Hallo, Hier Ist wieder einmal Wohnung C. Könnten Sie bitte unser Dach reparieren? Es ist an so vielen Stellen undicht und so schlimm, daß ich gar nicht genug Töpfe habe, um das Wasser aufzufangen.“
„Das tut mir leid, aber zur Zeit ist das Geld knapp. Zahlen Sie Ihre Miete, dann werde ich sehen, was ich tun kann.“
„Reparieren Sie das Dach — dann zahle ich die Miete!“
Dieses Telefongespräch hat niemals stattgefunden, aber jedes Jahr gibt es zwischen Mietern und Vermietern Tausende ähnlicher Auseinandersetzungen. Oft gelten Mieter und Hauseigentümer als Gegner, die versuchen, für möglichst wenig möglichst viel aus dem anderen herauszuschinden.
In vielen Ländern ist die Lage auf dem Wohnungsmarkt sehr angespannt. Das Wohnungsangebot für Leute mit mittlerem oder kleinem Einkommen hat mit der Nachfrage nicht Schritt gehalten. Weil Wohnraum rar und teuer ist, sind viele Familien obdachlos oder leben zusammengepfercht in menschenunwürdigen Unterkünften. Aus Furcht vor einer Kündigung und weil es so schwer ist, eine andere Wohnung zu bekommen, finden sich Mieter oft mit gefährlichen Zuständen ab.
Aus der Sicht des Vermieters wiederum ist der Besitz eines Miethauses oftmals weniger rentabel, als wenn er dieses Haus in Eigentumswohnungen umbaut oder es abreißt und das Grundstück für kommerzielle Zwecke zur Verfügung stellt. Nach der heutigen Marktlage scheint das Renovieren oder der Bau von Wohnungen, die für Mieter mit mäßigem Einkommen erschwinglich sind, ein Verlustgeschäft zu sein.
Wie beunruhigend ist diese Aufzählung von Problemen — es sei denn, wir betrachten die Beziehung zwischen Mieter und Vermieter von einem geistigen Standpunkt aus und harmonisieren sie durch Gebet. Solches Vorgehen hat positive Auswirkungen sowohl auf unsere gegenwärtigen Schwiergkeiten auf diesem Gebiet wie auch auf den gesamten Wohnungsmarkt.
Aber wo sollen wir beginnen? Zuallererst müssen wir erkennen, daß Gott allmächtiges Prinzip ist. Das bedeutet, daß Er — trotz allem, was vor sich zu gehen scheint — Sein Universum durch göttliches Gesetz regiert und ständig Ordnung, Harmonie, Integrität und Stabilität aufrechterhält. Das ist die geistige Wahrheit. Auf der menschlichen Ebene sehen wir allerdings meistens sehr wenig davon! Aber aufrichtiges Gebet kann das, ws wir sehen und erleben, verändern, denn es erhebt die Grundlage unseres Denkens aus materiellen Annahmen zur geistigen Wirklichkeit — vom äußeren Anschein zu ewigen Tatsachen. Aus dem Blickwinkel der Materie sehen wir nichts als sich auftürmende Schwierigkeiten und begrenzte Mittel. Aber ein geistiger Standpunkt erweitert unseren mentalen Gesichtskreis, hebt uns aus den tiefen Wassern der Probleme heraus und läßt uns heilsame Lösungen erkennen.
Ein Vergleich mag das deutlich machen. Es ist ein großer Unterschied, ob man zwischen den Hochhäusern einer Großstadtstraße steht und versucht, herauszufinden, wo der nächste Park ist, oder ob man von der Aussichtsplattform auf der Spitze des höchsten Wolkenkratzers aus eine klare Übersicht hat über eine Vielzahl von Grünanlagen und die besten Wege dorthin. Die Parks waren immer da, aber nur von dem erhöhten Standort aus sind sie leicht zu sehen.
Bei Wohnungsschwierigkeiten hilft es, den geistigen Begriff von Heim im Denken aufrechtzuerhalten und mit dem Psalmisten zu beten: „Eines bitte ich vom Herrn, das hätte ich gerne: daß ich im Hause des Herrn bleiben könne mein Leben lang, zu schauen die Freundlichkeit des Herrn und seinen Tempel zu betrachten.“ Wenn wir wirklich verstehen, daß wir immerdar bei unserem Vater-Mutter Gott daheim sind, daß wir immer als Sein geistiger Sprößling und Sein Ebenbild in Seinem Reich wohnen, dann können sich alle möglichen Wohnprobleme lösen.
Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit, gibt Mrs. Eddy den Wortlaut des 23. Psalms etwas abgeändert wieder, um die geistige Bedeutung klarer hervorzuheben. Im Schlußvers finden wir folgenden wundervollen Begriff von Heim: „Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein Leben lang, und ich werde bleiben im Hause des Herrn [dem Bewußtsein der Liebe] immerdar." Wenn wir uns im Gebet bemühen, uns auf Gott und Seine Führung in unserem Leben zu verlassen, Seiner unendlichen Güte, Weisheit und Macht zu vertrauen und im Bewußtsein der Liebe zu bleiben, dann fühlen wir uns sicher, zärtlich umsorgt und in Frieden.
Die Erkenntnis, daß die göttliche Liebe uns nicht nur beschützt und erhält, sondern auch die Quelle aller wahren Beweggründe eines jeden Menschen ist, bildet die Grundlage, von der aus wir die allgemeine Ansicht korrigieren können, daß Hauswirte und Mieter Gegner sind — Ausbeuter kontra Ausgebeutete, Machthaber kontra Hilflose. Da wir in Wirklichkeit Gottes Ebenbild sind, wird jeder von uns ganz natürlich von reinen und harmonischen Absichten und Zielen regiert, nicht aber von Habsucht, Unehrlichkeit, Feindseligkeit oder Herzlosigkeit, die nur Uneinigkeit stiften. Wenn eigennützige Charakterzüge und die sich daraus ergebenden Konflikte in unserem Leben an die Oberfläche kommen, dann müssen wir uns vor Augen halten, daß weder das eine noch das andere der Schöpfung Gottes angehört. Sie sind im Grunde das Nichtbewußtsein der göttlichen Liebe und daher ungesetzlich und unwahr — also machtlos.
Die Tatsache, daß wir diese Wahrheit wissen, bedeutet aber nicht unbedingt, daß Hauswirte oder Mieter, die solche Charakterzüge zeigen, diese nun plötzlich aufgeben. Denn volle Erlösung und Heilung kommen erst, wenn der Betreffende bereit und willens ist, dafür zu arbeiten. Aber dadurch, daß wir uns auf die göttliche Liebe verlassen, werden wir im eigenen Leben davor bewahrt, solchen Eigenschaften zu frönen oder ihnen zum Opfer zu fallen. Auch zeigen sich so eher praktische Wege, wie die echten Bedürfnisse von Mietern wie Hauswirten deutlich gemacht und beide zufriedengestellt werden können.
Auf meiner Suche nach einer erschwinglichen Wohnung habe ich viele Gelegenheiten gehabt, zu beweisen, daß das Vertrauen auf Gottes Macht Freiheit von einengenden Umständen bringt. Drei Beispiele kommen mir dabei besonders in den Sinn. Ich lebte damals von einem Einkommen unterhalb der Armutsgrenze und suchte nach einer Unterkunft, als Mietwohnungen besonders knapp und teuer waren. Einmal wurde mir nach Tagen erfolglosen Suchens eine ideale Wohnmöglichkeit angeboten — und zwar am Abend vor dem Tag, an dem ich ausziehen mußte. Ein andermal mußte ich umziehen, weil das Haus, in dem ich wohnte, in allernächster Zeit abgebrochen werden sollte. Ich traf damals eine Frau, die ich lange Zeit nicht gesehen hatte, und sie wußte von einer sofort beziehbaren Wohnung. Und ein drittes Mal erzählte mir eine Freundin von einem Haus (das, wie sie meinte, mir sicher gefallen würde), bevor ich überhaupt zu suchen begonnen hatte! In allen drei Fällen waren die Vermieter freundlich und ehrlich, und die Wohnungen kosteten jeweils nur einen Bruchteil der üblichen Miete, während sonst auch für den doppelten Preis fast nichts zu haben war.
Meinen täglichen Gebeten zu der Zeit lag die Überzeugung zugrunde, daß ich nie obdachlos sein konnte, weil mein wahres Heim in Gott und daher dauerhaft, vollkommen und immer gegenwärtig war. Ich wußte, daß das Wirken des göttlichen Gesetzes durch sich wandelnde menschliche Umstände nicht gestört werden konnte. Ich muß zugeben, daß mir das nicht immer so klar war. Wenn ich mit anderen Problemen konfrontiert wurde, gab es Augenblicke, wo Furcht oder Zweifel sich in mein Denken einschlichen und ausgetrieben werden mußten, bevor ich die Lösungen erkennen konnte.
Ich war dankbar — und nicht allzu überrascht —, daß ich in dieser Zeit beruflich mit Wohnungsangelegenheiten zu tun hatte. Dadurch bot sich mir die Gelegenheit, in einem größeren Rahmen in die Praxis umzusetzen, was ich in meinem eigenen Leben geistig über Heim gelernt hatte.
Einmal kündigte der Besitzer eines heruntergekommenen Miethauses, in dem Arbeiter mit niederem Einkommen und ältere Leute wohnten, seinen Mietern eine beträchtliche Mieterhöhung an. Die meisten konnten sich diese erhöhte Miete nicht leisten; außerdem hatte der Eigentümer dringend notwendige Reparaturen nicht durchgeführt.
Die Mieter baten mich, sie zu unterstützen. Sie wollten eine Abordnung zu dem Hauseigentümer schicken, die mit ihm über eine Lösung verhandeln sollte. Ich half ihnen, aber vor allem betete ich. Vor dem geplanten Treffen mit dem Hausbesitzer betete ich, um mir zu vergegenwärtigen, daß das göttliche Gemüt alle Beteiligten leitete, denn es gibt ja kein von Gott getrenntes Gemüt und keine Macht neben Gott. Zorn, Furcht, Sturheit, Hitzigkeit, Selbstsucht und Manipulation haben in der Allheit der göttlichen Liebe, Gottes, des Guten, nicht die geringste Autorität. Statt dessen herrschen geistige Inspiration, Selbstlosigkeit, Weisheit, Aufrichtigkeit und Zuneigung. Ich hielt an der Wahrheit dieser Ideen fest, und eine innere Ruhe erfüllte mich; ich hatte die klare Überzeugung, daß das Gemüt alles vollkommen beherrscht.
Nun, das Treffen zwischen Hausbesitzer und Mietern verlief höchst ungewöhnlich! Alle Beteiligten waren rücksichtsvoll und geduldig. Fest, aber freundlich wurden Probleme vorgebracht, die behoben werden mußten. Furcht und Spannung waren kaum festzustellen, und Versuche zu manipulieren wurden aufgegeben, weil sie einfach wirkungslos waren. Während der ganzen Verhandlung lauschte ich auf Gott und entdeckte, daß ich durch stilles Gebet am meisten bewirkte. Ich fühlte mich nur zu einigen kurzen Bemerkungen veranlaßt. Es war wunderbar, wie ich frei wurde von dem Gefühl persönlicher Verantwortung dafür, daß auch weniger offensichtliche Fragen zur Sprache kamen. Was besprochen werden mußte, wurde besprochen.
Das Ergebnis war, daß der Hausbesitzer die beabsichtigte Mieterhöhung zurücknahm und sich bereit erklärte, die nötigen Reparaturen vorzunehmen. Der schönste Augenblick für mich aber kam am Schluß, als einer der älteren Mieter aufsprang, meine Hände ergriff und rief: „Gott sei gelobt!” Ich stimmte freudig zu. Wir alle hatten eine gerechte Lösung der Schwierigkeiten miterlebt.
Zur Beseitigung von Differenzen zwischen Mietern und Vermietern ist mehr als positives Denken und menschliche Freundlichkeit erforderlich. Auch werden sich die schwierigen Wohnprobleme, vor denen viele Länder stehen, nicht ohne einen großen Aufwand an Zeit, Energie, Geldmitteln und Kreativität lösen lassen.
Es gibt schon hie und da hoffnungsvolle Ansätze — einfallsreiche Projekte, die Mietern und Hausbesitzern helfen, ihre Unstimmigkeiten zum Besten aller zu bereinigen; die es zum Beispiel den Mietern auch möglich machen, Heimwerkertalente zu erlernen und einzusetzen und ihre Wohnhäuser gemeinsam zu verwalten, oder die die Bewohner einer Stadt zusammenbringen, um gemeinsam und ohne kommerzielle Ziele Häuser für einkommensschwache Familien zu bauen. Solche Unternehmungen verdienen unsere Unterstützung. Aber noch viel mehr ist nötig — unter anderem systematisches Handeln und tiefes Engagement —, um die Wohnraumknappheit auf der ganzen Welt zu beenden.
Gebet, wie Christus Jesus es verstand, ist das Element, das die notwendige Motivation geben und Lösungen und Hilfsmittel ans Licht bringen kann. Wirkliches Gebet korrigiert destruktive Einstellungen (und das sich daraus ergebende Verhalten), indem es das immergegenwärtige Wirken des geistigen Gesetzes anerkennt. Dies wiederum öffnet die Tür des menschlichen Denkens, so daß wir Möglichkeiten sehen in Situationen, die vorher hoffnungslos erschienen.
Jesaja hatte eine Vision, die all jenen Hoffnung und Trost gibt, die sich danach sehnen, Gottes vollkommene Fürsorge für Seine Kinder zu erleben: „Mein Volk [wird] in friedlichen Auen wohnen ..., in sicheren Wohnungen und in stolzer Ruhe.“ Dies sind die Elemente eines wahren Heims. Und jeder von uns verdient es, sie wahrzunehmen und Beweise dafür in seinem Leben zu sehen.
Du hast mir kundgetan die Wege des Lebens;
du wirst mich erfüllen mit Freude vor deinem Angesicht.
Apostelgeschichte 2:28
