im täglichen Leben bringt.

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