Gerade Als Wir das zweite Lied zu Ende gesungen hatten, kam er aus dem „Kinderraum", trabte den Gang hinunter und setzte sich zu seinen Eltern. Sobald der Erste Leser die Gemeinde einlud, Zeugnisse abzugeben, schnellte er in die Höhe. Er sprach in rührender Weise über die Heilung von verletzten Gefühlen und Mißverständnissen unter Freunden. Als er sich wieder hinsetzte, legte der Vater den Arm um seinen Sechsjährigen und zog ihn an sich.
Die Zeugnisversammlung am Mittwoch kann eine besondere Zeit für die Familie sein. Für die Eltern ist es eine Gelegenheit, mit ihren Kindern in einer Weise zusammenzusein, die einzigartig ist. Und für die gesamte Mitgliedschaft kann die Mittwochabendversammlung die Distanz zwischen Sonntagsschulraum und Kirchenauditorium überbrücken — eine Distanz, die oft größer ist als die paar Meter Flur und Treppen, die die beiden räumlich trennen. Die verschiedenen Generationen stehen sich manchmal mit einer gewissen Scheu gegenüber; sie möchten miteinander in Kontakt kommen, wissen aber nicht recht, wie sie es anfangen sollen. Wenn wir gemeinsam den Worten der Wahrheit lauschen und den Erfolg in der Demonstration der Wahrheit miteinander teilen, lieben wir einander so, wie Christus Jesus es von seinen Nachfolgern erwartete.
Ein Zehnjähriger sagt, er finde nicht, daß die Kirche nur für Erwachsene sei. „Ich sitze gern dort bei all den anderen. Es ist wie eine Familie. Ich fühle mich allen nahe. Ich höre gern, wie andere Leute zu Gott beten und geheilt werden. Ich denke über meine eigenen Zeugnisse nach — über die, die ich schon abgegeben habe oder die ich abgeben möchte. Außer den Zeugnissen habe ich auch die Lieder sehr gern. Ich singe gern zusammen mit anderen."
Seine Mutter sagt: „Die Mittwochabendversammlung bedeutet Gemeinschaft mit dem Vater-Mutter Gott und Seiner Familie — unserer Familie. Das ist Elternliebe, die größer ist, als mein Mann und ich sie geben können."
Mrs. Eddy erwartete, daß die Christus-Wissenschaft die Menschen vereinen würde. Sie schrieb in Wissenschaft und Gesundheit: „Die Christliche Wissenschaft plündert das Reich des Bösen und fördert in höchstem Maße die Zuneigung und die Tugend in den Familien und somit in der Allgemeinheit."
Im Juni 1898 richtete Mrs. Eddy die Mittwochabendversammlungen ein. (Vorher hatten die Versammlungen zunächst donnerstags und dann freitags stattgefunden.) Ich wollte herausfinden, ob damals ganze Familien auf den Versammlungen zusammenkamen, und wurde zu einem Bericht von William Lyman Johnson geführt, der als Junge die frühen Pioniertage der Christlichen Wissenschaft in Boston miterlebt hatte. In den achtziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts schlossen sich er und seine Eltern regelmäßig einer Gruppe von Freunden zum Abendessen in einem kleinen Restaurant in der Tremont Street an, bevor sie zusammen zur Freitagabendversammlung gingen. Das ist eine schöne Erinnerung an die Anfangsjahre. Robert Peel, Christian Science: Its Encounter with American Culture (New York: Henry Holt and Co., 1958), S. 128. (Dies war alles, was ich über die Frage ausfindig machen konnte, ob es in den ersten Jahren üblich war, daß die ganze Familie die Zeugnisversammlungen besuchte.)
Aber selbst wenn es nicht üblich gewesen sein sollte, so kann es doch für uns zur Tradition werden. Mir gefällt, was eine Bekannte über unsere Mittwochversammlungen sagte: „Wir brechen Brot zusammen wie die ersten Christen. Wir schreiben das Evangelium für unser Jahrhundert." Eine andere Bekannte meinte: „Es ist wichtig, daß Kinder mehr hören als nur von Heilungen in der Familie. Die zahlreichen Heilungen jede Woche stärken die Überzeugung des Kindes und lassen es mehr Heilungen erwarten. Kinder mögen besonders den Geschichtencharakter von Zeugnissen, und sie können sich die Zeugnisse leicht merken."
Als unsere Tochter klein war, sagte sie: „Mir gefallen die Zeugnisse, weil sie immer ein glückliches Ende haben." Wo sonst gibt es so gute Nachrichten?
Der Sonntagsschüler betrachtet die Woche aus einer anderen Perspektive, wenn er darüber nachzudenken beginnt, welche Erlebnisse als Zeugnisse für die Mittwochabende in Frage kommen könnten. Er fangt an, nach Ereignissen Ausschau zu halten, die für ihn selbst glücklich ausgingen. Dadurch, daß er häufig und regelmäßig Berichte über Heilungen hört, lernt er mehr über das Heilen.
Schließlich werden die meisten Kinder, die zur Mittwochversammlung kommen, das Bedürfnis haben, anderen von ihren eigenen Erfahrungen zu erzählen. Das ist für sie etwas ganz Natürliches. Durch die ungekünstelten Worte eines Kindes (dessen Nase vielleicht kaum über die Kirchenstühle reicht), das seinen Dank für Gottes liebevolle Fürsorge ausdrückt, kann die Scheu mancher Erwachsenen, Zeugnisse abzugeben, mit Sicherheit abgebaut werden.
Ein junger Mann, der seit seinem fünften Lebensjahr die Mittwochabendversammlungen besucht, sagte, er sei dadurch ein besserer Sonntagsschüler geworden, daß er besser verstehen lernte, wie die Christliche Wissenschaft wirkt. „In guten Zeugnissen werden auch die Gedanken erwähnt, die zur Heilung führten. Durch sie wurde mir früh klar, was es mit der Christlichen Wissenschaft und dem Heilen auf sich hat."
Ein junger Student, der schon seit vielen Jahren die Mittwochabendversammlungen besucht, sagte: „Die Lesungen geben mir Antworten, und die Heilungen sind anregend, wenn ich selbst eine Zeitlang keine Heilung gehabt habe. Die Zeugnisse bestätigen die universelle Anwendbarkeit der Wahrheit, und sie füllen den Zeitraum zwischen meinen eigenen Heilungen. Manchmal sage ich etwas, aber auch wenn ich nichts sage, ist es eine besondere Zeit, um Gott dankbar zu sein. Ich möchte Gott sowohl im stillen für mich als auch öffentlich danken."
Für ein Kind ist es vielleicht ungewohnt, die Kirche in seine liebevollen Empfindungen mit einzuschließen. Aber das Beispiel von Eltern, die die Mittwochabendversammlungen lieben und eifrig besuchen, wird das Kinderherz eher erreichen als viele Worte über den Kirchenbesuch. Einer unserer Söhne fragte einmal leicht amüsiert: „Wißt ihr denn nicht, daß wir viel mehr davon lernen, was ihr tut, als davon, was ihr sagt?"
Die Welt hält mit vielen Argumenten die Kinder von der Mittwochversammlung fern — zwei davon sind Hausaufgaben und Schlafenszeit. Wenn wir diese Argumente als Gegner einer geistigen Erziehung ansehen, stellen wir vielleicht fest, daß sie die Kinder nicht länger fernhalten können.
Natürlich gibt es manchmal besondere Umstände, aber wenn die Kirche regelmäßig wegen Hausaufgaben versäumt wird, bedeutet es, daß die weltliche Bildung als wichtiger und als größere Verantwortung betrachtet wird als geistige Erleuchtung. Eine Mutter sagt, sie erwarte, daß das Besuchen der Mittwochversammlungen ihrem Sohn bei den Schulaufgaben hilft, da es ihm ein klareres Verständnis seiner Einheit mit der göttlichen Intelligenz vermittelt.
Die Schlafenszeit ist im Universum nicht festgelegt. Es gibt kein Gesetz, das besagt, ein Kind müsse dafür leiden, daß es etwas später als üblich ins Bett geht. Christliche Wissenschafter lernen, daß sie sich selbst zum Gesetz werden, wenn sie dem Gesetz der göttlichen Liebe gehorsam sind.
Wenn Eltern die Nacht über aufbleiben, um mit ihrem Kind für eine Heilung zu beten, erwarten sie nicht, am nächsten Morgen völlig gerädert zu sein. Stärke und Erfrischung sind auch Früchte des Gebets. Ein Kind, das wegen eines Kirchenbesuchs etwas länger aufbleibt, sollte am Morgen munter, lebhaft und gesund sein und nicht über Mattheit und Müdigkeit klagen.
Viele Zweigkirchen nehmen junge Leute im Alter von zwölf Jahren als Mitglieder auf, obgleich der Sonntagsschulbesuch bis zum zwanzigsten Lebensjahr fortgesetzt wird. Die Mittwochabendversammlungen können den Sonntagsschülern, die der Kirche angehören, die Kirchenmitgliedschaft zu einer praktischen Erfahrung machen. So helfen zum Beispiel in einer Zweigkirche junge Mitglieder am Mittwochabend als Ordner und bedienen die Mikrofone.
Die Versuchung, nach Beendigung der Sonntagsschule von der Kirche abzuwandern, ist viel geringer, wenn die Freude und Kameradschaft, die der Kirchenbesuch mit sich bringt, schon durch die Mittwochabendversammlungen geweckt wurden.
Hat eine Zweigkirche gegenwärtig keine jungen Leute, so können die Mitglieder dennoch anerkennen, daß die in den Zeugnisversammlungen zum Ausdruck gebrachten Wahrheiten die Kinder in ihrer Stadt wie auch der ganzen Welt mit einschließen und die Atmosphäre für alle Altersgruppen mit moralischer und geistiger Gesundheit erfüllen. Die Wände unserer Kirchengebäude sind einfach nicht dick genug, um die machtvollen Ströme des Christus, der Wahrheit, zurückzuhalten. Auch würden wir unserem Herzen dies niemals erlauben.
Die Mittwochabendversammlungen verbinden alle Altersgruppen miteinander als einen lernenden Körper, eine Familie in Christus.