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Gebet — eine wirksame Aktion

Aus der Juni 1992-Ausgabe des Herolds der Christlichen Wissenschaft


Als Ich An einer Universität für einen Zweig von Amnesty International arbeitete, war ich einmal überwältigt von Berichten über die Haft und Folter unschuldiger Menschen. Ich erhielt die wöchentliche Mitteilung „Urgent Action Update“, in der neuste Informationen gebracht wurden über die Situation politischer Gefangener in der ganzen Welt. (Als politische Gefangene werden Menschen bezeichnet, die keinerlei Gewalt angewandt haben und nur wegen ihrer Überzeugungen oder ihrer ethnischen Herkunft inhaftiert werden.) Daraufhin schrieb ich Briefe, organisierte und agitierte. Obwohl ich daran gewöhnt war, über Schwierigkeiten in meinem eigenen Leben zu beten, war mir nicht der Gedanke gekommen, daß ich auch angesichts dieser Herausforderung beten könnte und daß das eine machtvolle, effektive Aktion sein würde.

Die Bibel gibt uns klare Beispiele von politischen Gefangenen, die allein durch Gebet befreit wurden. Im Buch des Propheten Daniel im Alten Testament wird von drei unschuldigen Männern berichtet, die durch ihr absolutes Vertrauen auf Gott vor dem Tode bewahrt wurden. Schadrach, Meschach und Abed-Nego waren in einen glühenden Ofen geworfen worden, weil sie sich weigerten, vor dem goldenen Bild des Königs niederzufallen. Sie hatten sich einem königlichen Dekret widersetzt. Aber wenn sie ein goldenes Bild angebetet hätten, einen falschen Gott, hätten sie ihre Treue zu dem einen Gott gebrochen. Wir könnten vielleicht sagen, daß ihr erleuchteter Gottesbegriff und ihr vollständiges Vertrauen auf Ihn — mit anderen Worten, ihr Gebet — ihre vordringliche Aktion („urgent action“) war. Sie traten aus dem Ofen, ohne daß ihnen auch nur ein Haar versengt worden war. Dasselbe göttliche Prinzip, das sie dazu bewegt hatte, dem goldenen Bild nicht zu huldigen, wirkte als schützendes Gesetz.

Im Neuen Testament lesen wir in der Apostelgeschichte, daß Paulus und Silas unter dem Vorwand gefangengenommen wurden, sie verkündeten „Ordnungen“, die die Römer „weder annehmen noch einhalten“ durften. Nachdem sie geschlagen und ins Gefängnis geworfen worden waren, hörten sie nicht auf, sich auf das höhere Gesetz Gottes zu verlassen. Sie folgten demselben göttlichen Prinzip wie Schadrach, Meschach und Abed-Nego und zeigten keine Furcht. Vielmehr beteten sie, sangen, lobten und priesen Gott, so daß die anderen Gefangenen sie hören konnten. Die Resultate ihrer Gebete waren im wahrsten Sinne des Wortes welterschütternd: „Plötzlich aber geschah ein großes Erdbeben, so daß die Grundmauern des Gefängnisses wankten. Und sogleich öffneten sich alle Türen, und von allen fielen die Fesseln ab.“

Diese und andere Beispiele aus der Bibel sind zweifellos relevant, wenn man an die heutigen politischen Gefangenen denkt. Doch ist Gebet wirklich eine wirksame Aktion, wenn wir von Gefangenschaft und Folter in anderen Teilen der Welt hören?

Ich fand die Antwort auf diese Frage, nachdem ich einmal über solche Berichte besonders empört gewesen war. Ich war zu erregt, um überhaupt Briefe zu verfassen, und gab auf. Kurz darauf ging ich Joggen und fühlte plötzlich stechende Schmerzen im ganzen Körper. Die Schmerzen erschienen mir wie eine bestimmte Art Folter, von der ich gerade gelesen hatte; doch sie kamen aus heiterem Himmel. Ich legte mich am Straßenrand hin und wartete auf Erleichterung.

Die Situation war so dringlich, daß ich mich vollständig an Gott wandte. Ich betete zu Ihm als einer guten, allerhabenen Macht und lauschte still auf Seine Führung. Ein Satz aus Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, dem Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, kam mir in den Sinn. Mary Baker Eddy, der Entdeckerin und Begründerin der Christlichen Wissenschaft
Christian Science (kr´istjen s´aiens), schreibt dort: „Allmacht besitzt Allgewalt, und irgendeine andere Macht anerkennen heißt Gott die Ehre versagen.“ Nachdem ich über diese Worte nachgedacht hatte, war die Botschaft klar: Die Allmacht Gottes ist absolut und läßt keinen Raum für irgendeine andere Macht.

Sofort wurde mir klar, daß ich Schmerzen nicht als eine machtvolle Kraft anerkennen durfte, weil ja Gott die einzige wahre Kraft ist, die am Wirken ist. Als ich Seine tröstende Gegenwart spürte, wurde mir die Tatsache bewußt, daß Gottes Gegenwart auch in die Gefängniszellen hineinreicht. Das Erkennen Seiner liebenden Fürsorge ließ die Schmerzen wie eine vorübergehende Illusion erscheinen.

Die Schmerzen verschwanden augenblicklich, und ich war erfüllt von Freiheit, Dankbarkeit und Ehrfurcht. Ich stand auf und lief weiter; ich erkannte, daß dies das erste Mal gewesen war, daß ich über Folter gebetet hatte. Mir war sehr klar, daß es notwendig war, durch Gebet in mir selbst ein Gefühl der gottgegebenen Freiheit aufzurichten, und daß ich dem Priorität geben mußte; zumindest mußte ich es tun, bevor ich Briefe schrieb oder Kampagnen organisierte. Ich erkannte den tiefen Wert des Gebets, des stillen und demütigen Lauschens auf Gottes Führung, als die Basis aller Tätigkeit.

Liebe war ein wichtiger Teil meines Gebets, besonders wenn es galt, die Wut auf diejenigen zu überwinden, die für die Folter anderer verantwortlich waren. Ich erinnerte mich daran, daß Vergebung ein wesentlicher Bestandteil des Betens ist, wie Christus Jesus es lehrte. Unser Meister und Wegweiser vergab sogar denjenigen, die ihn zu kreuzigen versuchten. Jesu Verständnis von Liebe war mehr als nur human. Es war geistig und schloß jeden ein. Jesu Liebe brachte die Macht Gottes, der göttlichen Liebe, zum Ausdruck, und das befähigte ihn, andere zu befreien. Wie es in Wissenschaft und Gesundheit über Gott heißt: „Liebe ist der Befreier.“

Etwas anderes lernte ich noch aus dieser Erfahrung, nämlich daß menschliches Mitgefühl zwar wichtig ist — es bedeutet natürlich großen Fortschritt gegenüber Gleichgültigkeit und Nichtbeachtung —, daß jedoch ein Unterschied besteht zwischen menschlichem Mitgefühl und der geistigen Liebe, die heilt. Mitgefühl mit dem Schmerz eines anderen, ja auch mitzuleiden, heilt nicht. Doch mit einem klaren Begriff von der Allerhabenheit der göttlichen Liebe und der Geborgenheit, deren sich der Mensch in der Obhut der göttlichen Liebe erfreut — der Geborgenheit, die er als das unzerstörbare, geistige Ebenbild der Liebe genießt —, bleiben wir selbst frei und damit am besten in der Lage, die (falls überhaupt) erforderlichen menschlichen Maßnahmen zu ergreifen.

Für unsere eigene Freiheit und die zunehmende Freiheit der Menschheit ist es wichtig, durch die Macht der göttlichen Liebe zu heilen. Die geistigen Heilungen in unserem Leben sind nicht einfach isolierte persönliche Ereignisse; sie müssen notwendigerweise andere Menschen in anderen Teilen der Welt segnen, denn sie demonstrieren die Allmacht der göttlichen Liebe und die Betrügerei alles dessen, was den Menschen gefangennehmen möchte.

Das Licht der allmächtigen Liebe, das sich in unseren Gebeten für die Menschheit widerspiegelt, kann mit den universellen, unparteiischen Segnungen der Sonne verglichen werden. Mrs. Eddy schreibt in Wissenschaft und Gesundheit:Liebe, duftend von Selbstlosigkeit, badet alles in Schönheit und Licht.“ Und einige Zeilen weiter sagt sie: „Das Sonnenlicht schimmert von der Kuppel des Domes, leuchtet in die Gefängniszelle, gleitet in das Krankenzimmer, läßt die Blume erglänzen, verschönt die Landschaft und segnet die Erde.“ Alle Menschen, auch diejenigen, die in Gefängniszellen eingesperrt sind, kann die grenzenlose Macht der göttlichen Liebe erreichen.

Als ich vom Joggen nach Hause kam, setzte ich mich hin und schrieb Briefe, in denen ich die Freilassung der politischen Gefangenen forderte. Diese Aktionen — Briefe schreiben, Petitionen zirkulieren lassen usw. — sind natürlich hilfreiche, wertvolle Schritte. Doch nichts kann den Platz unseres mächtigsten Werkzeugs, nämlich Gebet, einnehmen.

Das Gesetz des Geistes, der lebendig macht in Christus Jesus,
hat dich frei gemacht
von dem Gesetz der Sünde und des Todes.

Römer 8:2

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