Haben Sie Sich schon einmal gefragt, wie die Menschen sich überhaupt trauen, sich zu kümmern, und es auch immer wieder schaffen, es zu tun? Wenn es uns schon so viel Mühe kostet, unseren eigenen Alltag in den Griff zu bekommen, dann können wir angesichts der Probleme um uns herum regelrecht kapitulieren.
Niemand möchte hartherzig sein. Aber manchmal bleibt uns scheinbar gar nichts anderes übrig, wenn wir das Leben, wie es heutzutage nun einmal ist, meistern wollen. Ein Nachbar ist arbeitslos, weil eine Fabrik oder ein Militärstützpunkt geschlossen worden ist. Ein Arbeitskollege kämpft mit einer Krankheit. Jemand demoliert mutwillig alle Briefkästen in unserer Straße. Wieder ein anderer hat Alkoholprobleme... Es ist einfach zu viel. Schließlich müssen wir noch das Frühstück zubereiten und die Kinder für die Schule fertigmachen. Am Arbeitsplatz wartet eine längst überfällige Arbeit auf uns, und dann ist da auch noch das Auto, das in die Werkstatt muß.
Und doch gibt es Menschen, die täglich von solchen Situationen hören und in überströmender, unerschöpflicher Liebe Freunde und Fremde der göttlichen Liebe näherbringen. Sie kümmern sich, und das erschöpft sie nicht, sondern erfrischt und erneuert sie. Ihre Gotteserfahrung vertieft sich, und die, die sich an sie wenden, finden Antworten und Heilung, die viele für unmöglich gehalten haben. Welch ein kostbares Geschenk wird da weitergegeben! Wer kann beschreiben, was für ein Gefühl es ist, von Furcht, Trauer, Hoffnungslosigkeit und Qual reingewaschen zu werden! Wie kann man das Licht erklären, das das Bewußtsein erfüllt, das Gefühl, von Gott geliebt zu werden, umsorgt zu sein, sich auf das Gute verlassen zu können! Was für eine unglaubliche Entdeckung! Welch ein Wunder! Es bringt eine wahre Flut von Gesundheit und Fortschritt mit sich. Die Christliche Wissenschaft befähigt alle zu einem solchen Leben echter Fürsorge für andere.
Das ist es doch, was christliches Leben ausmacht: durch das Leben unseres Herrn und Meisters die wahre Natur Gottes entdecken; das Bewußtsein der Macht, Gegenwart und unbegrenzten Allheit in uns lebendig werden lassen. Dieses geistige Erwachen bewegt das Menschenherz mit grenzenloser Liebe zum Nächsten.
Alles, was wir über Gott wissen, sehen wir in Seiner Schöpfung, und damit auch im Menschen, widergespiegelt. Das christusgleiche Verständnis von Gott und von dem, was der Mensch als Sein Ebenbild wirklich ist, verändert unser Leben von Grund auf. Unsere Motive, Ziele und Wünsche werden umgestaltet. Unser größtes und wichtigstes Ziel wird es, das Bewußtsein, daß „Gott mit uns“ ist, aufrechtzuerhalten und zu nähren. Ist es doch unser größter Schatz. Wir erkennen auch, daß Selbstsucht dieses Bewußtsein tötet. Nur dann bleibt es lebendig und wächst, wenn wir jeden Menschen in die Liebe, mit der wir geliebt werden, mit einschließen. Das spornt uns dazu an, unser tägliches Leben mehr und mehr zu verchristlichen.
Christus macht das Herz „zart“. Durch diesen göttlichen Einfluß können wir den Menschen so sehen, wie er wirklich ist — als die Widerspiegelung Gottes. Wenn wir den Christus in uns herrschen lassen und bestrebt sind, die christliche Disziplin freudig anzunehmen, dann sind dem Guten, das sich im Leben entfaltet, keine Grenzen gesetzt. Das erklärt die Botschaft im Neuen Testament: „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.“ Halten wir jeden Tag an dieser Botschaft fest, so macht sie uns empfänglich für die zuverlässige, starke Führung durch Christus, Wahrheit. Wir werden uns des göttlichen Einflusses bewußt, den Gott auf uns ausübt. Und wir werden dazu inspiriert, in unserem Leben mehr auf Seine Liebe anzusprechen. Das führt zu Heilung.
Mary Baker Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift über das Wesen des Christus: „Christus ist die wahre Idee, die das Gute verkündet, die göttliche Botschaft von Gott an die Menschen, die zum menschlichen Bewußtsein spricht.“ Diese Botschaft der göttlichen Liebe kommt zu uns mit heilender Macht. Wir hören und erleben die herrliche Güte Gottes. Das ist das Großartige an der Botschaft Christi, daß sie sowohl in Worten als auch durch unser Erleben zu uns kommt, als Inspiration wie auch als Heilung. Ja, beides ist nicht voneinander zu trennen.
Wenn wir diese „wahre Idee“ immer hören wollen, muß das fleischliche Gemüt zum Schweigen gebracht werden. Darum kommen wir nicht herum. Aber wir können gewiß sein: Durch Gottes Gnade werden wir dazu befähigt, es zu tun, wenn wir nur bereit dazu sind. Die Versuchung, ärgerlich, kritisch, unversöhnlich oder eigenwillig zu sein, kann solch ein Getöse, solch eine aufbrausende Disharmonie hervorrufen, daß wir eine Weile für die „göttliche Botschaft von Gott“ taub werden. Schon der Gedanke an einen solchen Verlust tut weh. Wer je Heiligkeit vernommen oder erlebt hat, würde niemals freiwillig die Ideen des göttlichen Gemüts für die Mißtöne des sterblichen Gemüts eintauschen. Wir sollten vom Löwenzahn lernen: Im Frühling erfreuen wir uns an seinen strahlendgelben Blüten. Also lassen wir ihn wachsen. Aber was für lästiges Unkraut verbreitet sich dann! Und wir haben viel Mühe, es wieder loszuwerden.
Das ist ein wichtiger Punkt, wenn wir bedenken, was das geistige Heilen von uns fordert. Mrs. Eddy warnt in Wissenschaft und Gesundheit: „Wenn Heuchelei, Stumpfheit, Unmenschlichkeit oder Laster durch den angeblichen Heiler ihren Weg in die Krankenzimmer finden, so würde dies, wenn es möglich wäre, den Tempel des Heiligen Geistes, d. h. die geistige Kraft des Patienten, sich zu neuem Leben zu erheben, in eine Räuberhöhle verwandeln.“ Welch ein Segen ist diese Warnung! Die Alarmanlagen des geistigen Sinnes warnen uns vor den Räubern, die es auf unseren Frieden abgesehen haben, die unser gütiges Herz und unser Mitgefühl stehlen wollen. Sie würden uns nichts lassen als die falschen Botschaften des Bösen — die unaufhörliche Litanei des Irrtums, die uns müde macht und auslaugt, uns die geistige Stärke und Vitalität nimmt.
Wir sind ganz ohne Zweifel imstande, zwischen dem Christus in uns und den Suggestionen des sterblichen Gemüts zu unterscheiden. Das eine bewirkt, daß wir unserem Nächsten unser Herz öffnen. Es heilt die Kranken; es gebietet der Sünde Einhalt und zerstört sie; es verbessert und korrigiert und leitet uns zum Rechttun; es bringt einen Reichtum an Güte und Liebe ans Licht. Das sterbliche Gemüt dagegen führt zu Disharmonie und Gefühlskälte. Es gibt dem Ärger Raum, bauscht die Fehler anderer auf, erliegt der Furcht. Es macht uns Sorgen und hält uns in dauernder Unruhe. Es schwächt unsere Heilkraft. Wenn wir dem sterblihen Gemüt nachgeben, tun wir unserem Nächsten nichts Gutes und uns selbst viel Schaden. Aber wir werden davor gerettet, wenn wir an der Herrlichkeit in uns festhalten, die Christus offenbart — und dann wird unendlich viel Gutes demonstriert.
Als sich die mächtigen Wogen des sterblichen Gemüts vor Christus Jesus auftürmten, bedrohte er sie mit den Worten: „Schweig und verstumme!“ Und es wurde ganz still. Diese Stille ist die Arbeitsstätte des erfolgreichen christlichen Heilers. Hier vereinigen sich menschliche und göttliche Fürsorge. Hier zieht all die Herrlichkeit Gottes an uns vorüber. Bewahren wir sie gut!
