Als Ich Ein Junge war, entdeckten mein Cousin und ich einmal einen wilden Pampelmusenbaum im Wald. Es war der größte Pampelmusenbaum, den wir je gesehen hatten (und dabei hatte Tante Mary einen ganzen Pampelmusenhain ganz in der Nähe). Schon von weitem konnten wir sehen, daß dieser Baum voller schöner gelber Früchte hing. Aber leider war es nicht leicht, an ihn heranzukommen, denn er war von Gestrüpp und Palmetten umgeben.
Schließlich gelang es uns, bis zum Baum vorzudringen. Doch dann sahen wir, daß die Früchte zu hoch für uns hingen. So mußten wir also auf den Baum klettern und die Äste entlangrutschen. Wir ließen uns nicht entmutigen und waren bald mit sechs oder acht der größten reifen Pampelmusen auf dem Weg nach Hause.
Mit dem Preis sicher in unseren Händen setzten wir uns auf die Stufen der hinteren Veranda und begannen, die besten Stücke unseres „Schatzes“ abzupellen. Als ich jedoch ein Stück der Frucht in den Mund steckte, war das Ergebnis nicht so, wie ich erwartet hatte. Ich hatte den Mund voller Kerne. Und sauer war’s — nicht sauer in der Art, wie wir es von Pampelmusen gewöhnt sind, sondern so, daß es einem die Lippen zusammenzog und Tränen in die Augen trieb!
Ich brauche wohl kaum zu erwähnen, daß wir keine Früchte mehr im Wald pflückten. Die Mühe lohnte sich nicht.
Manche Dinge im Leben sind es ganz eindeutig wert, daß man alles daransetzt, um sie zu erreichen — andere nicht. Und manchmal können wir nicht abmessen, was es kosten wird, bis wir das Ergebnis gesehen (oder probiert!) haben. Doch wenn es um geistige Angelegenheiten geht — um das, was mit unserer Beziehung zu Gott und unserem geistigen Fortschritt zu tun hat —, wird eine abwartende Haltung kaum eine Entscheidung herbeiführen oder uns vorwärtsbringen. Im Gegenteil, es kann gut möglich sein, daß wir gleich zu Anfang unserer Bemühungen — vielleicht schon, bevor wir sichtbare „Resultate“ sehen können — entscheiden müssen, wieviel wir in die Arbeit zu investieren bereit sind.
Wenn wir beispielsweise über die tiefere Bedeutung christlichen Heilens nachdenken, können wir auch anfangen zu verstehen, wie wichtig es für unser Leben und für die Zukunft der Menschheit ist. Und dann werden wir eine bessere Grundlage für die Entscheidung haben, ob das christliche Heilen es tatsächlich wert ist, das zu investieren, was von uns verlangt werden mag.
Denken Sie an die Jünger am Galiläischen Meer, die sich auf Jesu Aufforderung hin entschieden, ihre Netze wegzulegen, die alten Lebensweisen hinter sich zu lassen und sich voll und ganz der Nachfolge unseres Meisters zu widmen. Denken Sie an die „kostbare Perle“ in einem von Jesu bemerkenswerten Gleichnissen, das im Matthäusevangelium wiedergegeben wird. Der Kaufmann, von dem Jesus in dem Gleichnis spricht, verkauft alles, was er hat, als er von der Existenz der kostbaren Perle erfährt, um dieses eine vollkommene Juwel zu erstehen. Hier wird klar zum Ausdruck gebracht, was wichtig ist und was wir investieren müssen, wenn wir im Dienste Gottes stehen.
Manchmal könnte sich jedoch jemand fragen, der merkt, welche Verpflichtungen das Christentum (das christliche Heilen eingeschlossen) mit sich bringt: Ist es wirklich nötig, daß soviel von einem verlangt wird, um von einer Krankheit geheilt zu werden? Gibt es keinen einfacheren Weg, wie zum Beispiel eine Tablette zu nehmen? Dies ist möglicherweise keine so ungewöhnliche Frage, wenn man davon ausgeht, daß das Hauptziel der Heilung körperliche Erleichterung ist.
Christliches Heilen bedeutet jedoch sowohl individuelle geistige Entwicklung als auch die Überwindung von Krankheit und die Wiederherstellung von Gesundheit. Es führt zur Umwandlung des Denkens, zu Wiedergeburt und Erlösung von Sünde. Christliches Heilen lehrt uns zudem, was es bedeutet, ein Kind Gottes, der göttlichen Liebe, zu sein, und läßt uns die Umarmung dieser Liebe spüren. Beim Heilen geht es um Gottes rettende Gnade und um die Entdeckung, daß das Reich Gottes nahe herbeigekommen ist. Und das Heilen in der Christlichen Wissenschaft ist letztlich untrennbar von der Ausarbeitung unserer eigenen Erlösung.
Stellen Sie sich also vor, Sie hätten die Gelegenheit, sich davon zu überzeugen, daß Gott Ihr Schöpfer ist und daß Er das von Ihm erschaffene Kind nicht einfach den Launen einer unsicheren, sterblichen Existenz überläßt. Stellen Sie sich vor, dieses Wissen um Ihre geistige Beziehung zu Gott würde Sie von Furcht, Sorgen und Zweifel oder dem Gefühl der Leere in Ihrem Leben befreien. Stellen Sie sich vor, Sie könnten verstehen lernen, daß Sie das Bild und Gleichnis der Liebe und daher wertvoll und würdig, kostbar und gut sind. Und stellen Sie sich weiter vor, daß es, wenn Ihr Leben voller Schmerzen oder Leiden, voller Einsamkeit, Trauer oder Sünde ist, einen Weg zum Licht, zur Freiheit und zum Frieden gibt. Stellen Sie sich vor, daß all das und noch mehr die Aufgabe des christlichen Heilens ist. Würde es dann nicht die Mühe wert sein, sich Gottes Willen zu unterstellen, sich dem Gebet und dem Studium der Heiligen Schrift zu widmen, Christi Jesu Beispiel zu folgen und diesen Weg zum heilenden Licht aus erster Hand zu kennen?
Stellen Sie sich nun vor, Sie antworteten mit Ja und fänden gleichzeitig heraus, daß die damit verbundene Arbeit, wenn auch manchmal schwer, so doch freudiger als alle bisher gekannten Freuden ist. Und schließlich: Stellen Sie sich vor, daß diese Arbeit, die Sie täten, nicht nur Sie, sondern auch andere Menschen heilen und segnen könnte. Im Lehrbuch der Christlichen Wissenschaft, Wissenschaft und Gesundheit mit Schlüssel zur Heiligen Schrift, spricht Mary Baker Eddy sowohl von den Forderungen als auch der universellen Tragweite dieser Arbeit, wenn sie sagt: „Beten, wachen und arbeiten, verbunden mit Selbstaufopferung, sind Gottes gnadenreiche Mittel zur Vollendung alles dessen, was mit Erfolg zur Christianisierung und Gesundheit der Menschheit getan worden ist.“
Ist christliches Heilen — die „Christianisierung und Gesundheit der Menschheit“ — wirklich die Mühe wert? Diese Frage muß letztendlich jeder einzelne von uns im eigenen Herzen beantworten.
Jesus sprach:
Wahrlich, ich sage euch:
Es ist niemand, der Haus
oder Brüder oder Schwestern oder Mutter
oder Vater oder Kinder oder Äcker verläßt
um meinetwillen und um des Evangeliums willen,
der nicht hundertfach empfange:
jetzt in dieser Zeit Häuser und Brüder
und Schwestern und Mütter und Kinder
und Äcker mitten unter Verfolgungen —
und in der zukünftigen Welt das ewige Leben.
Markus 10:29, 30
